Kann meinem ältesten Kind keine körperliche Nähe geben

Hallo,

ich habe ein ziemliches Problem und das projeziert sich auf meine Tochter.
Ich schäme mich wirklich dafür, das hier zu schreiben, aber vielleicht kann mir jemand Ratschläge geben...

Meine älteste Tochter ist 10 Jahre alt und sie ist nicht von meinem Mann. Ich war zu dem Zeitpunkt noch recht jung und mein damaliger Partner hat mich sehr schlecht behandelt. Psychisch wie körperlich. Glaubt mir, ich liebe meine Tochter, aber ich kann sie einfach nicht in den Arm nehmen. Ich mache es zwar, wenn sie danach bettelt (und sie bettelt wirklich danach, mit mir zu schmusen, mir körperlich Nahe zu sein), aber ich empfinde es als sehr unangenehm. Ich habe das Gefühl, dass ich sie oft mit meinem damaligen Partner vergleiche. Das hört sich wirklich blöd an, da sie ja eine eigenständige Person ist - ich weiß das alles. Trotzdem stehe ich verzweifelt hilflos der Situation gegenüber.
Sie tut mir ja selbst leid, wenn sie zusieht, wie gerne ich mit meinen beiden anderen schmuse...#heul
Mache schon eine Therapie, aber gerade jetzt wo sie anfängt vorpupertär zu werden, fällt es mir immer schwerer, sie in den Arm zu nehmen.
Von ihrer Oma wird sie verwöhnt und gekuschelt, irgendwie sogar bevorzugt (vielleicht auch, weil die Oma spürt, dass sie von mir benachteiligt wird).
Was dieses Thema anbelangt, bin ich wirklich verzweifelt. Ich zwinge mich dazu, sie in den Arm zu nehmen, ihr mal einen Kuss zu geben etc.. Aber innerlich ekel ich mich manchmal sogar, das hört sich schlimm an, ich weiß. Was kann ich denn nur tun, ich will endlich auch das ihr gegenüber empfinden können, was ich bei meinen anderen beiden auch empfinde.

Danke für`s Lesen

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Das ist in der Tat nicht schön - weder für Dich noch für Dein Kind. Schau mal ein paar Beiträge unter Dir: Dort findest Du einen Beitrag von mir. Ich war auch so ein ungeliebtes Kind und ich habe bis heute (ich bin mitte 30) daran zu knacken. Meine Mutter hat mir auch wenig Liebe gegeben während meine Schwester das bekam, was einem Kind zusteht: Aufmerksamkeit, körperliche und seelische Nähe. Deine Tochter tut mir sehr leid. Ich meine das nicht wertend und möchte Dich nicht verurteilen. Im Gegensatz zu meiner Mom hast Du das Problem erkannt und arbeitest daran, was ich ganz ganz toll von Dir finde und Dir sehr hoch anrechne.

Wenn ich überlege, was ich mir "damals" von meiner Mutter gewünscht hätte, wäre es - mal abgesehen von Liebe - "Zeit" gewesen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie Zeit mit mir alleine verbringt. Aber sie hatte immer meine Schwester im Schlepptau. Alleine shoppen gehen (gerade, wenn Deine Maus schon pupertiert - junge Mädchen lieben das!), alleine ins Kino, alleine Eisessen, ein gutes Gespräch zu zweit und dazu die Worte "ich hab sehr Dich lieb, auch wenn ich es Dir nicht immer zeigen kann", DAS hätte mir gut getan. Wie vor mir schon geschrieben wurde: Zeig ihr auf einem anderen Weg wie gerne Du sie hast. Lacht zusammen - MIR tut das in Bezug auf meine Kinder immer unglaublich gut.

Ich wünsche Dir und Deiner Tochter, dass die Therapie den von Dir gewünschten Erfolg bringt. Deine Tochter hat das verdient - und DU auch!

Alles Liebe #herzlich

LG

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Hallo Sternenglanz,

es hört sich blöd an, aber wer sich mit dem Thema beschäftigt, bzw selbst davon betroffen ist weiß das es öfter vorkommt das man seine negativen Erfahrungen auf das Kind projiziert. Das Kind kann nichts dafür, aber du kannst genauso wenig dafür.

Eine Therapie ist in meinen Augen sehr gut. Ich denke aber auch das es einige Zeit dauert bis du eine Besserung erkennst.
Ich weiß nicht ob es helfen kann wenn du in ganz kleinen Schritten versuchst dich deiner Tochter anzunähern. Versuche mit ihr altersgerecht darüber zu reden und sag ihr das du sie genauso lieb hast wie ihre anderen Geschwister. Versuche dich nicht dafür zu schämen oder zu verurteilen, denn das kann es in meinen Augen noch verstärken. Der Austausch mit Betroffenen kann eventuell auch helfen.

FG blaue-rose

2

Hallo,

erstmal ist es ja gut, dass du eine Therapie machst.

Bis diese anschlägt solltest du deiner Ältesten auf andere Art und Weise zeigen, dass du sie liebst:
- du kannst es ihr sagen
- du kannst mit ihr Unternehmungen machen, die nur speziell für sie sind, ohne ihre jüngeren Geschwister

(Mehr fällt mir leider gerade nicht ein.)

Ansonsten stimme ich meiner Vorrednerin zu.

LG,
J.

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Hallo,

das du eine Therapie machst ist schon sehr gut. Vielleicht kannst du mit deinem Therapeuten/deiner Therapeutin besprechen, wie du deiner Tochter kindgerecht die Gründe für dein Verhalten erklären kannst. Ich denke, dass ist wichtig. Nicht nur für uns Erwachsene gilt: Reden hilft!
Wenn du (noch) keine körperliche Nähe zulassen kannst, dann sag ihr doch so oft wie möglich, dass du sie lieb hast.

Ich drück dir die Daumen, dass ihr irgendwann ganz normal schmusen könnt.

Alles Liebe
butterkeks

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hallo,

ja, das hört sich in der tat schlimm an. aber ich finde es toll, dass du das problem erkannt hast udn durch die therapie daran arbeitest.
hast du dir mal überlegt, dass eine therapie für deine tochter auch gut wäre? das mädchen bettelt bei dir nach körperlicher nähe und während du sie ihr dann ab und an gibst ekelst du dich innerlich. das spürt sie doch! vielleicht braucht sie auch mal jemanden, der ihr hilft damit umzugehen und zu lernen, dass es nicht ihre schuld ist. sonst quält sie das ihr ganzes leben. und da sie wie du scon sagst vorpubertär ist würde ich ganzs chnell damit anfangen. denn sonst ist der zug bald abgefahren udn sie wendet sich gänzlich von euch ab.
du schreibst du liebst sie. ekelst dich aber im selben moment ihr nahe zu sein. wie passt das denn zusammen?

lg

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ich finde es klasse, wie reflektiert du deine gefühle deienr tochter gegenüber beschreiben kannst.

das phänomen, das du beschreibst ist nicht selten- nur trauen sich viele mütter nicht, es sich selbst einzugestehen.

ich finde es gut, daß du eine therapie machst und würde das thema dort auch ansprechen und schauen, ob du dort lösungen erarbeiten kannst

wichtig ist, daß du immer ganz klar weißt (und es daher auch indirekt vermittelst), daß deien tochter nicht "schuld" daran ist, sondern, daß es DEIN unvermögen it, nicht sie als Person.

Ich denke, wenn es wirklich nur auf diesen bereich "körperliche nähe" eingegrenzt ist, würde ich versuchen über andere wege ihr zu zeigen, wie wichtig sie ist und wie sehr ich sie liebe.

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hallo,

ich denke das problem wird nicht so selten vorkommen, wie du glaubst :-(
ich glaube grad kinder, die von einem anderen (verhassten) partner stammen, werden oft weniger geliebt, wahrscheinlich nicht so extrem ausgeprägt wie bei dir.
tja, was soll ich dir raten #gruebel offenheit vielleicht--indem du ihr erzählst, was genau du fühlst (also dass du deine negativen gefühle ihrem vater gegenüber auf sie projezierst) und dass es dir daher manchmal schwerfällt, sie in den arm zu nehmen.
das wird zwar ein hartes brot für deine tochter sein, aber das ist die situation für sie ohnehin schon. desweiteren solltest du darauf achten, dass du mit den 2 anderen nicht unbedingt genau vor ihrer nase schmust--das mag mein mittlerer zb auch nicht, das mag kaum ein kind. bei mir wollen dann alle 3 schmusen und ich versuche meine arme dann etwas zu verlängern ;-)
vielleicht könnt ihr ja zusammen eine therapie machen? auf jeden fall solltest du möglichst viel zeit mit ihr verbringen, das schafft auch nähe!
viel erfolg!

lg

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Hallo,

Versuch sie mal genau deswegen öfters in den Arm zu nehmen, nach dem Prinzip je öfters man etwas tut desto weniger macht es einem irgendetwas aus.............

Vielleicht solltest du deine Gedanken in diese Richtung schieben: Die Folgen, die deine Tochter durch ein liebloses Zuhause von sich trägt. Deine Tochter ist selbst Opfer deines Ex... das du nun beschützen musst. Das was dein Partner dir angetan hat, tust du nun mit deiner tochter.

Vielleicht solltest du auch lernen durch die Therapie, dich nicht ständig als Opfer zu sehen, du hast dich getrennt, befreit, oder irgendetwas in der Richtung.... du bist stark und hast gelernt dich zu wehren................

Vg Shalom

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Hallo,

Auch ich finde es toll das du das Problem angehst..

Ich kann dir aber auch nur empfehlen deiner Tochter auch Hilfe zukommen zu lassen! Mir ging es genau wie deiner Tochter nur das ich Einzelkind bin aber von meiner Mutter nie gewollt!

Das wurde mir auch schon ziemlich früh vermittelt..

Ich hatte und habe da sehr lang dran zu knappsen.. Habe dann mit Anfang zwanzig selber den weg einer Therapie eingeschlagen.. Aber das Verhältnis zu meiner Mutter ist nicht mehr zu kitten..

Was ich damit sagen will ist das deiner Tochter vermutlich jetzt am besten geholfen werden kann.. Sie fühlt ja das du vor ihr zurück schreckst und denkt mit Sicherheit das es ihre Schuld ist! Vorallem wenn sie sieht wie du mit ihren Geschwistern umgehst! Ich kann mich wie gesagt sehr gut in deine Tochter reinfühlen und hätte mir gewünscht das mir in dem alter schon mal jemand erklärt hätte das ich absolut nichts dafür kann!

Ich Wünsche euch alles gute..

Lg Finchen