Hat jemand Erfahrung mit Alzheimer im Frühstadium?

Hi ihr Lieben,

mein Schwiegervater ist wohl schon immer sehr dominant, intolerant und teilweise cholerisch. Es muss für meinen Mann eine schwierige Kindheit gewesen sein, auch wenn er davon nur wenig erzählt. Andererseits erlebe ich ihn immer mal wieder auch unheimlich charmant und grosszügig. Alles sehr phasenabhängig.

Vor 3,5 Jahren verstarb für uns sehr überraschend meine Schwiegermutter. Wir wussten zwar von ihrer Krebserkrankung, sahen auch das es ihr schlecht ging, aber von Aussagen wie "austherapiert" hatten wir nichts erfahren. Sie verstarb zwei Tage nach der Geburt unserer Tochter.

Nach sechs Wochen traf er auf dem Friedhof eine alte Bekannte wieder und nach weiteren zwei Wochen hatten sie sich zu einer neuen Partnerschaft zusammengefunden. Wir wollten seinem Glück nicht im Weg stehen und haben uns neutral verhalten.

So, nun aber zum Thema:

Mein Schwiegervater fühlt sich ständig angegriffen und in seinen Erzählungen richtet sich immer alles gegen ihn. Jeder hat was gegen ihn, jeder spricht schlecht über ihn, alle Bekannten und Verwandten rotten sich gegen ihn zusammen.

Bisher waren wir da aussen vor. Er erzählte uns zwar davon, aber wir waren nie direkt betroffen und haben uns auch neutral verhalten, da war (300km entfernt) vieles auch nicht mitbekommen.

Bis zu diesem Weihnachten. Es hagelte Vorwürfe gegen uns, mal wollte er kommen, dann sollten wir wieder kommen, dann wieder nicht. Was uns aber schockierte war, das die Vorwürfe schlichtweg total verdreht waren. Da wurden Dinge behauptet die nachweislich so nicht waren. Gespräche wurden auf einer Art und Weise gegen uns verwendet, die jeglicher Vernunft entbehren. Er behauptete sogar auf einer Taufe gewesen zu sein, bei der er mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus war. Im Laufe des Abends floss wohl mal wieder eine grössere Menge Alkohol und die Behauptungen wurden immer wirrer und unglaubwürdiger.

Wir waren so schockiert das wir noch nicht reagiert haben, sondern um eine Auszeit zum Nachdenken gebeten haben. Aber wir wissen nicht was wir tun sollen. Denn wir können ihm nur sagen, das das alles so nicht war und das er "spinnt".

Nun äusserte mein Mann das die Mutter von meinem Schwiegervater Alzheimer hatte und das er sie als Kind nicht besuchen durfte weil sie so aggressiv war.

Ich habe keinerlei Erfahrung mit dieser Krankheit und mein Mann hat nur Kindheitserinnerungen.

Könnte sein Verhalten ein Anzeichen davon sein?

Gruss

Ornella

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Im Laufe des Abends floss wohl mal wieder eine grössere Menge Alkohol und die Behauptungen wurden immer wirrer und unglaubwürdiger.

Könnte auch auf einen Jahrelangen Missbrauch hindeuten.

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Das alles kann auf vieles hindeuten.

Warum nun speziell auf einen Missbrauch?

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Ich meinte damit den Missbrauch von Alkohol.

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Das hört sich für mich nicht anch Alzheimer an. Der Vater meines Ex erkrankte mit etwas über 40 Jahren daran, bzw. die Diagnose gab es erst, als er 50 wurde. Die letzte Jahre zuvor wurde er ur immer schusseliger, vergaß die einfachsten Dinge des Alltags, was seine Frau auf die Palme brachte. Als mein Ex schließlich Zettel fand, auf denen der Vater die alltäglichen Abläufe, z. B. den Weg zu seiner Arbeit, notiert hatte, wurde klar, dass das mehr als Schusseligkeit ist. Bis zur Diagnose vergingen dann noch ein paar Monate. Jetzt ist der Vater 60, kann seit Jahren nicht mehr sprechen, nicht mehr zur Toilette gehen und erkennt inzwischen auch seine Frau und seinen Sohn nicht mehr. Es ist furchtbar trarrig. Ach ja, aggressiv wurde er erst nach einigen Jahren, aber nur für eine kurze Zeit, dann legte sich auch das wieder.

LG Nico

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Hallo

Hmmm, schwierig. Einige Sachen könnten durchaus für Alzheimer sprechen; andere wiederum nicht.
Meine Mama hatte Alzheimer, sie war anfangs einfach nur "schusselig", erzählte die selben Dinge dreimal und stellte auch immer wieder dieselben Fragen.
Dann fing sie an, nachts im Dorf rumzugeistern (im Nachthemd), mitten in der Nacht den Arzt aufzusuchen (die Praxis war natürlich zu), sie wollte nachts einkaufen, usw. (also eine gewisse Tag-Nacht-Umkehr).

Aggressiv war sie nie. Und verfolgt fühlte sie sich nur von einer Person, die wollte ihr auch immer Böses (hat Mama behauptet), schloss sie im Keller ein (dabei war diese Person zu diesem Zeitpunkt bei der Arbeit 100 km weit entfernt)....usw.
Allerdings weiss ich von anderen Alzheimerkranken, dass Aggressivität ein häufiges Problem im Zusammenhang mit dieser Krankheit ist.

Ich würde auch eher - wie schon beschrieben - ein Alkoholproblem vermuten.....
Wie alt ist er denn? Bei meinem Opa kam es im Rahmen einer ganz normalen Altersdemenz auch zu solch unsinnigen Verdächtigungen gegenüber seinen Nachbarn, alle wollten ihm was Böses, alle haben ihn beklaut, usw. Aber Opa war damals schon fast 90!

LG und alles Gute
Dani

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So habe ich das mit meiner Mutter auch erlebt. Sie hatte bis zu einem bestimmten Punkt tausende von Zetteln überall liegen mit z.B.: "Meine Telefonnummer: xxx" " Weg zum Arzt" usw.
Bei ihr ging es vor etwa 6-7 Jahren los, mittlerweile lebt sie im Pflegeheim.

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Ja kann, Demenz und Alzheimer führen auch zu Ängsten etc.

Schu mal hier ein guter Überblick. http://www.facharzt24.com/krankheiten-und-behandlungsmoeglichkeiten/demenz.html

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Da ihr so weit weg von ihm lebt, ist das schwierig zu beurteilen.

Es war Alkohol im Spiel, es kann also auch gut sein, dass es der "Suff" war. Es kann aber auch eine Altersdemenz einer anderen Art vorliegen/im Anmarsch sein.
Es gibt auch sogenannte Alterspsychosen, die einen Verfolgungswahn begründen können.

Am besten wäre es, ihr würdet das Gespräch mit seinem behandelnden Hausarzt suchen, mit der neuen Partnerin, wenn ihr Kontakt zu ihr habt, das habe ich nicht recht erlesen können.

Der Tod der Mutter deines Mannes ist jetzt wie lange her?

Alzheimer KANN vererbbar sein, bzw. die Veranlagung dazu. Ob bei deinem Schwiegervater nun eine Erkrankung vorliegt, das können nur Fachärzte herausfinden.

Alles Gute euch,

White (diese Ohnmacht, wenn man weit von den Betroffenen entfernt lebt, ist nicht schön, das weiss ich. #liebdrueck)

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Hi,

ich danke euch für Eure Antworten.

Wir sind leider nicht in der Position den Arzt zu kontaktieren, oder den Rat zu erteilen sich mal drum zu kümmern.

Seine neue Lebensgefährtin ist uns leider auch keine Hilfe. Sie sicherlich sehr nett und lebensfroh, aber auch ein wenig lebensuntüchtig. Ihr Ehemann hatte viel für sie geregelt und später hatten das die Kinder übernommen. Sie steht komplett unter dem Einfluss vom Schwiegervater und nimmt seine Launen so hin wie sie sind.

Wir werden das neue Jahr mal abwarten und schauen was passiert.

Gruss und Danke

Ornella

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Darf ich fragen, warum ihr den Arzt nicht anrufen könnt?

Hat er vielleicht gar keinen bzw. kennt ihr ihn nicht? Das wäre sehr schlecht.
Es kann bei einem behandelnden Hausarzt im übrigen auch ausreichen, ihm eure Sorgen mitzuteilen, und wenn der Schwiegervater zum nächsten Termin erscheint, wird er ggfs. gleich ganz anders untersucht.
Sicher darf der Arzt euch nichts sagen, wegen der Schweigepflicht. Er kann euch aber zuhören und eure Eindrücke mitnehmen.

Alles Gute euch,

White

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ich würde den arzt auch mal kontaktieren. mein opa hatte alzheimer und er war auch jahrelang so unkontrolliert aggressiv und ganz normal im wechsel. wie es ihm grad kam und was er mal wieder völlig verdreht in seinem kopf hatte. wir kamen nicht auf die idee weil er schon immer sehr ... launig ... war. richtig aufmerksam wurden wir, als er begann worte zu vertauschen. also zb warm und kalt - die wärmflasche war heiß und er schrie und meinte die wär viel zu kalt, etc ... also haben wir ihn auf die neurologie einweisen lassen. erst mal war alles sehr unklar, nur zögerlich kam es zur diganose alzheimer. man vermutete dass auch anteile anderer krankheitsbilder zu erkennen sind, alzheimer war aber am deutlichsten. bevor wir draufkamen und ihn einwiesen waren seine theorien manchmal so wüst dass man ihnen kaum noch folgen konnte, völlig verkehrt zur realität und unmöglich, aber er hat fest daran geglaubt. wir haben das als die uns bekannten spinnereien seinerseits abgetan #klatsch er hat sogar seine sparbücher im stall in einem abfluss versteckt und sie verzweifelt gesucht. wir haben sie nur zufällig gefunden als er schon monatelang bettlägrig war ... er hat auch sonst alles verlegt ...

hinterher hat sich viel von seinem verhalten in den letzten 15 jahren in ein passendes bild gefügt. wenn einer von uns das schon gekannt hätte hätte man den verlauf bremsen können oder was auch immer ... aber naja, hinten nach und wenn und so #schmoll aber er wurde 75 und das bei halbwegs klarem verstand, soweit ist das schon ok.

ich schreibe dir jetzt noch, weil es wichtig ist, dass er bald zum arzt geht und eine diagnose bekommt. es gibt wirklich gute alzheimer-medis die den verlauf deutlich bremsen. die sind aber sehr teuer und können nur vom spezialisten verschrieben werden wenn er bestimmte tests besteht (sprich er geistig einigermaßen noch fit ist). damit bekommt er ein gutes stück lebensqualität zurück und das wäre für alle beteiligten wichtig.

wenn du dich also nicht traust ihn einweisen zu lassen (gibt es geschwister vor ort?) bzw sich die neue partnerin nicht kümmern will, dann solltest du wirklich seinen arzt kontrollieren und ihn bitten da mal draufzuschauen ... ist im interesse aller und vor allem auch für ihn!

alles gute

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Hi,

lieb das ihr noch eure Gedanken und Ansichten mit mir teilt.

Wir sprechen hier nicht von einem alten, gebrechlichen Mann. Ganz im Gegenteil. Mein Schwiegervater zwar kurz vor der 70, ist aber ein gutaussehender, agiler und kräftiger Mann. Er spielt Tennis, ist viel unterwegs und gehört noch lange nicht zum alten Eisen.

Ich muss ehrlich sagen das ich eine Wutwelle epischen Ausmasses befürchte wenn er wüsste das ich seinen Arzt kontaktiere.

Sein Freundeskreis hat sich zwar inzwischen komplett zurück gezogen und auch die Familie der Lebensgefährtin möchte nichts mehr mit ihm zu tun haben, aber er geht jeden Abend Essen und häufig auch in eine Bar im Ort. Ausserdem eben einmal wöchentlich zum Tennis.

Ich glaube nicht das er mich sonderlich mag. Auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, so ist mir doch klar das meine direkte Art ihm ein Dorn im Auge ist.

Ausserdem übernimmt mein Mann inzwischen viele Verhaltensweisen die bei unserer Familie zum "guten Ton" gehören. Es wird gestritten, es wird auch mal etwas lauter, aber nachtragendes Rumgehetze wird nicht geduldet. Das kennt mein Mann von Zuhause nicht. Dort hat der Vater so lange gebrüllt und rumgehackt bis Frau und Kind gekuscht haben.

Ich vermute das wir deshalb auch so langsam in die Schusslinie geraten. Sein Sohn kuscht nicht mehr uneingeschränkt, sondern versucht (für mich ist er immer noch viel zu diplomatisch dabei, aber es ist sein Vater und seine Entscheidung) den Friede aufrecht zu erhalten ohne seinem Vater zu sehr nach dem Mund zu reden.

Ich weiss wirklich nicht was ich tun soll. Ich möchte nicht das mein Mann den Vater verliert, aber so wie es ist können wir nicht damit leben.

Gruss

Ornella

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Liebe Ornella,

grundsätzlich kann man sagen, dass die Symptome auf Alzheimer hindeuten könnten. Nun ist es aber auch etwas schwieriger unter den Umständen, die du beschreibst, vor allen Dingen der Alkohol etc. kann noch auf weitere Sachen hindeuten. Ich würde aber unbedingt empfehlen einen Arzt aufzusuchen, da Alzheimer auch genetisch bedingt auftreten kann und wenn seine Mutter erkrankt war, ist sein Risiko doppelt so hoch an einer Demenz zu erkranken. Es ist oft nicht ganz einfach dieses Thema an jemanden heranzubringen, da oft nicht eingesehen werden will, dass etwas nicht stimmt. Falls es Alzheimer ist muss aber serh schnell reagiert werden, da diese Krankheit nicht heilbar ist und möglichst im frühen Stadium behandelt werden muss, um den Verlauf zu verlangsamen. Was du mal probieren könntest, ist der Uhrentest: http://dgk.de/gesundheit/verhalten-geist-psyche/alzheimer-demenz/uhrentest.html

Ist sonst noch eine Einschränkung in bezug auf die kognitiven Fähigkeiten aufgefallen? Antwortet er beispielsweise öfter zusammenhangslos oder muss eien Frage wiederholen, bevor er antworten kann und verlegt er manchmal Alltagsgegenstände?

Liebe Grüße
Neurona