Hallo ihr Lieben,
soweit ich mich zurück erinnern kann, hat meine Mutter dieses Helfersyndrom. Oft in meiner Kindheit hat sie die Familie schon hinten angestellt um Dinge für andere zu tun, bzw. um anderen zu helfen. Dabei spielte es nie eine Rolle ob sie Zeit dafür hatte oder ob sie es selber wollte, sie konnte einfach niemals nein sagen. Sobald sie gefragt wurde, ob sie etwas tun könnte, sagte sie ja.
2009 erkrankte mein Vater an einem Gehirntumor und das Helfersyndrom lies nach. Ende Mai letzten Jahres ist mein Vater gestorben. Seit dem wird das mit dem Helfersyndrom bei meiner Mutter immer schlimmer.
Sie ist erst 57 und generell finde ich das Verhalten lobenswert. Leider ist es so, dass sie es soweit übertreibt, dass sie psychisch und körperlich darunter leidet. Sie spürt selber oft, dass es für sie eine Belastung ist, aber sie kann sich nicht wehren, bzw. traut sich nicht, da sie Angst hat, die Leute/Freunde sind dann sauer.
Seit der Krankheit meines Vaters leidet sie an Bluthochdruck. Völlig untypisch für sie, da sie 52kg wiegt, sich sehr gesund ernährt und täglich spazieren geht. Dazu hat sie vermehrt Migräneattacken und ist dann immer ein bis zwei Tage ausser Gefecht gesetzt. Sie müsste auch eigentlich arbeiten, da sie weniger Geld als ein Hartz 4 Empfänger hat. Aber sie sagt, sie kann das noch nicht.
Meine Mutter ist ein nervliches Frack und schafft es vor lauter Tätigkeiten für andere nicht mal die Trauer über den Tod meines Vaters richtig zu verarbeiten.
Was hat das nun mit mir zu tun: Ich bin ihre Tochter, nicht ihre Seelsorgerin. Leider jammert sie ständig bei mir wie schlimm alles ist, wieviel sie machen muss und wohin sie noch muss. Mich belastet das sehr, denn ich sehe, wie es ihr immer schlechter geht. Zudem bin ich mit dem 3. Kind schwanger und selber oft ziemlich gereizt und ausgelaugt. Heute kam dann der Hammer: Mein Bruder erzählte mir, dass ihre Freundin, die bei ihr putzt und der sie ab und an mal das Auto leiht, geblitzt wurde und meine Mama nun Strafe zahlen soll und einen Punkt bekommt. Sie will das tun. Und ihre Freundin sagt, sie hätte das Auto an dem Tag gar nicht gefahren. Das macht mich wahnsinnig.
Zudem ist sie Alleinerbin, mein Vater hat ein bisschen was hinterlassen und sie verleiht ständig Geld an andere um zu helfen. Das tut mir alles sehr weh.
Ich bin jetzt einfach an einem Punkt, wo ich das alles nicht mehr ertragen kann. Ich hab schon so oft mit ihr geredet, ihr Tipps gegeben, ihr gesagt, sie braucht eine Kur oder anderweitig Hilfe. Aber sie hört einfach nicht, sie jammert nur. Ich will mir das nicht länger anhören. Sie ist meine Mutter, sicher bin ich gerne für sie da, aber mich belastet das zu stark, so stark, dass ich am liebsten den Kontakt abbrechen möchte.
Was soll ich denn jetzt machen. Sie lässt sich nicht helfen, muss sie erst fallen? Soll ich erstmal den Kontakt abbrechen? Ich hab keine Kraft mehr mich damit auseinander zu setzen. Bei mir steht soviel an wo ich selber Hilfe bräuchte. Aber wenn ich mal was hab, dann sagt sie oft auch nein. Nur bei anderen kann sie das nicht.
Danke fürs Zuhören.
LG Tini
Meine Mutter und ihr Helfersyndrom - ich kann nicht mehr.
Hallo,
hast du deine Mutter mal ganz deutlich und direkt auf ihr Verhalten angesprochen? So nach dem Motto: "Hör auf zu jammern. Du hast dir die viele Arbeit und den Stress selber aufgehalst. Sag halt nein, wenn du nicht mehr kannst. Aber wenn du dennoch ja sagst, jammer gefälligst nicht rum." Und ab dann jedes Gejammer konsequent im Keim ersticken.
Es wird allerhöchste Zeit, dass sie sich nicht mehr von ihren Freunden ausnutzen lässt (die Sache mit dem Auto ist echt eine Frechheit). Vss. hat sie dann plötzlich einige Freunde weniger, aber wenn die sie eh nur wegen ihrer Hilfsbereitschaft mochten, waren es falsche Freunde und darauf kann man verzichten.
Gruß
Sassi
Hi,
ich halte es überhaupt nicht für selbstsüchtig wenn man sich von solchen Menschen distanziert.
Klar ist es deine Mutter und du solltest nicht sofort den Kontakt abbrechen aber du solltest ihr wirklich klar machen, dass es so nicht weiter geht. Manchmal hilft es nur diesen Menschen die Pistole auf die Brust zu setzen. Entweder sie ändert etwas an ihrer Situation und hört auf sich über diese selbstverschuldete Situation aufzuregen oder man muss eben zum eignen Schutz den Kontakt minimieren.
Meine Freunde hat das durchgezogen weil ihre Mutter ähnlich veranlagt war. Allerdings war es bei ihr kein Helfersyndrom sondern eine Krankheit die sie nicht richtig behandeln lässt und somit auch ständig Anlass zum Jammern hat.
LG
Liebe Tini,
ich verstehe das sehr gut - meine Mutter ist nicht ganz so extrem, aber es kommt dem schon Nahe. Und insbesondere eines ist auch für mich inzwischen durch meine Schwangerschaft sehr schwer geworden: mir das Gejammer immer und immer wieder anzuhören.
So leid es mir tut - sie muss von selbst an ihre Grenzen stoßen, alles andere ist nur vergebene Liebesmüh. Seit Jahren rede ich gegen die Wand, ich habe es mit Ultimaten versucht, ich habe den Fehler gemacht, bei einer Sache, bei der sie sich freiwillig engagiert (eine ehrenamtliche Tätigkeit bei der ohne sie ja nichts läuft) einmal meine Hilfe anzubieten, weil ich gemerkt habe, dass es zuviel für ist. Das Ende vom Lied: seitdem werde ich immer "mal eben" bin eingespannt. Mal eben eine Einladung am PC fertigmachen, mal eben dies, mal eben das.
Ich selbst werde mich auf keinen Fall distanzieren - es ist meine Mutter. Ich ärgere mich über sie - lasse meinen Brast beim Ehemann ab, der nachvollziehen kann, dass ich da auf keinen Fall radikal reagieren werden.
Wie Du siehst - ich habe leider keinen Tipp für Dich (ich gehe davon aus, dass Du ihr schonmal die Meinung gegeigt hast es aber nichts genützt hat), aber ich wollte dir damit sagen: Du bist nicht alleine. Einzig eines: wenn Sie nächstes Mal jammert, ihr den Satz abschneiden und sagen: Mama, du weißt, ich bin gerne für dich da aber ich habe genug. Wenn Dir das alles zuviel wird, dann musst du mal nein sagen. Ich kann dir DABEI gerne mal helfen, aber bei mir ist eine Grenze erreicht.
Hallo,
kann es sein, dass deine Mutter von den "Anderen" nach geleisteter Hilfe mehr Aufmerksamkeit bekommt, dass sie des öfteren positive Ansprache von diesen Leuten erhält? Du nimmst Hilfe von ihr evtl. als zu selbstverständlich hin, "hofierst" sie evtl.nicht genügend und deine Mutter genau aus diesem Grund so ist, wie sie ist?
Ich kann mir gut vorstellen (bin in einer ähnlichen Situation; meine Mutter seit Dez. 2010 alleine, ich seit April 2011) dass deine Mutter, wie die meinige auch, jetzt, durch den Partnerverlusst, eben erheblich mehr Ansprache und Aufmerksamkeit sucht.
Es verkraftet eben nicht jeder den Tod des Partners so, wie andere es sich vorstellen bzw. während der Pfege deines Vaters hat sie evtl. wegen dem "Nichthelfenkönnen" Schuldgefühle und kompensiert diese auf ihre Weise.
LG
kann es sein, dass deine mutter mit diesem verhalten davor wegläuft, sich mit dem tod deines vaters auseinanderzusetzen?