Angst vor Alkoholismus

Hallo,

zunächst möchte ich sagen, dass ich hier anonym schreibe. Mit meinem richtigen Account möchte ich nicht schreiben, ich bin aber auch kein Fake (wegen des Frischlings ;-) )

Ich habe Angst, Angst, dass mein Mann Alkoholiker ist.

Mein verstorbener Schwiegervater war Alkoholiker, dadurch glaube ich gewisse Sachen zu kennen, die darauf hinweisen könnten. Ich relativiere es bewusst, da man uns einmal in einer Beratungsstelle gesagt hat, dass man trotz des Alkoholikers in der Familie, den Alkohol im Allgemeinen nicht zu sehr verteufeln soll.

Folgendes Ereignis macht mir große Sorgen:

Ich musste etwas aus dem Keller holen und fand es nicht sofort. Habe also mehr als sonst in die Ecken geguckt. Der Keller ist Reich meines Mannes, daher muss er nicht zwingend damit rechnen, dass ich dort versteckte Sachen finde.
Jedenfalls fielen mir auf einmal 2 Flaschen hinter einem Betonstein auf. Beim genaueren Hinsehen entpuppten sie sich als eine leere und eine angefangene Wodkaflaschen.

Wir haben solche "harten" Sachen eigentlich nicht im Haus. Es geht, ausser wenn einmal eine Feier ist, nicht über Wein und Bier hinaus. Wir hatten in der letzten Zeit keine Feier.

Ich stand dort im Keller, mir wurde heiß und kalt. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Ich habe ihn dann direkt darauf angesprochen. Er versicherte mir, die stünden dort weil er "aufgesetzten" gemacht hätte (den macht man meiner Meinung nach mit Korn und ich habe den Aufgesetzten auch noch nicht gesehen) und er hätte sie dort schon über Wochen stehen. Ich habe das offen angezweifelt und ihm gesagt, dass er es, wenn mein Verdacht richtig wäre, ja doch nicht zugeben würde.

Er versicherte mir dann, er würde den Wodka wegschütten.
Ich habe mich damit zunächst zufrieden gegeben, als ich dann heute morgen im Keller war aber mal nachgeschaut.
Die Flaschen sind weg, aber an der Stelle wo wir Glas für den Glascontainer sammeln, keine leeren Wodkaflaschen vorhanden.
Nun sitze ich hier, könnte heulen weil ich so unsicher bin, weil ich so am zweifeln bin ob ich ihm unrecht tue.
Wodka ist das typische Getränk für den heimlichen Trinker, weil er keine "Fahne" hinterlässt. Er steht beruflich derzeit unter enormen Druck, aber unser Familienleben würde ich als harmonisch bezeichnen, bis auf die ganz normalen Alltagsdiskussionen, die aber in jeder Familie vorkommen.

Vielleicht interpretiere ich WEGEN meinem Schwiegervater soviel da rein. Vielleicht tue ich ihm Unrecht ohne Ende, aber die Zweifel wachsen.

Bitte sagt mir Eure offene und ehrliche Meinung. Was würdet ihr tun, oder hat jemand Erfahrung. BITTE keine Zickereien, mir geht es schon so nicht wirklich gut, da brauche ich keine Antworten mit erhobenem Zeigefinger .

Danke für Eure Antworten.

S.

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Guten Morgen,

ich denke nicht das du viel tun kannst, es ist ein Verdacht, er streitet es ab. Ich würde Ihn im Auge behalten und warten mehr geht nicht.

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Hallo,

sind denn diese 2 Wodka - Flaschen das einzige, was du ihm diesbezüglich bis jetzt "vorwerfen" kannst?
Wenn ja, dann würde ich an deiner Stelle erstmal Ruhe bewahren. Denn du tust ihm in der Tat Unrecht. Wo auch immer diese Flaschen hingekommen sind, letztendlich hast du für nichts einen Beweis.

Mein Schwiegervater war auch Alkoholiker und ist vor 2 Jahren an den Folgen gestorben.
Ich käme gar nicht auf die Idee, darüber nachzudenken, dass mein Mann auch dem Alkohol verfallen könnte. Dafür vertraue ich ihm zu sehr.

Du schreibst, dass eure Beziehung harmonisch verläuft. Das ist schön und eine gute Basis. Redet offen darüber. Mach ihm deine Ängste und Sorgen klar. Aber setz ihn nicht unter Druck, denn du kannst ihm nichts nachweisen.

Alles Gute, C.

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Ich bin mit einen Alkoholiker aufgewachsen und deswegen sehr sensibel was dieses Thema betrifft.
Aber nur, weil du einmal etwas gefunden hast, heißt das noch nichts! Normalerweise fängt das anders an und das Verstecken kommt erst später.

Ich frage aber trotzdem: Trinkt er regelmäßig? Also Bier oder Wein?
Hat er sich in seinen Verhalten geändert?

Riecht er anders?

Hat er manchmal einen trüben Blick?

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Tja, Alkohol verstecken ist eigentlich IMMER ein eindeutiges Anzeichen, dass der Mann schon selber weiß, wie weit er ist. Soll aber nicht heißen, dass er schon so weit ist, nicht noch die Bremse reinschmeißen zu können.
Da er offenbar noch keine Wesensveränderungen aufweist, würde ich nochmal das Gespräch mit ihm suchen, ihm sagen, dass Du Angst um ihn und um euch hast und ihn fragen, wie Du ihm helfen kannst, mit dem Druck besser klarzukommen.
Nicht umsonst heißt es: Alkohol ersäuft keine Probleme, die können schwimmen......
Ich würde ihn auch fragen, wo bitteschön die leeren Wodkaflaschen seien und dass Du auf keinen Fall lockerlassen wirst, um Klarheit zu bekommen.

Mein Mann hatte auch schon mal so eine Phase, ich fand die versteckte Bierkiste und sagte ihm unmißverständlich, dass er die Ehe somit als beendet ansehen könne, da ich in erster Ehe mit einem Alkoholiker verheiratet war und dasselbe sicher nicht nochmal durchmache.
Ab diesem Tag rührte mein Mann über ein Jahr keinen Tropfen mehr an, als Beweis, dass er es nicht braucht, er war einfach in ein blödes Fahrwasser gekommen, da es in seiner Firma üblich war, fast jeden Abend Bier zu trinken.
Später hab ich ihm durchaus zugestanden, ab und an bei einer Feier was zu trinken, und das blieb so - bis heute, ca 20 Jahre später.

Also NOCH muss nicht alles zu spät sein, aber Du musst reagieren - und wohl auch noch weiter beobachten.
LG Moni

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Ich kann deine Angst verstehen und es ist ja gut möglich das sie nicht unbegründet ist. Aaaaaaaaber ich hätte unter diesem Umständen vielleicht erstmal gar nichts gesagt sondern die Flaschen heimlich beobachtet und geschaut ob sich der Pegel verändert. Dann hättest du mehr in der Hand gehabt weil jetzt sind sie verschwunden und dein Mann kann sein das lügt und wirklich rankommen wirst du jetzt nicht mehr.
Ela

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Hallo,

ja, ich bin der Meinung, dass das schon eindeutige Hinweise sind.

Man kann auch mit Wodka Aufgesetzten machen, allerdings müsste der ja irgendwo zum Ziehen stehen. Warum weißt du nichts davon? Wo sind die Früchte her? Und welchen Sinn soll es haben, die Flaschen mit dem übrig gebliebenen Wodka dann im Keller hinter einem Stein stehen zu lassen? Und warum sollte man den Rest wegkippen? Und die leeren Flaschen sind aber nicht beim Glasmüll?

Ich wäre an deiner Stelle jetzt sensibilisiert. Ist denn dein Mann häufig mal im Keller verschwunden, um sich mal einen Schluck zu genehmigen? Das wird er regelmäßig gemacht haben, wenn er nicht noch in anderen Bereichen Verstecke hat. Wirkt er alkoholisiert oder verändert auf dich? Wie ist sein "offener" Konsum von Alkohol, zu Hause, auf Feiern? Okay, ich las gerade, dass der völlig unauffällig ist. Das hat leider nichts zu sagen.

Ich würde das erst mal weiter beobachten. Die Flaschen werden jetzt an anderer Stelle versteckt. Alkoholiker entwickeln unglaubliche Fähigkeiten heimlich zu trinken. Sei aufmerksam, schnüffel aber nicht zu offenischtlich hinter ihm her. Wenn du etwas findest, beobachte erst mal, ob sich der Pegel verändert. Du brauchst mehr Beweise. Mach meinetwegen Bilder davon. Und dann konfrontiere ihn wieder damit und mache eine klare Ansage.

Das Dumme an Alkoholismus ist - wie bei allen Suchterkrankungen - dass sich der Kranke selber helfen muss. Solange er sein Problem bagatellisiert oder gar leugnet, haben andere überhaupt keine Handhabe.

Alles Gute und viel Kraft!

Litha

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Was trinkt er denn so über den Tag verteilt? Geht er in Kneipen? Trinkt er zu Hause (Wein, Bier...)?

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Puh...ich habe das Thema jahrelang mit meinem Mann durch.Mittlerweile ist er trocken.
Aber eins weiß ich...versteckter Alkohol heißt nichts gutes!
Und wenn er aufgesetzten gemacht hätte,hätte er das ja auch offen vor dir in eurer Küche tun können.
Das Problem ist,er würde es nicht zugeben auch wenn es so wäre.Da kannst du als Ehefrau soviel betteln,flehen,drohen,bitten wie du willst.Ich denke,das ist die Angst davor,es sich selbst eingestehen zu müssen,oder Angst vor Trennung/Stress.
Ich habe keinen wirklichen Rat für dich,da ich selbst jahrelang hilflos und ratlos war.
Du kannst jetzt einfach nur deine Antennen schärfen und hoffen,dass er von sich aus den Willen zu einer Therapie zeigt,wenn sich deine Vermutung tatsächlich bestätigen sollte.
Vielleicht hat er den Alkohol auch nur versteckt,weil er deine Vorgeschichte kennt und dich nicht beunruhigen wollte?

liebe Grüße und alles Gute

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Schwierig.

Aus eigener Erfahrung würde ich bei Alkoholismus eher einen anderen Verlauf erwarten: Erst wird zu "normalen Anlässen" immer und immer mehr getrunken, dann irgendwann (auch noch nicht heimlich) auch ohne Anlass, und erst dann fängt irgendwann die Heimlichkeit an.

Aber das wäre der typische Verlauf, der muss nicht bei jedem so sein.

Dass er aber heimlich, ohne dir davon zu erzählen, im Keller "Aufgesetzten" macht, finde ich trotzdem verdächtig.

Ich würde die Sache auf jeden Fall im Auge behalten.

Obwohl: Wenn er schon so weit ist, unten im Keller Wodka zu trinken, dann wirst du nicht mehr viel für ihn tun können.