Was kann ich nur tun?

Hallo und guten Abend!

Ich brauch dringend Rat!
Mein Bruder und seine Frau bekommen im September ihr erstes Kind. Meine Familie (Vater, Geschwister, Opa, Tante) reagierte einheitlich auf die Neuigkeit - ohje. Natürlich freuen wir uns auf den Familienzuwachs, doch haben wir allesamt große Bedenken, was das Wohl des Kindes angeht, wenn es in diesen familiären Verhältnissen aufwachsen soll. Meine Schwägerin ist psychisch angeschlagen. Da gibt es wohl Dinge aus ihrer Kindheit, die sie mit einem Psychologen aufarbeiten müsste. Das sieht sie allerdings nicht so. Warum es dabei geht weiß ich nicht, mit mir spricht sie auch nicht obwohl ich ihr schon mehrfach meine Unterstützung angeboten habe. Sie ist aggressiv, nicht nur verbal. Zur Zeit leben mein Bruder und seine Frau mit ihrer Schwester, deren Mann und deren 3 Kindern in einem Haus. Dort müssen sie sich um den gesamten Haushalt und auch um die 3 Kinder kümmern, während sich die anderen einen faulen Lenz machen. Die Kinder schlafen auch teilweise bei ihnen. Soweit ich weiß geht bereits eine Familienbetreuerin oder -helferin dort ein und aus. Ihrer Schwester wurde vom Jugendamt auferlegt, wenn die Kinder nicht in psychologische Behandlung gehen, werden sie aus der Familie rausgenommen. Alles sehr asozial dort.
All mein Reden sowie Hilfsangebote werden von meiner Schwägerin abgelehnt. Sie bräuchte keine Hilfe und wenn wir uns nicht aus ihrer Angelegenheit raushalten würden, würde keiner von uns das Kind zu Gesicht bekommen.

Mein Bruder würde gerne meine Hilfe annehmen, denn er hält die Situation zu Hause auch nicht mehr aus. Er ist geistig behindert (Lernbehinderung) und würde wohl keine Chancen haben im Falle einer Trennung das alleinige Sorgerecht für das Kind zu bekommen. Ich selbst habe bin alleinerziehend, habe 2 Kinder und würde mich auch um das Kind meines Bruders kümmern bzw. versuchen ihn zu unterstützen. Aber ich weiß nicht, wo und wie ich das ganze anfangen soll. Ich war letzte Woche im Familienbüro in meiner Stadt, doch die sind nicht zuständig, weil mein Bruder und seine Frau nicht in dieser Stadt leben.

Ich hab Angst um das Kind und möchte mir nicht vorstellen, dass das Kleine mit Schuhen und Strümpfen untergeht. Wenn sich da nichts ändert, hat das Kind keine große Zukunft.
Soll ich mich ans Jugendamt wenden? Aus meiner Familie traut sich keiner was zu unternehmen, weil keiner der Buh-Mann sein will. Aber das würde ich in Kauf nehmen.

Nadin

P.S.: Sie wird dieses Jahr 28, hat aber den Verstand eines Teenagers.

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Hallo!
Du könntest natürlich zum JA gehen, aber mehr als freiwillige hilfe können diese nicht abbieten. Da muss sie aber schon selber hin.
Eingreifen können sie nur bei akkuter Kindeswohlgefährdung und meistens wird es vorher mit ambulanten hilfen probiert...
Du könntest dich aber dort beraten lassen. Vieleicht sogar direkt beim Kinderschutzbund erkundigen...

Wenn jemand keine hilfe annehmen möchte oder kann, kannst du denjenigen auch nicht zwingen. Es würde alles fehlschlagen...

Leider weiß ich auch keinen rat. Du kannst nur abwarten und beobachten wie sich die Situation entwickelt und ggf dann eingreifen wenn es sich zuspitzt.
Dokumentiere alles was wichtig sein könnte! Da hast du für den Fall der Fälle was in der Hand!

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Hi,

also wenn in diesem Haus bereits Familienhelfer und JA ein und aus gehen, dann musst du dich im Grunde ja nicht mehr ans JA wenden. Die bekommen das ja unwillkürlich mit wenn sie ihre Schwester besuchen. Oder habe ich da was falsch verstanden?

LG

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"Er ist geistig behindert (Lernbehinderung) und würde wohl keine Chancen haben im Falle einer Trennung das alleinige Sorgerecht für das Kind zu bekommen."

Ein Klient von mir (im Jobcenter) hat ebenfalls eine Lernbehinderung und ist allein erziehender Vater eines Sohnes. Er ist zwar allgemein "nicht der Hellste", aber ein "guter Kerl" und gibt sich große Mühe. Er hat auch eine Ausbildung und geht inzwischen Vollzeit arbeiten, der Sohn ist im Hort.

Will sagen: Eine Lernbehinderung heißt doch nicht, dass man den ALLTAG allein mit Kind nicht meistern könnte.

Ich würde den Bruder immer wieder im Hintergrund bestärken (nicht: gegen die Schwägerin stänkern), einfach sein Selbstbewusstsein fördern, im raten und ihm immer wieder Hilfe anbieten, sodass er im Falle eines Falles den Mut hat zu gehen und das Kind zunächst mal mitzunehmen.

LG
Ch.

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Das ist ein wunderbares Beispiel!!

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Hallo!

Ich bin der Meinung du solltest dich raushalten, zumindest momentan.

Noch ist sie schwanger und das Kind nicht auf der Welt, sollte das Kind dann quasi in asozialen Verhältnissen leben, kannst du natürlich schon das Jugendamt verständigen.

Auch finde ich widerspricht sich der Text einerseits redet sie nicht mit dir bzw. habt ihr auch nicht so den Draht zu ihr und dem Bruder andererseits kennst du dich da wohl aber blendend in dem Haushalt aus. Ist kein Vorwurf aber klingt etwas danach als ob du etwas übermotiviert bist.
Auch ist sie 28 Jahre alt und wenn sie deine Hilfe nicht möchte und sich dein Bruder da nicht durchsetzen kann, ist das zwar bitter für dich aber nunmal so.

Meine Nichte (23) hat auch kürzlich ihr erstes Kind bekommen. Der Mann hat bereits 2 Kinder aus einer anderen Beziehung und beide haben Jobs eher im Niedriglohnsektor. Sie leben in der Platte und er ist nur am WE da. Sie hat bisher ihre Prioritäten immer in ihrem Handy und in 2 Katzen gesehen und ist wohl auch so rangegangen, dass Babys süß sind und sich optimal zum rumfahren eignen. Ich habe es auch schon kommen sehen und ihr gesagt, sie kann mich gern anrufen, wenn sie nicht weiter weiß und ich helfe ihr auch gerne ABER es muss von ihr kommen, schließlich ist sie erwachsen!
Gestern haben wir telefoniert und nunja sie ist fertig. Das Kind schreit tatsächlich ;-) und es nimmt sich raus "nur" 4 Stunden am Stück zu schlafen :-p. Ich habe ihr dann einige Tipps gegeben und ihr aber auch klar gesagt, dass das erst der Anfang ist und es garantiert nicht einfacher wird, warum auch sollte ich lügen.

Ich denke jeder muss eben mit seinem Leben klarkommen, selber um Hilfe bitten und einmischen finde ich sollte man sich nur, wenn offensichtlich Anlass dazu besteht.

LG, Nudelmaus