Kind lebt im Müll, was tun?

Ich (29) war am Samstag ganz unverhofft bei meiner Tante. Sie lebt mit Kind und Mann in einer 4-Zimmer-Wohnung. Beide sind Mitte 30 und normal, sollte man dann vorallem mit Kind in festen Bahnen leben.

Normal treffen wir uns immer bei meinen Eltern, die ein paar 100 m von meiner Tante weg wohnen. Meine Eltern (50) waren aber nicht da, und da ich unter Zeitdruck stand und keine Handy´s mithatten, sind mein Mann und ich zu ihr gefahren um sie zu bitten, um kurz meine Mutter anzurufen.

Mein Mann (28) hat unten im Auto gewartet, da er sie nicht so gut leiden mag. Ich stand also oben vor der Wohnung und konnte nur ein paar Blicke erhaschen. Aber es hat mir die Sprache verschlagen. Man sah nur Berge von Kleidung und Müll. Ich habe mich noch gefragt, wie die Familie einen Weg von der Küche zur Haustür sich bahnt. Ich habe jedoch nichts gesagt, was ich jetzt bereue.

Der Kleine ist gerade mal 8 Jahre alt und schämt sich für seine Eltern. Er war jetzt in den Sommerferien bei meiner Schwester (25) und ihrem Mann (39) und hat dort bitter geweint, weil er nicht in die schmutzige Wohnung wollte. Seine Kleidung sieht immer schmutzig aus, wenn man ihn sieht, jedoch sagte seine Mutter immer, er wäre halt ein kleiner Schmutzfink. Jedoch weiß ich, dass er schon als Kleinkind und Säugling sich nicht schmutzig machen wollte. Er heulte immer bittere Tränen, wenn seine Hände schmutzig wurden und man diese nicht sofort reinigte. Jetzt denke ich mir, dass er keine Chance auf saubere Kleidung hat.

In Sachen Erziehung kommen wir uns sowieso in die Quere. Da wir alle finden, die bieten dem Kind keine Strucktur oder Regeln. Er macht wohl zu Hause was er gerade für richtig hält, da sein Vater nach der Arbeit nur TV schaut und meine Tante den ganzen vor dem PC sitzt. Mich würde es auch nicht wundern, wenn in der Kücke sich verdorbene Lebensmittel stappeln, da wir dies schon mal hatten.

Ich selbst, habe kein eigenes Kind, jedoch sind wir gerade im Sorgerechtsstreit mit der Kindsmutter von meinem Mann seiner Tochter. Wir werden dass Kind wohl gegen Endes des Jahres in unserer Familie haben. Darauf freue ich mich schon, da bis dato leider eine Kindsgefährdung usw. vorrauslief. Aber gerade deswegen habe ich großes Bauchweh, denn eigentlich würde ich gern das Jugendamt einschalten, jedoch möchte ich natürlich nicht, dass das Kind aus der Familie kommt. Der Kleine ist sehr aufgeweckt und könnte mit etwas Förderung schon weiter in der Schule sein, jedoch kümmern sich die Eltern nicht darum. In meinen Augen wird er vernachlässigt.

Gibt es einen Tipp, was man tun könnte. Mit Reden kommt man leider nicht so weit. Ich möchte auf keinen Fall, dass der Kleine aus der Familie kommt.

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Jugendamt informieren zum wohl des Kindes.

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Hallo,

wenn reden nciht hilft, dann sprecht Klartext: entweder sie ändern was und suchen sich Hilfe oder ihr meldet es dem JA. Am besten es gehen mehrere aus der Familie hin udn sagen es hier.
Was das Erziehungsproblem angeht: Ich glaube, dass Eltern, die es nciht schaffen, in ihrer Wohnung Ordnung zu halten, einem kind auch keine Strukturen und Regeln vermitteln können. von daher wäre hier eine Rundumbetreuung notwendig.

vg, m.

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Hallo,

als ich das las, hab ich sofort ans Messi Syndrom gedacht.
Eine Kollegin hatte mir davon erzählt, weil davon selbst betroffen ist.

Deine Tante braucht ganz dringend Hilfe, und zwar von professioneler Seite aus, alleine, oder auch nur mit Hilfe der Familie geht es nicht, vor allen weil in ihrem Haushalt auch noch ein Kind lebt.
Für sie da sein, und zu ihr halten, dass solltet ihr auf jeden Fall!
Ganz wichtig ist auch, sie muss die Hilfe wollen. Wenn es bei euch eine Frauenberatungsstelle gibt, dann würde ich euch raten, da erst mal vorstellig zu werden, da bekommt ihr innerhalb kürzester Zeit einen Termin, die Beraten und Begleiten,nehmen aber keine Entscheidungen ab.

Lg Bene

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Wenn das so ist wie du hier schreibst und du eh den weg zum JA bereits kennst, wieso bist du hier dann so zurück haltend und rufst nicht beim JA an um denen das weiter zu geben, was du gesehen hast?

Das JA wird prüfen und mit den Eltern zusammen arbeiten, damit das dann alles in geordnete Bahnen dann kommt.

Wie du selber nun weißt, wird einem das Kind nicht von heut auf morgen abgenommen und jemand anderem schnell übergeben, wenn kein triftiger Grund vorliegt.

Wenn es "nur" das ist, was du gesehen hast, dann werden die Eltern das in den Griff bekommen, insofern sie es einsehen und daran arbeiten. Ich würde in dem Fall jetzt handeln, zum wohle des Kindes.

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Ich würde das Jugendamt informieren, hätte aber auch keine Sorge, dass denen das Kind sofort entzogen wird. Ich habe mit Kindern gearbeitet, die in wirklich desolaten Zuständen aufgewachsen sind und das JA hat immer erst versucht, zuhause was zu verändern.

Sprich, die werden wohl erst eine Familienhelferin hinschicken, die versucht, da Struktur reinzubringen. Und da das ja dringend nötig wäre, würde ich das so tun. Zumal du denen ja auch sagen kannst, dass Du Bedenken hast, die würden das Kind rausnehmen.

Natürlich mag es Sachbearbeiter geben, die voreilige Schlüsse ziehen, aber die sind hoffentlich die Ausnahme.

Nur Mut!

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ich würde offen auf das jugendamt zugehen und darum bitten, dass du anonym bleibst. es muss schnell etwas getan werden. so schnell wird kein kind aus einer familie genommen, vielleicht wäre eine famiienhelferin eine möglichkeit, die den alltag strukturiert und einfach hilft, einen weg aus dieser situation zu finden.

lg

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Hallo,

ich möchte an Deine Vernunft appellieren und Dich aus tiefstem Herzen bitten das Jugendamt einzuschalten!

Ich weiß nicht, warum so viele Menschen ein schlechtes Bild vom Jugendamt haben und so scheu sind Menschlichkeit und Zivilcourage zu zeigen!

Vorab: kein Kind der Welt wird einfach aus einer Familie gerissen! Ziel des Jugendamtes ist es immer das Kind in seiner gewohnten Umgebung und bei seiner Familie zu belassen!

Ich setze jetzt einfach voraus, dass Deine Tante ihren Sohn gut behandelt und es keinen Grund gibt ihn aus der Familie zu nehmen, aber er hat ein Recht darauf seine Kindheit bestmöglich auszuleben, sich wohl zu fühlen, Raum zu haben, Freunde einzuladen, sich nicht schämen zu müssen etc. Als 8-jähriger kann er sich nicht selbst helfen, wenn ihm Mitwissende nicht helfen, ist das ein ignorantes Weg sehen!!!

Es wird nichts bringen Deine Tante dazu anzuhalten sich Hilfe zu suchen, denn sie hat ein Problem, dass sie alleine nicht erkennt und/oder bewältigen kann, ansonsten würde sie nicht schon seit Jahren so leben!

Auch ich war in einer ähnlichen Situation, vor einigen Jahren, mit der Nachbarsfamilie über mir. Mit einem der zwei Söhne hatte ich mich "angefreundet", er kam manchmal runter zum spielen und hat mir ein wenig seinen Kummer geklagt. Da ich nie in der Wohnung war, wusste ich nicht wovon er sprach, Kinder haben ja auch eine rege Phantasie...als ich das erste Mal einen Blick erhaschen konnte, wurde mir schon übel.

Wie Du beschreibst: Berge von Klamotten, schon im Flur (Monate später beim Auszug der Familie habe ich das ganze Übel betreten und konnte kaum glauben, dass Menschen in solchen Zuständen wenige Meter entfernt von mir so gehaust haben!), ich wusste nicht, ob es auch dreckig dort ist, aber ein Chaos war ersichtlich.

Irgendwann habe ich mir ans Herz gefasst und bin zur Mutter der beiden und habe ihr gesagt, dass ich mich dazu verpflichtet fühle das Jugendamt anzurufen und um Hilfe für sie bitten werde.

Das Theater und Unverständnis darüber war groß. Ihre Söhne haben es gut, es fehlt ihnen nichts, sie gehen jeden Tag in die Schule, haben alles was sie brauchen. Ich sah das anders. Ich ging zum Jugendamt und trug meine Ansicht vor, es wurde eine Familienhilfe geschickt, die täglich in die Familie kam und damit beginnen musste einen strukturierten Alltag aufzubauen. Die Eltern waren dazu nicht fähig und hatten dies bereits an ihre Kinder weiter gegeben.

Letztlich sind sie sogar in eine größere Wohnung umgezogen, die ganze Familie bedankte sich und räumte ein, die Hilfe wirklich benötigt zu haben und sich von alleine keine geholt zu haben! Die Mutter sagte mir, dass ihr vorher nie bewusst war, wie sehr ihre Kinder unter ihrem Fehlverhalten leiden- sie wollte ihren Kindern sicher nichts böses, sie wusste es einfach selbst nicht besser und ist da in etwas hineingeraten (der Verwahrlosung ihrer Wohnung) aus dem sie selbst nicht mehr raus kam.

Du siehst, es ist kein Verrat jemandem Hilfe zu stellen und kein Vergehen das innerhalb der Familie zu tun. Auch wenn die Tante Dir vielleicht im ersten Moment böse sein wird, wird sie nach Beginn der Zusammenarbeit mit der Familienhilfe wissen warum das alles notwendig ist und das man ihr damit nichts schlimmes antun möchte.

Ich habe absichtlich ein schwerwiegendes Wort wie ignorant gewählt, um Dich möglichst zu erreichen und davon zu überzeugen, dass weg sehen keine Lösung ist und Hilfe einzuholen nichts schlimmes anrichtet- im Gegenteil!

Es wäre schön, wenn Dich die Worte erreicht haben und Du den nötigen Mut fasst. Du hilfst nicht nur Deinem Neffen, sondern sicher auch Deiner Tante, denn niemand möchte in solchen Verhältnissen leben, nur manchmal schafft man es alleine einfach nicht mehr hinaus!

Viele Grüsse an Dich!

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Schwierig. Wenn es wirklich so ist, würde ich mich zumindest beim JA oder bei nem sozialen Dienst beraten lassen was man tun kann.

Aber: Ich wollte anmerken, dass man von einmal durch die Tür in die Wohnung schauen, sich kein Urteil bilden kann. Ich denke gerade an unseren Flur ;-). Wir Räumen momentan radikal um. Wenn heute oder morgen jemand von der Wohnungstür rein schauen würde, würde er auch 2 volle Wäschekörbe, 1 gelben Sack, mehrere Pappkartons wild übereinander gestapelt und 2 Mülltüten sehen. Die Wäsche in den Körben muss ich noch bei Textil-Ankauf bzw. Ebay eingeben, der gelbe Sack ist voll Klamotten und kommt zu Kleider-Container, die Kartons Brauch ich zum verschicken/verpacken, die Mülltüten passen erst Freitag nach der Leerung in die Tonnen (ist aber kein gewöhnlicher Restmüll sondern aussortierter Dekokram uä.). Und in den nächsten Tagen wird noch anderes Zeug immer mal da zwischengelagert. So sieht es aber nicht immer bei uns aus. Vielleicht machen Deine Verwandten da auch grad was in der Richtung? So wie du es schilderst ist es zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Lg
Lejana

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Ganz Klar: Sprecht die Eltern darauf an. Vielleicht haben sie ein Problem und kommen irgendwie nicht weiter.
Sollte das nicht helfen: JA

Es geht hier um die Gesundheit eines Kindes.

LG Debbie