Ich hab Angst, kranke Oma zieht heute zu uns!

Hallo,

ich muss mir das jetzt alles einfach mal von der Seele schreiben, weil ich einfach nicht weiß, wie und ob ich das alles schaffe!

Letzte Woche hab ich hier ja gefragt, wie ich es den Kindern erklären soll, dass ihr Oma nicht mehr lange leben wird.

Ich hab es bis heute noch nicht fertiggebracht, werde es heute aber tun müssen, weil meine Mutter aus dem KKH entlassen wird und zu uns ziehen wird, weil sie nicht mehr alleine zurecht kommt.

Mir geht es total schlecht, ich hatte ja das Pfeiffrische Drüsenfieber und jetzt hat sich noch eine atypische Lungenentzündung draufgesetzt. Ich war letzte Woche auch stationär im KKH, habe mich aber auf eigenen Wunsch wieder entlassen, da ich auch niemanden für meine Kinder hatte.
Wenn es nicht so schlecht um meine Mutter stehen würde, würde ich mich auch von ihr fernhalten, ihr ist es aber egal ob sie sich anstecken könnte, sie will nur noch ein paar schöne Tagen/Wochen mit uns verbringen.
Mein Hausarzt wird jetzt auch die Betreuung von ihr übernehmen und er sagte, wenn er sieht, dass es mir immer schlechter geht, würde er mit meiner Mutter reden und ihr erklären, dass es besser wäre, wenn sie in Kurzzeitpflege oder auf die Pallitativstation gehen würde. Er denkt aber auch, dass ich es zumindestens versuchen soll.

Gestern abend hab ich dann noch mit meinem Stiefonkel telefoniert und erfahren, dass meine Stiefoma auch schon auf der Palitativstation liegt und auch nicht mehr sehr lange leben wird. Ich wusste zwar, dass es um sie schlecht steht, aber das es so aussieht auch nicht.
Ich habe die ganze Nacht geweint, weil mir alles zu viel ist. So viel Tod um uns herum!

Bei meiner Katze ist der Tumor vor zwei Wochen auch aufgegangen, sie hat keine Schmerzen und ich mache ihr immer so ein Aluspray auf die Wunde, damit sich das nicht entzündet, aber ich weiß, dass die Kleine auch nicht mehr lange bei uns sein wird. Ach man mich macht das alles so fertig!

Ich weiß nicht, was ich von euch hören will, ehrlich gesagt weiß ich gar nichts mehr. Ich hab soviel Angst vor den kommenden Wochen, die größte Angst hab ich aber davon, dass meine Mama bei uns zuhause stirbt, ich weiß nicht, ob ich dann weiterhin hier leben kann. Ich weiß ich müsste mich zusammenreißen, aber ich bin einfach kein Mensch der stark ist. Mir fehlt mittlerweile auch die Kraft, ich schäme mich so dafür.

Nach all dem Streit mit meiner Mama, dachte ich immer, dass mir das gar nicht so nahe geht, aber es haut mich um. Ich hab seit Tagen nichts mehr gegessen, ich schlafe vielleicht mal 2 Stunden in der Nacht und am Tag auch noch mal 2 Stunden vormittags, hinzu kommt ja noch die blöde Lungenentzündung und das hohe Fieber.

Bitte nimmt mir meinen Jammerthread nicht übel, aber ich weiß einfach nicht mit wem ich sonst drüber reden soll, da es hier 2 Lager gibt. Die einen sagen pflege deine Mama und die anderen sagen, du musst selbst erst mal schauen, dass du wieder einigermaßen gesund wirst.

LG,
Samy

3

Hallo,

ich kann Dir aus der SIcht eines Kindes berichten, ich war 11. als meine Oma zu uns kam und es klar war, dass sei vielleicht nächste Woche, vielleicht in 2 Monaten oder wenigen Wochen sterben wird. (es waren dann glaube ich 7 Wochen).

Irgendwie war uns klar, Oma ist krank, sie wird sterben. Kurz vorher war der Opa gestorben, vielelicht war uns Kindern dadurch klar, was das bedeutet.

WIr haben gemeinsam mit unseren Eltern die Oma versorgt - was uns eben möglich war. Wir haben ihr mal einen Apfel geschält und kleingeschnitten. Mal vorgelesen - sie wollte einfach das vorgelesen bekommen, das wir gerade so lesen, ich erinnere mich an ein Buch über Kolumbus... WIr haben bei ihr im Zimmer gespielt, sind nach der Schule zu ihr rein usw.

Ich muss dazu schreiben, wir hatten eine sogenannte Gemeindeschwester von einem Pflegeverein, die jeden Tag 2x kam und Schmerzmittel gespritzt hat, später auch gewickelt hat usw., obwohl das natürlich zwischenrein auch meine Mutter machen musste.

Für meine Mutter war es sicher wahnsinnig schwer, aber sie sagt, es war eine sehr intensive gute Zeit, in der sie so viel wie nie zuvor persönliches mit ihrer Mutter besprochen hat und sie ist sehr froh, diese Chance gehabt zu haben, zumal die Zeit absehbar kurz war und man schafft mehr, als man denkt.

Als meine Oma starb waren wir alle dabei, saßen mehrere Stunden bei ihr, es war gleichzeitig unheimlich, aber sehr ruhig und friedlich, man hat gemerkt, dass es eigentlich nichts ist, vor dem man Angst haben muss.

Die Schwester hatte uns am Vormittag schon gesagt, dass sie denkt, es geht heute zu Ende, eine Freundin meiner Mutter kam vorbei und hat mit meiner Oma gebetet, mit uns gesungen und ich erinnere mich auch heute (mit 37) noch an viele Kleinigkeiten, manchmal mit Tränen in den Augen, manchmal einfach als wichtiges Erlebnis.

Ich weiß noch, dass ich ihre Hand gehalten habe, dass wir als sie gestorben war, alle zusammen mit der Schwester, die dabei war, alles aus dem Zimmer geräumt haben - war wohl eine Mischung aus Aberglauben und Beschäftigungstherapie für alle - das Fenster geöffnet haben, meine Oma wurde etwas zurechtgemacht, alle haben sich verabschiedet.

Am nächsten Tag mussten/durften wir troztdem in die sChule, vermutlich um nicht dabei zu sein,wenn sie abgeholt wird.

Ihr Zimmer war lange noch seltsam für mich, aber wir haben später ein Computer/spiele/Bastelzimmer daraus gemachtr und alles komplett verändert. Ein Jahr später sind wir ausgezogen - aber nicht deshalb...

So, genug durcheinander erzählt, ich weiß nciht, ob das hilft, aber ich kann nur zusammenfassen, dass es traurig, schön und eine wichtige Erfahrung war, die für s Leben bleibt (und nicht traumatisiert oder so)

Kopf hoch, hör auf Deine Gefühle, Deine Kinder werden egal in welchen Alter auf ihre Weise verstehen, was passiert und damit umgehen können, wenn Du als Erwachsene bereit bist zuzuhören, darüber zu sprechen und - was ich wichtig finde - bei der Wahrheit bleibst - die Oma stirbt, sie geht nicht auf eine Reise, sie hat Schmerzen, aber die Medikamente können helfen, keiner ist Schuld daran und jeder kann ein bisschen helfen...

so, doch länger geworden, ist ein emotionales Thema

Liebe Grüße
die st

1

Hallo

Das ist echt schlimm was du da gerade mitmachst.

Ich würde auch sagen probiere es und wenn es wirklich nicht geht das deine Mama dann in kurzzeitpflege geht.

Ich habe das selbe vor 5 Jahren mit meinem Vater erlebt.

Selber hatte ich da schon meine Reha durch weil ich einen burnout hatte.

Ich drücke dich mal ganz kräftig und wünsche dir viel kraft für die nächsten Wochen.

Lg

2

Ich würde auch sagen, erfülle deiner Mutter diesen letzen Wunsch.

Gleichzeitig solltet ihr die Pflegestufe beantragen und das größte der Pflege dem Pflegedienst übernehmen lassen.
So hast du weniger Stress und kannst die Zeit mit deiner Mutter noch besser geniesen.

Ich wünsche dir viel Kraft

4

Hallo,

wie wäre es denn, wenn du für deine Mutter einen Hospizplatz suchen würdest.
Der Hausarzt und die Krankenkasse unterstützen dich dabei.

Meine SchwieMu ist in einem Hospiz gestorben und sie war sehr glücklich dort.
Es war eine zwar kurze aber sehr schöne Zeit.

Die Kinder konnten sich verabschieden, wir hatten Zeit und Ruhe dort und alle Pfleger
und Schwestern kümmerten sich ganz rührend um sie.
Keine verlangte mehr etwas von ihr. Alles wurde ihr abgenommen. Es war wirklich
schön.

Klar, der Tod ist immer tragisch, aber dort war er wirklich mehr als erträglich.

Versuche es.

Liebe Grüße und viel Kraft

Nicole

5

Hallo,

das ich echt schlimm, was Du gerade durchmachen musst!

Versuche Deiner Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen! Sonst würdest Du Dir ständig Gedanken machen, wenn sie stirbt, dass du es nicht zumindest versucht hast.

Ich würde definitiv einen Pflegedienst suchen und eine Pflegestufe beantragen.

Frag auch mal auf der Palliativstation nach, ob es ein Brückenteam gibt! Das ist ein Team von Schwestern und Ärtzen, die sich darauf spezialisiert haben, die Menschen zu Hause/bei Angehörigen in der letzten Lebensphase zu unterstützen. Das wäre auch eine sehr große Hilfe für Dich, das Brückenteam kennt diese speziellen Probleme, wie die Angst vor dem Sterben eines Angehörigen zu Hause und die haben alle eine spezielle Ausbildung für den Umgang damit und enstprechendes Know-How. Ein Brückenteam weiß auch, wie es am einfachsten und schnellsten geht mit einer Pflegestufe und ist meistens an eine Palliativ Station gekoppelt. Das heißt, sie könnten Deine Mutter relativ schnell, wenn es nicht klappen sollte, auf eine Palliativ Station verlegen.

Ist die Oma die Mutter Deiner Mutter die im Sterben liegt? WEnn ja, wäre es natürlich gut, sie könnten sich noch mal sehen.

Arbeitest Du? Wenn ja, kannst Du Dir Pflegeurlaub nehmen oder unbezahlten Urlaub? Mit Beruf und Kindern einen sterbenden zu pflegen, ist ein sehr großer Kraftakt, gerade wenn du gesundheitlich selbst angeschlagen bist.

Hast Du Geschwister, die Du in die Pflege mit einbinden könntest?

Ich würde es wahrscheinlich probieren, aber mir definitiv Hilfe suchen!
Vielleicht könnt ihr euch für diese schwere Zeit eine Putzhilfe oder Haushaltshilfe suchen, wenn es finanziell drin ist, damit du in diesem Punkt entlastet bist.

Mit den Kindern: Ich habe lange auf einer Palliativ Stationg gearbeitet und dabei gemerkt, dass Kinder sehr offen und unverfänglich mit dem Thema Tod und Sterben umgehen. Sie sind natürlich sehr traurig, wenn ein naher Angehöriger stirbt, weil er einfach weg ist, aber dennoch haben die meisten Kinder, deren Angehörigen bei uns verstorben sind, das Thema sehr offen und oft auch ohne große Angst angesprochen.
Wichtig ist, dass Du NIE sagst, die Oma ist eingeschlafen und wacht nicht mehr auf, sonst haben Kinder manchmal Angst, sie würden auch nach dem Einschlafen nicht mehr aufwachen.

Vielleicht hilft bei den Kindern ein Buch, wir hatten auf Station dieses Buch, in dem das Thema kindgerecht erklärt wird:
http://www.amazon.de/Abschied-von-Opa-Elefant-Bilderbuchgeschichte/dp/3770742923/ref=pd_sim_b_21

und außerdem noch dieses Buch:
http://www.amazon.de/Ein-Himmel-f%C3%BCr-Oma-Bilderbuch/dp/3815770033/ref=pd_sim_b_2

Ich wünsche Euch für die kommende Zeit viel Kraft!

Lg adelaide

6

Hallo Samy!

Zuerst einmal mein Beileid für das was du zur Zeit durchmachst.

Ich glaube es ist ein großer Fehler, wenn du deine Mutter zu euch holst. Die Pflege eines schwerstkranken Menschen ist körperlich und psychisch extrem anstrengend. Du bist selbst krank. Was ist gewonnen, wenn deine Mutter zwar bei dir zu Hause sterben kann, du es aber mit lebenslangen gesundheitlichen Folgen bezahlst. Wenn dein Infekt auf Herz geht, kannst du noch vor deiner Mutter sterben. Deine Kinder sind noch klein und brauchen ihre Mutter.

7

Erstmal möchte ich dir sagen, dass du schon die ganze Zeit stark bist...
und gehe auch achtsam mit deinen Ängsten um...
In einigen Kliniken gibt es ein Palliativteam, die schwerkranke zu Hause in Kooperation mit dem Pflegedienst gemeinsam mit den Angehörigen begleiten. Es wird sich um die Schmerztherapie usw. gekümmert. In der Klinik gibt es einen Sozarbeiter, dieser berät dich dazu... und sei versichert, was letztendlich gut für dich ist, ist es auch für deine Mutter... und auch deine Mama wird wollen, dass es dir gut geht....das ist bei Müttern so#liebdrueck

8

Hallo, ich hatte dir neulich auch schon mal geantwortet ;)
Ich denke in eurer situation waere die paliativstation/ hospitz das beste.
Meine mutter war auch zuhause und mein vater hat sich um sie gekuemmert, fuer ihre letzten wochen war sie auf der palitiv, so war immer jemand da, mein vater konnte bei ihr sein soviel er wollte, konnte sich aber auch mal ne pause goennen ohne sich sorgen machen zu muessen.
Wie willst du das schaffen , wenn sie bei euch ist? Du krank, kinder, kranke katze haushalt pflege....

Du musst auch an dich denken, so schlimm es klingt, aber du bist 'danach' noch da und wirst gebrauch und auch die zeit braucht viel kraft! Alles gute

9

Hallo Samy.

Lass dich erst einmal drücken. :-)

Ich kann dich verstehen, aber auch deine Mama.

Sie möchte in den letzten Wochen bei Dir sein. Erfülle ihr den letzten Wunsch!!

Beantrage eine Pflegestufe (dein Hausarzt soll es in die Wege leiten) und hol dir dann Hilfe durch ein Palliativteam. Die unterstützen Dich und deine Mama.

Sie möchte jetzt nicht allein sein.

LG
Nicci

11

Hallo,

so schnell geht es nicht, sich hilfe zu holen von einem Palliativteam/Pfleger. Mir hat man erklärt: dafür braucht man mind. 3-4 Monate Vorlauf weil EXTRA dafür eine neue Pflegekraft eingestellt wird. Ich habe mich sehr bemüht, diesen Dienst für meinen schwerstpflegebeürftigen mann zu erhalten, es war nicht Möglich da vom Krankenhaus aus auch keinerlei Hilfe zu erwarten war (nach 7 Monaten Intensivstation) und mir genau diese Information fehlte. Sonst hätte ich mich eher gekümmert und sofort nach Bewilligung der Palliativpflege meinen Mann nach Hause geholt.

Ich habe meinen Mann noch 3 Wochen zu Hause mit Hilfe von einem tollen Pflegedienst gepflegt (dann musste er wegen einer erneuten (die 10.?) Lungenentzündung ins Krankenhaus und ist dort 3 Tage später verstorben.

Aber diese 3 Wochen waren jede Anstrengung wert (und glaube mir, es IST anstrengend) aber du machst es für deine Mutter und auch für dich selber. Genieße die zeit, die ihr noch gemeinsam habt.
Und wenn deine Mutter bei dir versirbt, dann nimm es hin und lasse deine Kinder auch Abschied nehmen von der Oma.

LG

14

Huhu, :-)
bei uns geht es in der Tat so schnell. Habe auch viel Kontakt mit solchen Palliativteams.

Ich bin Krankenschwester und wenn ein Patient in einem solchem Stadium entlassen wurde, dann haben wir immer mitgeholfen, dass der letzte Wunsch auch erfüllt werden konnte.

Meist war innerhalb von einer Woche alles geklärt (inkl. aller notwendigen Pflegesachen). Wir haben bei uns im Haus auch einen sehr guten Sozialdienst. Ich kenne es nur so. ;-)

Schade, dass es nicht überall so läuft.

weitere Kommentare laden