Hallo, liebe Leserinnen und Leser,
Aus gegebenem Anlass bitte ich euch um Erfahrungen und gerne Ratschläge, wie ich mit folgendem Problem umgehen soll:
Vor dreieinhalb Jahren sind wir mit zwei Kindern (Baby und Kleinkind) in ein Haus eingezogen, in dem sich unter uns eine kleinere Wohnung befindet. Da hat bis September ein Paar gewohnt und ist dann in eine andere Stadt gezogen. Es gab nie Probleme wegen dem Spielen und Umherlaufen unserer Kinder oder auch Gastkinder. Nun ist im September ein allein stehender älterer Herr eingezogen, der uns schon bei Besichtigung kennen gelernt hat und meiner Meinung nach wusste, was es bedeutet, unter einer Familie mit kleinen Kindern zu wohnen. Er ist aber mit den Eltern der Vermieterin befreundet.
Heute hat er sich über die Kinder beschwert und den Lärm.
Ich möchte dazu sagen, dass wir mit unseren Kindern morgens gegen acht Uhr das Haus verlassen und abends um etwa 17 Uhr wiederkommen. Um 18 Uhr essen wir i.d.R. zu Abend und ab 19 Uhr sind wir im oberen Stockwerk und er hört und sieht von uns nichts mehr. Zwei Stunden Familienbetrieb... Das kann doch nicht zu viel sein???
Es ist das erste Mal, dass sich jemand über uns beschwert hat und ich frage mich, was ich jetzt tun kann/sollte/ muss. Ich bemühe mich auch im eigenen Interesse darum, dass die Kinder nicht allzu wild toben und schreien und verlagere das Spielen wann immer es geht nach oben oder nach draußen. Wir bemühen uns von jeher, leise zu gehen, die Stühle nicht zu arg über den Boden zu schieben usw. Aber einem dreijährigen beizubringen zu schleichen scheint mir fast unmöglich.
Dürfen wir uns als Eltern da den Lotuseffekt aneignen? Darf ich mir da ein (noch nicht vorhandenes) dickeres Fell zulegen? Etwas Angst habe ich schon, dass man uns kündigen könnte, zumal in drei Monaten ein drittes Kind dazu kommt. Wie bringen wir unseren Kindern bei, noch leiser zu sein? Ich finde sie keineswegs sehr laut...
Habt ihr Erfahrungen, wie wir damit in jeder Hinsicht umgehen können? Ich bin sehr dankbar für eure Antworten!
Liebe Grüße
Katja
Beschwerde wegen Kinderlärm/Füßegetrappel
Hallo,
geht es wirklich nur um zwei Stunden? Was genau hat er gesagt? War er freundlich? Wie hast du reagiert?
Ich würde freundlich bleiben und ihm aber deutlich sagen, dass du da nicht viel machen kannst - es sind nun mal Kinder und die dürfen sich bewegen.
Er war wirklich freundlich, nicht pampig oder so, meinte, dass vor allem das Gerenne trotz seinem lauten Fernseher zu viel wäre und wir leiser sein sollen. Ich hab auch ganz nett zugesichert, dass wir uns bemühen und vor allem meine fünfjährige Tochter hat zugehört und sich echt Mühe gegeben.
Tagsüber sind es wirklich nicht mehr als zwei Stunden, am Wochenende bei extrem schlechtem Wetter natürlich schon.
Wenn es wie beschrieben ist dann könnt ihr nicht viel mehr machen. Dann würde ich ihn an den Vermieter verweisen wegen der Möglichkeit einer Schrittschall Daemnung. Peralel würde ich für ein paar Wochen notieren wann ihr zu Hause seit und wann nicht.
So habt ihr was in der Hand.
Zunächst einmal gibt es ja mehrere Gerichtsurteile, wonach Kinderlärm außerhalb der Ruhezeiten grundsätzlich keine Störung ist und daher von den Nachbarn zu dulden ist. Natürlich solltest du darauf achten, dass sich deine Kinder nicht völlig rücksichtslos verhalten, aber du kannst sie ja nicht festbinden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man einem 3-jährigen Kind beibringen kann, dass es bitte nicht in der Wohnung rennen soll. Ich habe selbst einen 2-jährigen Sohn, der das nie und nimmer verstehen würde. Wir haben allerdings das Glück, dass wir in einem Einfamilienhaus wohnen, so dass kein Nachbar durch uns gestört wird.
Andererseits kann ich auch verstehen, dass sich der ältere Herr an eurem Lärm stört, zumal er wahrscheinlich den ganzen Tag zu Hause ist. Wenn man lärmempfindlich ist, kann einen das schon verrückt machen, aber dann hätte er einfach nicht in diese Wohnung ziehen sollen. Vielleicht solltet ihr versuchen, einen Kompromiss zu finden, mit dem beide leben können. Sollte das nicht möglich sein, müsste er eben akzeptieren, dass über ihm eine Familie mit zwei bzw. drei kleinen Kindern wohnt. Bezüglich einer Kündigung musst du dir aber m. E. keine Sorgen machen. Es gibt ja in der Regel bis auf zwei Kündigungsgründe (Eigenbedarf und ausstehende Mietschulden) für den Vermieter kaum eine Möglichkeit, den Mieter aus der Wohnung rauszukriegen.
"Vertragswidriges Verhalten" kommt noch hinzu. Ist aber sehr schwer nachzuweisen, wird sehr gründlich geprüft und hier nicht relevant.
Hallo Eva,
Von Rücksichtslosigkeit kann wirklich keine Rede sein. Wir suchen auch ein Haus zum Kauf, damit lösen sich viele Probleme von selbst. Unsere Kinder geben sich wirklich sehr viel Mühe und verstehen auch, worum es geht. Trotzdem rennt halt mal das eine hinter dem anderen her und sie streiten auch.
Aber was wir an Verbesserungen tun können, tun wir auf jeden Fall.
LG Katja
Hallo, Katja,
um den Frieden nicht zu sehr zu gefährden, kannst du ja etwas Abhilfe schaffen. Wichtig ist, dass die Kinder mit Hausschuhen in der Wohnung rumlaufen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie man das "Trampeln" hört, wenn man nur in Strümpfen durch die Bude düst. Das nimmt man in der eigenen Wohnung gar nicht so wahr.
Auch dicke Teppiche schlucken so einiges.
LG
Linda
Hallo Linda,
Ja, das mit den Hausschuhen werde ich machen, darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Unsere Kinder haben irgendwie immer zu warme Füße und ziehen deshalb die Hausschuhe immer aus. Ich hoffe,das durchzusetzen funktioniert.
Und auch Spielteppiche werde ich einfach auslegen, das hilft sicher. Vielen Dank für den Tipp!
LG Katja
Na ja, so einfach ist es dann auch nicht, eine Familie aus dem Haus zu werfen. Ich gehe mal davon aus, dass ihr beide Miete zahlt und wahrscheinlich ihr, da ihr die größere Bude habt, mehr zahlt als der Alte oder? Der Vermieter wäre dann bekloppt wenn er euch vor die Tür setzen würde und wenn doch, dann muss er euch was vergleichbares anbieten können. Ich bin selbst Vermieter und habe meine Wohnungen alle an Familien vermietet, hatte aber auch schon das Vergnügen mich um so eine Person kümmern zu dürfen.
Das war in einem Mehrfamilienhaus und in der Wohnung darunter ist ein älteres Paar eingezogen. Diese haben keine 3 Tage gebraucht um mit dem hetzen anzufangen, die Familie meinte sie müsse das selbst regeln und hat alles getan was möglich war um es dem Paar zurecht zumachen, aber die hatten immer neuere Beschwerden. Schlussendlich sind sie dann zu mir gekommen und ich habe meinen Rechtsanwalt darauf angesetzt. Es ist laut Gesetz so geregelt, dass Kinderschritte und auch das Spielen in der Wohnung zu jederzeit erlaubt ist und nicht mal die Ruhezeit betrifft (darüber gibt es auch einen Präzedenzfall vom Bundesgerichtshof, der zugunsten der Familie ging). Wir haben dann eine Abmachung außerhalb der Gerichtsbarkeit getroffen, dass die Eltern in der Ruhezeit darauf achten nicht zu viel Krach zu machen und sie akzeptieren dafür den Krach am restlichen Tag.
Oder einfach gesagt, das Spielen und herumtollen in der Wohnung welches von deinen Kindern ausgeht ist nicht verboten und du musst auch keine besondere Rücksicht auf den Alten nehmen. Wenns ihm nicht passt, soll er in ein Seniorenheim ziehen.
Viele Grüße ano
Hallo Ano,
Vielen Dank für deine Antwort aus Vermietersicht!
Leider kennen wir unsere Vermieterin nicht gut genug, um einschätzen zu können, wie sie bei einer solchen Problematik reagiert.
Naja, wie schon geschrieben, tun wir von unserer Seite alles, damit man uns gut ertragen kann. Bisher hatten wir ich von niemandem irgendwelche Rückmeldungen negativer Art, mich verunsichert so was aber sehr und nun weiß ich auch ein wenig mehr über die rechtliche Situation!
Viele Grüße
Katja
Zwei Stunden Familienbetrieb können unter Umständen schon zu viel sein, so wie Du es aber schilderst herscht bei euch ein Normaler Pegel der halt hinzunehmen ist.
Angst vor der Kündigung must Du nicht haben nur wenn sehr viel Rücksichtsloser Lärm herscht, sowas wie ständiges Springen vom Tisch, Bälle gegen die Zimmerwand titschen, Türen knallen, das Baby Nachts schreien lassen... Aber selbst da muss der Vermieter erst "Abmahnen".
"das Baby Nachts schreien lassen... "
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es Babys gibt, die sich nicht einfach "ausschalten" lassen und nachts einfach weiter schreien (oder auch zu jeder anderen Tag- und Nachtzeit), egal was die Eltern anstellen.
Das ist für die Nachbarn zwar lästig, aber hinzunehmen! Kündigen (oder Abmahnen) kann da keiner!
Wenn man versucht es zu beruhigen lässt man es nicht in dem Sinne schreien.
Wenn der Nachbar aber seinen Nachwuch Stundenlang alleine weinen lässt muss das nicht hingenommen werden.
huhu,
es hört sich so an, als würdet ihr wirklich schon rücksicht nehmen und du scheinst dir die beschwerde des nachbarn sehr zu herzen zu nehmen
ich würde mit dem nachbarn sprechen, was ihm denn konkret zu laut ist und was er sich für die zukunft wünscht. dass man einem 3jährigen das schleichen nicht beibringen kann, weiß ich nur zu gut wenn mein 13 kg leichtgewicht die flure entlangläuft, habe ich den eindruck, es wären elefanten im haus
viel glück und ich drücke die daumen für eine gute lösung.
lg
Hallo,
ich weiß wie es Dir geht. Wir hatten beim Einzug hier vor 4 Jahren auch so ein Erlebnis.
Zuerst habe ich mich sehr bemüht, der Dame (übrigens 2 Wohnungen unter uns) alles recht zu machen aber sie klingelte zu absolut normalen Zeiten (morgen um 9, nachmittags um 4,......). Jeder Handwerkerlärm störte sie nicht aber wenn meine Kinder laufen würde, das könne sie nicht ertragen.
Wie gesagt, erst habe ich mich sehr kleingemacht, meine Kinder (damals 1 und 3) zurechtgewiesen, überall Teppiche hingelegt aber sie hörte und hörte nicht auf.
Als ich mich dann mal schlau gemacht habe, wie es rechtlich aussieht, habe ich mich innerlich gewappnet und als sie das nächste Mal klingelte, habe ich sie sowas von zusammengefaltet, die war sprachlos. Ich habe ihr empfohlen auszuziehen denn wir würden es bestimmt nicht tun. Seither hat sie NIE wieder geklingelt und grüßt mich und die Kinder übermäßig freundlich und scheißt sich in die Hose wenn ich wieder ein Paket für sie angenommen habe und sie es bei mir abholen muss.
Nebenbei war ich beim Vermieter und habe ihn gefragt, ob sich jemand über uns beschwert habe. Das war nicht der Fall. Habe ihm von den Vorfällen erzählt und er hat sofort gesagt, dass sie den "Lärm" ertragen müsste. Sogar außerhalb der Ruhezeiten! Und die halten wir mehr als ein!
Zudem habe ich mittlerweile zu allen anderen Bewohnern (wir sind 8 Parteien) ein sehr gutes Verhältnis und habe jedem erzählt, dass diese Frau sich über meine Kinder beschweren würde. Die ist nun ganz klein mit Hut.
Fazit: Du bist im Recht - Deine Kinder sind klein und nicht abzuschalten, fahr dem Typ an den Karren und sag ruhig Deine Meinung. Auch er war mal ein Kind und bestimmt nicht 24 Stunden leise am spielen!
PS: Die Dame bei uns ist übrigens eine ca. 30-jährige Lehrerin! Sie meinte, bei Kindergetrampel (wohlgemerkt 2 Stockwerke über ihr) könne sie nicht korrigieren und als sie mal montags um 9 klingelte verlangte sie, an ihrem beweglichen Ferientag ausschlafen zu können. Da fällt einem nix zu ein!
Gute Nerven! Lass Dir nix gefallen - im Interesse Deiner Kinder!
Hallo und ganz lieben Dank für deine Antwort.
Ich fühle mich auch am unwohlsten damit, dass ich mich so klein mache und schäme... Mir fehlt da etwas Rückgrat, aber daran kann ich ja arbeiten. Es stimmt, im Sinne der Kinder lohnt es sich, sich nicht alles gefallen zu lassen.
Zu deiner Geschichte mit der Lehrerin: ich bin auch Lehrerin, 36, habe phasenweise auch Korrekturberge. Aber realistisch muss man schon sein. Bei der Erwähnung des beweglichen Ferientages musste ich grinsen. Kannst ihr von einer Kollegin schöne Träume wünschen. Ohne die größer werdenden Kids ist sie schnell arbeitslos... Aber niemand kann aus seiner Haut heraus. Wir tun unser Bestes...
LG Katja
Hallo,
klar, ist man mal im Stress. Meine Eltern waren auch beide Lehrer und meine Mutter meinte damals, dass sie ja dann abends korrigieren könne - das hätten sie und mein Vater (wir waren vier Kinder) auch so gemacht. Da unsere Söhne spätestens um 19.30 Uhr im Bett liegen (da wir um 5.30 Uhr aufstehen müssen) war es ab da ja totenstill im Haus.
Sie hat aber mittlerweile anderen Bewohnern gegenüber auch anderartige Auffälligkeiten gezeigt. Es hat also nichts mit ihrer Tätigkeit zu tun
Aber der bewegliche Ferientag war damals schon der Knaller. Ich bin Apothekerin - hätte auch gerne mal einen beweglichen Ferientag. Vor allem wenn die Schulen wieder dicht haben und ich nicht weiß wo ich meinen Sohn lassen soll. Au ja, das sage ich das nächste Mal wenn sie wieder ein Paket abholt.
Alles Gute für Deine Schwangerschaft! Lass Dich nicht ärgern. Wer Ruhe will muss ins Kloster - hat wohl mal ein Richter bei einer Urteilsbegründung gesagt.