Hallo zusammen!
Wahrscheinlich ist das so eine Frage wie "was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?", mich interessieren eure Erfahrungen und Meinungen. Es geht darum, wie ihr mit Ängsten umgeht und wie ihr eure Kinder bei solchen Dingen behandelt und auch, wie das in eurer Kindheit gehändelt wurde. Angst ist ja etwas ganz normales und auch sinnvoll, das steht ja außer Frage. Der Umgang damit ist jedoch oft völlig unterschiedlich.
Beispiel: ein medizinischer Eingriff steht bevor, das Kind hat (logischerweise) Angst. Wie geht ihr damit um? Und inwieweit hat euer Verhalten dann eurer Meinung nach Einfluss auf die weitere Entwicklung? Was war zuerst da, die Angst oder die Zuwendung? Beruflich habe ich mit der Thematik (Krankenschwester) viel zu tun und erlebe gerade von Kindern völlig unterschiedliche Reaktionen. Es gibt welche, die schreien sobald sie einen Arzt sehen, werden panisch und wehren sich. Andere sind zwar auch ängstlich, aber "tapfer" und lassen die Maßnahmen zu. Und ebenso gibt es unterschiedliche Eltern, die einen sagen "Zähne zusammenbeißen, du bist doch stark" und das berühmte "ein Indianer kennt keinen Schmerz", andere reden mitleidend und einfühlsam. Fast immer ist es so, dass die "Indianer"-Kinder cooler sind und die Kinder, die einfühlsamere Eltern haben, sehr ängstlich sind. Ich frage mich jetzt, was woraus entsteht und inwiefern man also als Eltern Einfluss auf die Angst des Kindes hat und welche Variante "besser" ist. Einerseits nimmt man das Kind in seiner Angst vielleicht nicht ernst und es muss seine Gefühle unterdrücken, anderseits kann das Einfühlsame ja die Angst verstärken. Oder sehe ich das falsch?
Der medizinische Eingriff ist jetzt nur ein Beispiel, es gibt ja so viele Dinge, vor denen man Angst haben kann: fremde Leute, Hunde, Gespenster, Tod, Krieg, Spinnen,...manche sind rational, andere nicht. Macht ihr da einen Unterschied?
Vielen Dank schon mal im Voraus für eure Antworten und liebe Grüße,
Truly
PS: mein persönlicher, also familiärer Umgang damit ist übrigens anders als mein beruflicher. Als Krankenschwester passe ich mich der Situation an, da die Eltern mir sonst wohl was anderes erzählen würden.
Umgang mit Angst und familiäre Prägung
Mein Sohn ist mal mit dem RTW in die Kinderklinik gekommen, da war er sechs. Es passierte beim Sport.
Die Klinik ist 40 Kilometer entfernt.
Er hatte eine offene Oberarmfraktur.
Ich konnte nicht weg...Tochter ein Baby, hab dann auf meinen Mann und den Babysitter gewartet und wir sind ca 2 Stunden später da gewesen.
Mein Sohn war ruhig. Er hatte Medikamente bekommen.
Ich war auch völlig ruhig und sachlich.
Hab den Arzt gefragt wie die Diagnose lautet, hab mir Roentgenbilder angeschaut und mir die OP erklären lassen.
Mit meinem Sohn bin ich ganz normal umgegangen. Hab nur das Noetigste gesprochen, ihm gesagt, dass der Arm kaputt ist und er operiert wird. Ängste hatte ich da gar nicht, mein Sohn war auch gelassen. Mein Mann hat fast gar nichts gesagt.
Er hat das hingenommen.
Generell hat mein Sohn keine Probleme mit Ärzten und notwendigen Untersuchungen.
Meine kleine Tochter macht immer einen riesen Aufstand wenn der Arzt schon reinkommt. Abhören ist ein Kampf, Impfungen gehen nur mit "Gewalt".
Mich macht das nicht nervös.
Ich halte sie sehr bestimmt fest und sage gar nichts.
Generell kann ich ruhig bleiben wenn es ernst wird, dafür gerate ich in Panik wenn die Kinder sich verspaeten oder allein unterwegs sind und Stunden weg bleiben. Dann sage ich auch in einem aufgebrachten Ton, daß ich mir Sorgen mache.
Ich kann noch nicht aus Erfahrung als Mutter sprechen weil meine Tochter noch zu klein ist, aber ich war ja auch mal Kind Wenn wir beim Arzt waren und richtig heftige Angst hatten, inklusive Brüllerei und Zappelei, drohte meine Mutter immer damit den Raum zu verlassen und uns alleine zu lassen wenn wir nicht still wären. Hat das geklappt? Ja hat es. War das so gut und richtig? Sicher nicht! Rückblickend eine Art emotionale Erpressung in meinen Augen. Du hast solche Angst das du in Panik gerätst und deine wichtigste Bezugsperson droht dir dich allein zu lassen und dir somit ja auch ihre Liebe und Trost zu entziehen. So etwas wird es in meiner Erziehung nicht geben.
Gruß
Barrik
Hallo,
meine Tochter hat ne angeborene Aortenstenosen und muss daher regelmäßig beim Kardiologen untersucht werden. Kein Problem, kennt sie von klein auf, gehört irgendwie dazu. Die Hintergründe versuchten / versuchen wir altersgerecht zu erklären.
Notdienst wenn mal was anders ist - naja, nicht schön, aber muss halt manchmal sein. Wir veruchen es zu erklären und kein Drama draus zu machen. Passiert halt mal (okay, bei nem angebrochenen Arm war ich auch kurz vorm ... weiß ich auch nicht)
Ich hatte jetzt vor kurzem eine geplante OP und war 5 Tage im KKH. Ich hab ihr übers Internet die Ärzte gezeigt, sie durfte mich mit ins KKH bringen - wir haben vorher viel darüber geredet - und sind jetzt 5 Wochen später immer noch am reden. Fand sie nicht gut 5 Tage ohne Mama, wußte auch gar nicht, wie sie damit umgehen sollte, als ich da im Bett lag und nix konnte/durfte.
In allen sonstigen Lebenslagen (Trauer, Tod, etc) wird bei uns eigentlich immer drüber geredet, kindgerecht erklärt und blöde Bemerkungen weggelassen. Das funktioniert gut, würde ich immer wieder so machen und werde es auch beibehalten.
LG
Ich glaube, es kommt viel mehr darauf an, in was für einer Stimmung die Eltern sind, weniger auf das, was sie tun oder sagen. Ich merke, dass alles beruhigende Reden nichts hilft, wenn ich nur so tue und eigentlich selber nicht glaube, dass das alles harmlos ist.
Ich sage meinem Sohn (knapp 3), wenn ich aufgeregt bin. Dann sind wir eben zusammen aufgeregt. Auch weine ich ehrlich, wenn ich eben grad mal weinen muss. Wie soll er sonst emotionale Kompetenz lernen? Kinder merken einfach, wenn wir etwas unterdrücken. Manchmal schneller als wir selbst. Und ich finds in Ordnung, wenn er schreit, wenn ihm was weh tut. Wieso soll ich ein Kind, das geimpft wird, um jeden Preis ruhig stellen?
In manchen Punkten versuche ich, (sinnlose) Ängste nicht von mir auf ihn abfärben zu lassen. Mit Spinnen haste was Schönes angesprochen. Da sag ich dann "Guck mal, eine große Spinne! Wie ist die denn hier reingekommen? Schau mal, wie viele Beine die hat und wie sie krabbelt…" Ob das nachhaltig klappt, weiß ich noch nicht.
Naja, dass ein Kleinkind schreit, wenn man es piekt ist ja normal. Aber auch da gibt es unterschiedliche Reaktionen: manche Kinder schreien kurz "aus Protest" und dann ist wieder gut, und an andere kommt man kaum dran, weil sie hysterisch oder panisch schreien, hauen, sich wehren.
Ein paar Jahre älter gibt es dann Kinder, die wirklich "tapfer" sind und ruhig bleiben, auch wenn es unangenehm ist, und andere wehren sich noch immer. Und da frage ich mich: Typsache, Erziehung, beides?
Hallo,
interessantes Thema, darüber habe ich mir einst lange Gedanken gemacht, ich bin auf keine "Lösung" gekommen.
Aufgewachsen bin ich mit einer überängstlichen Mutter und einem Vater der mir stets versicherte mir könne nichts passieren, weil er immer bei mir sei, auch wenn ich ihn nicht sehe. Orientiert habe ich mich am Vater und ich war als Kind wirklich furchtlos. Eine zeitlang waren mir Ameisen suspekt, mein Vater sagte ich solle ihnen freundlich begegnen, denn wenn man anderen wertschätzend begegnet, erfährt man selbiges zurück. Auch wenn sich das bis heute nicht immer bewahrheitet hat, so hat es sich eingeprägt und noch heute wird erzählt wie ich als Kind sämtliche Ameisen die mir den Weg kreuzten freundlich grüsste.
Als Erwachsene dann bekam ich eine Angststörung- irgendwo auf dem Weg von Kind zum Erwachsenen muss sich das mit der Angst eingeschlichen haben und vor Angst habe ich Angst, ich mag Angst nicht und möchte sie bei meinem Kind meiden. Zeitgleich bin ich Realist und beschönige Dinge nicht- immer, immer, immer wenn ich als Kind beim Zahnarzt war, versprach meine Mutter mir das es nicht weh tun wird und meist tat es das doch. Ich war um diese "Lüge" stets sehr betroffen!
Im Umgang mit meiner (noch kleinen) Tochter bedeutet das, dass ich ihr Arztgänge o.ä immer vorher erkläre, auch mit etwaigen, möglichen Unannehmlichkeiten und ich selbst versuche alle Tränen und Bemühungen meiner Tochter der Situation zu entkommen sehr gelassen entgegen zu nehmen, bin immer da, meist bis immer ruhig.
Kein "Jetzt ist es schon vorbei, jetzt ist alles wieder gut" usw. Kann ich nicht. Bin ich nicht. Ist gelogen. Gar nichts ist jetzt vorbei. Der Tag ist gelaufen. Man ist ein Jahr alt und wird von einem wildfremden Mann ins Bein gepiekst, das ist eine Katastrophe (wenn man 1 ist), ich verstehe das voll und kann es dann nicht schön reden.
Ich selbst bin unter Schmerzen am liebsten mit mir selbst, alles andere macht mich wahnsinnig. Ein "Das wird schon", wenn man das Gefühl hat der Boden unter den Füßen tut sich auf macht mich höchstgradig aggressiv- wohl wissend das es nur gut gemeint ist, aber: scheisse kann man nicht schönreden und so handhabe ich das auch, bei mir, beim Mann, bei Freundinnen...beim Kind. Was schlimm ist, ist schlimm und in der Welt einer nicht einmal zwei jährigen ist so einiges schlimm
Anders verhält es sich mit Ekel, denn im Grunde haben wir ja keine Angst vor Spinnen, Ratten, Schlangen, sondern ekeln uns bestenfalls, ich zumindest tue das und Ekel ist bei einem Kind das Regenwürmer ableckt, Kaugummis vom Boden abkratzt und mit ausgestreckter Zunge an einer Schaufensterscheibe vorbei läuft nicht oder nur sehr geringfügig vorhanden, somit ist meine Reaktion auf Spinnen (und wir haben teilweise richtige Mörderekelspinnen!!!) ein entzücktes "Oooooh! Hallo Spinne! Wie schön das Du da bist!" und ich versuche nicht schreiend davon zu laufen, wenn meine Tochter die Spinne/das Getier freudig in die Hand nimmt, versucht zu küssen etc sondern erfreue mich ihrer Tierfreude.
Ansonsten versuche ich die Freiheit und Selbstständigkeit meines Kindes weit über meine Ängstlichkeit (die hier recht gering) ist zu stellen. Soll heißen: meine Tochter darf sich selbst zu trauen was sie kann und ich vertraue ihr, dass sie das einschätzen kann. Wir haben keinen Treppenschutz und ich klettere ihr auf Spielplätzen weder hinterher noch klettere ich mit. Sie muss nur in der Nähe von Gefahrenquellen (Strasse, Gewässern) an der Hand laufen, ansonsten darf sie alleine laufen und sich entfalten
Sehr ängstlich bin ich (jetzt schon, obwohl noch soweit weg) wenn es darum geht sie tatsächlich ganz alleine los ziehen zu lassen. Schulweg, beim Freispiel mit anderen Kindern etc. Hierbei habe ich sehr grosse Angst davor was andere Menschen ihr antun könnten und werde sicher bei Zeiten stark an mir arbeiten müssen, um sie dadurch nicht einzuschränken.
Ich glaube das ist jetzt viel geworden, aber ist ja auch ein sehr weitreichendes Thema
Man kann doch einfühlsam sein, ohne ängstlich zu sein bzw. ohne Ängste aufs Kind zu übertragen?
Meine jüngere Tochter geht richtig gerne zum Arzt, hält immer vorbildlich still etc, die Große ist ängstlicher, ohne dass wir die beiden unterschiedlich behandeln. Ist einfach eine Typfrage, schon als Babys haben sie unterschiedlich auf Impfungen reagiert - die Große hat hinterher einen halben Tag gejammert, bei der Kleinen hat einen lautstarken Protestschrei abgelassen und fünf Minuten später schon wieder mit den Arzthelferinnen geschäkert
" Fast immer ist es so, dass die "Indianer"-Kinder cooler sind und die Kinder, die einfühlsamere Eltern haben, sehr ängstlich sind."
Wie kommst du darauf, Eltern, die versuchen, ihrem Kind Sicherheit, Ruhe und ja, auch "Tapferkeit" zu vermitteln, quasi die Einfühlsamkeit abzusprechen?!
Tue ich nicht, überhaupt nicht, das ist dann wohl falsch rübergekommen. Mir ist kein besseres Wort eingefallen. Ich kann mir nur vorstellen, dass manche Eltern ein "Zähne zusammenbeißen, da musst du jetzt durch" als nicht einfühlsam bezeichnen würden.
Ich denke, ich bin eher eine Indianer-Mutter. Mein Sohn war aber trotzdem die ersten Jahre ziemlich panisch und hat sich gewehrt. Dies obwohl oft der Papa mitging. Der kann das alles noch viel cooler händeln als ich. Meine Tochter war bisher stets die Tapfere.
Hängt also auch vom Kind ab.
Hallo
ich habe drei Kinder.Zwei davon sind/waren eher der unerschrockene Typ ohne Ängste.Meine Jüngste ist sehr sensibel und auch ängstlich.Da konnte schon das Tropfen beim Augenarzt schwierig werden, genau wie impfen.
Ob das von mir beeinflusst wurde, bzw. in welchem Ausmaß vermag ich nicht zu sagen.
Meine Eltern waren nicht so schnell zu schocken, egal was uns Kindern passierte.Besonders mein Vater behielt immer die Nerven.Interessanterweise wird dieses Verhalten bei Frauen oft als gefühlsarm interpretiert,die aufgelöste Mutter nach einem Unfall als normaler empfunden.Ich bin froh immer handlungsfähig zu bleiben.
O.K. wenn ein Hund bellend auf mich zurennt, ist es vorbei.Das liegt an einem Kindheitserlebnis mit Hund, mit für mich bösem Ausgang.Das wurde von meinen Eltern nicht bearbeitet, sie wollten partout keinen Hund anschaffen.
Nun ich habe auch keinen Hund ( bisher ) angeschafft, aber dafür gesorgt, dass meine Kinder über viele Jahre regelmäßigen Umgang mit wechselnden Hunden hatten.Ein Freund der Familie hatte immer wieder Pflegehunde , selbst auch zwei.Dort konnten sie den Umgang üben.Und wieder hat es letztendlich nur bei Zweien geklappt.
L.G.