Kontakt zum Vater abbrechen?!

Hallo zusammen!

Meine Situation ist Folgende: Ich bin m, 29 Jahre und mit 22 zu Hause ausgezogen (nun wohne ich ca. 15 km entfernt). In dieser Zeit ist bei meiner Mutter eine schwere Krebserkrankung festgestellt worden. Hinter meinem Vater und mir (weitere Verwandte gibt es nicht) liegt ein nunmehr seit 7 Jahren andauerndes Martyrium aufgrund der Erkrankung meiner Mutter. Verbunden mit zahlreichen (unzählbar vielen) Klinikaufenthalten, aber doch einem stetigem abwärts-Trend, was die Gesundheit meiner Mutter anbetrifft. Seit 4 Monaten ist sie fast nur noch im Krankenhaus, anschließen soll sich dann eine Kurzzeitpflege im Pflegeheim, da mein Vater sie aufgrund ihres verschlechterten Gesundheitszustandes nicht mehr zu Hause pflegen kann.

Seit meinem Auszug bei meinen Eltern, war ich immer ihr erster und einziger Ansprechpartner. Mein Vater (Rentner) hat sich um meine Mutter gekümmert und sie gepflegt. Am Wochenende habe ich oft ausgeholfen, sodass auch mein Vater Freiräume haben konnte. Ich habe zudem all die Jahre viele anfallenden Aufgaben (Schriftverkehr, Steuererklärung, Überweisungen, Abrechnung meiner Eltern untereinander, Vertragsangelegenheiten etc.) meiner Eltern geregelt, weil sich mein Vater mit diesen Aufgaben immer überfordert gefühlt hat und meine Mutter die Aufgaben nicht mehr übernehmen konnte. Ich habe mich verpflichtet gefühlt, meine Eltern mindestens einmal die Woche zu besuchen, um alle anfallenden Aufgaben zu erledigen. Dies hat mich in all der Zeit viel Zeit und Kraft gekostet, da ich selbst parallel studiert und einen Bachelor- und Masterabschluss erworben habe. Nebenbei habe ich zudem gearbeitet, um mein eigenes Leben zu finanzieren. Nach dem Ende des Studiums letztes Jahr habe ich nun eine Vollzeitstelle inne, die mich auch sehr auslastet.

Aufgrund der permanenten Doppelbelastung erlitt ich 2010 einen Burnout und Depressionen, die psychotherapeutisch behandelt wurden. Die Behandlung ist nun abgeschlossen.

In all den Jahren habe ich keinerlei Anerkennung seitens meines Vaters erhalten, meine Unterstützung war immer alles selbstverständlich. Meine eigene hohe Auslastung hat mein Vater nie realisieren können oder auch wollen (und ja, er wusste vom Burnout). Dazu muss ich sagen, dass ich nie ein gutes Verhältnis zu meinem Vater hatte. Ich habe in meiner Kindheit immer wieder psychische aber auch physische Gewalt durch ihn erfahren müssen, was ich ihm nie verzeihen konnte. In seinen Augen war ich immer ein „Stümper“, wie er mich früher oftmals nannte. Ich habe ihn nach meinem Auszug dennoch immer unterstützt, da ich zum einen sehr harmoniebedürftig bin aber auch meine Mutter nicht im Stich lassen wollte.

Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich das alles nicht mehr akzeptieren kann und will. Ausschlaggebend ist das immer fordernde Verhalten meines Vaters. Er verlangt, dass ich meine Mutter täglich im Krankenhaus besuche und versucht mir darüber hinaus auch die Uhrzeit des Besuchs (immer zum Abendessen) vorzuschreiben. Meine eigenen Termine (privat, ärztlich nach Bandscheibenvorfall etc.) haben da hinten anzustehen. Die häufigen Besuche der Mutter habe ich immer versucht, zu realisieren, da es ja schließlich auch um meine Mutter geht, zu der ich immer ein gutes Verhältnis hatte. Nach jedem Besuch hatte ich Bericht zu erstatten (telefonisch), genauso wie mein Vater nach seinem alltäglichen Vormittags-Besuch auch mir Bericht erstattete. Meine Arbeit hatte ich dafür zu unterbrechen, schließlich ist sein Anruf ja wichtig. Konnte ich seine Anrufe nicht entgegen nehmen, hagelte es schwere Vorwürfe: Ich müsse immer erreichbar sein. So hatte es sich in letzter Zeit eingependelt, dass wir also täglich mindestens 2 mal telefonierten, dabei hatte ich seine Klagen „alles Scheiße“ immer zu ertragen – diese haben mich immer heruntergezogen. Zudem musste ich weiterhin die Aufgaben (Schriftverkehr, Steuererklärung, Überweisungen, Abrechnung meiner Eltern untereinander, Vertragsangelegenheiten etc.) übernehmen, trotzdem, dass mein Vater Rentner ist und dafür eigentlich die Zeit haben müsste (oder fehlt einfach die Lust?!).

Seit 9 Tagen ist alles anders. Er rief sonntags an und ich konnte nicht gleich rangehen und wurde gleich schon wieder mit Vorwürfen traktiert: „dich erreicht man ja gar nicht“ (er hatte 4 mal binnen 2 Minuten angerufen). Er schilderte mir, dass sein Handy nicht mehr laden würde und ich morgen in die Stadt fahren müsse (Ich arbeite weiterhin Vollzeit!), um eine Reparatur zu beauftragen. Als ich ihm sagte, dass ich dazu auf keinen Fall Zeit haben werde (Arzttermin und Physiotherapie standen nach Feierabend an) verabschiedete er sich ohne weiter zuzuhören mit den Worten sofort mit „Okay, danke (ironisch!), Tschüss! – Aufgelegt. Seitdem habe ich nichts mehr gehört. Alle Telefonate entfallen, ich habe mich nicht mehr gemeldet (schließlich hat er ja einfach aufgelegt) und er meldet sich auch nicht mehr.

Ich habe jeden einzelnen Tag, an dem wir nun keinen Kontakt haben sehr genossen. Ich fühle mich frei und habe mehr Zeit für mich (meine Mutter besuche ich natürlich weiterhin im Krankenhaus, aber nicht mehr täglich). Ich spiele nun mit dem Gedanken, den Kontakt zu meinem Vater ganz abzubrechen. Ich werde mich definitiv nicht mehr melden – auch nicht zu Weihnachten?! Das problematische ist dabei meine Mutter. Sie bekommt von all dem nix mehr mit und ihr Zustand ist schlecht. Allerdings werde ich – wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen oder verlegt wird – ggf. nicht wissen, wohin. Ich hoffe, dass ich das dann ohne Hinweise meines Vaters herausfinden kann. Wenn meine Mutter irgendwann wieder zu meinem Vater nach Hause kommen würde, wäre es ebenso problematisch, wenn ich meine Mutter dann besuchen wollen würde.

Was mache ich, wenn mein Vater sich irgendwann wieder meldet? – und das wird er wohl spätestens, wenn die nächste Überweisung o.ä. ansteht. Mir wieder Vorwürfe macht? Oder sich etwa entschuldigt? Meine Kindheitsverletzungen sitzen zu tief, verzeihen werde ich ihm nie können. Das habe ich der Psychotherapie feststellen müssen. Ich habe noch einige Unterlagen und Bankkarten meiner Eltern bei mir. Ich spiele hier mit dem Gedanken, meinem Vater diese Sachen kommentarlos in den Briefkasten werfen. Meine Mutter würde nie wollen – wenn sie noch bei Verstand wäre -, dass ich vor meinem Vater „den Schwanz einziehe“, sie hat mich immer bestärkt, meinem Vater Paroli zu bieten. Ich bin etwas ratlos, vielleicht könnt ihr mir helfen. Vielen Dank schonmal!

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Hallo,

darf ich fragen, welche Prognose Deine Mutter hat? So wie Du das schreibst, hat der Krebs sie fast besiegt. Ich würde daher überlegen, ob ich den Bruch jetzt in diesem Zeitpunkt angehen würde, oder ob ich das Thema abschließend kläre, wenn Deine Mutter nicht mehr lebt. (Man, das klingt mies... :( )

Die andere Variante ist, dass Du Deinem Vater klar Grenzen setzt und ihn auflaufen lässt, wenn er Deine Grenzen überschreitet, dann aber auch eben wieder zur Tagesordnung übergehst. Also am nächsten Tag auch ggf. anrufst, wenn etwas anfällt, auch wenn ihr vielleicht im Unguten auseinander gegangen seid. Also "geschäftsmäßig" mit ihm umgehen. So wie mit einem nervigen Kollegen.

Den klaren Bruch finde ich hier irgendwie zeitlich nicht gut platziert, es sei denn, dass der innere Druck für Dich so groß ist, dass es JETZT SOFORT sein muss oder/und auch die Prognose Deiner Mutter sehr ungewiss ist.

Hinsichtlich Deiner Mutter, gibt es keine weiteren Verwandten, die Dich dann informieren könnten? Kannst Du nicht auch bei den Ärzten vorsprechen und dann ggf. um Informationen bitten?

LG

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Hallo und vielen Dank für deine Antwort.

Das mit der Prognose ist schwierig, da meine Mutter eigentlich schon vor 5 Jahren hätte tot sein "müssen", wenn es nach den Ärzten gegangen wäre. Da sie sehr zäh ist und der Ursprung der Hirnmetastase nie geklärt werden konnte, kann keine Prognose getroffen werden. Es könnte also auch noch weitere Jahre so weitergehen. Von daher ist der Druck schon jetzt relativ groß. Das Problem ist, dass ein "nerviger Kollege" keine Verfügbarkeit 24/7 voraussetzt, insofern wird die Variante schwierig umzusetzen sein, zumal ich auch nicht mehr einsehe, immer für seine Probleme mit verantwortlich zu sein.

Weitere Verwandte gibt es keine, ich werde dann von daher in Klinik nachhaken müssen.

LG

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Kannst Du Dir vorstellen, einfach nur ans Telefon zu gehen, wenn DU willst bzw. zurückzurufen, wenn es DIR gerade passt und die Vorwürfe an Dir abprallen zu lassen und Dich nicht zu rechtfertigen?

Das ist wirklich eine blöde Zwickmühle. Aber wenn Du merkst, dass Du nicht mehr aushalten kannst, dann gibt es ja keine wirkliche Alternative.

Gibt es im Krankenhaus einen sozialen Dienst, an den Du Dich wenden könntest? Die haben doch sicher auch Erfahrungen mit solchen Situationen.

LG

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Hallo du,

einen Bruch zum jetzigen Zeitpunkt finde ich nicht "angebracht".
Ich finde das Verhalten deines Vaters nicht untypisch für die ältere Generation. Dieses starre "Bereit-stehen-müssen" und "helfen sollen" kenne ich auch, es kann mitunter sehr anstrengend sein.

Bei dir schwingt viel Verbitterung aus früheren Zeiten mit.

Vielleicht solltest du versuchen, dich klar abzugrenzen, Telefonate und Besuche zu reduzieren, auf ein für dich noch verträgliches (Mindest-) Maß. Mach dich frei und lege DU die Spielregeln fest. Rechtfertige dich nicht vor deinem Vater, lass dir nicht vorschreiben, wie oft du besuchst oder anrufst.

Schau auch mal darauf, was DU für DICH brauchst, damit es DIR gut geht.

Dadurch gewinnst du auch emotional Abstand, was dir bestimmt gut tut.

Einen Kontaktabbruch unter den gegebenen Umständen würde ich nicht wollen, gerade im Hinblick auf die ungewisse Zukunft deiner Mutter.

Alles Gute und Kopf hoch!

LG Jette

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Hallo!
Zuerst fällt mir ein: Er ist doch dein Vater! Wieso Kontaktabbruch? Ich habe jetzt nicht etwas so gravierendes gelesen was einen Kontaktabbruch rechtfertigen würde (wobei ich natürlich nicht weiß was in der Kindheit geschah.)
Ich kann auch nicht lesen ob du einfach mal gesagt hast nein, mach ich nicht zu deinem Vater (bis auf die Handy-Sache).
Ich würde dir raten deinem Vater "einfach" zu sagen dass du den Papierkram nichtmehr gütigen machen kannst weil dukeine zeit hast und du auch keine zeit hast ohnmächtig jedem Krankenbesuch anzurufen. Dubist doch ein erwachsenerMensch, das müsste doch zu schaffen sein. Wenn er darauf blöd reagiert ist das doch sein Problem, aber es wird ihm nichts anderes übrig bleiben als das zu akzeptieren, was erbestimmt auch tut - wenn auch nach einer gewissen Zeit.
Jedenfalls machst du es nicht mehr.

Ich finde du übertreibst hier etwas. Mit Sicherheit sollte dein Vater sich anders benehmen - tut er gerade abernicht, er ist mit Sicherheit in einer schwierigen Lage und über einen gewissen altersstarrsinn sollte man wohl hinwegsehen.
Also: Es kommt mir vor als wolltest du dich mit dem "Kontaktabbruch " feige aus der affaire ziehen.
Hau auf den Tisch und bleib dabei.
Ich wünsche dir alles gute (du hast es mit Sicherheit nicht leicht, das ist mir klar...)

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Hallo,

hast Du denn überhaupt schon einmal versucht ein klärendes Gespräch mit Deinem Vater zu führen?

Hast Du denn überhaupt jemals (außer mit der Handysache) "nein" gesagt wenn Dein Vater etwas von Dir verlangt hat?

Wie ist denn der Geisteszustand Deiner Mutter? Kann sie dazu generell nichts mehr sagen, oder möchtest Du sie nur nicht weiter belasten?

LG K.

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Vielen Dank für eure Antworten.

Etliche klärende Gespräche sind im Sande verlaufen. Es läuft immer darauf hinaus, dass er ein guter Vater ist und keine Fehler macht. Auch sieht er nicht ein, sich von seinem Sohn die Spielregeln vorschreiben zu lassen. Es muss nach seinen Regeln gehen. Gegenrede zahlreich versucht, immer zwecklos. Da ist er beratungsresistent.

Zugegebener Maßen habe ich bisher selten "Nein" gesagt. Die Reaktion ähnelte immer der jetzigen. Wobei er in der Regel spätestens nach 2 Tagen wieder angerufen hat. Die mittlerweile 10 Tage sind definitiv neuer Rekord. Wobei ich nicht einsehen werde, den ersten Schritt zu gehen. Vielleicht ist er ja auch so beleidigt, dass er seinen Willen nicht bekommen, dass er sich auch nicht mehr meldet. Wenn jetzt keiner mehr einen Schritt tut, sehe ich es als Kontaktabbruch seinerseits. Schließlich hat er ja einfach aufgelegt und nicht sich nicht mehr gemeldet. Ich werde jetzt nicht "angekrochen" kommen, da hilft auch das anstehende Weihnachtsfest nichts.

Der Gesundheitszustand meiner Mutter ist desorientiert. Sie erkennt meinen Vater und mich zwar, aber sie weiß weder wo sie ist, noch kann sie ganze Sätze sprechen. Wenn sie etwas sagt, dann hat es meist keinen Sinn und es wirkt, als wäre sie in einer Traumwelt. Heute muss ich augenscheinlich kurz nach meinem Vater in der Klinik gewesen sein, ich habe ihn noch vom Hof fahren sehen. Ich weiß nicht, ob es Zufall war, aber vielleicht zieht mein Vater meine Mutter mit rein. Sie stammelte irgendetwas, dass ich "zu faul" sei in einer Apotheke "anzurufen". Da die Bettnachbarin aber gerade zur Schwester etwas von Apotheke sagte, kann es gut sein, dass sie die Sachen vermischt hat und mein Vater ihr vorher gesagt habe, dass ich zu faul sei bei ihm anzurufen. Man weiß es nicht. Es war auch nicht mehr aus ihr herauszubekommen; aber damit will ich sie auch nicht belasten.

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Nach Deinen Schilderungen scheint Dein Vater ja ein harter Knochen vom "alten Schlag" zu sein, solche Menschen ändern sich IMHO nicht mehr, schon gar nicht im fortgeschrittenen Alter.

Von daher gebe ich Dir uneingeschränkt recht, ein (weiteres) klärendes Gespräch wird hier nichts mehr bringen.

Ganz ehrlich, ich denke Du musst tatsächlich nun mal Dich und Deine Bedürfnisse in den Vordergrund stellen. Denn es ist ja wirklich nicht absehbar, wie viel Zeit Deiner Mutter noch bleibt.

Ich würde an Deiner Stelle jetzt wirklich erst mal gar nichts tun und Deine neue "Freiheit" genießen.
Warte ab, bis er sich meldet. Trag ihm auch seine Unterlagen nicht nach.

Wenn er sich meldet, dann kannst Du ihm ja Hilfe zu Deinen Bedingungen anbieten.

Die Zeit bis dahin kannst Du nutzen um darüber nachzudenken ob Du ihm denn überhaupt noch helfen willst (Deiner Mutter zuliebe).

Bzgl. Deiner Mutter würde ich jetzt einfach mal pro aktiv die MA des Krankenhauses ansprechen und nachfragen ob sie Dir denn generell Auskunft geben würden/dürfen wenn Deine Mutter verlegt wird.

Ich wünsche Dir alles alles Gute und ganz viel Kraft

#herzlich K.

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Hallo sebi85,

puh ich finde es ist eine schwierige Situation. Zunächst weiss ich nicht, ob das Krankhaus nicht auch Dir gegenüber auskunftspflichtig ist?! für den Fall das deine Mutter verlegt wird.

Ich glaub, ich würde versuchen nochmal ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen.

Ich würde mich ruhig an den Tisch setzen und ihm ganz genau erklären wie du dich fühlst und das es einfach zu viel ist und dass du über dein Leben selber bestimmen wirst.

Sollte dieses keinerlei Erfolg zeigt, dann würde ich den Kontakt einstellen oder sehr einschränken.

Dir alles gute
lisboeta

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Hallo, sebi,
wie sehr viele andere hier würde ich auch zu diesem Zeitpunkt den Kontakt nicht abbrechen. Ihr werdet noch sehr viel miteinander regeln und klären müssen, wenn Deine Mutter nicht mehr lebt. Insofern ist ein Bruch jetzt gar nicht möglich.

Aber runterfahren kannst Du den Kontakt schon. Du musst nicht täglich telefonieren und auch nicht sofort los springen, sobald Dein Vater das wünscht. Grenzen sind sehr, sehr wichtig!!!!!!!

Auch nach dem Ableben Deiner Mutter würde ich den Kontakt nicht gänzlich abbrechen (kann Dein Vater überhaupt alleine leben??) sondern minimieren, von mir aus auch auf ca. einmal im Monat.

LG, Cherish

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So ich wollte mich auch mal wieder melden und den aktuellen Stand mitteilen. Nach nunmehr zweieinhalb Wochen hat sich mein Vater gestern gemeldet, er hat angerufen. Er hat zunächst so getan, als sei nichts gewesen und hat mir dann sein Leid geklagt, was er in den 2,5 Wochen erlebt habe und mit welchen Ärzten er sich alles angelegt habe und gegen wo er sich überall beschweren werde, weil er nicht behandelt wurde, wie dies wünschte. Dieses Denunzianten- und Querulantentum hat er schon seit vielen Jahren entwickelt. Dann wechselte er das Thema und teilte mir mit, dass ich unbedingt eine Überweisung erledigen müsse; er habe ja schließlich das Chip-TAN gerät für das Online-Banking nicht. Ich ergriff die Chance und teilte ihm mit, dass er das Gerät gerne wiederhaben kann. Darauf meinte er „Nee, wieso?! Du kannst auch mal was tun, ich tue hier schon genug! Wann hast du denn deine Mutter zuletzt besucht? Jeden Tag warst du jedenfalls nicht da, wie oft besuchst du sie denn überhaupt? Ich würde mich schämen, wenn ich so faul wäre wie du.“ Ich setzte gerade an, ihm zu entgegnen, dass ihm das egal sein kann, wann und wie oft ich meine Mutter besuche und dass ich mich dafür nicht rechtfertigen werde (übrigens habe ich regelmäßig alle 1-2 Tage besucht – aber das nur nebenbei!). Da klingelte jedoch sein Telefon und er sagte „Wir sprechen wann anders“ und legte auf. Ich war – obwohl ich sein Verhalten ja eigentlich nach fast 30 Jahren kennen müsste – wiedermal fassungslos. Er möchte etwas und beleidigt mich zugleich. Ich habe vor Wut am ganzen Körper gezittert. Heute hat er nun, während ich bei der Arbeit war, schon mehrfach angerufen. Ich sehe es im Moment nicht ein, dranzugehen. Ich habe diese Behandlung nicht nötig und vielleicht wird hier nochmal deutlich, warum ich diesen drastischen Schritt des Kontaktabbruchs in Erwägung zog und auch weiterhin in Erwägung ziehe. Ich weiß nicht, ob und wann ich überhaupt noch mal rangehen soll. Alleine wenn ich seinen Namen auf dem Display sehe, fange ich an zu zittern.