Hallo
Ich habe ja schon mal ein Thema (http://www.urbia.de/forum/20-allein-erziehend/4574725-umgang-wie-seit-ihr-auf-gemeinsamen-nenner-gekommen) zu diesem Thema eröffnet und seitdem hat sich einiges (vor allem positives getan)
Nachdem wir beide unabhängig von einander im Urlaub waren (was allen sehr sehr gut getan hat und bei meinem noch Mann wohl den Schalter umgelegt hat) hatten wir einige Treffen und Gespräche (zB. mit dem Jugendamt) und kamen erfreulicherweise zu einem gemeinsamen Ergebnis und haben Sorgerecht, Umgang &Co geregelt. Seitdem kümmert er sich auch regelmäßig um die Kinder und alles klappt gut.
Zusätzlich bekommen die Kinder angesichts der doch nicht ganz „normalen“ Situation psychologische Hilfe. Die 3 jüngeren kommen (und kamen auch schon davor) super mit der Situation klar.
Unser „Sorgenkind“ ist jedoch die große, fast 14 jährige Tochter. Sie hat kurz nachdem ich es erfahren habe mitbekommen wie ich es meiner Mutter erzählte und hat so gehört was los ist. Sie ist einfach in einem Alter wo ich das alles nicht schön reden kann, ich habe ihr gegenüber nie etwas schlechtes über ihren Vater gesagt aber sie kann 1 und 1 zusammenzählen und weiß was die Worte „Er hat mich über 5 Jahre betrogen und angelogen“ bedeuten und was der Umfang ist
Es war oft so das er Termine verpasste die ihr sehr wichtig waren, er sagte dann immer er hätte einen Termin wegen der Arbeit, Geschäftsreise,.. und was wirklich Sache war kann sie sich denken. Sie ist deshalb sehr sauer und vor allem enttäuscht das er auch sie lange belogen hat. Sie weiß das er sie lieb hat (und das auch immer hatte) aber das ändert für sie nichts
Die Psychologin und auch die anderen Berater haben gesagt wir sollen ihr Zeit lassen doch jetzt ändert sich die Situation etwas und wir müssen überlegen wie es weitergeht.
Ihr Vater hat sich ins Ausland versetzen lassen und wir mit seinem Partner im August nach England ziehen da beide dort neu anfangen können usw. . Gönne ich ihm auch. Wir haben uns auch schon überlegt wie wir den Kontakt und die Besuche regeln und das alles sollte kein Problem sein doch was machen wir mit unserer großen Tochter?
Sie hat bisher nur 3 mal, und das eher widerwillig, mit ihm geredet und ich mache mir Sorgen das es wenn er erstmal weg ist, erst Recht nicht besser werden kann. Auf der einen Seite verstehe ich ihre Wut aber auf der anderen habe ich Mitleid mit ihrem Vater.
Ich habe letzt gesagt bekommen „Freunde kann man sich aussuchen, seine Familie nicht“ und das der Gedanke das man jemanden mögen MUSS nur weil man verwandt ist und somit auch alles einfach hinnehmen muss total idiotisch ist aber das hört sich für mich als Familienmensch der aus eine großen, intakten und harmonievollen Familie kommt einfach total krass an
Gibt es hier jemand der Erfahrung mit so einer Situation hat oder vlt. Sogar selbst keinen Kontakt (mehr) zu einem Elternteil hat? Oder auch Geschichten die sich ins positive entwickelt haben? Die Infos die ich schon habe sind zwar alle schön und gut aber mir fehlen die wirklichen Erfahrungsbericht und auch etwas die Meinung von Außenstehenden
LG
Verhältnis eines Trennugskindes zu Vater
Ich selbst bin zum Glück kein Trennungskind, aber im Freundeskreis gibt es das zu genüge. Und ja, wenn die Trennung in einem
Alter erfolgt, in dem kinder in diesem
Schwierigen Alter sind, dann wird es der Vater nicht leicht haben.
Und ganz ehrlich. Sie hat jedes Recht der Welt dazu. Sie ist 14 und daher sehe ich das so, lass sie selbst entscheiden. Dein ex-Mann hat ja letztlich gezeigt, dass seine Kinder eben nicht an erster Stelle stehen. Und damit meine ich nicht dass er dich betrogen hat, sondern seine Kinder belogen hat. Das ist wirklich unter aller Kanone. Also gib ihr Zeit. Aber ich würde sie nicht drängen und er soll ruhig wissen dass man so mit seinen Kindern nicht ungeht. Da ist einfach eine Menge Urvertrauen zerstört und sie ist alt genug um entscheiden zu können ob und wieviel Kontakt sie zum Vater will.
Gib ihr die Zeit, die sie braucht. Zwing sie nicht, aber zeig ihr, dass du sie unterstützen würdest, wenn sie das Bedürfnis nach Ausprache/Kontakt etc hat.
Ich selbst habe keine große Erfahrung mit solchen Situationen, allerdings war meine beste Freundin auch 14, als ihre Eltern sich danals trennten. Das war furchtbar für sie, weil ihre Mutter am Boden und alles andrr als objektiv war und ihr Vater hatte sie auch schon vor der Trennung oft versetzt und belogen.
Sie hatte dann jahrelang gar keinen oder nur sehr sporadisch und kurzen Kontakt zu ihm.
Er hat darunter teils sehr gelitten, sie aber im Grunde gelassen. Für uns war er damals der Böse...
Als sie älter wurde, hat sie immer mehr hinterfragt, hat gemerkt das nicht alles s/w ist und das vor allem ihre Mutter sie da auch regelrecht maipuliert hat. Zu ihrer eigenen Enttäuschung, mit der meine Freundin umgehen lernen musste, kam dann eben noch die Wut der Mutter hinzu. Die hat damit nie hinterm Berg gehalten, wie böse ihr Mann doch zu ihr war etc.
Heute sind sie und ihr Vater ein Herz und eine Seele ubd wohnen Tür an Tür.
Deine Tochter hat ja anscheinend den Vorteil, dass du selbst an einer geklärten, friedlichen Situation und Umgang mit deinem Ex interessiert bist. Das wird viel helfen, in ihrem "Genesungsprozess", denke ich. Und ihr Papa wird in England leben? Warte mal ab! Wahrscheinlich findet sie das schneller cool, als euch lieb ist.
Gib ihr Zeit, sei da für sie (aber versuche ihr nicht das Gefühl zu vermitteln, dass sie für dich da sein muss!) und vertrau auf das Erwachsen-werden bzw darauf, dass bei allen Pubertären irgendwann doch noch die vernunftbegabte Seite hervorkommt.
Ich habe selber keine Erfahrung damit.
Aber die Eltern eines damaligen Klassenkameraden haben sich auch getrennt und der Vater hat die Mutter mit einem Mann betrogen. Also ähnliche Situation wie bei euch jetzt. Wir waren damals auch im pubertären Alter.
Bei ihr kommt zu dem "Er hat uns alle belogen, wir waren ihm nicht das Wichtigste" was ihr ja ganz klar ist und was du ihr auch nicht ausreden kannst ja noch obendrauf das Papa jetzt schwul ist oder bi. In dem Alter denke ich mal auch eine nicht zu unterschätzende Tatsache.
Lass ihr einfach Zeit. Dränge sie zu nichts. Versuche sich neutral zu halten. Unterstütze sie in dem was sie möchte. Und wenn das heißt erstmal kaum Kontakt dann ist das eben so.
Soweit ich mich erinnere hat mein Klassenkamerad damals auch den Kontakt abgebrochen. Ok, ist über 20 Jahre her, da war das mit dem Mann nochmal ne andere Hausnummer als heute. Und dann noch auf dem Dorf. ALLE redeten drüber "Ey, der XY, der hat seine Frau für nen Kerl sitzen lassen. Der ist jetzt schwul" und dann die Alten Leute, Kriegsgeneration "Vor 40 Jahren hätt et dat nich gegeben!"
Ob er wieder Kontakt aufnahm weiß ich nicht. Die sind dann mit der Mutter weg gezogen.
Hallo,
ich oute mich jetzt mal als Trennungskind.
Ich war zwar erst 2 bei der Scheidung, mein Bruder 7. Mein leiblicher Vater hat "uns" auch für einen Mann verlassen.
Als kleines Kind habe ich das nie verstanden - erst viel viel später. So im Alter deiner großen Tochter. Irgendwie fühlte ich mich damals wie vor den Kopf gestossen.
Zwischenzeitlich habe ich keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Das ging von mir aus. Ich weiss ehrlich gesagt nicht mal mehr wie lange schon nicht mehr - 15 Jahre werden es bestimmt schon sein.
Meine Mutter ist übrigens immer noch nicht gut auf meinen Vater zu sprechen. Irgendwann hat sie mir mal gesagt: Gegen eine andere Frau hätte ich ja noch kämpfen können - aber gegen einen Mann?!?
Zu eurer Situation: ich denke, für eure große ist eine Welt zusammen gebrochen, als sie es leider so ungeschönt erfuhr. Gib ihr Zeit. Zeit zum enttäuscht sein, Zeit zum verbittert sein.
Sie ist alt genug dass sie versteht, dass sie von ihrem Vater - auch wenn er sie (angeblich) liebt - für jemanden anders versetzt wurde. Er für sie in wichtigen Terminen keine Zeit hatte.
Sorry, dass ich das so schreibe. Ich kann ihre Bockigkeit verstehen. Gib ihr Zeit. Zwinge sie nicht. Versuche zu verstehen. Versuche ihre Gründe für ihr Verhalten zu verstehen.
Keine Besuchszwänge! Wenn sie nicht will, lass sie.
Ich hab diese "verordneten Besuche" zuletzt gehasst und bin nur noch widerwillig hin gegangen.
Vielleicht hilft es ihr, ihre Wut/Sorgen/Enttäuschung gegenüber ihrem Vater aufzuschreiben. Rede mit ihr, zwinge sie aber nicht zum Reden.
Beschönige ihr gegenüber die Sache nicht, bedenke aber - sie ist immer noch auch ein Kind.
Hmm ... vielleicht hilft dir mein Geschreibsel etwas ...
LG und alles Gute für Euch!
Susanne