Kontaktabbruch mit den Eltern

Liebe Urbianer,

ich bräuchte einfach mal eine Reihe von Meinungen zum Thema Form/Zeitpunkt des Kontaktabbruch mit den eigenen Eltern. Ich weiß nicht, ob der/die eine oder andere von Ihnen dies sogar selbst schon hinter sich oder unmittelbar vor sich hat. Die Gründe, weshalb ich mit meinen Eltern brechen möchte, sind vielfältig, insbesondere empfinde ich den Umgang mit mir selbst weit ins Erwachsenenalter hinein als entwürdigend, verletzend, missachtend und extrem belastend. Da ich häufig unter Traurigkeit und Antriebslosigkeit leide, reißen mich die Negativbotschaften meiner Eltern, die ganz gezielt mein mühsam erkämpftes und aufrecht erhaltenes Selbstwertgefühl untergraben, richtiggehend runter.
Nun habe ich mich geweigert, am 75. Geburtstag meines Vaters teilzunehmen, da es neben 10 Stunden Fahrt aus gesundheitlichen und seelischen Gründen eine allzu große Strapaze für mich darstellen würde. Mein Freund meinte, ich solle den Abschiedsbrief (11 Seiten Abrechnung) doch anstelle einer Geburtstagskarte hinschicken, aber das fände ich dann doch etwas zu heftig. Meine Frage ist, soll ich eine Geburtstagskarte hinschicken, obwohl das verlogen wäre, da ja wenig später der Abschiedsbrief dort ankommen würde. Oder soll ich schweigen und mir die damit verbundenen Vorwürfe noch einmal reinziehen und dann in angemessenem Abstand zum Geburtstag den Abschiedsbrief schicken? Mein eigener Geburtstag ist Mitte September und bis dahin möchte ich die Sache auf jeden Fall hinter mich bringen. Der Geburtstag meines Vaters ist noch in diesem Monat.
LG

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Schwer zu sagen. Ich weiß nicht was genau vorgefallen ist zwischen dir und deinem Elternhaus. Wenn es dir wichtig ist, abzurechnen, dann schicke diesen Brief. Wenn es dir wichtig ist, deine Ruhe zu haben, dann tu nichts. Lasse dich nur nicht zu so einem verlogenen Mist hinreissen eine Geburtstagskarte zu schicken, denn das hätte ja nun mal gar keinen Sinn.

Höre auf dein Innerstes, und wenn du den Geburtstag deines Vaters vollkommen verpasst, ist es doch auch egal, es sei denn, dir ist wichtig, was die anderen sagen ( sprich deine Eltern ).
Diesen Brief kannst du solange behalten, bis du bereit dafür bist, ihn abzuschicken.

Viel Glück dabei

Gruß

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Danke, Heribert1. Deine Worte haben etwas positives in mir angerührt. Ich war seit Wochen wie gelähmt und hab hin und her überlegt. Wie gesagt ist mir die Meinung meines Freundes etwas zu radikal, passt nicht in mein eigenes Bauchgefühl. Es geht mir nicht um Rache, sondern um Beendigung der Quälerei und zwar so deutlich, dass kein Zweifel seitens der Betroffenen möglich ist, wie ich es meine und dass mein Entschluss unabänderlich ist (daher 11 Seiten Abrechnung). Und natürlich hast Du recht. Es spielt keine Rolle mehr, was andere sagen könnten, nachdem solch ein schwerwiegender Entschluss von mir gefasst wurde. Also werde ich den Geburtstag ignorieren und mein Telefon abschalten, um mich vor Psychoterror seitens meiner Eltern zu schützen. Der Brief liegt frankiert in meiner Aktentasche und kann jederzeit abgeschickt werden. Ich glaube ich tue es nach dem Geburtstag spontan an dem Tag, an dem es sich richtig anfühlt und sei es nach meinem Geburtstag oder davor. Du hast recht, ich muss dazu innerlich soweit sein, auch noch den letzten Schritt zu tun.
LG

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Eine gute Entscheiung wie ich finde.
Höre nur auf dich und auf dein Gefühl, alles andere kann dir nicht wirklich auf Dauer helfen. Ich wünsche dir alles Gute dafür.

LG

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hallo,
wenn deine eltern dir bzw. deiner seele soviel angetan haben,würde ich den brief schicken.egal ob geburtstag ansteht oder nicht.
ist es ein sehr böser brief,oder nur eine auflistung,wie sie dich verletzt haben.
deine eltern haben ja auch ein alter,wo zuviel aufregung nicht unbedingt gut tut.
liebe grüsse,yvonne

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Naja, schön ist der Brief nicht, weil ich ihnen genau sage, was sie wann getan haben, wann sie mich im Stich gelassen haben, mir in den Rücken gefallen sind etc. Ich halte ihnen sozusagen einen Spiegel hin und was sie darin sehen, ist gewiss nicht schön anzusehen. Deswegen möchte ich ja keinen weiteren Kontakt. Sie nehmen mir die Luft zum Atmen und ich bin krank an Leib und Seele. Ich will einfach, dass es aufhört. Den Kontakt einfach einschlafen lassen, war meine erste Überlegung, aber ich will auch, dass sie wissen, warum. Und dass sie es nicht damit abtun können, dass ich faul, verantwortungslos bin, dass wieder einmal alles meine Schuld ist, weil ich ja als Tochter schon immer nutz- und wertlos war. Ich will ihnen zeigen, dass es das Prinzip Ursache und Wirkung gibt und dass der Kontaktabbruch auf ihr Konto geht, denn ich finde es sehr sehr traurig, dass ich keine echte Familie habe. Jahrelang hatte ich auf Besserung gehofft, aber ich bin zu krank und zu müde, um noch zu hoffen. Alte Leute ändern sich und ihre Einstellung nicht mehr. Also bereite ich dem ganzen nun ein Ende. Hätte ich schon lange tun sollen. Ich bin Jahrzehntelang vergebens ihrer Achtung und Liebe hinterhergelaufen. Es reicht. Und das sollen sie wissen und es nicht schön reden können. Dafür steht mein Brief.
LG
und danke auch an die anderen Beitragenden. Umziehen mag ich nicht, dazu habe ich zu hart dafür gearbeitet und arbeite noch daran, ein eigenes Heim (Wohnung) zu haben. Noch gehört alles der Bank und die Rechnung geht nicht auf, wenn ich umziehen muss... Meine Telefonnummer werde ich sowieso wechseln, da ich nicht glaube, dass sie mich einfach in Ruhe lassen werden. Aber wenn ich den Brief schicke, in dem ich mir jeden weiteren Kontakt verbitte, dann habe ich zur Not auch etwas in der Hand, um rechtlich gegen sie vorzugehen, wenn sie mich nicht in Ruhe lassen. Auf ein Erbe pfeife ich. Für Seelenfrieden gibt es keinen Preis. Ich will einfach, dass es aufhört mit dem Terror in meinem Leben.

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hallo


bei mir war es genauso wie bei dir. Ich würde eine Karte nur deswegen hinschicken, weil ich einen Menschen in diesem Alter nicht belasten würde, es wäre was anderes wenn er jünger wäre.

gruß

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Ich würde den Brief niemals abschicken! Es tat gut, daß Du Dir mal alles von der Seele geschrieben hast aber ich glaube trotzdem nicht, daß Deine Eltern Dich verstehen würden. Denk dran - es sind "alte Leute". Die haben sowieso andere Ansichten.
An Deiner Stelle würde ich den Kontakt einfach einschlafen lassen. Wenn Du nicht zum Geburtstag da hin willst, dann laß es sein. Ich würde trotzdem eine Karte schicken.
Besorge Dir eine andere Telefonnummer und gib sie ihnen einfach nicht. Also kein Telefonterror! Du wohnst 10 Stunden weg - da werden sie sicherlich nicht so einfach auf der Matte stehen.
Sag Dir selbst, daß Du stark bist! Du brauchst niemanden zu erklären, warum Du dies und jenes tust. Lebe einfach Dein Leben und laß allen Mist hinter Dir!
Wenn Du den Brief abschickst und darauf irgendeine Reaktion kommt, dann zieht Dich das ja trotzdem wieder runter.
Zieh für Dich selbst einen Schlußstrich und spare mit Erklärungen, Vorwürfen und Entschuldigungen - das brauchst Du alles nicht! Vielleicht habt Ihr ja die Möglichkeit umzuziehen? Neue Adresse, unbekannte Telefonnummer... - laß sie doch suchen.

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Hallo Ratlose -
ich würde keine Geburtstagskarte schreiben.
Und den Brief abschicken, wenn Du dazu bereit bist.
Ich habe mir Deine Antworten durchgelesen und möchte Dir sagen, dass ich es für Dich wichtig finde, dass Du Deinen Standpunkt darlegst. Aber wenn Du erwartest, dass sie verstehen, dass sie die Ursache für Wirkungen in Dir sind und Schuld annehmen, dann wirst Du wahrscheinlich enttäuscht werden. Vielleicht auch nicht, weil Du es evt schaffst, danach keinen Kontakt mehr zu haben.
Ich habe mit Elternersatz gebrochen. Es gab einen guten Grund dafür und ich habe mich mehrmals mehr als deutlich ausgedrückt. Noch heute (mehr als 10 Jahre später) meinen sie scheinheilig zu anderen im Dorf, sie verstehen nicht, warum ich mich nie melde, sie würden so gerne von mir wissen und ich wäre so komisch. #augen Zum Glück steht meine Familie hinter mir und hat mir damals geglaubt.
Von denen kann frau echt nichts erwarten ausser Ärger, Aufruhr und Kummer.
Alles Gute!
Mare

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Hallo Mare,

ja, ich kann mir gut vorstellen, dass meine Eltern genauso heucheln und anderen das Blaue vom Himmel herunterlügen werden. Aber ich glaube an die Macht des (ausgesprochenen bzw. geschriebenen) Wortes. Der Brief ist ein Statement, wie ein Felsen. Er ist Dokument meines Leidens und Ausdruck meiner endlich erlangten Wehrhaftigkeit. Ich erwarte keineswegs, dass meine Eltern ihre Schuld annehmen. Aber ich werde eben auch nicht länger schweigend ertragen. Denn wer schweigt, stimmt zu und ich stimme nicht zu. Das sollen sie wissen und dass für mich Ende der Fahnenstange ist. Sie sollen außerdem sehen, dass ich ihre perversen Machtspiele durchschaut habe und dass ich mich von dieser Vergiftung frei mache. Ginge es um Rache, würde ich sagen, dass es sie vermutlich am meisten schmerzt, dass sie keine Macht mehr über mich haben und dass ich ihre verlogene niederträchtige Maske heruntergerissen habe. Täter hassen Bloßstellung. Wollte ich sie verletzen, dann wäre das auch der richtige Weg. Aber, so seltsam es klingt, will ich sie nicht aktiv verletzen (natürlich wird dieser Brief und der Kontaktabbruch genau das tun), mich aber vor weiteren Übergriffen schützen und das ist der einzige Weg. Außerdem will ich ihnen gegenüber einmal Tacheles gesagt haben, das bin ich meiner Selbstachtung schuldig. Und wenn dabei Porzellan zerbrochen wird - nun, so sei es. Sie haben niemals Rüchsicht auf meine Gefühle genommen, im Gegenteil. Warum also sollte ich es tun, nach allem, was sie mir angetan haben? Ich sehe keinen Grund. Das Argument, dass sie alt sind, ist für mich dasselbe wie die anderen Argumente, dass man so etwas nicht tut, dass man seinen Eltern etwas schuldig ist - auch ich habe nur eine begrenzte Leidensfähigkeit, denn auch mit Mitte 40 kann man nicht mehr so viel Aufregung wegstecken. Also denke ich in erster Linie an mich, meine Gesundheit, mein Wohlergehen, mein Seelenheil. Was sie der Dorfgemeinschaft vorlügen werden und ob sie meine Schwester gegen mich aufhetzen werden, berührt mich nicht mehr. Ich lebe dort nicht, sondern 10 Stunden entfernt - und das aus gutem Grund. Meine Schwester hat alles vergeben vergessen, sodass dieser Abschied auch ein Abschied von ihr ist. Sie bekommt den Brief in Kopie mit einem erklärenden Begleitschreiben.
LG
bea

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Hallo Bea,
ich bin absolut für Tacheles. Ich wollte Dir nur schreiben, dass danach nicht alles gut ist, wenn es nicht wirklich ein Abschluss ist und Du weiterhin Erwartungen an die Eltern hast. Ich habe weiterhin ein paar Male im Jahr mit der Dorfgemeinschaft zu tun und es regt dann auf und verletzt mich, wie da geheuchelt wird.
Mir scheint, Du bist bereit für den großen Schritt und gewappnet für die Dinge danach.
Alles Gute! Mare

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Hallo!
Wann und ob du den Brief abschicken willst, musst du im Grunde mit dir ausmachen.
Ich habe damals meine Mutter angerufen und ihr schlicht gesagt: "Ich möchte nicht, dass du mich nochmal anrufst. Ich will keinen Kontakt mehr zu dir!" Mir hat dieser Anruf sehr geholfen.
Seit dem habe ich viele Briefe geschrieben, aber ich habe nie einen abgeschickt, weil ich nie eine Antwort wollte, sie wäre sowieso nicht echt gewesen. Ich hab die Briefe für mich geschrieben, um abzuschließen.
Bevor du den Brief abschickst, solltest du dir darüber klar werden, ob du eine Reaktion erwartest oder dir eine wünscht. Ansonsten nutze den Brief für dich und teile deinen Eltern mit, das du hiermit den Kontakt beendest und sie dich nicht mehr anrufen sollen.
Ich wünsch dir viel Kraft!
LG Kicki

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Hallöchen!
Mich hat dein Beitrag eben sehr angesprochen,da ich in der gleichen Situation bin wie Du.Ich bin heute 28 Jahre alt und habe es "endlich" seit einem halben Jahr geschafft,mich komplett von meinen Eltern zu lösen.Genau wie bei Dir haben meine Eltern keine Situation und keinen Zeitpunkt ausgelassen,um mich wissen zu lassen,dass ich nichts "wert" wäre,dass ich mein Leben nicht im Griff hätte usw.
Also ich muß mal ehrlich gestehen,die letzten 2 Jahre waren sehr hart,denn sich von den eigenen Eltern zu trennen ist alles andere als leicht.Ich habe 2 Jahre eine Therapie gemacht,die mir mitunter sehr zu meinem Schritt geholfen hat!
Ich lebe heute nach dem Motto,wer mir schadet,der kann mich mal! Auch die eigene Familie,traurig,aber dann ist es so und ich werde damit leben. Ich habe heute 2 kleine,wundervolle Kinder und einen Mann der mich liebt und Freunde,die zu mir halten,was will ich mehr?
Ich hatte auch jahrelang Depressionen,Selbstzweifel,usw..seit meinem Entschluß,meine Eltern links liegen zu lassen,geht es mir super und ich fühle mich richtig glücklich und wohl.
Vielleicht überlegst Du Dir einfach mal,was DIR in deinem Leben wirklich wichtig ist...man lebt nur einmal und ich finde,die Vorstellung,mit 80 oder 90 Jahren oder wann auch immer im Sterbebett zu liegen und sich vor Augen halten müßen,man hat sein Leben lang nur für andere gelebt,es nur anderen recht gemacht und nicht genossen hat,eine Horrorvorstellung!!
Was meinst Du dazu?

Liebe Grüße und Alles Gute
Sylvia pssst77

P.s.: Du MUSST keine Karte schreiben und du mußt auch wegen einem Geburtstag anrufen etc...du bist dein eigener Mensch und du hast zu bestimmen,was du möchtest und was nicht...und wenn deine Eltern nicht verstehen,um was es Dir geht,haben sie eben Pech gehabt. :-)

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Hab noch was vergessen:

Was unter anderem sicher noch sehr verletzend ist,ist die Reaktion der Eltern,solltest Du Dich wirklich von ihnen entfernen.
Meine Eltern haben mich egoistisch und eingebildet genannt und später auch noch Schlampe und Drecksau,weil ich nach sovielen Malen verzeihen einfach keinen Rückzieher mehr machen wollte.Das hat mich sehr verletzt und es hat lange gedauert,bis ich wirklich wieder Selbstbewußtsein entwickelt habe.
Ich knabber heute immer noch dran,gebe ich zu,und mein Therapeut sagt,wenn mir die Eltern mal richtig scheissegal sind,dan hab ich es geschafft. Ich bin stolz auf mich,dass ich endlich standgehalten habe und mir immer mein Ziel vor Augen gehalten,egal wie schlecht es mir ging.

Alles Gute nochmal

Sylvia pssst77

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Hallo,

ich kann dich sehr gut verstehen und denke das du wirklich bereit bist für den Kontaktabruch mit deinen Eltern.
Ich habe so ähnliche Familienverhältnisse wie du und muss mir eingestehen das ich es nicht ohne Therapie schaffen werde so zu denke wie du es tust.
Ich habe mir jetzt vorgenommen eine Therapie zu beginnen um auch endlich innerlich zur Ruhe zu komme.
Ich wünsche dir alles Liebe und Gute und hoffe das du bald deinen inneren Seelenfrieden hast.

Viele liebe Grüße und alles Gute

Dienchen