Oma alkoholkrank ohne Einsicht

Hallo, ich bin neu hier und versuche mich kurz zu fassen. Ich lebe mit meinem Mann und zwei Söhne (9 und 11) seit 4 einhalb Jahren in den USA. Meine Eltern sind bisher jedes Jahr zu Urlaub gekommen. Ich hab immer ignoriert, was für einen Lebenswandel sie haben, denn beide trinken sehr viel Alkohol, wobei meine Mutter auf jeden Fall Alkoholikerin ist und mein Vater nah dran, wenn nicht schon mittendrin. Letztes Jahr war es das schlimmste. Sie sind fast jeden Tag bis 5 in der früh gesessen und haben getrunken und geraucht und am nächsten Tag völlig verkatert aufgestanden.

Ich hab mir geschworen, dass ich sie nie mehr hier haben möchte.

Wir erwarten unser drittes Kind im Oktober und entgegen meiner festen Vorstellung, sie nicht mehr hier zu haben, hab ich trotzdem gefragt, ob sie im Sommer kommen oder zur Geburt unseres Kindes. Kaum hab ich es ausgesprochen, hab ich es auch schon wieder bereut. Besonders als meine Mutter mir zwei Tage später wie so oft, eine total besoffene whatsapp Nachricht geschickt hat.

Ich hab ihr dann gesagt, dass ich es unter diesen Umständen nicht aushalte sie hier zu haben. Vor allen möchte ich auch nicht, dass meine Söhne es für normal empfinden, jeden Tag Alkohol zu trinken. Noch dazu wäre es mir keine Hilfe, zwei trinkend Grosseltern hier zu haben kurz nach der Geburt.

Meine Mutter hat daraufhin gesagt, dass sie dann eben nicht kommen und den Kontakt zu mir abgebrochen.

Ich bin schon einige Jahre in Therapie, aber wollte mal sehen, ob irgendwer diese Problematik kennt und fragen, ob ihr zu Muttertag Blumen schicken würdet. Ich habe das jedes Jahr gemacht, auch zum Geburtstag. Aber dieses Jahr will ich nicht und kann ich nicht. An Muttertag sollte man seiner Mama danken, aber ich empfinde momentan alles andere als Dank.

Ich empfinde Trauer, dass ich keine normale Mutter hab.

Jetzt ist es doch ziemlich lang geworden. Danke fürs Lesen.

Enuna

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Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Mutter nicht als eine dich anekelnde Betrunkene, sondern als kranken Menschen siehst; Alkoholsucht ist keine Charakterschwäche, sondern eine psychische Krankheit.

Aus deinen Worten sprechen Wut und Verletzungen. Das ist verständlich. Genauso verständlich und auch richtig ist, dass du nicht willst, dass deinen Kindern so etwas vorgelebt wird.

Ich würde versuchen, die Ressentiments zu kanalisieren und als Anlass nehmen, um mit der Mutter zu sprechen. Sachlich und ruhig. Über euer Verhältnis, über die Wirkung, die ihre Sucht auf dich und euer Familienleben hat - und vor allen Dingen darüber, wie sie die Sucht bekämpfen kann. Dazu würde ich an erster Stelle ein Gespräch mit einer Suchtberatungs-Stelle führen, die auch Angehörige Alkoholkranker Menschen berät. Z.B. die Anonymen Alkoholiker machen das.

Mach dir klar, dass Sucht eine Krankheit ist, unter der deine Mutter leidet und überlege, wie du ihr am besten helfen kannst.

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>>Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Mutter nicht als eine dich anekelnde Betrunkene, sondern als kranken Menschen siehst; Alkoholsucht ist keine Charakterschwäche, sondern eine psychische Krankheit.<<

Hallo,

das kann man aber sicher nur dann machen, wenn einem von den versoffenen Eltern nicht schon die Kindheit versaut und genommen wurde. Ganz so einfach kann ich das nicht als Krankheit hinnehmen.

LG

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Das kann ich verstehen, aber offiziell gilt Alkoholsucht als Krankheit. Ich denke nicht, dass diese Einschätzung willkürlich gemacht wurde, sondern gerade, weil der Abhängige sich nicht mehr davon befreien kann, selbst wenn er möchte.

Dass man sich irgendwann abgrenzen muss zum Selbstschutz ist auch klar.

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Hallo,

in meiner Familie gibt es auch Alkoholiker. Am schlimmsten ist meine Tante. Emotional finde ich die das Verhalten der deckenden Familienangehörigen fast noch schlimmer, denn sobald ich klare Grenzen gesetzt habe, um mich und meine Familie zu schützen, stand ich stets als die Böse da.

Ich kann da auch nur mittelmäßiges Verständnis aufbringen. Meine Tante trinkt, seitdem ich mich zurückerinnern kann. Sie ist sogar betrunken mit ihrer kleinen Tochter gefahren. NICHTMAL die Tochter war wichtig genug, sich mal zusammen zu reißen. WAS hingegen war wichtig genug? DER FÜHRERSCHEIN. Den war sie dank polizeilicher Kontrolle endlich mal los. Inkl MPU und Bluttests über Monate. Da konnte sie plötzlich die Finger vom Alk lassen. Als der Lappen wieder in der Tasche war, ging das Spiel weiter.

Da weitere Probleme in der Familie bestehen, habe ich auch keinen Kontakt mehr. Es tut nicht mehr weh, im Gegenteil, eine Last ist verschwunden.

Deiner Mutter scheint ihr Alkoholismus wichtiger zu sein, als ihr. Du konntest es nichtmal ansprechen, ohne, dass sie beleidigt ist.

Von verpflichtenden Feiertagen halte ich eh nichts. Schenken soll von Herzen kommen, muss nicht an Termine gebunden sein und darf vor allem nicht geheuchelt sein. Ich würde es also lassen.

LG

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Ein Muttertagsgeschenk hat nur Sinn, wenn es ehrlich gemeint ist.
Ansonsten kann Mutter und Kind darauf verzichten.
LG Moni

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Huhu

Schick mir doch gerne eine PN! Mir geht es ganz genau wie dir! Würde mich freuen von dir zu lesen. LG

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Also ich kann deinen Frust gut verstehen, ich hab nämlich auch keine normale Mutter wenn auch aus anderen Gründen!

Ich bin auch der Meinung das du absolut richtig gehandelt hast als du ihr sagtest das sie hier nicht erwünscht ist wenn sie immer trinken und gerade nach der Geburt des dritten Kindes brauchst du sowas nicht. WEnn sie beleidigt ist IHR PROBLEM dann sieht sie nämlich was sie damit anrichtet!

Einer anderen Userin hier gebe ich durchaus recht das sie eine Krankheit hat und du sie auch als Kranke sehen solltest. Dennoch möchte ich der Aussage widersprechen das du ihr helfen sollst. Du KANNST ihr helfen aber SOLLEN? Nein! Denn deine Mutter ist selbst für ihr Handeln verantwortlich. Früher war sie ja sicherlich nicht so weil es irgendwann ja mal angefangen haben muss. Klar können Menschen abstürzen und manche auch leichter und sie brauchen Hilfe. Doch gerade einem Alkoholiker kann man nicht helfen wenn er selbst nicht tief genug gefallen ist um zu sehen das er Hilfe annehmen muss. Solange sie nichts einsieht ( tut sie wohl auch nicht wenn sie den Kontakt zu dir abbricht) wirst du ihr auch nicht helfen können. WEnn sie wirklich Hilfe annimmt würde ich durchaus unterstützend da sein ( soweit du das dann kannst mit der Entfernung). Aber sie muss kommen. Und auch wenn sie Krank ist bist du nicht für sie verantwortlich. Das ist sie selbst. Gerade mit Kinder bräuchte ich keine Großeltern die ständig besoffen und verkatert bei meinem Kindern sitzen und ihnen sowas vorleben!

Ela

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Danke für Eure Antworten. Ja, das mit ihr reden in Ruhe, das hab ich alles versucht. Aber da wird sie total wütend und sagt ich soll mich lieber um mein eigenes ach so perfektes Leben kümmern. Sie hat nämlich kein Problem und das einzige Problem dass sie hat, bin ich, weil ich ihr ausser dem Alkohol nichts vorwerfen kann.
Ich wäre natürlich für sie da, wenn sie Hilfe annehmen würde oder wollte. Aber sie hat mich als die Böse auserwählt, weil ich als einzige aus der Familie was gesagt hab. Mein Vater ist wie ein Schosshündchen immer zur Stelle und redet ihr selten dagegen.

Ich hab mitbekommen, als ich noch zu Hause gewohnt hab, wie sie Freunde aus ihrem Leben gestrichen hat, sobald jemand ihr Hilfe anbietet oder Ihre Trinkerei hinterfragt.

Ich weiss, dass es eine Krankheit ist. Aber ich muss mich selber auch schützen, sonst werde ich selber krank.

Ja, ich bin sehr wütend und verletzt. Und ich arbeite daran mir selbst zuliebe. Aber ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich darüber hinweg kommen soll.
Es ist genauso, dass bei ihr an allererster Stelle der Alkohol kommt. Führerschein hatte sie noch nie.

Ich war hier auch schon bei Alanon Meetings, aber kann nicht wirklich was daraus ziehen.
Wäre ich in Deutschland, würde ich mit meinem Vater zusammen eine Suchtberatungsstelle aufsuchen. Denn er stimmt mir zwar zu, wenn wir alleine sind. Aber er traut sich kaum was zu sagen, bei meiner Mutter.

Lg, Enuna

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Hallo,

meine Mutter hat auch ein Alkoholproblem. Alle sprechen sie darauf an, aber sie riegelt ab. Zugegeben die letzten Jahre waren echt hart für sie, aber das sollte keine Entschuldigung sein.

Für mich ist die Entfernung unserer Wohnorte (ca.600km) Fluch und Segen zugleich. Zum einen würde es mich krank machen, wenn ich sie jede Woche so sehen würde. Andererseits habe ich immer ein schlechtes Gewissen nicht da sein zu können, wenn ein lichter Moment der Einsicht da ist und ein sachliches Gespräch möglich wäre. Ich fühle mich ohnmächtig. Der Rest der Familie kann nicht verstehen, dass ich sie "unter Beobachtung" fallen lassen muss, um ihr zu helfen. Denn nach gut fünf Jahren habe ich es aufgegeben, ihr ins Gewissen zu reden. Das einzige, was ich unternommen habe, ist ihre behandelnden Ärzte zu informieren. Da sie unter Diabetes leidet, habe ich bedenken, dass sie sich überdosieren könnte.

Zum Muttertag werde ich ihr trotzdem einen Gruß zukommen lassen. Allerdings weniger als Danke, sondern mehr "ich habe dich lieb und brauche dich noch eine Weile. Also Pass auf dich auf! Deine Enkelin hat nur noch dich als Oma!" so oder so ähnlich.

Fakt ist bei uns, dass ich sie nie mit unserer Tochter allein lassen würde oder bei uns urlauben lasse, wenn sie betrunken ist (sie ist eher quartalssäufer)

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

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Nein, ich würde nichts zum Muttertag schicken und mich auch nicht mehr melden. Meinem Vater würde ich einen Brief schreiben, dass er (und evtl. auch die Mutter) sich gerne jederzeit wieder bei mir melden können, wenn sie die Alkoholsucht in den Griff bekommen haben oder aber bereit sind ernsthaft etwas dagegen zu tun, ich dieses Verhalten aber nicht länger ertragen und tolerieren kann und meine eigene Familie schützen möchte. Das wäre es dann. Dem Vater hätte ich "eine Brücke gebaut" und was er und die Mutter daraus machen ist ihr Ding. Mein Opa war auch "Quartalssäufer" und auch mit ihm war es streckenweise (immer wenn er mal wieder an der Flasche hing) schwierig, aber es gab halt auch, da Quartalssäufer, gute Zeiten und so konnte man sich arrangieren.
Der beste Freund meines Mannes (noch aus Jugendtagen, sonst hätten sie beiden sich auch nichts mehr zu sagen) ist Alkoholiker und kommt nicht mehr zu uns seitdem ich eine klare Ansage gemacht habe. Er pflegt seinen Alk in Getränke zu mischen und die Flaschen überall herumstehen zu lassen. Ich habe zwei kleine Kinder und habe ganz klar gesagt, wenn die Flaschen so rumstehen, dass die Kids drankommen können und tatsächlich eine solche Flasche erwischen fliegt er raus und ich rufe auch seine Frau an. Er hat sich dann bei meinem Mann beschwert und von ihm die gleiche Ansage bekommen. Daraufhin hat er seine Sachen gepackt und ist gefahren...
Meine Familie (und zwar die Kernfamilie) ist nun mal wichtiger!!!!

Dir ganz viel Kraft und gute Nerven...
LG

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Hallo,

ich kann Dich vollkommen verstehen. Meine Eltern haben auch immer getrunken, jedes WE waren sie blau. Meinen Vater gibt es nicht mehr aber meine Mutter schafft es immer wieder, daß ich mich maßlos ärgere oder aufrege. Ich habe mir geschworen, unsere Tochter nie da schlafen zu lassen, habe sie zeitig aufgeklärt, warum wir das nicht wollen. Als dann mal mitten in der Nacht ein Anruf kam, rattenstraff, ob meine Tochter nicht mit Ihr und Ihrem Lover in die Türkei fliegen kann, war es aus. Es kam auch nie wieder die Frage nach Urlauben, Besuchen oder Übernachtungen. Wer sich so nicht im Griff hat, hat in meiner näheren Umgebung nichts verloren und schon garnicht in der Nähe meines Kindes. Wenn wir Geburtstage feiern, gibt es so lange nichts zu trinken, bis meine Mutter geht. Dauert ja auch nicht lange. Ich habe so viel versucht und bin zu dem Entschluss gekommen, daß ich ein eigenes Leben habe, eine eigenen Familie und diese meine ganze Kraft und Liebe erhält.

LG

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Hallo, ich bin gerade über seinen Beitrag gestolpert und es erinnert mich total an meine Schwiegereltern.

Erstmal wir wohnen auch in den USA:-)
Also meine Schwiegereltern sind auch extreme Alkoholiker, die es aber nicht zugeben wollen. Das ist das grosse Problem. Man keinem Alkoholiker nicht helfen, wenn er nicht einsieht, dass da ein Problem ist.
Mein Mann hat Jahre gebraucht, um endlich einzusehen, dass seine Eltern ein Alkoholproblem haben, da in der Familie grundsätzlich die Augen vor unangenehmen Dingen verschlossen werden und auch nicht richtig miteinander geredet wird.
Fuer mich sind die Schwiegereltern eigentlich mehr oder weniger gestorben. Es fing damit an, dass sie kurz nach der Geburt meines ersten Sohnes nach Deutschland gekommen sind und es einfach nur furchtbar war. Sie haben sich Null um ihr Enkelkind gekümmert. Nachts dann heimlich das Saufen angefangen, einen Dreck in der Wohnung verursacht und es geschafft, dass ich mich nur mit meinem Mann gestritten hab. Mein Mann hat immer noch eine Augen verschlossenen:-( als wir dann na h Amerika gezogen sind, sind sie ein Jahr später zu Besuch gekommen und es war fast noch schlimmer.

Ach es gibt noch so viele Geschichten zu erzählen. Das schlimmste ist, dass sie dann plötzlich in den letzten 2 Jahren mindestens 3-4 versprochen haben mit dem Trinken aufzuhören, vor allem nachdem die Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Zum Schluss haben wir dann aber immer wieder herausgefunden, dass sie uns nur angelogen haben. Sie wollen keine Hilfe annehmen, brechen Kontakt ab mit Leuten, die versuchen wollen zu helfen und erzählen nur noch Lügen. Und der Rest der Familie ist so doof und glaubt alles oder sagt einfach nichts mehr. Ich bin natürlich die böse Schwiegertochter, weil ich meinen Mund aufmachen und Klartext rede.
Am schlimmsten finde ich es fuer meinen Sohn. Er hat in seinen ganzen 7 Jahren einmal ein Weihnachtsgeschenk von ihnen bekommen. Nichts zum Geburtstag, keine Anrufe, keine Karte...nichts. und dann heulen sie meinen Mann zu wie sehr sie ihren Enkel vermissen und lieben.
Jetzt erwarten wir unser zweites Kind und es wird wahrscheinlich genauso laufen.
Sorry, ist ganz schön lang geworden.

Das end vom Lied ist, so schwer es ist man kann einfach nichts machen, wenn ein Alkoholkranker die "Krankheit" nicht einsieht. Dann steht man mit gebundenen Händen da und kann nur hoffen, dass evtl ein Einsehen kommt.
Fühle dich gedrückt!