Schwer krankes Kind und von der Familie enttäuscht

Hallo ihr lieben,

wir befinden uns momentan in einer total beschissenen Situation und genau dann erkennt man, wer Freund oder Feind ist.

Im August diesen Jahres kam unser Sohn schwer krank auf die Welt. In der Familie war ein Paar mit uns parallel schwanger - wir hatten 4 Tage später ET. Bei den beiden ist alles gut. Kind ist zum Glück gesund.

Nun ist es so, dass seit unser Sohn geboren ist die Seite meines Freundes nicht mal nach ihm fragt. Sie genießen alle ihr Glück und freuen sich über ihr gesundes Kind/Neffe/Enkel...

Auf Familienfeiern (die ja trotzdem weiterhin stattfinden - wir sind nicht eingeladen) wird nicht über unseren Sohn gesprochen. Er wird behandelt, als würde er nicht existieren. Die Mutter meines Freundes hat es mal zur Sprache gebracht, aber da hieß es dann nur, dass man eben so glücklich über den (gesunden) Kleinen ist und sich um SOWAS halt dann keine Gedanken macht.

Mein Freund ist mega enttäuscht und traurig, denn er war mit diesem Teil der Familie sehr eng und es belastet ihn sehr, dass er von dort keine Hilfe/Trost ect zu erwarten hat.

Unser Sohn liegt seit seiner Geburt vor 4 Monaten auf der Intensivstation und nach 3 Monaten kam dann mal die erste Nachfrage. Nach außen hin tut man immer so auf "tolle Familie", aber in so einer Situation hat man dann den Zusammenhalt vergessen.

Wir dachten zuerst, dass sie vielleicht damit nicht umgehen könnten, aber es ist wirkliches Desinteresse.

Die Mutter meines Freundes ist der Meinung, man könnte so etwas mit der Zeit einfach vergessen, aber das können wir nicht. Für uns ist mit diesem Teil der Familie abgeschlossen. Sie haben uns eben in der schlimmsten Zeit unseres Lebens hängenlassen. Seine Mutter versteht unsere Konsequenz da nicht.

Würdet ihr ebenfalls den Kontakt abbrechen oder wie würdet ihr euch verhalten? Man läuft sich ja vielleicht doch mal über den Weg - ich würde sie dann allerdings ignorieren und keinen Streit vom Zaun brechen - das ist es mir nicht wert

LG Ruby

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Hallo,

bei deinem Text wird es mir richtig schwer ums Herz. Was sind das bloß für Menschen? Habe ich das richtig gelesen, dass ihr nicht einmal mehr zu Familienfeiern eingeladen werdet?

Sie haben keine Zeit für "so etwas", weil das andere Kind gesund ist. Da wäre für mich der Punkt erreicht, an dem ich mit dieser Familie nichts mehr zu tun haben wollte. Kein Interesse am Enkel, keine Nachfrage, ihr werdet ausgeschlossen.

Du bist auf der richtigen Spur. Ich würde sie auch ignorieren. Sie wären mir kein Wort mehr wert.

Dir und deiner Familie wünsche ich nur das Beste

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Das ist ja schrecklich...mir fehlen gerade wirklich die Worte.

Ich bin aber ganz klar bei dir, eine solche Reaktion auf eure schwere Zeit, das hätte auch in mir tiefe Spuren hinterlassen. Das kann man nicht wieder gut machen. Für mich wären die Leute auch "unten durch".

Wie du schon geschrieben hast, in solchen Zeiten erkennt man, wer wirklich zu einem steht....auch wenn sie euer Schicksal nicht ändern können.

Ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft.

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Ich bin in einer ähnlichen Situation. Wir werden ausgeschlossen weil unser kind lebt und das andere kind gestorben ist. Es fühlt sich für mich an, als ob mein lebendes kind weniger wert ist als das verstorbene. Ich kann also gewisser Maßen nachvollziehen wie du dich fühlen musst. Ein wirklichen Tipp habe ich nicht aber ich würde es genauso handhaben wie du/ihr das jetzt vor habt.

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Nun ja. Das ist sicherlich auch traurig aber in diesem Fall... Könnte es doch auch sein, dass die Betroffenen einfach noch zu verletzt und traurig sind. Da kann das Glück der Anderen zumindest in der ersten Zeit tatsächlich Salz in offenen Wunden sein.

Falls das der Fall ist, könntest du dafür Verständnis haben, auch wenn es dir natürlich auch weh tut. Ich denke, sein Kind zu verlieren ist das grausamste, was Jemandem passieren kann.

Liebe Grüße

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Selbstverständlich habe ich da mehr als nur Verständnis für. Aber in zwischen sind viele Jahre vergangen und mein kind wird behandelt als ob es ihn nicht gäbe. Ich bin froh dass ich so ein Schicksal nicht erleiden musste aber komplett ausgeschlossen zu werden ist auch hart und nicht zwangsläufig der richtige Weg.

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Hallo Ruby.

Babydestiny hat bereits alles super auf den Punkt gebracht. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Euch alles erdenklich gute!!!!

LG#winke

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Hallo,
erstmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Kindes. Euer Kind ist ein Wunschkind, es sollte euren großen Traum erfüllen und dann kam alles anders als gedacht. Kennst du das Gedicht "Willkommen in Holland"? Das passt auf diese Situation sehr gut.
Ich war vor 10, bzw. vor 8 Jahren in einer ähnlichen Situation. Meine Kinder lagen zwar nicht unmittelbar nach der Geburt auf der Neugeborenenintensiv, aber schon bei der allerersten Untersuchung noch im Krankenhaus kamen erste (noch minimale) Fehlbildungen zu Tage. Mittlerweile sind diese operativ korrigiert. Noch vor dem Kindergartenalter wurde ganz deutlich: "Die Kinder sind ganz anders und nicht normal." Viele Ärzte haben versagt und nichts erkannt - heute wissen wir, Beide sind schwerst mehrfachbehindert und pflegebedürftig. Das Ganze ist unheilbar, nicht therapierbar.

Mein Jüngster ist geistig, körperlich und seelisch behindert, der Große ist körperlich und seelisch behindert. Er hat einen durchschnittlichen IQ von 101, allerdings ist der heterogen mit Unterschieden von über 40 Punkten in den Bereichen.

Anfangs hat unsere Familie das Ganze "überspielt". Das war grausam. Das war schlimmer als die Ärzte, die einem nicht geglaubt haben. Wir bilden uns das nur ein, das wird schon noch, die sind doch völlig normal, wir erziehen die Jungs falsch,... Über reines Desinteresse ging das bei uns hinaus - da wurde nach den Schuldigen gesucht.
Heute ist das alles keine Frage mehr. Die Behinderungen sind akzeptiert, überall in der Familie. Deswegen mit der Familie auf ewig zu brechen halte ich für falsch. Gerade mit einem behinderten Kind braucht man die Familie im Rücken. Klar darf man sich nach so einem Vorfall zurückziehen und Wunden lecken, aber irgendwann muss auch gut sein und man muss wieder ein gesprächsbereiter Erwachsener sein. Gerade in so einem Fall braucht man ständig die Hilfe der Familie. Irgendwann kommt das Kind ja auch aus der Intensiv heraus und nach Hause.

Mir wurde damals angeboten in einem Artikel meine Geschichte zu erzählen (natürlich über ein Pseudonym). Ein Journalist hat das Ganze dann geschrieben. Ich habe es meiner Mutter zu lesen gegeben und ihr gesagt, dass das meine Geschichte ist. Danach hatte sie auch meine Seite der Geschichte verstanden. Wir brauchten gar keine weitere Aussprache danach - das war eindeutig.

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Das tut mir ganz schrecklich Leid! Meinst du denn wirklich, es ist Desinteresse? Manche Menschen tun sich bei Themen wie Krankheit oder Tod wirklich sehr schwer.

Habt ihr denn noch andere (emotionale) Unterstuetzung? Deine Familie? Freunde?

Auf solche Leute wurede ich auch absolut verzichten. Ihr braucht in eurer Situation liebe Mensche um euch rum und nicht solche, die euch mit ihrem Verhalten noch mehr weh tun.

Alles Liebe euch und eurem Kind!

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Ich oute mich mal. Ich gehöre auch zu den Menschen, die mit Schicksalsschlägen/ Krankheiten/ Tod ganz schlecht umgehen kann. Nicht weil ich kein Interesse habe, sondern weil ich manchmal einfach nicht weiss, wie ich damit umgehen soll. Es ist schlichtweg Unsicherheit. Kann das bei der Familie/ Freunde vielleicht der Grund sein? Und das sie euch nicht stören wollen? Ich würde die Personen direkt nach dem Grund fragen und auch äußern, wie ihr euch fühlt und das ihr euch mehr Unterstützung wünscht. Vielleicht hilft das?

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Niemand ist hoch erfreut, wenn er sich Krankheit oder Tod "stellen" soll - aber es gehört nunmal zum Leben dazu. Wenn Du unsicher bist, nimmt es Dir keiner übel, wenn Du einfach fragst "kann ich dir irgendwie helfen" - oder einfach 2 Stück Kuchen schnappen und mal vorbeigehen zum reden. Das sind Kleinigkeiten, zeigen aber, dass man sich nicht abwendet.
Nichts ist schlimmer als schweigen/ignorieren - am besten noch sich wegdrehen auf der Straße vor lauter Unbehagen. Da hat nichts mit "nicht stören wollen" zu tun, ich persönlich finde es feige - vor dem Leben wie vor dem Tod.
Hab ich alles erlebt nach dem Tod meines Mannes - DIE Leute sind für mich durch, so benehmen sich keine erwachsenen Menschen.
Leider ist der Satz absoluter Unsinn "ruf halt an, wenn du was brauchst".
Das machen Menschen in verzweifelten Situationen ganz sicher nicht.

LG Moni

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Hi.
Ich finde es mutig von Dir, dass Du hier Stellung beziehst.
Aber denk' doch mal ein wenig nach. Mit Schicksalsschlägen / Krankheit / Tod, wie Du es nennst, kann NIEMAND wirklich gut umgehen. Darauf ist niemand vorbereitet. Aber manche haben einfach keine Wahl. Weil es sie eiskalt erwischt. Weil sie damit umgehen MÜSSEN. Und dann tut es echt gut, wenn ein paar Freunde oder Verwandte - sorry für den Ausdruck - "den Arsch in der Hose haben", zu einem zu stehen, zu fragen, was man braucht, und einfach da zu sein. Sich auf "Unsicherheit" rauszureden, ist auch ein bisschen einfach, oder?
Liebe Grüße
Tiger

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Liebe ruby, ich kann Dich sehr sehr gut verstehen.
Meine Enkelmaus Leonie kam 2006 als Extremfrühchen zur Welt, war 3 Monate auf der Frühchenintensiv und dann noch 2 Jahre lang sehr oft zu diversen KrHsAufenthalten aufgrund ihrer 6 Hüftoperationen, Gips- und Schienenversorgung. Dazu noch weitere KrHs-Aufenthalte wegen anderer Probleme.
Mein Sohn und seine Frau haben die kleine Maus kein einziges Mal besucht, obwohl es absolut kein weiter Weg gewesen wäre. Es war seine erste und einzige Nichte....er war später der Taufpate - man hätte wohl einen anderen genommen - es war einfach komplettes Desinteresse von den beiden.
Meiner Tochter und ihrem Mann tat es weh und meinem Mann und mir auch.
Als man das mal ansprach, wussten sie garnicht, was sie evtl. "falsch gemacht" haben - es gibt solche Menschen. Als mein Mann 2014 krank wurde und oft im KrHs war - genau dasselbe - die beiden ignorierten es ....Ende 2013 kam ihr erstes Kind zur Welt - nach problemloser Schwangerschaft - aber da fühlten sie sich, trotz vieler Nachfragen und Geschenke - zu wenig beachtet und betüdelt......bald nach dem Tod meines Mannes vor bald 2 Jahren brach mein Sohn den Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie ab, sie kreisten nun nur noch um sich selber.
Wie es mir/ uns ging, war ihm und seiner Frau egal.

Du kannst die Menschen nicht ändern, aber diejenigen, die SO mit Dir umgehen, brauchst Du nicht - sie vergiften Dir nur Dein Leben. Ärger Dich nicht und genieße Deine eigene kleine Familie. Auch wenn Dein Kind schwer krank ist - gib die Hoffnung nicht auf, dass sich noch einiges bessern kann. Ich möchte Dir die Internetseite rehakids.de nahelegen. Das ist eine sehr große community, wo Du sicher viel Rat und Hilfe bekommen kannst.
Alles Liebe für Dich und Deine Familie.
Liebe Grüße von Moni

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Der eigene Sohn, das bricht einem doch das Mutterherz, oder wie stehst du da drüber?!
Dein Sohn wird es sicher irgendwann merken, wie er sich gegenüber Vater, Schwester, Mutter verhielt. Möglicherweise eben wenn es wie beim Vater zu spät ist es noch gut zu machen... traurig und tragisch...
Ich wünsche ihm Einsicht und Mitgefühl und Gewissen und Benehmen.

Und dir dass du trotz allem glücklich bist und das für dich verarbeiten kannst.

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Nein, da kann man nicht drüber stehen. Man kann(muss) nur lernen damit umzugehen.
Mein Vater hat im Krieg seinen rechten Arm verloren, wie sagte er mal sehr pragmatisch "er kommt definitiv nicht wieder, wenn ich ständig darüber weine"...... Klingt schlimm, aber ist wahr.
Nein, mein Sohn wird nichts merken, er ist doch viel zu sehr von sich überzeugt, alles richtig zu machen, ich denke nicht, dass er sich Gedanken zum Tod meines Mannes machte.
Niemand versteht das, meine Nichten mit Männern nicht, Freunde - keiner.
Wie oft wird hier im Forum geraten, den Kontakt zu den Eltern einfach abzubrechen bei Problemen; manchmal denke ich mir "auch eure Kinder sind mal erwachsen, dann seid ihr auch nur noch störend".
Sind nicht alle so, Gottseidank, meine Tochter und Schwiegersohn sind toll.
LG Moni

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Herzlichen Glückwunsch zu eurem Baby. Gott hat euch dieses Kind geschenkt, weil er wusste, dass ihr gut für ihn sorgen werdet.

Ihr schafft das auch ohne Familie. Mit denen würde ich kein Sterbenswörtchen mehr reden. Tut mir sehr leid.