Wieder näher Richtung Heimat?

Hallo ihr lieben,

seit Tagen quält mich wieder das Gedankenkarussell bzgl. der Zukunft. Ich weiß, dass solche "Fragen" schon öfter gestellt wurden und niemand mir/uns die Entschediung abnehmen kann, aber ich muss meine Gedanken einfach mal an anderer Stelle los werden und versuche sie mal ein wenig zu sortieren.

2010 sind wir, aufgrund des Studiums (Lehramt), aus der Provinz 400km weit weg in ein anderes Bundesland gezogen und leben nun in einer Kleinstadt mit 21.000 Einwohnern. Für uns stand immer fest, dass wir nach 5 Jahren wieder zurück sind. Nun sind fast 7 Jahre vergangen. Mein Partner hat das Studium abgebrochen und seit geraumer Zeit einen sehr gut bezahlten, aber vorerst befristeten Job (Verlängerung oder sogar unbefristeter Vertrag ist wohl vorgesehen) im öffentlichen Dienst und ich schließe im Sommer mein Studium ab. Mittlerweile haben wir auch 2 Kinder (3,5 Jahre und 2 Jahre). Nur, je näher ich dem Ende des Studiums komme, desto mehr frage ich mich, wie es danach weitergeht.

Wir sind beides Dorfkinder, haben uns aber mittlerweile ans Stadtleben gewöhnt, es hat lange gedauert, aber mit den Kontakt, wurde es besser. Mein Partner hat hier Arbeit, die Kids ihre "Freunde" (sofern man in dem Alter davon sprechen kann), wir haben hier auch liebe Menschen/Freunde kennengelernt (allerdings entwickelt sich das alles gerade erst und es sind keine Freundschaften, die schon seit mehreren Jahren bestehen, die längste seit 2 Jahren), aufgrund dessen, dass mehrere größere Städte in der Nähe sind, ist immer was los, die medizinische Versorgung ist gut (Unistadtnähe halt), jobmäßig sieht es für die Kids hier mal besser aus,...

Aber die Familie kann und soll niemand ersetzen. Und diese fehlt mir einfach viel zu oft, aber auch die zig Seen, die unglaublich schöne Natur, die Ruhe, die Immobilienpreise sind günstiger und ein Haus ist uns schon wichtig, die Option, dass mal schnell jemand nachmittags/abends vorbeikommen kann oder am Wochenende die Kids bespaßt oder das man am Wochenende mal zu Kaffee und Kuchen die Familie besucht... Allerdings ist in unserer Provinz nichts los. Wenn wir was erleben wollen, müssen wir schon mindestens 60 km fahren, die medizinische Versorgung ist ein Graus (eine Kinderärztin, die schon längst in den Ruhestand gehen würde, aber einfach keinen Nachfolger findet, keine Hautärzte mehr, zwar besitzt unsere kleine Stadt ein Krankenhaus, aber dessen Ruf ist nicht berauschend...) und die nächst bessere Versorgung ist 60 km entfernt,...

Mir fällt es so wahnsinnig schwer, mich von meinem Leben hier zu "lösen" und vor allem die Freunde zurück zu lassen sowie meinem Partner die Arbeit und den Kids die Freunde zu nehmen, andererseits kann ich mich aber auch nicht von der Heimat "trennen" und akzeptieren, dass unsere Familien "ewig" 400 km weit weg sein werden und die Kids ohne Oma und Opa in der Nähe aufwachsen, wo sie diese doch so sehr lieben.
Es ist irgendwie ein Teufelskreis und ich kann einfach nicht beantworten, wo wir auf lange Sicht glücklicher werden.

Nun schließe ich aber, wie gesagt mein Studium ab und muss mich dann für das Referendariat bewerben. In unserem Heimatbundesland würde ich mit meiner Fächerkombi wohl weitaus bessere Chancen haben, hier sieht es nicht so rosig aus und ich müsste sicherlich 1-2 Jahre auf einen Platz warten.
Mein Partner sieht es alles nicht so eng; er würde hier bleiben, aber auch mit mir gehen. Seine Familie ist ihm da nicht so wichtig, da der Kontakt nicht der beste ist. Aber mir tut es immer "weh", wenn ich unsere Freunde hier sehe, die alle ihre Familien vor Ort haben. Andererseits dann auch wieder der Gedanke, dass ich diese Freunde nicht "verlieren" möchte und meine Kids ja an deren Kindern (gleichzeitig auch die Kindergartenfreunde) hängen.

Auf lange Sicht begleitet mich aber auch die Angst, dass unsere Kinder später mal ganz woanders wohnen werden, sollten wir wieder Richtung Heimat ziehen. Dort wird eben weniger geboten. Wobei es selbstverständlich auch sein kann, dass unsere Kids später im Ausland leben. Aber so wie meine Eltern es gerne hätten, dass wir zurück in die Heimat kommen und mit ins Haus einziehen, so möchten wir natürlich auch, dass unsere Kids später in unmittelbarer Nähe wohnen.
Generell können meine Eltern sowieso gar nicht verstehen, was uns dazu veranlassen könnte hier zu bleiben und wenn ich dann mit der medizinsichen Versorgung komme, dann ist es bei ihnen eh vorbei, aber leider ist das ja nunmal auch wichtig.

Es streiten sich echt die Geister in meinem Kopf: die Freunde, Arbeit meines Partners, medizinische Versorgung, Kultur in unserer Wahlheimat oder die Familie, die wunderbare Natur, Ruhe, beruflich mehr Chancen für mich in unserer Heimat oder zumindest in der Nähe (nur 1 Stunde Autofahrt)...

Vielleicht war ja jemand mal in einer ähnlichen Situaion oder ist es gerade und hat noch Anregungen, über die ich noch nicht nachgedacht habe.

Liebe Grüße
hope

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Ich kann deinen Zweispalt sehr gut nachvollziehen, aber für eine Lösung wirst du dich entscheiden müssen.
Noch sind die Kinder klein und würden einen Umzug gut "überstehen".

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist ca 60 Km von deiner Heimat eine größere Stadt.
Warum zieht ihr nicht auf halben Weg zwischen Stadt und "Heimat"?

Wobei ja noch die Frage ist, wo du dein Referendariat absolvieren kannst.

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Hallo gh1954,

mir ist bewusst, dass es eine Entscheidung geben MUSS und uns niemand diesen Part abnehmen kann. Mein Partner ist mir nur keine große Hilfe, wenn es ihm, mehr oder weniger, egal ist, wo wir mal sesshaft werden. Er möchte, dass ich glücklich bin und ich möchte, dass er glücklich ist. Generell ist er einfach viel weniger Familienmensch. Er liebt mich und die Kids und das reicht ihm aus. Somit ist die Familie alleine für ihn kein Grund näher Richtung Heimat zu ziehen. Andererseits hätte er auch nichts dagegen, wenn wir die Kids mal leichter und schneller unterbringen könnten, um gemeinsam was zu machen. Das muss hier ja immer lange im Voraus geplant werden.

Es gibt überall sein Für und Wider.
Dennoch, vielen Dank für deine Worte!

hope

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Hallo hope,
wenn ich Deine Zeilen so lese, habe ich das Gefühl, dass Du eigentlich schon weißt, was Du willst: doch zurück in die Heimat ziehen. Das spricht für mich recht deutlich aus Deinem Text.

Vielleicht findet Ihr ja eine Art Mittelweg - 30 km von der nächst größeren Stadt mit guter Versorgung und kulturellen Einrichtungen etc. entfernt und damit aber auch "nur" 30 km von Deiner Familie.
Mit in das Haus Eurer Eltern zu ziehen, finde ich sowieso etwas problematisch. Ich habe sehr liebe Schwiegereltern, die wir auch oft besuchen, aber ich denke, im gleichen Haus wohnen, geht auf Dauer bei den wenigsten Familien gut.

In einer neuen Stadt und auch mit einer neuen Arbeit werdet Ihr bald wieder neue Freunde haben bzw. auch alte Freundschaften reaktivieren. Und die Kinder sowieso. Unsere große Tochter ist auch 3,5 Jahre alt, hat viele Freunde, aber keine so engen Freundschaften wie vielleicht später in der Schule.
Und wenn es beruflich für Euch beide passt, ist es doch echt gut!
Alles Gute für Euch!

Liebe Grüße

Ulli

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Hallo Ulli,

vielen Dank für deine Nachricht und ehrlichen Worte (Mir z.B. fällt gar nicht so auf, dass meine Zeilen eher für die Heimat sprechen. Das liegt aber eventuell auch daran, weil ich mich gerade in diesem Gedankenkarussell befinde und mein Herz nach dem "Hier", aber gleichzeitig nach dem "Dort" schreit).

Unsere Heimatstadt scheidet als Wohnort schon aus. Da sind wir uns einig und so leid es mir für meine Eltern tut und für unseren Geldbeutel :-D, mit ins Haus meiner Eltern werden wir wohl nie ziehen. Ich befürchte dann nämlich, dass das gute Verhältnis darunter leiden würde, weil man doch irgendwann aneckt.

Ich danke dir nochmal und wünsche dir auch alles Gute,

hope

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Ich würde da wohnen wo ihr beide euch wohl fühlt und wo es auch für euch beide eine gute berufliche Perspektive gibt. Das muss ja nicht direkt bei den Eltern im Dorf sein, aber auf jeden Fall näher als jetzt. Es muss halt passen und man muss abwägen was wichtiger ist.

Die Kinder ja... wo die einmal wohnen werden. Ich komme aus einer sehr kleinen Stadt die einfach tot ist. Keine Ärzte, fast keine Geschäfte, das öffentliche Verkehrsnetz ist ein Graus und um spätestens 20 Uhr (Samstag 16 Uhr) sind die Geschäfte dicht. Ich wohne jetzt 200 km weit weg im Einzugsgebiet von mehreren Universitätsstädten...und würde nie nie wieder zurück gehen. Daher verstehe ich schon deine Sorge das sie später eher weiter weg ziehen... aber muss ja nicht sein. Kann uns auch passieren das sie trotz allem weg wollen.

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Hallo lessia,

danke für deine Worte.
Ich finde es momentan sehr schwierig, zu entscheiden, WO wir uns mal "besser" fühlen. Mein Partner hat einen äußerst flexibel Beruf (Büro) und ich bin ja, wenn man es eng nimmt, in einer Schiene drin: Lehrerin.

Wir kommen übrigens ebenfalls aus einer so süßen Stadt wie du. Das Durchschnittsalter liegt jenseits der 40 (der demografische Wandel ist also sehr deutlich und, meinen "Recherchen" nach wird sich da kaum was ändern, ganz im Gegenteil - wir kommen aus der Region deutschlands, die medizinisch am schlechtesten versorgt ist und immer älter wird, weil die jungen Leute weg ziehen), Ärzte gibt es nur wenige, ebenso wie Geschäfte, kein Kino, nichts für die Jugend, kaum Geschäfte und ab 18 Uhr sind die Bürgersteige hochgeklappt. Bei uns sagen sich Fuchs und Hase "Gute Nacht"

Wie haben deine Eltern es aufgefasst, dass du mit deiner Familie 200 km entfernt wohnst?

Liebe Grüße
hope

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Also für meine Eltern war es anfangs schon schwer. Sie haben auch ein Zweifamilienhaus und gerade meine Mutter war nach Geburt der ersten Enkelin dafür das wir zu Ihnen ins Haus ziehen.

Ist ja nicht so das ich unser Städtchen nicht mag....aber gerade für Kinder ist es hier definitiv besser. Neben den viel besseren Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt's hier eine breite Vielzahl von Schulen und später mehrere Universitätsstädte. Und auch ich habe mich inzwischen an die vielen Annehmlichkeiten gewöhnt (bis Mitternacht einkaufen, vielen Shoppingmöglichkeiten, super ausgebautes Netz der öffentlichen usw). Auch die Jobmöglichkeiten sind viel breiter gefächert...und ja irgendwie hoffe ich auch dadurch das vllt zumindest eine unserer beiden hier in der Gegend bleibt.

Eine Zeit lang wollten meine Eltern zu uns ziehe...aber das wurde auch nichts. Meine Mutter mag das ruhige und daher passt das nicht. Da wir jetzt ein Eigenheim hier haben hat sich das Thema umziehen für uns erledigt. Vielleicht reden wir in 5 Jahren oder so nochmal mit meinen Eltern zwecks hierziehen. Ansonsten haben wir uns mit der Entfernung gut arrangiert.

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Ins Haus der Eltern würde ich nicht ziehen. Ins letzte Dorf nach hintertupfingen auch nicht. Ein paar km weg?

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Was sagt denn Dein Partner dazu, das entscheidest Du ja nicht allein - zumindest nicht, wenn Du nicht allein gehen willst.

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Hallo bruchetta,

mein Partner ist da eher gelassen. Wie gesagt, er würde hier bleiben, aber auch mit mir woanders hin gehen. Er ist generell eher der ruhigere Typ und Entscheidungen fällen, das ist nicht so sein Ding. Aber jetzt bin auch in an einem Punkt angekommen, wo es auch mir schwer fällt eine "Entscheidung für's Leben" zu treffen (sicherlich kann auch auch mit 50 nochmal irgendwo neu starten).
Einig sind wir uns darin, dass wir nicht in dieser Wohnung, in der wir jetzt wohnen, alt werden möchten, aber auch nicht im Haus meiner Eltern.

Liebe Grüße
hope

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Hallo,

wir sind 2008 nach BW gezogen, berufsbedingt. Auch 300 km von der Heimat entfernt. Ich hatte mir auch einen guten Bekannten- u. Freundeskreis aufgebaut. Aber auch zur Heimat hatte ich noch einen festen Draht und ich stand im gleichen Zwiespalt wie du. 2011 starb mein Vater und wir zogen wieder zurück. Es war definitiv die falsche Entscheidung. Hier ist es auch so, dass ich km weit fahren muss um zu irgendwelchen Fachärzten, ins Kino etc. zu kommen. In BW hatte ich alles vor der Haustür. Mein Mann arbeitet nun wieder in BW. Er war auch im öffentlichen Dienst und das KH wo er vorher war, hat ihn wieder zurück geholt. Der Verdienst ist ein ganz anderer als hier oben in der Rhön. Nun führen wir eine Wochenendehe. Vorher hatten wir Heidelberg, Stuttgart, Karlsruhe etc. in gut erreichbarer Nähe. Das wäre beruflich für uns und später für die Kinder ein riesen Vorteil gewesen. Nun sind wir zurück und ich kann sagen, die Entscheidung war falsch hierher zurück zu kommen. Klar, ich habe hier meine Familie. Aber da ich es jahrelang gewöhnt war allein mit den Kids zurecht zu kommen, tue ich es auch hier. Ein anderer Aspekt ist das umgewöhnen von Stadt wieder auf Dorf. Da komme ich jetzt seit 6 Jahren nicht mit klar. Man gewöhnt sich unheimlich schnell an den Luxus, den eine Stadt zu bieten hat. Ich bin im Dorf mit 3000 EW aufgewachsen, in BW wohnten wir auch in einer Kleinstadt mit ca. 30 000 EW. Jetzt zurück habe ich das Gefühl in der größten Einöde zu wohnen. Das geht bei der ärztlichen Versorgung los und endet bei schlechten Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Sogar das Angebot in den Supermärkten ist geringer.

Wir beschlossen wieder zurück nach BW zu gehen. Das gestaltete sich schwierig. Wir haben hier ein eigenes Haus. Die Kinder sind mittlerweile in einem Alter in dem sie ungern ihre Freunde und ihr Umfeld verlassen und das allergrößte Problem, wir haben bisher kein geeignetes Haus bzw. Wohnung in BW gefunden, die für 5 Personen passt und finanziell nicht den Rahmen sprengt.

Das ist jetzt meine Erfahrung zum Thema. Überlege dir deine Entscheidung gut. Viel Glück dabei.

LG
Michaela

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Liebe Michaela,

vielen Dank für deine ehrlichen Worte und eigenen Erfahrungen.
Es tut mir sehr leid, dass dein Papa schon verstorben ist, ihr unglücklich mit euer Entscheidung seid und nun auch noch eine Wochenendehe führt.

Ich komme ursprünglich aus einem Kaff mit 40 Einwohnern, die kleine Heimatstadt hat 9.000. Natürlich war es anfangs eine enorme Umstellung von Kaff auf größere Stadt mit 21.000 Einwohnern, aber ich genieße die Vorteile, es fängt schon beim Einkaufen an: nicht nur Aldi, Lidl, Netto, Rewe, sondern auch mal Kaufland, Real,...
Ich kann also voll nachempfinden, was du meinst, wenn du die Vorteile der Stadt aufzählst.
Andererseits hänge ich halt immer noch an meiner Familie und unserer Heimat.

Ich finde diese Entscheidung äußerst schwierig, ein Jammer.

Ich sage mir übrigens auch so oft, dass ich jetzt schon 3,5 Jahre mit Kids ohne Familie in unmittelbarer Nähe klar gekommen bin, da werde ich wohl die nächsten Jahre nicjt untergehen. Andererseits wäre es natürlich auch mal Luxus, wenn Oma und Opa einfach mal
vor Ort wären.

Meine Eltern haben allerdings gar kein Verständnis dafür, wenn ich andeute, dass wir eventuell auch hier bleiben. Diese Stadt ist für sie ein Graus. Aber nicht nur die Stadt, sondern auch die Entfernung. Sie könnten sich mit einer Stadt arrangieren, wenn es nicht die jetzige ist und wesentlich dichter an der Heimat dran. Irgendwie übt es zusätzlich Druck auf mich aus, auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass es mein Leben ist und nicht ihres.

Ich wünsche euch als Familie weiterhin alles erdenklich Gute
hope

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Du könntest ich sein. Für mich war es auch eine riesen Umstellung von Dorf auf Stadt. Aber andersrum war es noch schlimmer. Ich habe in der Zeit, in der ich weg war, meine Familie und Freunde auch vermisst. Ich war auch ständig zu Besuch in der Heimat. Das war ja dann auch der ausschlaggebende Punkt wieder hierher zurück zu kehren. Meine Familie hatte auch kein Verständnis als wir gehadert haben hoch zu kommen und noch weniger wieder weg zu wollen. Vielleicht ist das auch ein Punkt warum wir noch hier sind.

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Ich würde da bleiben, wo der Partner, der momentan Alleinverdiener einer 4 köpfigen Familie ist, einen guten Job im öffentlichen Dienst hat und wo ihr euch wohl fühlt.

Du schreibst, dass du in deinem alten Bundesland besser Aussichten auf eine Stelle hättest aufgrund deiner Fächerkombination. Aber hast du auch bedacht, dass man auf dem Land grundsätzlich schlechtere Job-Chancen hat? In einem dichter besiedelten Gebiet sind einfach mehr Angebote vorhanden.

Auch wenn die Kinder natürlich von mehr Nähe zu den Großeltern profitieren würden, haben sie in einer Kleinstadt ein besseres schulisches und außerschulisches Angebot als in der extrem abseits gelegenen Provinz.

Kann es sein, dass es vor allen Dingen deine Eltern sind, die da Druck machen und dich überhaupt erst zu diesen Gedankengängen bringen? Du schreibst ja, dass ihr glücklich seit da, wo ihr jetzt wohnt. Warum solltet ihr das also ändern?

Ich würde bleiben, wo ich glücklich bin und wo meine Kinder voraussichtlich eine bessere Zukunft haben. Deine Eltern können euch ja besuchen kommen und umgekehrt.

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Ja, auf dem Land hat man natürlich schlechtere Jobchancen. Aber das wird bei uns, ich bin da jetzt mal so optimistisch, wohl nicht zutreffen, da zumindest ich meine Stelle sicher hätte. Die Schule hat mittlerweile schon 2 x angefragt, ob ich ihnen zur Verfügung stehe. Es ist eben Provinz, da möchte niemand hin. In der Großstadt sieht es da eben anders aus und Lehrer sind mittlerweile auch keine Mangelware mehr, schon gar nicht mit meinen Fächern am Gymnasium. Andererseits hätte mein Partner natürlich noch keine Arbeitsstelle, das ist richtig. Aber er würde definitiv im "weiteren" Umkreis (bis 45 km) etwas finden, weil dort händeringend gesucht wird.

Es ist gut möglich, dass da auch ein wenig Druck von meinen Eltern herrscht. Aber für uns stand bis vor 1,5 Jahren auch noch definitiv fest, dass wir zurück kehren. Wohl fühlen wir uns mittlerweile hier und in der Heimat. Es gibt keine Region, die ich bevorzuge. Ich bin froh, wenn ich hier mal weg bin, genauso froh bin ich, wenn ich Zuhause wieder weg bin.

Ich drehe mich einfach im Kreis, so oft ich Vor- und Nachteile beider Regionen schon gegeneinander abgewogen habe.
Aber dennoch vielen Dank für deine Worte

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Ich kenne diesen Zwiespalt in dem du dich befindest selbst auch nur allzu gut. Ich bin vor drei Jahren sogar 800kilometer weit weg gezogen von Ostfriesland nach Oberbayern und bin jetzt vor neun Wochen Mutter geworden. Es fiel mir bis dahin auch nie besonders schwer so weit weg von der Familie zu sein, obwohl ich Ihnen gegenüber schon immer ein wenig ein schlechtes Gewissen hatte. Seit ich jetzt Mutter bin ist dieses schlechte Gewissen natürlich noch stärker geworden, weil ich weiß, dass meine Eltern ihren Enkel sehr vermissen und ihn mit Sicherheit gerne häufiger sehen würden. Und natürlich wäre es auch für uns total praktisch wegen der möglichen Kinderbetreuung und wir könnten sogar im Haus meiner Eltern in einer großen Wohnung mit eigenem riesigen garten leben. So gesehen spräche erstmal vieles dafür. Es ist aber so, dass wir uns in Bayern einfach total wohl fühlen. Wir lieben die Landschaft, das Wetter, die Menschen hier und fühlen uns total frei. In meinem Heimatdorf hingegen wären wir extremer sozialer Kontrolle ausgesetzt, müssten uns extrem an die Sitten dieses Dorfes anpassen, dem Schützenverein beitreten usw...auch sind die Menschen in meinem Heimatdorf und der ganzen Umgebung eher zugeknöpft und wenig offen. Jobmässig würden wir beide auch deutlich weniger verdienen. Ebenso würde sich das gute Verhältnis zu meinen Eltern bestimmt auch verändern, wenn man so dicht zusammenlebt und sie an der Kindererziehung mitbeteiligt werden. Es wäre ganz bestimmt nicht alles so rosig wie ich mir das jetzt manchmal vorstelle. Versuche auch mal an diese ganzen Nachteile zu denken, die sich vielleicht auch für dich ergeben, wenn du wieder in die alte Heimat ziehst. Möchtest du wirklich deine Eltern ganz dicht bei dir haben und dich vielleicht auf einmal für deinen Erziehungsstil rechtfertigen? Wäre es wirklich für dich gut möglich, dich wieder an dieses dörfliche Leben anzupassen, wo dich jeder kennt? Ich glaube, dass man generell wohl dazu neigt, sich dieses ganze Familienleben sehr schön und harmonisch vorzustellen und dann in der Realität aber doch enttäuscht ist, wenn man merkt, dass viele Dinge wie bspw. Kinderbetreuung, alte Freundschaften dann doch nicht so toll laufen, wie man sich das gedacht hat. Für mich persönlich würde also viel dafür sprechen in der neuen Umgebung zu bleiben, gerade wenn ihr euch dort eigentlich wohl fühlt, integriert seid und es euch auch finanziell dort gut geht.

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Hallo
Meine Eltern sind mit uns als wir Kinder waren in die USA ausgewandert. Jahre später war ich volljährig, in einer Beziehung mit einem Amerikaner inklusive Kind.
Für meine Eltern war immer klar dass sie irgendwann zurück wollen. Und so kam es dann auch dass irgendwann ein Datum fest stand.

Für uns war die Entscheidung sehr schwer. Rational gesehen war uns klar dass das Leben in Deutschland, sollte es arbeitstechnisch klappen, viele Vorteile mit sich bringt. Dinge die alles in allem das Leben besser machen, sowohl Kleinigkeiten im Alltag als auch größere Dinge. Dafür waren die "Luxusgüter" beschränkter, kein Meer mehr,... und auch unsere sehr guten Freunde sind natürlich dort geblieben. Auch in Deutschland hatte ich natürlich Freundschaften, nach so einer langen Zeit woanders war aber Deutschland natürlich weniger Heimat für mich.
Die Bewerbungen liefen super und so haben wir den Schritt dann gewagt.
Jetzt bin ich zum ersten Mal seit längerem wieder für einen größere Zeitraum in den USA und habe mich mal wieder gefragt ob die Entscheidung die richtige war und wie unser Leben wohl aussehen würde hätten wir es nicht gemacht. Auf der einen Seite fühle ich mich in den Nachteilen mal wieder bestätigt, aber auf der anderen Seite spüre ich natürlich auch die Vorteile sehr. Mir war nicht bewusst wie sehr ich einiges hier vermisse. Rational gesehen denke ich aber dennoch die Entscheidung war die richtige.

Nichtsdestotrotz würde ich gerne nochmal zeitweise hier wohnen, solange die Kinder noch jünger sind. Mal schauen.
Es ist wirklich ein großer Zwiespalt und ich beneide dicht echt nicht dass du eine solche Entscheidung treffen musst!

LG