Meine 'junge' Mutter, die Demenz und wir... :( Wie den Alltag unter einen Hut bekommen? Wie organisiert Ihr Euch?

Hi ihr alle,

Meine Mutter ist leider seit ein paar Jahren an Demenz erkrankt und sie ist noch nicht mal besonderst alt, knapp 70. Am Anfang haben wir das gar nicht bemerkt, wir dachten, sie sei ein bisschen müde von einer Operation oder habe einfach ein paar Gedächtnislücken. Mittlerweile ist es aber total klar, dass sie dement ist. Es wird einfach kontinuierlich ein wenig schlechter mit ihr, aber sie kann momentan noch mit Hilfe der Familie das Leben genießen, soweit es eben geht. Sie kann sich auch noch relativ gut alleine zurecht machen, d.h. duschen, Toilette, sich schminken, anziehen…

Trotzdem klappen mittlerweile auch einfache Dinge wie zum Beispiel Kaffee kochen, die richtige Creme auf die Haut auftragen, Waschmaschine anstellen usw nicht mehr wirklich. Sie vergisst und verwechselt einfach all diese Vorgänge, die sie ihr ganzes Leben im Schlaf hätte meistern können. Sie erkennt aber alle 'wichtigen' Personen und merkt sich auch, zumindest grob, was im Leben los ist und freut sich auch total über Besuch, Restaurantbesuche, Ausflüge.

Das Problem ist, dass sie alleine mittlerweile eigentlich kein soziales Leben mehr führen kann, denn sie hat auch Sprachprobleme und kann sich gegenüber Fremden schwer verständlich machen. Also möchten wir als Familie ihr natürlich das Leben noch so lebenswert für möglich gestalten und gehen mit ihr öfter raus, fahren weg, nehmen sie mit…

Sie ist sich ihrer Situation sehr bewusst und auch oft deprimiert deswegen. Wir überlegen nun, wie wir die Pflege unter uns aufteilen, ohne dass wir selbst dabei rund um die Uhr da sein müssen, das können wir gar nicht. Ich wohne momentan noch in einem anderen Land, werde aber in den nächsten Monaten zurück in die Stadt meiner Eltern ziehen.

Das schwierige an der Sache ist, dass meine Mutter sehr stur ist und absolut keine Hilfe von außerhalb akzeptieren möchte. Wir haben schon mit der deutschen Alzheimer Hilfe geredet, die würden sogar freiwillige Helfer zur Verfügung stellen, die zum Beispiel mit meiner Mutter spazieren gehen, ein Eis essen gehen, solche Sachen. Davon will sie aber auf keinen Fall etwas wissen und wird fuchsteufelswild, wenn man sie darauf anspricht.

Kennt ihr euch mit so einer Situation aus oder habt vielleicht nützliche Tipps? Wir wollen meiner Mutter auf keinen Fall das Gefühl geben, dass wir alles über ihren Rücken entscheiden, aber natürlich läuft es darauf hinaus, denn sie ist selber nicht mehr wirklich entscheidungsfähig, zumindest in den grundlegenden Dingen. Wir wollen sie auf jeden Fall mit dem größtmöglichen Respekt behandeln, müssen aber trotzdem eigentlich fast wie auf ein kleines Kind ständig auf sie aufpassen. Das ist so eine schwierige Gradwanderung!

Momentan lebt sie mit meinem Vater zusammen und wir Kinder kommen dann ab und zu und verbringen zum Beispiel den Nachmittag oder Abend mit ihr. Mein Vater schmeißt seit Jahren eigentlich den ganzen Haushalt und kocht, da sie einfach dazu nicht mehr in der Lage ist. Sie ist aber trotzdem jeden Tag ein paar Stunden alleine, wenn mein Vater einkaufen geht. Dann bleibt sie entweder zu Hause oder geht im Park spazieren. Zum Glück hat sich noch nie verlaufen, das erstaunt uns alle. Wir wollen sie aber auf keinen Fall zu Hause einschließen. Trotzdem haben wir Angst, dass sie verloren geht.

Wir sind gerade am organisieren, wie wir uns in der Pflege beziehungsweise Aufsicht meiner Mutter aufteilen sollen.
Vielleicht sogar doch eine fremde Person ins Haus holen, zumindest halbtags oder so? Meine Mutter wird das hassen, aber wie sollen wir das sonst organisieren?

Vielen Dank fürs Lesen!
avokado

11

Hallo ,

das tut mir leid , daß Deine Mutter schon so früh an Demenz leidet. Da kommen schwierige Zeiten auf Euch zu.
Zum Glück gibt es heute einiges an Hilfen.

Deine Mutter hat Angst und Panik in den Momenten in denen sie ihre Krankheit merkt. Ds führt zu Ablehnung und "sturem Verhalten".
Sie will es nicht wahrhaben.

Was als erstes gemacht werden muss ( habt ihr anscheinend schon ) ist die Diagnose vom Neurolgen bestätigen zu lassen und evtl. Medikamente verschreiben zu lassen .

Dann würde ich Euch raten eine Antrag auf Pflegestufe zu beantragen.
Von dem Geld kann man z.B. wöchentlich eine Putzfrau oder ähnlches bezahlen.Denn auch Dein Vater braucht Entlastung und auch mal Zeit für sich.

Falls noch nicht vorhanden sollte sich Dein Vater oder ihr Kinder eine Vollmacht für medizinische Behandlung/Unterbringung etc. beantragen.

Besucht einen Kurs für Angehörige von Dementen , lest Bücher über Validation und Demenz um ein besseres Verständnis zu bekommen.

Für den Fall , daß ihr sie irgendwann mal den Weg nach Hause nicht finden sollte ist es hilfreich ein aktuelles Foto von ihr zu haben .
Die Idee mit dem Handy etc. ist auch gut. Nur für den Fall , daß sie es nicht mit hat ist es hilfreich in den Kleidungsstücken Namensettiketten zu patchen oder ihr ein Notfallarmband mit Namen und Telefonnummer umzubinden.

Wenn ihr Helfer von der Alzheimer Hilfe bekommen könnt , dann nehmt das an .
Frag Deine Mutter nicht sondern lass die ganz unverfänglich zum Kaffee kommen, so daß Deine Mutter sie kennen lernt. Wenn es gut läuft und sie sie ein paar Mal getroffen hat geht sie vlt. mal mit zum Spazieren oder kann zumindestens alleine mit dem Helfer bleiben . Dann kann Dein Vater in der Zeit etwas Anderes machen.

Wenn die Demenz fortschreitet sollte so manches in der Wohnung weg geschlossen werden . Ich habe schon erlebt ,daß Heimbewohner Schaumbad getrunken haben und Kukident gelutscht haben.

Mit Sprachproblemen meinst Du wahrscheinlich Wortfindungsstörungen ?
Dann singt mit Ihr . Musik begleitet uns durchs Leben. Ich kann heute noch alle Songs aus meiner Jugend. Die Älteren konnten das Gesangsbuch aus dem Eff-Eff und die Generation Deiner Mutter wird man evtl. mit Schlagern, Peter Alexander oder Volksmusik zu fassen bekommen. Dabei wird das Sprechen ein wenig trainiert.
Was auch gut funktioniert ist Gedächnistraining mit Sprichwörtern so ala : Morgenstund ..... hat Gold im Mund. Da gibt es genug Lektüre für.

Wenn es mit der Körperpflege und Ausscheidung schwieriger wird muss man über professionelle Hilfe nachdenken. Außer ihr könnt jeden Morgen nach ihr sehen.

Und immer bei Allem Deinen Vater nicht vergessen. Er muss zusehen wie die Frau die er gehiratet hat verschwindet.

Das ist das was mir so spontan einfällt.
Wichtig ist einfach sie zu begleiten. Nicht ständig zu verbessern oder zu kritisieren. ( nochmal Hinweis auf validation)

Man sagt immer man muss in den Schuhen der Dementen gehen. Auch wenn das manchmal schwer fällt .
Und manchmal muss man auch ein wenig Druck ausüben , ähnlich wie bei einem trotzigen Kind.
Das Gute daran ist ja , sie vergisst es dann wieder :-)
Sorry, das ist Pflegerhumor.

Alles Gute Euch.
Tina

14

Hi Tina, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Viele Dinge, die du beschreibst, sind hier auch schon so vorgefallen. Zum Beispiel Waschmittel im Gesicht statt Tagescreme… Zucker auf Radieschen, Waschmittel in der Spülmaschine, Teller auf der heißen Herdplatte…

Daher übernimmt mein Vater sowieso alles im Haushalt, aber natürlich will meine Mutter mitmischen und macht dann trotzdem ihr eigenes Ding, wenn man nicht aufpasst.

Singen ist gut, das macht sie sogar seit einer Weile, es gibt einen Chor im Viertel, da geht sie mit einer guten Freundin hin.

Orientieren kann sie sich recht gut in ihrer gewohnten Umgebung, könnte aber gar nicht mehr alleine reisen oder einen Ort erreichen, den sie nicht kennt.

Wegen Pflegestufe haben wir mit der Alzheimer Hilfe gesprochen, es kommt demnächst jemand, um die Situation einzuschätzen und meine Mutter einzustufen. Wir überlegen noch, wir wir ihr das "verkaufen", ohne dass sie die Krise bekommt... für alles, was sie angeht, hat sie nämlich noch ganz feine Antennen...

Lg avokado

18

Wegen Pflegestufe haben wir mit der Alzheimer Hilfe gesprochen, es kommt demnächst jemand, um die Situation einzuschätzen und meine Mutter einzustufen. Wir überlegen noch, wir wir ihr das "verkaufen", ohne dass sie die Krise bekommt... für alles, was sie angeht, hat sie nämlich noch ganz feine Antennen...
-----

Versucht doch mal, die Hilfe als Unterstützung auch für euren Vater zu verkaufen. ER wird ja schließlich auch entlastet und muss dann den gesamten Haushalt nicht mehr allein schmeißen und die meiste Verantwortung tragen und sie hätten mehr Zeit füreinander oder auf ähnliche Art und Weise.

weitere Kommentare laden
1

Ich glaube, das wird auf Dauer für Deinen Vater eine enorme Belastung, er wird ja auch nicht jünger. Deine Mutter muss eigentlich ständig betreut werden, daher wäre eine Haushaltshilfe, die vielleicht auch einkauft oder zumindest da ist, wenn Dein Vater einkaufen geht, eine Möglichkeit. Meine Oma lebte seit ihrer Demenzerkrankung bei meinen Eltern und hat einmal z. B. den Gasherd entzündet (offene Flamme) und einen leeren Metalltopf darauf gestellt. Sie wollte was kochen, hat es dann aber vergessen. Meine Mutter hat mit mehreren Handtücher dann einen rotglühenden Topf aus dem Fenster in den Vorgarten geschmissen. Das war der Zeitpunkt, an dem klar war, dass meine Oma keinen Moment mehr unbeaufsichtigt bleiben durfte (obwohl sie auch bis dahin recht fit wirkte). Nur wenig später vergaß sie, rechtzeitig zur Toilette zu gehen und sowas dann sauber zu machen (sowohl Oma, als auch das Bad) ist auch nichts für zart besaitete. Es wird leider immer schlimmer. In welchem Zeitraum kann nur niemand voraussagen. Meine Oma wurde leider auch immer bösartiger, beschimpfte meine Eltern und bezichtigte sie des Diebstahls (hatte etwas an eine ganz komische Stelle verlegt und das dort halt vergessen). Das muss nicht so kommen, kann aber. Damit können dann gerade die Kinder und Ehepartner (verständlicherweise) ganz schlecht umgehen.

Deshalb wäre eine längerfristige Lösung, mit der auch Dein Vater alt werden kann, ratsam. Meine Großmutter kam später (nach über 6 Jahren zuletzt sehr intensiver Pflege durch meine Mutter) ins Altenheim. Es war für alle Beteiligten, auch für Oma selbst, die beste Lösung.

An dieser Stelle einmal Chapeau an alle Kranken- und Pflegekräfte! Ihr macht alle einen großartigen Job (ich weiß, er beinhaltet weit mehr, als alten Leuten den Po abzuwischen!!)!

2

Hallo!

Deine Mutter hat vermutlich riesige Angst. Das ist ja auch verständlich, wenn man so deutlich mitbekommt, wie es schlimmer wird.

Bis zu einem gewissen Punkt geht es noch zu Hause, vor allem wenn Dein Vater noch dabei wohnt. Er wird ja nur kurze Zeit zum Einkaufen etc. unterwegs sein. Da kann man auch mit einfachen Hilfsmitteln viel erreichen - etwa ein Gerät das man orten kann, das klappt mit ganz normalen Handys mit eingeschlatetem GPS und einer Spionage-App für eifersüchtige Ehegatten oder überbesorgte Eltern. Zu Hause ein Notruf-Knopf falls irgendwas sein sollte. Es gibt auch Hausnotrufe die man um den Hals hängen kann.

Wichtig wäre, den Herd und andere gefährliche Elektrogeräte abzusichern, etwa die Küche zusperren, wenn dein Vater nicht zu Hause ist und Schlüssel mitnehmen.

Insbesondere solange es körperlich noch gut funktioniert und sie nicht dauernd weg laufen will, um die Kinder von Kindergarten abzuholen oder so, ist es zu Hause am einfachsten für sie. Da braucht es dann auch keine so große Überwachung, da reicht wirklich ein einfaches Spionageprogramm und ein Handy kann man ja immer in ihre Handtasche packen, eben drauf achten, dass sie immer ein geladenes dabei hat.

Wenn dann die Weglauftendenzen zunehmen wird es ggf. wirklich zeit für ein Pflegeheim, aber bis dahin wäre es besser, sie zu Hause bleiben zu lassen.

3

Wird Deine Mutter von einem Facharzt mitbetreut? Bekommt sie Medikamente gegen die Demenz? Die können die Krankheit zwar nicht heilen, aber ein Stück weit aufhalten. Wie ist es mit Tagespflege? Vielleicht in einem Heim, in das sie später ziehen könnte? Dann wäre später der Umzug einfacher.
Ihr könnt hinten auf den Rücken einen Zettel kleben mit Namen und Telefonnummer. Dann kann Euch jemand anrufen, wenn sie verloren geht.

5

Hi lexa,

Momentan bekommt sie gar keine Medikamente, der Fall ist sowieso seltsam. Offiziell wurde eine Demenz nie diagnostiziert, man sieht nur teilweise Flecken auf ihrem Gehirn im CT.

Ist wohl nicht das typische Bild, aber sie hat auf jeden Fall Demenz, das ist total klar mittlerweile. Sie will davon nichts wissen und will auch nicht zum Arzt gehen. Wir wollen sie nicht zwingen. Manchmal, in einem ruhigen Moment allein, sagt sie mir dann aber, das sie genau weiß, was los ist und dass es immer schlimmer wird.

Ganz schwierige Situation…

12

Ich würde an Eurer Stelle das aber unbedingt vom Facharzt abklären lassen!! Im Alter gibt es einige Krankheiten, die aussehen wie Demenz, aber behandelt werden können! Wollt Ihr das Deiner Mutter vorenthalten?

4

Meine Mutter ist mit 63 in Rente gegangen und kurz darauf bekam sie Alzheimer.
Mittlerweile ist sie Mitte 70 und lebt in einem Pflegeheim für Demenzkranke.
Mein Vater hat auch Demenz, aber im Verhältnis zu meiner Mutter geht es noch.
Irgendwann müsst Ihr einen Pflegedienst ins Haus holen und Ihr solltet Deinen Vater entlasten. Dass sie stur ist und eine Abwehrhaltung zeigt, war bei meiner Mutter auch so. Das ist weitgehend normal.
Gerade die Dinge, die sie im Schlaf macht, sollten eigentlich noch gehen. Meine Mutter ist leider Gottes noch lange Auto gefahren. Wir haben dann mit einem Trick das Auto mitgenommen, das war nicht mehr zu verantworten. Soviel zu wir wollen nichts hinter ihrem Rücken machen. Das wird leider nicht funktionieren.
Irgendwann wird sie weglaufen und irgendwann wird das nicht mehr zu kontrollieren sein, sie muss dann leider in ein Heim. Darum werdet Ihr nicht herum kommen.

6

Hi bruchetta,

Zum Glück fährt meine Mutter schon seit zwei Jahren nicht mehr Auto, das haben wir ihr dann doch sanft abgewöhnt. Ich glaube, sie wollte auch selber nicht mehr so richtig, denn sie hat sich kaum beschwert, was uns alle gewundert hat.

Der Gedanke, sie in ein Heim zu geben, ist furchtbar… Andererseits wird es jetzt schon total schwierig, die Betreuung irgendwie zu organisieren, vor allem, weil sie eben so stur ist.

7

Meine Schwiegermutter ist als Begleiterscheinung der Parkinson-Erkrankung dement. Das fing mit Ende 60 an. Sie hatte ein eigenes Haus und wir ihr angeboten, eine Betreuungskraft zu engagieren, die immer mehr aufstockt. Sie wollte "keine fremden Leute" im Haus haben. Der ganzen Familie war klar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie eine 24-Std. Rundum"bewachung" benötigt. Wir hätten eine Pflegekraft engagiert, die bei ihr einzieht. Aber sie wollte nicht und ist lieber freiwillig ins Heim gegangen.

Meine Oma hatte Alzheimer. Man kann diese Menschen irgendwann nicht mehr allein lassen, Zuerst klemmt man Herd und Backofen ab. Sie hatte einen Töpfe ohne Inhalt auf den Herd gestellt und angeschaltet. Das ganze Haus hätte anbrennen können. Wasser angestellt und vergessen, den Hahn zuzudrehen. Wo sie sich auskannte. Kam sie gut zurecht und konnte sich noch recht lange orientieren. Als wir im Ort eine große Baustelle hatten und alles etwas anders aussah, hat sie sich verlaufen und nicht mehr nach Hause gefunden. Das ist ein gewaltiger Schreck. Handyortung macht's möglich, ist aber nur zu machen, wenn der Demente Mensch das Handy auch bei sich trägt, nicht verliert oder die Tasche, Jacke etc. ablegt und irgendwo liegen lässt. Wir hatten Etiketten mit Namen und Adresse in die Kleidung eingebügelt. Aber allein ließen wir sie danach sowieso nicht mehr vor die Tür.

Euer schlechtes Gewissen in allen ehren, aber das packt ihr nicht allein auf Dauer. Vor allem dein Vater nicht. Er dürfte ja in einem ähnlichen alter sein und kein junger Hüpfen mehr. Es werden Zeiten kommen, wo sie euch nicht erkennt, abgewechselt mit Phasen, wo sie klar ist, bis sie euch vergisst. Bockiges und verletzenden Verhalfen ist oft Teil dieser Erkrankung und man muss ein dickes Fell haben, um es aushalten zu können und nicht persönlich zu nehmen. Für euren Vater die Hölle, wenn der geliebte Mensch ihn kaum noch erkennt oder ihn beleidigt und beschimpft. Meine Schwägerin hat so manches Mal geweint, weil ihre Mutter sich Dinge erlaubt hat, die weit unter die Gürtellinie gingen. Und das, obwohl klar ist, dass es ursächlich an ihrer Erkrankung liegt. Aber fertig ist man erst einmal mit den Nerven.

Langfristig werdet ihr euch jemanden ins Haus holen müssen, wenn ihr sie nicht in ein Heim geben wollt. Es gibt auch Tagesgruppen für Demenzkranke. Eine Nachbarin wurde3 einmal die Woche von zuhause abgeholt und in der Einrichtung wurde mit den Erkrankten "gearbeitet", gesungen, das Gedächtnis trainiert usw. Selbst unsere störrische Nachbarin, die anfangs niemanden um sich akzeptierte, hatte Gefallen an der Gruppe gefunden. Ihr haben die Kinder und Schwiegerkinder eine 24/7 Betreuerin ins Haus geholt, so dass sie nicht ins Heim musste. Die Dame wurde über 90 und war bis zum Schluss in ihrem haus - allerdings nie allein und die Familie hat nur umschichtig Urlaub gemacht, weil immer jemand vor Ort sein wollte, wenn mit der Betreuungskraft etwas sein sollte und nicht sofort Ersatz gefunden wird. So was dauert. Im Pflegeheim ist immer jemand vor Ort. Das muss man bedenken, wenn eure Mutter zuhause bleiben soll. Irgendwer von euch ist IMMER gebunden.

15

Hi guest,

Danke für Deine Antwort! Viele Dinge kommen mir bekannt vor... läuft bei uns so ähnlich. Zum Glück ist meine Mutter meist nicht allzu gemein, das kommt nur manchmal raus, wenn sie frustriert wird, weil sie z.B. einem Gespräch nicht richtig folgen kann oder sich unbeachtet oder falsch verstanden führt...

Wo hattet Ihr denn diese Ganztagespflege her? Ich habe schon mal gegoogelt, aber da gibt es so viele...

Lg avokado

17

Die Altenpflegerin für die Rundumbetreuung kam aus Polen. Wenn sie Urlaub machte, dann kam eine andere Dame als Ersatz. Seit mehr als 10 Jahren ist es ja möglich, solche Mitarbeiterinnen legal hier zu beschäftigen. Sie wurde von einer Agentur vermittelt. Ich weiß nicht mehr, wer das war. Ich meine, irgendeine regionale Agentur hier im Umkreist.

8

"Das schwierige an der Sache ist, dass meine Mutter sehr stur ist und absolut keine Hilfe von außerhalb akzeptieren möchte. Wir haben schon mit der deutschen Alzheimer Hilfe geredet, die würden sogar freiwillige Helfer zur Verfügung stellen, die zum Beispiel mit meiner Mutter spazieren gehen, ein Eis essen gehen, solche Sachen. Davon will sie aber auf keinen Fall etwas wissen und wird fuchsteufelswild, wenn man sie darauf anspricht. "

Das war bei meinem Vater, Schlaganfall, auch so. Bloß nie jemanden Fremden, auf keinen Fall darf ihn jemand so sehen. Irgendwann ging es dann nicht mehr. Kaum war jemand da, war er froh. Er blühte richtig auf.

Schwierig war für ihn zu akzeptieren
1. dass er selbst Hilfe brauchte, wo er doch selbst immer selbständig und alles selbst regeln konnte
2. dass sich durch seinen Gesundheitszustand eh schon alles um ihn herum veränderte. Daher lehnte er neue Personen zunächst kategorisch ab. nicht schon wieder was Neues. Nicht noch mehr an die Krankheit erinnert werden. Nicht noch mehr Veränderung, wo doch eh schon alles anders wird.

Das stelle ich mir bei Demenz noch schwieriger vor. Die Angst und das Erleben der Veränderung. Neues ist dann nicht mehr Neues, sondern noch viel mehr, heftiger und so.

Die Angst zuzugegeben fällt manchmal noch schwerer. Manche empfinden es als Versagen. Erst schon: das nicht mehr selbst können und dann auch noch Angst haben.


Dass ihr euch Hilfe gesucht habt bei einer Stelle, die sich damit auskennen sollte, ist prima. Das ist ein erster guter Schritt.

Viel Kraft euch.

9

Ergänzung: als die Hilfe von außen dann mal da war, war es ok für ihn, hat ihm sogar gut getan.

Denn als die Hilfe von außen mal da war, war es ja nichts mehr Neues.
Vor Neuem hatte er (auf Grund der nicht mehr Selbständigkeit) Angst.

Gewohnheit war ihm wichtiger denn je zuvor. Wenn die Hilfe regelmäßig kam, war sie Gewohnheit.
Vorher wehrte er sich mit Händen und Füßen. Auf keinen Fall was Neues.

16

Hi Zahnweh,

Ja das stimmt, sie hat Angst, ist aber sehr stolz und würde es nie zugeben. Ich stelle mir manchmal vor, wie sich die Welt aus ihrer Sicht anfühlt und es ist schlimm, muss so sein, als sei man plötzlich in einem unbekannten Land unter unbekannten Leuten und spricht die Sprache nicht.

Die Leute von der Alzheimer Hilfe waren sehr nett bis jetzt, demnächst versuchen wir es mal langsam mit freiwilligen Helfern.

Lg avokado

10

Also, ich habe jetzt nicht alle antworten gelesen, aber:

Hat sie wirklich 100% Demenz???

Mir kommt das komisch vor, nicht ordentlich abgeklärt usw.
Und sie verläuft sich nicht??

Es gibt einige Erkrankungen ausserhalb der Demenz, die dann eventuell behandelbar wären. zum Beispiel ein Normal Pressure Hydrocephalus.

Bitte ordentlich abklären, mindestens mit Schädel MRT und ein Neurologe sollte da auch drauf schauen.
Falls irgendjemand das schon geschrieben hat, dann sorry.
Bin zu faul alles zu lesen.

MfG Kelly

13

Hi Kelly,

Doch, es wurden schon diverse Tests gemacht. Die Ergebnisse sind aber wohl nicht eindeutig. Man kann aber Alzheimer sowieso nur 100 % nach dem Tod einer Person feststellen, die Tests sind immer nur eine Annäherung an die Diagnose. Ihre Symptome sind eindeutig Demenz, aber einige Test Ergebnisse waren eben nicht typisch.

Ein ct vom Hirn wurde mehrfach gemacht, dort wurden auch Flecken gefunden. Und einen Demenz schnelltest hatte sie wohl schon vor Jahren gemacht, der auch recht schlecht ausgefallen ist. Das hatten uns unsere Eltern allerdings verschwiegen.