Wir sind eine vierköpfige Familie. Mein Mann arbeitet in einer gehobenen Position, ist demnach kaum zu Hause.
Unsere Tochter ist 19 Jahre alt, hat gerade ihr Abitur gemacht und wartet auf ihren Studienplatz. Sie befindet sich offensichtlich gerade in ihrer Selbstfindungsphase und ist täglich eigendlich sauer und schlecht drauf mit uns.
Sie ist eine ganz clevere und weiss auch genau was sie will (noch mehr, was sie nicht will.)
Einen Freund hat sie nicht und hatte auch noch nie einen (das liegt wohl daran, dass sie sich zu dick findet und damit doch recht hadert). Dennoch mache ich mir um sie nicht so viele Sorgen, da sie es zu Hause rauslässt, wenn es ihr nicht gut geht.
Mehr Sorgen mache ich mir um unseren Sohn, 16.
Er ist auch Schüler auf einem Gymnasium; ist in seiner Klasse auch Klassensprecher.
Aber er wird in letzter Zeit immer stiller. Im letzten Jahr war er viel mit Freunden unterwegs; hat viel gelacht. Er ist für sein Alter sehr vernünftig und rational und ist auch schon viel gereist. U.a. alleine nach New York zu einer Sprachreise an einer Uni; ohne Begleitung auf dem Weg dorthin.
Er hat immer gesagt, wie schön seine Zeit gerade ist.
Angefangen hat es m.E. vor einem guten halben Jahr nach der Klassenfahrt. Irgend etwas ist dort vorgefallen. Von einem bisher guten Freund wurde seither der Name nicht mehr erwähnt. Der zweite Freund kommt nur noch sporadisch und immer seltener.
Es gab eine lockere Clique von ca. 10 Jungs, mit denen er sich am Wochenende abends getroffen hat. Ich höre nichts mehr davon ...
Mein Sohn ist nun viel daheim. Er beschwert sich nicht, mit keinem Wort. Ich darf aber auch nichts nachfragen. Dann wird er sauer.
Er ist Schlagzeuger in einer Band (die aber ausser ihm aus Mädchen besteht) und er ist gut darin und sie haben Auftritte.
Ansonsten pflegt er keine Hobbys und will auch in keinen Verein oder Jugendgruppe.
Er mag Konzerte und coole Klamotten und legt Wert auf sein Äußeres.
Er hat einen Motorradführerschein gemacht und hat ein 125er Motorrad. Aber er fährt kaum.
Wir wohnen hier in einem wunderschönen Haus mit Garten auf dem Land. Aber es gibt hier keine jungen Leute.
Ich habe Angst um meinen Jungen! Mein Man sagt, das ist grundlos. Durch die Pubertätsprobleme muss halt jeder durch. Er und unser Sohn verstehen sich gut aber es wird niemals über Gefühle oder Probleme geredet.
Aber ich merke ja, dass unser Sohn nicht glücklich ist mit der Situation.
Ist das normal?
In den Foren liest man nur von aufmüpfigen 16jährigen, die viel zu viel unterwegs sind.
Mein Herz fühlt sich an wie von einer Eisenfaust umklammert. Was soll ich tun?
Mein Sohn, 16, viel zu vernünftig?Meine Tochter, 19, immer sauer
Als ich deinen Beitrag gelesen habe, hatte ich so das Gefühl, dass dein Sohn derzeit möglicherweise mit seiner Orientierung kämpft. Das könnte auch die Reaktion seines vormals besten Freundes erklären. Wie gesagt, ist nur so ein Gefühl. Wie man ihm aber die Sicherheit und das Gefühl geben kann, davon zu berichten und damit selbstverständlich von euch angenommen zu werden, müsstet ihr, sollte das der Fall sein, herausfinden. Ansonsten würde ich tatsächlich das Gespräch mit der Lehrkraft suchen. Die bekommen ja auch weng was mit.
Alles Gute und viel Geduld :)
》Wie man ihm aber die Sicherheit und das Gefühl geben kann, davon zu berichten und damit selbstverständlich von euch angenommen zu werden, müsstet ihr, sollte das der Fall sein, herausfinden.《
Als meine Mutter damals den Verdacht hatte, hat sie mich einfach drauf angesprochen. So nebenher, beim Geschirrspülen. "Sneaky, bist du eigentlich lesbisch?" Ich - damals auch so 16, 17 - habe sie nur groß angestarrt, und sie fuhr ganz unbekümmert fort: "Also, wenn du es bist - du weißt ja: deine Freundin ist hier genauso willkommen wie der Freund deiner Schwester." Das war's schon. Danach hat sie es ganz entspannt mir überlassen, ob ich ihr irgendwas erzählen möchte.
Bei einem sensiblen Kind mit schwieriger Phase würde ich vielleicht einen vorsichtigeren Ansatz wählen. "Ich sehe, dass es dir nicht gut geht, und mache mir Sorgen um dich", sowas in der Art.
Ist dein Sohn vielleicht homosexuell? Dass er deswegen hadert mit sich?
Deine Große würde ich als volljährige vor die Wahl stellen sich zu benehmen oder auszuziehen...so kindisches Verhalten muss in dem Alter nicht sein. Musst du ja nicht durchziehen. Aber so was geht nicht. Kein Kind mehr heißt ja nicht dass man machen darf was man will.
Ausziehen und die aeltern zahlen die Wohung (...) kann man sich heute kaum noch leisten.
Das die Tochter gefrustet ist, weil sie auf ein Studienplatz wartet ist doch selbstverständlich. Ansonsten muss sie halt jobben, soziale Arbeit machen, etc.... aber rauswerfen ist bei Gott nun auch keine Lösung,
lg
lisa
Ja, genau das meinte ich auch.
Hey,
Ihr müsst versuchen, in Kontakt zu bleiben: sprich mit beiden ehrlich über deine Sorgen. Nichts ist schlimmer, als nicht miteinander zu sprechen innerhalb einer Familie!
Nur so wirst du herausfinden, was die 2 bedrückt.
Bei uns gab es tatsächlich diese ätzenden Familienkonferenzen alle 2 Wochen Donnerstags 🤣🙈 Meine Mama war da echt knallhart und hat das durchgezogen. Im Nachhinein war das sicher gut um mal alles anzusprechen! Da haben wir Kinder auch echt alles auspacken dürfen: ich finde ätzend, dass Papa nie für mich Zeit hat, ich fand euren Streit letzte Woch zum kotzen, mein Bruder J. nimmt mir immer die Fernbedienung weg usw 😅
Lustig war, dass die Konferenzen immer mehr zu einem netten Beisammensein wurden, je älter alle wurden. Es gab immer "Tagesordnungspunkte" von meiner Mama, meistens den Haushalt betreffend oder wenn einer irgendwie auffällig war in der Schule oderso 🙄
Naja was ich damit sagen will:
Wir wussten eigentlich immer übereinander Bescheid. Dieses Gefühl was du beschreibst, zu sehen dass es deinen Kindern schlecht geht aber keinen Kontakt zu ihnen zu haben, sowas gab es einfach nicht bei uns! Und ich stelle es mir sehr traurig vor... 😕
Ich sage nun nicht, dass ihr Familienkonferenzen braucht. Du musst nur dringend einen Weg finden, mit ihnen über deine Sorgen zu sprechen aber VOR ALLEM musst du ihnen den Raum schaffen, über ihre Sorgen berichten zu können.
Liebe Grüße
Wie du deinen Sohn beschreibst erinnert mich ganz stark an meinen Bruder, als er im ähnlichem Alter war. Ich war viel Mutterersatz für ihn, deshalb kann ich mir vorstellen wie du dich fühlst. Man ist hilflos. Ich denke mir inzwischen, dass es durchaus ganz normal zu seiner Pubertät gehörte. Gerade dieses zurückziehen und abblocken wenn man mal nachgefragt hat. Das war für andere nicht schön und für ihn sicherlich keine einfache Zeit. Letztendlich hab ich ihn machen lassen, ihn aber immer wissen lassen, dass er mit allem zu mir kommen kann. Auch wenn er das sicherlich nicht gemacht hat. Letztendlich hat er es mit sich selber ausgetragen und alles gemeistert. Heute ist er ein toller junger erwachsener Mann mit seinem eigenen Kopf. Vertraue auf deinen Sohn und lass ihn wissen dass du da bist, ohne ihn zu bedrängen.
Lg
"In den Foren liest man nur von aufmüpfigen 16jährigen, die viel zu viel unterwegs sind."
..ja, weil die ruhigen nicht erwähnswert sind
Ich hab auch einen Sohn in dem Aler, der gehört auch zu den verschlossenen, ruhigen.
Und ich denke, das ist auch ganz normal, es gibt eben solche und solche.
Die Jungs sind viele Stunde täglich in der Schule und haben da ständig viele Menschen um sich. Da ist es doch nachvollziehbar, dass sie auch mal ihre Ruhe wollen.
Natürlich haben Jugendliche in dem Alter auch ihre Probleme und sind nicht ständig gut drauf, Stress in der Schule, mit Freunden, die erste Liebeleien und überhaupt Probleme mit dem Erwachsenwerden. Und manchmal mögen sie vor lauter Hormonschwankungen noch nicht mal sich selbst.
Der eine motzt halt dann die Eltern an, wird laut und knallt Türen, ein andere zieht saufend um die Häuser und manche ziehen sich eben zurück.
Kann schon sein, dass dein Sohn momentan nicht glücklich ist. Aber solche Phasen gehören doch dazu, ich kenne das von meinem Sohn auch so. Erwachsenwerden ist nicht einfach.
Und dein Sohn hat ja Freunde, ist integriert, er hat ein tolles Hobby, und Eltern, die sich kümmern...mehr muss wirklich nicht sein.
Seid für ihn da, aber lasst ihm ansonsten seine Ruhe.