Oje, ich glaube das ist die blödeste Überschrift, die ich hier je geschrieben habe, mir fällt aber wirklich nichts besseres ein.
Ich habe ein Problem, eher produziert mein Kopf gerade ein Problem. Ich hoffe bekomme zumindest in meinem Beitrag auf einen verständlichen Punkt.
Wer von euch hat eine komplett andere Kindheit erlebt als eure Kinder? Ich rede nicht von den normalen Veränderungen, die die Zeit nun mal so mit sich bringt.
Ich selber habe bis zur Einschulung eine Art "Nomadenleben" geführt, immer mit meinen Eltern zusammen. Erst mit der Einschulung (zeitgleich auch Internatbesuch) war ich mal länger an einem Ort. Ich war nie im Kindergarten, habe meine Grundschule das erste Mal am Tag der Einschulung gesehen, auch das Internat. Für mich war es ganz verständlich, das Menschen kommen und gehen. Ich kannte nie den einen Bäcker um die Ecke, dafür ganz viele an unterschiedlichen Orten. Ich hatte immer jemanden zum spielen, die Wege haben sich aber wieder getrennt, ohne Drama. Es gab Orte die fand ich toll und auch das Gegenteil. Auch wenn diese Zeit nur ein paar Jahre dauerte, sie hat mich sehr geprägt. Ich hatte noch nie Probleme mit Veränderungen, ich liebe Umzüge, Neuanfänge, fremde Orte erkunden. Auch Schulwechsel haben mich früher nie geschockt. Ich kann zB diesen Bohei um Geburtstage nicht nachvollziehen, entweder es passte und viele Gäste waren da oder halt nur meine Eltern. Das "Nomadenleben" habe ich ab Schulbeginn nur noch in den Ferien gelebt, und es prägte mich halt weiter.
Jetzt schwenke ich auf mein Kind (5), sie hat bisher in ihrer kleinen, beständigen Welt gelebt. Eigentlich wie jedes Kind, halt ein "normales" Leben. Nun sieht es aber so aus, das wir wohl die Zelte hier abbrechen müssen. Nach einem Gespräch darüber ist sie völlig panisch geworden, da ist mir der Unterschied zwischen uns erst klar geworden. Schlagartig war mir bewußt, wie verwurzelt sie hier ist. Etwas, was ich nicht kenne. Während ich mich vor Vorfreude kaum zügeln kann bekommt sie Albträume.
Ich spüre ihre Unsicherheit, ihre Angst....nur ich kann damit nichts anfangen. Ich kann diese Gefühle überhaupt nicht nachvollziehen. Ich weiß das erste Mal nicht, wie ich damit umgehen soll. Jedes Wort meinerseits kommt mir so sinn- und empathielos vor. Es geht ja nicht darum, das Kinder nun mal damit klarkommen müssen, sie wird es ja auch, da bin ich mir sicher. Ich weiß nicht, wie ich sie da "durch bringen" kann, einfach weil mir dieses "verwurzelte Grundgefühl" fehlt. Ich hasse es, nicht authentisch sein zu können. Jeden Wutanfall als Kleinkind konnte ich nachvollziehen. Ich konnte bisher eigentlich alles an ihr verstehen, nachempfinden und dementsprechend handeln. Ich kann diese Empfindung des "rausreissens aus dem Umfeld" nicht fühlen.
Ach Mensch, es klingt alles so bescheuert. Während ich uns voller Vorfreude Kisten packen sehe, bricht für sie eine/ihre kleine Welt zusammen. Ich kann verständnislos trösten .... mehr habe ich gerade nicht zu bieten. Ich krame in meinen Hirnwindungen nach Erlebnissen aus meiner Kindheit, die im Ansatz mit den Gefühlen meines Kindes zu tun haben... ich finde einfach keine. Ich habe einfach das Gefühl, das "abwarten und Tee trinken" nicht reicht.
Kann hier jemand etwas mit meinen Worten anfangen? Hat jemand einen Rat für mich?
Vergangeheit und Gegewart prallen aufeinander
Hi,
meine Eltern haben mich damals auch aus meinem gewohnten Umfeld gerissen.
Ich kann sehr gut nachvollziehen wie deine Tochter sich fühlt. Ich versuche es mal in Stichpunkten festzuhalten.
Wenn ich mich zurückerinnere, ging es mir in etwa so:
- Hilfe, ich verliere meine Freunde
- Neue Umgebung bereitet mir Angst, weil alle Menschen neu sind und ich niemanden kenne
- vielleicht finde ich da keine Freunde
- vielleicht mögen mich die anderen Kinder nicht und werden mich ablehnen
- ich möchte nicht "die Neue" sein
Ich glaube das waren meine Hauptängste... also wie du siehst, bei mir ging es zusammenfassend vor allem um die sozialen Kontakte.
Heute würde ich mir solche Fragen gar nicht erst stellen, ich bin auch offen für Neues und neue Leute.. aber damals als Kind fiel mir das extrem schwer.
Bei deinem Kind könnten auch andere Auslöser eine Rolle spielen?
Vielleicht hilft dir das trotzdem ein wenig weiter :)
LG
Hallo, sie kann das ja auch alles in Worte fassen, ihre Ängste beschreiben....das was du schreibst triffst es ja.
Mein Problem ist ja, das ich damit nichts anfangen kann. Jede deiner damaligen Ängste (und die Ängste/ Gedanken meiner Tochter) kommen als Worte zwar bei mir an, aber nicht als nachvollziehbare Emotion. Mein Verstand sagt mir ja auch, das diese Ängste "normal" sind für "verwurzelte" Menschen. Innerlich (!) reagiere ich auf jede Aussage mit einem emotionslosen schulterzucken, krass ausgedrückt.
Ich habe ihr ja schon gesagt, das ich das früher so nie empfunden habe, ich diese Ängste nicht kenne. Wie geht der Spruch? Für jede Tür, die sich schließt, öffnet sich eine neue.
Wir unterhalten uns ja auch über meine Kindheit. Die ist für sie natürlich unvorstellbar, fremd.
Ich fühle mich gerade einfach wie der empathieloseste Mensch auf diesem Planeten. Und ich mache mir einen totalen Kopf darum, das mein Kind denkt, das ich sie nicht ernst nehme.
Ach man, vielleicht sollte ich wirklich abschalten und schauen wie es wird, wenn die Sache richtig konkret wird.
Hey,
also ich kann dich insofern verstehen, als dass eine meiner Töchter so "weit weg" von mir ist in ihrem Verhalten, dass ich mich oft nicht in sie hineinversetzen kann. Wir sind Gegensätze in so ziemlich allem und somit bin ich ständig bei ihr vor dieser Herrausforderung die du da beschreibst.
Wie gehe ich damit um...
Also ich sag ihr tatsächlich, wenn ich es nicht verstehen kann, wie sie sich verhält. Ich tröste sie und sage ihr auch dass ich immer für sie da bin wenn sie mich braucht aber nachvollziehen oder verstehen warum sie ein Verhalten zeigt kann ich einfach oft nicht. Wie auch?! Ich finde mich selbst nicht wieder in ihr 😅
Mein Mann hingegen sieht viele Parallelen zu sich in ihr und somit kann er sich sehr gut einfühlen in sie. Das ist sehr viel Wert in Momenten, in denen ich innerlich mit den Augen rolle weil ich einfach nicht weiß, warum sie zum Beispiel vor jedem Pups Angst hat 🤣 Mein Mann hingegen schon! Er war genauso als Kind.
Ja es kann schwierig sein aber du kannst dich ja nicht verstellen!
Insofern finde ich es nur legitim ihr zu sagen:"Ich werde dich immer auffangen in deiner Trauer aber ich kann es leider nicht nachvollziehen weil ich selbst mich sehr freue auf den Umzug".
Das ist ehrlich, authentisch, das bist du und das finde ich absolut in Ordnung. Fänd es schlimmer wenn man etwas vorgaukelt, was nicht ist denn das merken Kinder ja auch.
Alles Gute für den Umzug!
Hi, jetzt musste ich gerade lachen. Das was du beschreibst, damit lebt mein Mann auch seit Jahren. Das Kind und ich sind auch komplett auf einer Wellenlänge, auch ohne Worte. Während mein Mann häufig so vor ihr steht.
Für mich ist das gerade ganz neu. Ich bin das erste Mal unsicher....und nein, ich mag das Gefühl nicht.
Danke für deine Antwort, ich bekomme einen gerade einen neuen Blickwinkel auf die Sache. Mal schauen, was ich damit anfangen kann.
Hallo,
Wie fühlt denn dein Mann? Kann er sie in diesem Punkt vielleicht besser verstehen und ihre Gefühle nachempfinden?
Also zuerst einmal finde ich das du schon sehr mitfühlend reagierst. Dir ist die Angst nicht egal und du verstehst sie auch wenn du anders fühlst.
Das finde ich sehr toll.
Ich hoffe das meine Tochter auch an anderes Leben kennen wird als ich.
Zu dem Umgang mit der Angst deiner Tochter. Sei weiterhin so für sie da. Wenn du schon am packen bist habt ihr ja anscheinend ein neues Zuhause. Habt ihr schon zusammen den Ort erkundet? Das neue Zimmer angefangen ganz toll einzurichten. Versuch es einfach nicht nur mit trösten sondern bring ihr deine Vorfreude näher. Zeig ihr alles tolle auf das du dich so freust. Schaut euch Kinderbücher zum Thema Umzug und neue Freunde an. Versuch ihr vielleicht mal von deiner Kindheit zu berichten. Das es vielleicht nicht immer leicht war aber trotzdem sehr schön.
Danke.
Zum Umzug selber, da ist vielleicht etwas falsch rüber gekommen. Es ist noch nicht so weit, aber er wird stattfinden. Die Gründe versteht sie auch.
Aber wenn es so weit ist, da bringe ich sie tiefenentspannt durch. Eine ihrer Ängste war ja, das wir hier was vergessen und das dann weg ist. Die Angst hat mein Mann ihr genommen, mit der Aussage: "XY, ich verspreche dir eins, wenn deine Mama einen Umzug plant, dann denkt sie an alles! Ich kenne niemanden, der Umzüge so toll hinbekommt, wie sie. Und dein Zimmer machen wir dann als allererstes fertig." Dann hat er von mehreren meiner/unserer Umzügen erzählt.
Die Stadt kennt sie sehr gut, wir sind dort regelmäßig. Umzüge selber kennst sie auch, nur nicht das sie umzieht.
Ich hatte eigentlich das Gefühl, meine Vorfreude ihr gegenüber etwas drosseln zu müssen. Es fühlte sich so falsch an, ich freue mich und sie bläst Trübsal.
Überlass doch Deinem Mann in diesem Fall den Part, an der Seite Deiner Tochter zu sein.
Der wird ihre Gefühle wahrscheinlich verstehen können und kann somit mit ihren Sorgen mehr anfangen als Du.
Hallo
Auch wenn sie das Nomaden Leben kennen würde, könnte sie die gleichen Gedanken haben. Mein Vater wurde als wir Kinder waren ins Ausland versetzt. Wir Kinder fanden das super und hofften, wie manche seiner Kollegen, etwas mehr von der Welt zu sehen. Letztendlich blieb es bei uns aber bei vielen Jahren an einem Ort. Und hat das nichts gemacht. Wir sehen heute auch das als Heimat an.
Einer seiner Kollegen mit denen er bis heute gut befreundet ist, wechselte seinen Standort alle 2-3 Jahre, war teilweise auch zeitweise ohne die Familie wo anders. Die Kinder haben das nicht so gut verdaut. Damals lebten sie sich zwar ein, aber jeder Umzug war ein großes Drama und heute wissen sie nicht was sie als Heimat bezeichnen sollen. Schön reden kann man das nur bis zu einem gewissen Punkt. Manche sind dafür einfach nicht gemacht.
Aber läuft es bei euch überhaupt auf sowas raus? Für einen „normalen“ Umzug kannst du sie ja relativ gut vorbereiten.
LG
Ich bin als Kind immer verschickt worden und hab dadurch eine starke Abneigung gegen räumliche Veränderungen entwickelt, insofern kann ich Dein Kind gut verstehen, besser jedenfalls als das "egal, wo ich bin".
Vielleicht ist es aber gar nicht so wichtig, dass Du wirklich mitfühlst, sondern nur dass Du da bist. Vielleichst erinnerst Du Deine Tochter daran, dass sie das, was ihr wirklich Halt gibt im Leben mitnimmt: Ihre Familie. Seit ich meine Kinder habe (und damit erst dieses FAmiliengefühl, weil es in meiner Herkunftsfamilie keinen Halt gab), seitdem ist das Reisen für mich nicht mehr so problematisch, weil ich das bei mir habe, was mir am wichtigsten auf der Welt ist.
Auch wenn Du ihre Ängste nicht wirklich nachvollziehen kannst: Lass sie einfach drüber reden und frag sie nach eigenen Ideen oder mach Vorschläge wie ihr die größten Schwierigkeiten ausgleichen könnt. Sagt sie, sie hat so große Angst, keine Freundinnen mehr zu finden, dann macht einen Plan, was ihr tun könnt, damit sie in Kontakt kommt. So was in der Art.
Wichtig ist doch nicht, dass Du alles fühlen kannst, was sie fühlt, sondern dass Du für sie da bist und sie ernst nimmst. Und das tust Du ja.
Das ist wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Als Kind bin ich einmal umgezogen. Kindergarten, Kinder, alles blieb gleich. Dort wo wir gewohnt hatten, kamen wir täglich wieder vorbei. Es hat mich sehr angestrengt. Es hat Jahre gedauert, bis ich damit klar gekommen bin.
Heute vermute ich, weil es auch die Art war, wie mit mir verfahren wurde. So, da ist dein neues Zimmer, freu dich! Am Umzugstags wurde ich wegverfrachtet, damit ich nicht störe und im Weg bin.
Heute kann ich das zwar nachvollziehen, aber damals hat mich das gestresst.
Meine Eltern sind viel umgezogen. Entsprechend war die Erwartungshaltung, das muss klappen, ist ja nur ein Umzug. Für mich war es eben anders.
Mein Kind ist da irgendwie anders. Umzug? Kein Problem.
Allerdings habe ich auf einige Punkte geachtet. Vorher alles kennen lernen, Kontakte knüpfen usw. wir haben Freunde in mehreren Bundesländern, das macht es lockerer.
Würden wir wohin ziehen, wo wir niemanden kennen, wäre es stressig, auch für mein Kind.
Kennst du jemanden in deinem Umfeld, Bezugsperson, der als Kind wenig umgezogen ist? Vielleicht könnte es eher helfen, Tipps zu bekommen, von Menschen, die dich kennen, dein Kind kennen und bei den Gefühlen Beispiele bringen können, die du auf andere Weise verstehen kannst.
Mein Kind ist auch sonst anders als ich. Ich muss auch nicht alles verstehen. Wichtig ist, dass ich sie ernst nehme (das was mir als Kind oft gefehlt hat).
Mir geht gerade total das Herz auf :)
Du bist mit Sicherheit nicht unempathisch. Du siehst die Angst Deiner Tochter und auch, wenn Du sie nicht verstehst, machst Du Dir darüber Sorgen. Das ist so viel wert. Schade, dass Du das nicht siehst.
Richtig weiterhelfen in Form von Ratschlägen, kann ich Dir ad hoc jetzt leider auch gerade nicht, so gern ich wollte. Zwar bin ich als Kind auch einmal umgezogen, aber damals hatte ich mich darauf gefreut. Vor 6 Jahren hatten mein Lebensgefährte und ich den Schritt gewagt, in ein anderes Bundesland zu ziehen. Mein Sohn war damals 10 Jahre alt und sofort Feuer und Flamme für den Plan. Er war zwar schon etwas besorgt, ob er dann auch in der neuen Stadt wieder Freunde finden wird (hat er, und zwar richtig gute ^^) aber er sagte auch mal im Zuge der Vorbereitungen sinngemäß, dass ihm erstmal nur wichtig ist, dass wir (also mein Kerl, er und ich) zusammen sind.
Vielleicht gelingt es Dir, ihre Ängste nachzufühlen, wenn Du Dir Gedanken darüber machst, was Deine größten Ängste sind. Vielleicht sind sie ja doch in irgendeiner weit entfernten Art und Weise vergleichbar? Bspw. einen wichtigen Menschen verlieren (auch wenn das Umfeld kein "Mensch" ist)...
Jedenfalls bin ich wirklich beeindruckt, dass Du ihre Ängste nicht übergehen möchtest sondern ihr helfen möchtest, auch wenn Du sie gerade nicht verstehst
Beste Grüße, Cat mit Zwerg (16 J), Herz (3,5 J) und Sonnenschein (14 M)
Hmm, ich bin mit meinen Eltern auch mehrfach umgezogen und fand es nie schlimm ... meine Kinder mussten / durften auch schon den ein oder anderen Umzug mitmachen und sind da eher pragmatisch, so wie ich.
Ich würd meinem Kind gegenüber nur noch die Vorzüge des Umzugs erläutern und sonst nichts.
LG