Umgang mit ungewollt kinderlosen Freunden

Hallo!
Dieses Thema beschäftigt mich gerade sehr. Ich habe eine enge Freundin, die ich quasi mein Leben lang kenne. Nach der Grundschule haben wir uns aus den Augen verloren und als Teenager wieder gefunden. Seitdem gehen wir durch dick und dünn. Wir sind jetzt 31.
Mit ihrem jetzigen Mann war sie schon damals zusammen. Mit Anfang 20 hatten die beiden den Wunsch ein Kind zu bekommen. Sie haben mittlerweile alles durch und leider hat es bis heute nicht geklappt. Wir haben gemeinsam gelitten, ich habe sie bemitleidet, ich habe sie unterstützt,ich habe sie aufgebaut,wir haben gemeinsam gehofft, wir haben uns gemeinsam geärgert,.... und das Thema war "nur" eins von vielen.
Dann kam der Kinderwunsch bei mir auf. Auch ich benötigte Unterstützung und gleich der zweite Versuch war erfolgreich. Ich habe bewusst ihr überlassen, wie sehr wir uns darüber unterhalten. Da uns gerade viele Kilometer trennen, war das kein Problem und die Schwangerschaft für sie ohnehin nicht ganz so präsent.
Dann näherte ich mich der Geburt und da hat es angefangen. Sage ich nichts zu Baby/Schwangerschaft, ist sie sauer und meint, sie kommt schon klar. Erwähne ich das Thema, sei es auf direkte Nachfrage oder als Antwort ("Was machst du morgen?" "Ich muss mit xy zum Kinderarzt...."), ist sie schnell gereizt und meint, ich muss es ihr ja unter die Nase reiben. Ich laufe auf Eierschalen und wir streiten uns andauernd. Es tut mir unendlich Leid für sie und ich will nicht, dass unsere Freundschaft daran zerbricht. Zu einer guten Freundin mit Kind, hat sie bereits keinen Kontakt mehr. Laut ihr aus anderen Gründen...
Ich weißt nicht, was ich von ihr erwarten kann. Ich habe nach wie vor Interesse an allem möglichen. Aber irgendwie endet es immer gleich. Und so tun als würde meine Tochter nicht existieren, will ich natürlich auch nicht.
Kennt das jemand?Wie habt ihr euch verhalten? Wie konntet ihr helfen? Wie ging es weiter?

GLG

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hallo
also ich brauchte auch hilfe beim baby bekommen und mir ging es wie deiner freundin vermutlich. ich gönnte jedem sein babyglück aber es war auch immer so ein schlag ins gesicht das es bei einem selbst nicht so klappt. es ist schade das es eurer freundschaft grad schadet aber ich würde es an deiner stelle mal mit einem klassischen brief probieren. ich denke deine freundin kann nicht ehrlich zu dir sein, weil sie bestimmt ein schlechtes gewissen für ihre gefühlslage dir gegenüber hat. ich würde ihr all die dinge schreiben die eure freundschaft ausmachen und dann was dich so grade beschäftigt. sie kann ihn ganz in ruhe für sich lesen und verarbeiten ohne sich in die ecke gedrängt zu fühlen und kann sich ihre antwort durchdenken. ich hätte diese art und weise jedenfalls sehr schön gefunden.
lg und hoffentlich bekommt ihr das wieder hin:-D

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Hmmmmmmm...

Also ich kann die Situation bedingt nachempfinden. Während unserer kinderwunschzeit in der Klinik hatte ich eine sehr gute Freundin und emotionale Begleitung... Während wir noch "frei" geübt haben, was keiner wusste, hat sie ihre erste Schwangerschaft verkündet. Bei uns hat es aber nichts geändert, weil ich dachte wir ziehen ohnehin nach... Als die Maus meiner Freundin geboren war und meine Freundin ständig meinte, ich muss jetzt auch mal nachziehen, damit die kleinen zusammen groß werden hab ich es ihr irgendwann gesagt... Sie war dann auch bei unserer Entscheidung in die Klinik zu müssen von anfang an dabei! Also für mich da, und es war super... Während dieser Zeit bekam sie ihr 2. Kind... Gewollt, schnell, beim 1. Versuch...

Also ich sag mal so... Bei uns hat es nichts verändert. Wir treffen uns heute noch regelmäßig. Ich bin ihre Ablenkung von den Kindern, ihr Ausgang, ihr einziger, freier Abend in der Woche. Mittlerweile hat es bei uns geklappt und sie begleitet mich natürlich auch in der Schwangerschaft ganz toll...

Während der Zeit kam meine Freundin einmal ganz offen auf mich zu, sie habe ein schlechtes Gewissen... 2 Kinder beim 1. Versuch entstanden, gesund... Während wir so große Probleme haben...

Für mich war es trotzdem okay, weil...
1. Ich liebe die kleinen meiner Freundin total! Es sind so tolle Menschen...
2. Wäre ich nicht besser dran, gäbe es diese tollen Menschen nicht... Im Gegenteil... Hätte ich mit meiner Freundin eine nicht-fruchtbarkeits-party feiern sollen?! ;-) ist ja Quatsch...
3. War und ist meine Freundin immer eine tolle Mutter gewesen. Authentisch, erlich, herzlich... Sie sagt wenns blöd ist, sie feiert gleichzeitig alles schöne... Ich genieße es...

Ich würde dir raten, deiner Freundin offen zu sagen was du hast. Vielleicht ist es ihr garnicht klar. Vielleicht nimmt sie ja nach wie vor Hormone, und hat dadurch mal stimmungsschwankungen, die dafür sorgen, so zu reagieren?
Im Endeffekt wird es sich nur so ändern können. Vielleicht muss sie auch noch was anderes verarbeiten... Manchmal steckt man ja nicht drinne, und sie hat ausgerechnet an einem Tag von 5 Frauen Gemecker gehört, wie elend kinderarzttermine sind oder so... Mir ging es immer mit anderer Leute Beschwerden so... Schwangerschaft Übelkeit... Ich hätte alles sofort in 3facher dosis genommen wenn es nur klappt ;-)

Alles Gute

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Hallo,

also mir scheint es deiner Freundin schon sehr viel ausmacht. Sie kommt damit wohl nicht klar und daran hast du aber keine Schuld.
Ich würde offen mit ihr reden und zur Not zerbricht die Freundschaft. Denn es bringt ja nichts, wenn du dich wegen ihr immer verstellst und verkrampft bist. Nur weil du sie nicht irgendwie verletzen willst, Angst hast was falsches zu sagen.
Du hast nun mal ein Kind und warum soll man das vermeiden darüber auch mal zu reden? Sollte natürlich kein Dauerthema werden, aber das Kind gehört ja nun mal auch zu deinem Leben dazu.
Wenn aber dann dauernd Streit entsteht....ne, würde ich mir nicht antun. Das ist für mich auch keine Freundschaft.

Ein Stückweit kann ich deine Freundin verstehen, aber mehr als sie mental zu Unterstützen kannst du ja nicht tun. Sie ist neidisch auf dich und das wird sie bleiben, bis sie damit abgeschlossen hat, oder ein Kind bekommt.

Gruß Sonja

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Sie scheint sehr mit der ungewollten Kinderlosigkeit zu kämpfen zu haben, was ich nachvollziehen kann (konnte mit meinem Ex-Mann keine Kinder haben, lag an ihm).
Ich würde um ein Gespräch unter 4 Augen bitten und sie klipp und klar fragen, wie sie sich euere weitere Freundschaft vorstellt. DU kannst und sollst deine Tochter nicht totschweigen und sie kann nicht dauernd ihren Kiwu-Frust an dir auslassen (Neid ist mit Sicherheit von ihrer Seite aus dabei).

Vielleicht tut euch ein wenig Abstand gut.
Gerade wenn Kinder kommen, verändern sich viele Freundschaften.
Offenbar ist sie doch nicht so eine gute Freundin, wie du denkst.

Alles Gute!

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Klar und direkt ansprechen. Fragen, ob sie 1. über diesen Kampf reden möchte, 2. ganz generell eine Zukunft eurer Freundschaft noch sieht.

Versuchen, für das Telefonat / Treffen einen ruhigen Moment zu finden, wenn möglich ohne Kinder. Als wir noch keine Kinder hatten, fand ich es - auch ohne Kinderwunsch - immer ganz furchtbar, mit Freundinnen zu telefonieren / treffen, die sich nie aufs Gespräch konzentrieren konnten und immer duziduzi mit den Kindern machten. Finde ich heute noch ärgerlich, kann es aber ein bisschen (!) nachvollziehen. Als Freundin fühlt man sich so schnell auf den 2. Platz degradiert.

Auf keinen Fall Floskeln wie "man kann auch ohne Kinder ein gutes Leben führen", "och, manchmal wünscht ich mir die kinderlose Zeit zurück", "wer weiss, vielleicht wirds ja noch, wenn ihr euch entspannt" etc. brauchen.

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Schwierig....
und ich glaube du kannst nur das offene Gespräch suchen, wenn du versuchen willst die Freundschaft zu retten.
Vielleicht ist ein Brief, wie schon vorgeschlagen, ja tatsächlich eine Alternative?
V.a. will sie sich dann wirklich sortieren müsste und nicht reflexartig alles abstreiten müsste.

Ach Mensch...
Im Endeffekt glaube ich aber tatsächlich dass du eigentlich wenig machen kannst.
Das muss deine Freundin mit sich klären.

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Ich finde die Idee mit dem Brief auch gut. Hatte ich bei einer langjährigen Freundin auch mal gemacht, weil sich einige Sachen angestaut hatten. Ich konnte meine Gedanken im Brief geordnet und relativ vorwurfsfrei formulieren und ich hatte Glück, sie hat total positiv reagiert, ihr waren diese Dinge gar nicht mehr aufgefallen und wir haben uns dann ausgesprochen.

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Hallo.

Es ist sicherlich unendlich schwer und verletztend für sie. Es tut einfach im Herzen weh und sie reagiert unangemessen aber sie kann wohl leider nicht anders und "merkt" es nicht. Du hast das, was sie sich von Herzen seit Jahren wünscht.
Viele Jahre kinderwunsch und unzählige Behandlungen belasten unheimlich.
Sicherlich kreist bei ihr der Gedanke nach dem "warum ich" oft und dazu der quälende Gedanke vielleicht nie Mutter zu werden.

Wir haben irgendwann aufgegeben und den für uns richtigen Weg gefunden.....Ich glaube ja das war immer vorgesehen.

Wir haben unser Herzkind aufgenommen.

Es gibt auch andere Wege, eine Familie zu sein. Wenn man fühlt, Familie zu sein, dann ist man das auch!

Ich wünsche deiner Freundin das sie auch ihr Familienglück findet, egal auf welchem Weg.

Es ist sehr schwer immer nur der Zuschauer zu sein beim Glückwunsch der anderen.

Vielleicht redest du mal so ganz offen mit ihr, persönlich.

Alles Gute

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Was ist denn ein Herzkind?

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Z.B. ein Pflege- oder Adoptivkind :-)

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Hallo!

Leider kann ich dir nicht helfen. Ich selbst war auch in so einer Situation. Eine sehr gute Freundin von mir wollte sehr gerne Mutter werden, aber aus verschieden Gründen hat es nicht geklappt. Sie ist schon lange sehr glücklich verheiratet. Als ich geheiratet habe, bin ich 3 Monate später schwanger geworden. Da hat sie sich noch gefreut und auch als mein Sohn geboren wurde, hatten wir einen sehr guten, regelmäßigen Kontakt. Dann bin ich aber 8 Monate später wieder schwanger geworden. Als sie es erfahren hat, fing sie an erstmal die Treffen abzusagen, hat sich nicht mehr gemeldet. Irgendwann mal hat sie den Kontakt ganz abgebrochen. Sie hat mir zwar andere Gründe genannt, aber ich bin mir zu 99,9 % sicher, dass sie mit meiner zweiten Schwangerschaft nicht zurecht kam.

Mittlerweile ist meine Kleine bereits fast 5 Jahre alt und ich habe diese Freundin nie wieder gesehen. Ich finde es wirklich sehr schade, aber leider lag es gar nicht in meiner Hand unsere Freundschaft aufrecht zu erhalten.

Für euch hoffe ich sehr, dass es nicht so ein Ende nimmt!

LG