Hallo ihr Lieben,
ich hätte gerne mal Eure Meinung und vielleicht ein paar Ratschläge.
Ich (39) habe mich vor 2 Jahren von meinem Mann getrennt und bin inzwischen geschieden. Die Trennung hatte andere Gründe, aber wir hatten einen unerfüllten Kinderwunsch.
Nun habe ich völlig überraschend recht schnell einen neuen Partner kennen gelernt, mit dem ich wirklich ganz großes Glück habe. Allerdings hat er schon einen Sohn (6) mit seiner (noch) Frau. Mein Partner und seine Frau haben geteiltes Sorgerecht, also ist das Kind wirklich wechselweise bei uns. Ich bin im Juli bei ihm eingezogen, das Haus wird unten saniert, wir haben oben jetzt momentan eine kleinere Wohnung mit Wohn-/Arbeitszimmer, Kinderzimmer, Schlafzimmer, Bad und Küche. Mein Freund macht unten viel selber, deswegen geht es alles nicht so schnell voran.
Momentan habe ich unheimlich Probleme und Zweifel, wie und ob das alles überhaupt funktionieren kann. Ich tue mich sehr schwer. Ich habe einen anstrengenden Job und ein tolles Hobby (Pferd), was mein Freund auch wirklich ganz toll unterstützt. Ich bin aber endlos genervt von dem Kind und habe das Gefühl, nur noch auf der Flucht zu sein wenn er da ist. Der Kleine mag mich wirklich sehr, und es ist auch nicht so, dass ich ihn nicht ausstehen kann. Aber ich hätte wirklich gerne mal meine Ruhe, auch wenn er da ist. Ich möchte gerne meinen Freund auch unterstützen und komme mir total mies vor, aber dieses Kind nervt! Er kann sich keine 5 min alleine beschäftigen, fragt ununterbrochen was man macht, warum wieso weshalb, will helfen und mitmachen und turnt auf einem herum. Mein Freund liebt seinen Sohn natürlich sehr und freut sich überwiegend über ihn, was ja auch wirklich ganz toll ist. Ich kann auch verstehen, dass er sich eine glückliche Familie wünscht und am liebsten alles zu dritt erleben und teilen möchte, aber ich komme an meine Grenzen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich liebe dieses Kind nicht. Es ist immer noch ein fremdes Kind für mich. Ich finde ihn ganz niedlich und mag ihn auch, aber wenn ich es mir aussuchen könnte, müsste ich ihn nicht haben. Ich habe auch große Probleme mit körperlicher Nähe zu ihm - das Kind wird total abgeknutscht und gekuschelt und auch auf den Mund geküsst, was ich echt etwas eklig finde und auch von meinen Eltern nicht kenne (und auch nicht möchte). Ich möchte mir gerne selber aussuchen können, wen ich wann und wie anfasse und nahe bin. Es geht ja nicht darum, den Kleinen mal in den Arm zu nehmen, aber dieses in meinen Augen übertriebene Gekuschel können dann doch meiner Meinung nach seine Eltern übernehmen.
Mein Freund kann nicht so recht verstehen was ich für ein Problem habe, auch wenn wir schon häufig gesprochen haben. Ich weiß ja, dass es ihn nur mit Kind gibt. Ich würde mir auch wirklich wünschen, dass ich total begeistert wäre, aber dem ist nun mal nicht so. Ich habe leider keine erholsamen Wochenenden wenn das Kind da ist, weil ich mich nie mal 5 min irgendwo hin setzen kann ohne dass er mir wieder auf den Zeiger geht. Ich kann kein Buche lesen, den PC nicht anmachen und nicht auf meinem Handy daddeln, ohne dass das Kind neben mit steht und mich fragt, was ich da mache. Sein Vater erklärt ihm alles mit Engelsgeduld aber ich finde nicht, dass es einen 6jährigen etwas angeht, was ich auf meinem Handy mache. Es ist nicht so, dass wir nicht auch zusammen unterwegs sind oder Spiele spielen, aber ich möchte wirklich nicht meine ganze Zeit so nahe mit dem Kind verbringen müssen. Mein Freund möchte aber seinen Sohn am liebsten immer sehen, hat sowieso auch ein schlechtes Gewissen wegen der Trennung und ist viel, viel geduldiger als ich. Leider findet er es aber auch wirklich nicht schön, wenn ich bei irgendwelchen Unternehmungen nicht dabei bin oder mich dann irgendwo hin verkrümel, zum Pferd, eine Freundin besuchen, was auch immer.
Jetzt habe ich mir im Rahmen der Renovierung ein eigenes Zimmer gewünscht, wo ich auch mal die Tür zumachen kann und Vater und Sohn sich miteinander beschäftigen können, ohne mir dabei auf die Nerven zu gehen. Das stellt meinen Freund nun wieder vor Herausforderungen, er findet das alles ziemlich blöd.
Dazu kam jetzt letztens das Thema eigenes (für mich)/ zweites (für ihn) Kind auf. Ich wollte ja wirklich immer, habe jetzt aber ganz große Angst. Erstens, dass ich für ein eigenes Kind auch so fühle wie für den Kleinen jetzt, also dem Kind gerne aus dem Weg gehen will, was für ein eigenes ja nun mal gar nicht geht. Und zweitens, ob ich die Situation dann überhaupt noch auf die Reihe bekomme. Andererseits möchte ich mir den Wunsch nach einem eigenen Kind nicht durch das bereits vorhandene "verderben" lassen.
Ich möchte auch wirklich nicht, dass diese sonst so traumhafte Beziehung auseinander geht, weil ich es nicht hinbekomme mich mit seinem Sohne zu arrangieren. Ich möchte aber auch nicht ständig innerlich am Rad drehen wenn das Kind da ist.
Habt ihr eigene Zimmer, bestimmte Regeln? Ist es möglich, dass ich meinem Freund sage, dass er in den Zeiten wo sein Sohn da, ist halt etwas mehr auf mich verzichten muss, oder ist das zuviel verlangt? Und habt ihr noch eigene Kinder bekommen und das hinbekommen? Gab es da bestimmt Regeln wer was übernimmt und dass Mutter und Baby auch mal ihre Ruhe brauchen?
Ich freue mich über jede Anregung und sorry für den vielen Text.
Kind des Partners, wie kommt ihr zurecht, welche Regeln gibt es, was ist mit eigenem Kinderwunsch?
Patchwork ist schwierig.
Kein Mensch verlangt, dass du hier die zweite Mama bist und ich finde, du musst das Kind nicht lieben, küssen, kuscheln, abknutschen....
Habt ihr denn besprochen wie das Zusammenleben laufen soll? Habt ihr auch mit dem Kind gesprochen? er ist 6, er versteht auch deine Grenzen, aber verlangt nicht, dass es sich ohne Gespräche einpegelt.
Deine Forderung nach einem eigenen Zimmer finde ich jetzt überzogen, ihr baut um, ihr habt genug zu tun. Richte dir das Schlafzimmer als Rückzugsort ein.
Ich lese allerdings ein bisschen zuviel Ablehnung und das sehe ich kritisch. Du wirst so derartige Unterschiede zwischen den Kindern machen und das wäre nicht gut. Vor Familiengründung sollte nicht schon soviel Frust in einer Beziehung sein. Mein Tipp...
Vielen Dank für die Hinweise!
Mein Freund tut sich schwer mit diesen Gesprächen. Ich hätte gerne mehr, ich nenne es jetzt mal, klare Regeln. Die machen es mir einfacher. Er ist aber immer sehr betroffen wenn ich in Gespräche zu dem Thema einsteige und häufig kommen wir nicht sehr weit, weil er in Tränen ausbricht und nicht recht versteht, wieso ich seinen Sohn nicht so gerne habe wie das Kind mich oder so begeistert von ihm bin wie er. Was mich dann auch immer betroffen macht, ich möchte ihn doch auch nicht unglücklich machen, sondern wirklich zusammen überlegen und nach Wegen suchen. Langsam geht es aber voran. Wir müssen uns doch auch erst alle finden, jedenfalls denke ich das. Und ich erwarte auch nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen. Mein Freund ist aber sehr harmoniebedürftig, was mich gut ausgleicht, Diskussionen aber erschwert.
Was ich aber nach mehreren Anläufen erfolgreich platzieren konnte ist eben das Thema, dass er bitte nicht von mir verlangt, dass ich die zweite Mama bin. Auch wenn das Kind selber mich manchmal so bezeichnet! Untereinander sind wir jetzt aber was das angeht klarer, und das hat mir schon einige Last genommen.
Das Kind ist da allerdings deutlich verständiger als sein Vater. Wir hatten einige Situationen, wo ich ihm erklärt habe, dass ich z.B. nicht möchte, dass er beim Essen unaufgefordert auf meinen Schoß krabbelt und ich auch auf keinen Fall kuschel, solange ich am Essen bin, auch wenn er das gerne möchte. Da kommt dann gerne der Einwand, dass er das bei Mama aber darf. Wenn ich dann sage, dass das ja auch seine Mama, ich aber nun mal Celissa bin und daher andere Regeln gelten, denkt er drüber nach und dann ist das auch ok. Wenn ich mit ihm alleine bin, ist es auch unproblematischer. Da sage ich dann halt du, ich möchte jetzt mal nicht gestört werden und keine Fragen beantworten, geh bitte spielen, dann klappt das auch. Zumindest ne halben Stunde . Wenn ich mit ihm alleine bin gibt es auch keine Bockanfälle und beleidigt in der Ecke sitzt er auch nicht, wenn er nicht sofort bekommt was er will. Ich habe ihm einmal gesagt, dass mir das nichts ausmacht und er beleidigt da sitzen kann so lange er will und seitdem spart er sich das für Papa auf. Der betüdelt ihn dann stundenlang, bis er wieder spricht und nicht mehr nur beleidigt guckt. Und das ist dann eine Situation, in der ich gerne gehen würde.
Sollen die sich doch beide betüdeln. Ich glaube, ich würde auch mein eigenes Kind dann nicht betüdeln wollen!
Nur wenn Papa da ist guckt der mich halt total vorwurfsvoll an, ich kriege ein schlechtes Gewissen und fühle mich prompt total unwohl.
Ich mache wirklich einiges mit dem Kind, wir backen zusammen, gehen zum Reiten, er "hilft" mir beim Kochen... Wir machen auch viel zu dritt, von Tierpark bis spazieren gehen. Ich wünsche mir momentan halt einen Rückzugsort, wo ich mal nichts von Vater und Kind mitbekomme und mal eine Stunde oder so in Ruhe ein Buch lesen oder was für die Arbeit vorbereiten kann. Aber ich sehe ein, dass das wohl schwierig ist, jedenfalls in der Zeit, wo das Kind da ist. Der Tipp mit dem Schlafzimmer ist ja schon einmal eine Möglichkeit. Danke!
Jetzt klingt das alles für mich in Ordnung und wenn die neue Partnerin meines Ex so zu meinem Kind, dann wäre mir als Mutter das mehr als recht.
Also ist die Baustelle hier ganz klar dein Freund! Nun... keine Ahnung ob da was machbar ist Er muss es kapieren... aber wie weiß ich auch nicht.
Du musstest 39 Jahre lang keine Rücksicht auf ein Kind nehmen und konntest wahrscheinlich die letzten 20 Jahre alleine durchs Leben gehen und maximal mit einem Partner Kompromisse eingehen. Dass das jetzt problematisch ist, war vorhersehbar, denn plötzlich musst du dein Ego hinten anstellen, was du mir zuvor musstest. Aber so ist das mit Kindern nunmal. Die wollen Aufmerksamkeit und Zuneigung. Und das haben sie auch verdient. Für gewöhnlich wächst man in die Situation von Anfang an herein, aber der Teil ist bei dir ausgeblieben.
Meines Erachtens nach hilft da nur: die Portion Egoismus auf die Zeiten ohne Kind verteilen und sich selbst zurück stellen, wenn der Kleine da ist und solange er noch klein ist. Er wird älter und unabhängiger, dann auch weniger einnehmend. Aber so lange musst du das Spiel "Familie" entweder mitspielen oder die Flucht ergreifen.
Frag mal, welche Mutter hier jedes zweite Wochenende entspannen kann... Luxus ;)
Hier ich bin Stiefmutter und Mutter und nehme mir den Luxus meinen Mann mit den Kindern auch mal allein zu lassen.
Andere Frage: welche Mutter wusste vorher so genau was alles auf sie zu kommt, als sie ein Kind geplant hat?
Ich finde es durchaus vertretbar, dass du dich von dem Kind abgrenzen willst. Du bist nicht die Ersatzmama, dass man erwartet, dass du ein fremdes Kind überschwänglich abknutscht halte ich für realitätsfremd.
Wieso kannst du dich an den Umgangswochenenden nicht zurück ziehen? Zumindest das Schlafzimmer sollte bei geschlossener Türe tabu sein für das Kind! Dein Wunsch nach einem eigenen Zimmer (wenn es baulich möglich ist) verstehe ich sehr gut.
Es ist doch ziemlich üblich, dass sich die Freundin des Vaters an den Umgangswochenenden eher rar macht. Besuch bei Freundinnen, dein Pferd, etc... das du keine Lust hast, deine Wochenenden auf ein fremdes Kind auszurichten, ist doch nachvollziehbar? Außerdem soll sich der Vater um das Kind kümmern, wenn er es eh nur alle 14 Tage sieht und nicht auch noch zur Freundin abschieben...
Wenn du mit dem Mann tatsächlich Kinder haben willst, MUSST du aber mit dem Halbbruder deines noch fiktiven Kindes klar kommen.
Eben weil ich dich vollkommen verstehen kann, kommt für mich aber auch absolut kein Mann in Frage, der schon Kinder hat.
Hallo Celissa,
du bist ehrlich zu dir selbst und versuchst etwas an der Situation zu ändern.
-Das ist schon mal sehr gut!
Letztendlich gibt es ja nicht "den einen richtigen Weg", sondern jede Familie sollte sich so arrangieren, dass alle damit gut leben können und sich wohl fühlen.
Du musst das Kind auch nicht lieben, das lässt sich ja auch nicht erzwingen. Euer Verhältnis sollte nur freundlich und respektvoll sein, dann ist alles in Ordnung.
Dass das Kind jetzt viel fragt, überall dabei sein möchte und gerne immer "helfen" will ist völlig normal. Sicherlich ist ein liebender Vater da geduldiger als du - das ist ganz natürlich.
Mir selbst gingen Kinder von Freunden und Bekannten auch immer tierisch auf den Keks! Einmal hab ich die Küche abgeschlossen, damit die Tochter eines Freundes (der gerade zu Besuch bei uns war) mich beim Kochen nicht ständig mit Fragen löchert und alles anfasst...
Bei meiner eigenen Tochter fühle ich ganz anders....
Sie ist zwar erst ein paar Monate alt, aber ich könnte sie ständig knuddeln und küssen. Da ist kein Ekel, weder vor dem Gesabber (was ich bei anderen Kindern immer wiederlich fand), noch beim Windeln wechseln oder Nase putzen. Und ich freue mich auf die Zeit, in der wir zusammen backen und basteln können und sie mir Löcher in den Bauch fragt...
-Ein eigenes Kind, dass man von Geburt an bei sich hat, ist eben schon noch mal was anderes.
Ich habe das Gefühl, dass du und der Sohn deines Mannes euch vielleicht noch ein bisschen aneinander gewöhnen müsst.
Versuche doch mal aktiv etwas mit ihm zu machen (spielen, vorlesen etc.), bestimmt kommt ihr euch so etwas näher. Und wenn du eine "Auszeit" brauchst, dann nimm sie dir, bevor du einen Groll gegen das Kind hegst.
-Die Mischung macht´s!
Du musst nicht seine neue Mami werden, aber du solltest dich der Situation auch nicht völlig entziehen und versuchen, das Beste daraus zu machen.
Ich wünsche dir, dass ihr bald ein gutes Miteinander zusammen habt!
Liebe Grüße
Hallo :)
ich habe auch eine Beziehung angefangen mit einem Mann mit Kind, der Sohn war damals aber noch ein paar Jahre jünger wie dein Stiefsohn. Jetzt sind wir verheiratet und haben noch ein gemeinsames Kind, der große kommt jedes zweite WE und die halben Ferien, hat sein eigenes Zimmer bei uns schon immer - leider ist der Kontakt zur Mutter nicht so doll, der Junge hat nicht nur eine Trennung hinter sich und stand oft zwischen den Stühlen drum ist es leider alles nicht so leicht bei uns... Aber ich erzähl dir einfach mal so meine Erfahrungen
Also, du musst das Kind nicht lieben (tu ich auch nicht) akzeptieren und einen fairen Umgang beibehalten reicht schon. Und ja, du darfst natürlich Zeit für dich beanspruchen. Dass das deinem Partner nicht schmeckt kann ich schon verstehen, aber auch "leibliche" Eltern beanspruchen Zeit für sich! Auch vom eigenen Kind muss man sich ab und zu mal "erholen". Er wird sich daran gewöhnen, war bei uns auch so. Mein Mann war anfangs auch enttäuscht, dass ich mich nicht mit der selben Euphorie auf die Wochenenden eingestellt habe wie er und evtl. auch einfach was mit Freundinnen ausgemacht habe anstatt das ganze We zu dritt aufeinander zu hocken. Mir hat das aber gut getan und somit uns allen, was nützt es wenn man keinen Bock hat und nur da hockt damit der Partner besänftigt ist... Nach einigen Diskussionen nahm er das nicht mehr persönlich.
Ich habe mir angewöhnen müssen ganz klar zu sagen, wenn ich meine Ruhe will, und zwar noch bevor ich restlos genervt war. Auch im Wochenbett, da war der Sohn viel da anfangs, ich habe sie halt spazieren geschickt mit dem Baby.
Es hat sich so ergeben, dass ich mich an den Umgangs-We eher ums gemeinsame Kind kümmere und er sich um den Großen - also Hausaufgaben, mal einen Männerausflug, ins Bett bringen etc. weil er ihn ja nicht so oft hat und, wie bei euch, mehr Geduld mit ihm hat wie ich.
Wir verstehen uns so schon gut, mein Mann ist aber seine Hauptbezugsperson bei uns und auch Haupterziehender. Wir bereden untereinander wenn es was zu Besprechen gibt bzgl. dem Großen. Wenn ich ihm etwas sage, meine Grenzen ziehe, gilt das trotzdem genauso wie wenn mein Mann etwas sagt, man darf sich auf keinen Fall in den Rücken fallen. Aber ich halte mich eben eher zurück und lass ihn das machen.
Und zu deiner Befürchtung, dass du vom eigenen Kind auch eher genervt sein könntest: Das leibliche Kind ist gefühlsmäßig etwas ganz anderes wie ein Stiefkind - für mich zumindest, denn es ist in meinem Bauch gewachsen und ich erziehe es hauptsächlich und kenne es viel viel besser und sehe es jeden Tag. Trotzdem habe ich oft für unser gemeinsames Kind nicht die Geduld die es verdient hätte, weil der Große sehr viel Aufmerksamkeit provoziert und sehr eifersüchtig und neidisch ist, das tut mir dann sehr leid. Auch wird er anders erzogen, wir sind eher bedürfnisorientiert aber er wird daheim viel mit Strafen konditioniert und das bringt dann doch einiges durcheinander, was bei uns im Alltag super funktioniert klappt dann mit ihm nicht (mal etwas im Haushalt helfen, die eh schon sehr wenigen "Regeln" einhalten, die Privatsphäre anderer beachten...).
Ein eigenes Zimmer habe ich nicht, habe auch nicht den Wunsch danach. Die Kinder haben ihre Zimmer wo auch mal für sich gespielt wird oder sie sind draußen, da bleib ich auch mal einfach drinnen für mich.
Die Geschwister lieben sich sehr, im Laufe des We gehen sie sich dann aber immer mehr auf den Keks und streiten auch gern. Das ist aber alles im Rahmen des "normalen" Geschwisterlebens würde ich behaupten.
Ich störe mich in deinem Text daran, dass du meinst du müsstest dich mit allem arrangieren: ihr untereinander müsst euch arrangieren, nicht nur du! Du bist genauso wichtig mit deinen Bedürfnissen. Und von einem 6-Jährigen kann man auch erwarten dass er versteht wenn jemand sagt: ich gehe jetzt zB mal eine halbe Std ins Schlafzimmer zum lesen, bitte störe mich nicht. Er ist ja nicht allein. Sein Vater wäre da eher in der Pflicht ihn dann daran zu erinnern dich in Ruhe zu lassen.
Schön finde ich, dass du dich nicht weiter negativ über dein Stiefkind äußerst, ihr scheint allgemein ein angenehmes Miteinander zu haben.
Fazit: reden, reden, reden. Immer wieder. Patchwork ist nie leicht aber man kann es schaffen.
Du liebst doch diesen Mann? Das Kind ist ein Teil von ihm!
Die ständige Fragerei nervt dich und bestimmte Dinge gehen ein Kind nichts an? Das Kind ist 6 Jahre alt, es ist völlig normal, dass er ständig Fragen stellt! Man müsste sich eher sorgen machen, wenn er gar nichts fragen würde.
Richtig, eine Mutter hat er schon. Trotzdem bist du die neue Frau an der Seite seines Vaters, also gehörst du irgendwo in sein Leben und er auch in DEINS!
Ändere mal deine Sicht auf die Dinge. Finde es immer so traurig, so etwas zu lesen!
Verzwickte Angelegenheit.
Der Sohn deines Partners wird so lang ein Teil von Dir sein, so lang ihr ein Paar seid.
Kannst du dir vorstellen das weiter „durchzustehen“ und dann auch noch ein eigenes Kind zu bekommen?
Damit wird Dir die Wahl ob du mit dem Sohn deines Partners zurecht kommen kannst abgenommen. Dann musst du dich arrangieren.
Ich kann mir auch vorstellen dass ein eigenes Kind diesen Konflikt sehr verschärfen wird.
Wenn ich da an den Jungen denke wird mir Angst und Bange und er tut mir auch ein Stück leid.
Ich würde immer dazu raten erst mal die „Ist-Situation“ zu bereinigen und eine gute Ausgangssituation zu schaffen.
Das kann aber dauern.
Und die Zeit hast du nicht mehr, wenn du mit 39 Mutter werden willst.
Das kann unter Umständen richtig schwierig und langwierig werden.
Hallo Celissa,
ich möchte dir auch gerne meine Erfahrungen mitteilen, ich kenne nämlich beide Seiten.
Als ich meinen (mittlerweile) Exmann kennenlernte, war er gerade Vater geworden (die Beziehung ging zu Beginn der Schwangerschaft in die Brüche) und ich gerade mal zarte 24 Jahre alt. Jeder aus meinem Umfeld riet mir von der Beziehung ab (zu kompliziert, der geht eh wieder zu seiner Ex zurück, du bist noch so jung, ein Kind steht dir im Weg, ihr könnt so vieles nicht unternehmen, wenn ständig ein Kind da ist, etc etc) ich ließ mich trotzdem auf die Beziehung ein und lernte den Kleinen auch schon sehr früh kennen. Und ich kann nur sagen: "Scheiße, war das alles kompliziert!" und das, obwohl ich heute sage, dass ich den Kleinen von Anfang an in mein Herz geschlossen habe. Ich konnte ihn knuddeln, stundenlang mit ihm spielen, hab ihm die Windeln gewechselt und mich ohne Ekel von ihm vollk... lassen. Und trotzdem, hatten wir (fast) nie eine richtig unbeschwerte Paarzeit, egal wo wir waren, was wir zu zweit unternommen haben, immer war der Kleine Gesprächsthema. Als er dann irgendwann anfing zu sprechen, hat er seiner Mutter gegenüber erwähnt, dass er mich lieb hat - ab da begann für mich der echte Horror. Seine Mutter hat dann meinem (damaligen) Partner erklärt, dass sie nicht damit zurecht kommt, wenn ihr Sohn eine so enge Beziehung zu mir hat und ich möge mich doch bitte zurück halten. Mein Ex ist darauf angesprungen und hat mich von da an beinahe komplett ausgeschlossen, wenn sein Sohn bei uns war, ich habe also diese Freiräume, die du dir so sehr wünschst aufgezwungen bekommen und konnte damit kaum umgehen, denn im Background war ich natürlich immer noch involviert (natürlich war ich immer noch Ansprechpartner Nr 1, wenn er seinen Sohn vermisste oder Redebedarf hatte, ich durfte Windeln kaufen gehen, nachts zum Apothekennotdienst fahren und mir passende Weihnachtsgeschenke überlegen).
Als der Junge noch älter wurde, entspannte sich die Situation wieder und wir fanden einen sehr guten Draht zueinander. Ich passte auch alleine auf ihn auf, wenn sein Vater Termine hatte und wir unternahmen auch vieles zu zweit, wenn mein Ex nicht da war. Gleichzeitig konnte ich mich aber auch immer zurück ziehen, wenn ich mal keine Nerven auf ein Kind hatte.
Als ich dann selbst schwanger wurde und unsere Tochter geboren wurde, habe ich erst verstanden, was wirkliche Liebe zu einem Kind ist und verstand, dass ich niemals für ein "fremdes" Kind so empfinden könnte. Ich habe trotzdem nie Unterschiede zwischen den Kindern gemacht und beide immer gleich behandelt (und jetzt können gerne Steine fliegen, aber es ist mir wahnsinnig schwer gefallen, denn gedanklich und emotional stand meine Tochter immer an erster Stelle).
Mittlerweile bin ich vom Vater meiner Tochter geschieden und war lange alleine mit ihr und habe mir in dieser Zeit geschworen, lieber für den Rest meines Lebens Single zu bleiben, als nochmal einen Mann mit Kindern zu nehmen. Unfair, ich weiß. Aber trotzdem, ich hätte diesen Stress nicht noch einmal mitgemacht.
Jetzt habe ich wieder einen Partner, der zum Glück nicht so denkt wie ich und sich auf das Abenteuer Patchwork mit Haut und Haaren eingelassen hat. Da ich aber weiß, wie anstrengend es mit einem (fremden) Kind sein kann, gebe ich ihm so viele Freiräume wie möglich. Ich erwarte nicht, dass er an jeder Familienaktivität teilnimmt, er muss nicht permanent bei uns sein, er kann sich gerne zurück ziehen, wenn es ihm zu viel wird. Er hat dieses Angebot noch nie angenommen und macht alles mit Liebe und Leidenschaft mit - ich ERWARTE es aber nicht. Und das ist genau der Punkt, den ich deinem Partner zu Lasten lege.Ernsthaft, er fängt an zu weinen, wenn du ansprichst, dass du dir mehr Freiräume wünschst? Das finde ich wirklich ziemlich drüber und grenzt für mich ehrlich gesagt an emotionale Erpressung. Er muss doch verstehen, dass er Liebe nicht erzwingen kann und dich damit eher noch weiter von dem Kind entfernt.
Ich finde es ganz richtig, dass du für dich klare Grenzen ziehst und auch klar kommunizierst, wenn du mal aussteigen willst. Damit Patchwork wirklich funktioniert, müssen alle Beteiligten sich wohl fühlen und sich auch Pausen einräumen dürfen, wenn diese benötigt werden.
Versuche noch einmal ganz sachlich mit deinem Partner zu sprechen, du solltest in dem Gespräch vielleicht negative Worte wie "genervt" vermeiden, aber am Ende sollte für ihn deutlich sein, dass du die Möglichkeit zum Rückzug brauchst, aber trotzdem gerne ein Teil der Familie sein und bleiben möchtest. Er muss verstehen, dass du kein Baby als Bonus on top bekommen hast, sondern ein Kindergartenkind, dir fehlen ja tausende Entwicklungssschritte - was es in meinen Augen erheblich schwerer macht, eine Bindung aufzubauen, als bei einem Säugling, wie es beispielsweise bei mir der Fall war.
Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute und dass das Projekt Patchwork für euch positiv aufgeht, ich sehe dich jedenfalls auf dem richtigen Weg, da du deine Bedürfnisse klar definierst und weißt, was du brauchst, um sie zu erfüllen.
Lg Kokosmilch