Hilft eine Psychotherapie

Hallo zusammen,

ich liege mal wieder wach im Bett und meine Gedanken kreisen.

Ich weiß einfach nicht so recht wohin mit mir. Ich versuche es mal so kurz wie möglich zu erklären:

Ich war noch nie richtig glücklich, obwohl ich es sein könnte. Ich bin seit fast 7 Jahren glücklich verheiratet und wir haben nach einer Fehlgeburt letztes Jahr eine wundervolle Tochter bekommen (8 Monate ist sie nun). Vor unserem Baby habe ich oft gedacht, dass vielleicht ein Baby das letzte Puzzleteil zum Glücklich sein ist.

Leider ist dem nicht so. Nicht falsch verstehen. Ich bin überglücklich darüber, dass sie gesund ist und kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.

Aber trotzdem ist da diese tiefe Traurigkeit in mir. Ständig bin ich nachdenklich und weiß aber eigentlich gar nicht worüber oder warum ich ständig traurig bin. Es gibt keinen offensichtlichen Grund.

Ich frage mich seit Jahren, ob ich mal mit jemand Professionellem reden soll? Oder gibt es einfach glückliche und weniger glückliche Menschen?

Ich glaube nicht, dass ich depressiv bin, aber definitiv tief deprimiert. Wann wird aus deprimiert sein, eine Depression? Suizid gefährdet bin ich nicht!

Wie läuft das ab, wenn ich wirklich eine Psychotherapie anstrebe? Ich muss wahrscheinlich erst einmal zu meinem Hausarzt? Vielleicht hat jemand hier Erfahrung damit und kann mir berichten.

Vielen Dank fürs „Zuhören“ und gute Nacht 🌜

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Hallo,

Es gibt auf jeden Fall im Leben Menschen die sanguinisch und welche die melancholisch sind (glücklich/unglücklich mag ich das ungerne nennen).
Ich gehöre auch zu den melancholischen, ich bin selten wirklich glücklich, sehr nachdenklich, auch oft traurig, viel (zu)empathisch und hadere eigentlich seit ich denken kann mit der Welt, auch schon als kleines Mädchen.
Habe in meinem Leben allerdings tatsächlich auch mal eine Depression gehabt und diese fühlt sich sehr anders als das normale wie du es nennst "unglücklich sein" an.
Ich habe daraufhin eine Therapie gemacht und diese hat mir auch geholfen, allerdings bin ich trotzdem eben weiter ich selbst, heißt mir scheint die Sonne nicht aus dem Popo und ich bin weiterhin melancholisch an vielen Tagen meines Lebens; die Depressionen sind aber verschwunden.

Wenn du das Gefühl hast, dass du eine Depression entwickeln könntest, würde ich mir auf jeden Fall rechzeitig Hilfe suchen.

Der Weg zur Psychotherapie ist eigentlich ganz einfach:
Zuallererst würde ich meinen Hausarzt aufsuchen und dem von deinem Problem berichten, im Normalfall wird er dann erstmal eine Blutuntersuchung vornehmen, da oft an depressiven Verstimmungen die Schilddrüse Schuld sein kann. Wenn das dann geklärt ist bekommst du eine Überweisung zum Psychologen, den du allerdings selbst raussuchen und anrufen musst (vielleicht kennt dein Hausarzt aber auch einen den er dir empfehlen kann). Wartezeit beträgt je nach Stadt durchaus auch mal 6 Monate bis man einen Platz bekommt.

LG

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Vielen Dank für deine Hilfe 😊 Das könnte ich sein. Ich war ebenfalls als kleines Mädchen schon so.

Es hilft mir sehr weiter zu wissen, dass es eben solche und solche Menschen gibt.

Ich werde mich weiterhin beobachten und rechtzeitig reagieren.

Danke 💐

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Hallo,

ich kenne das auch so, habe immer das Gefühl in Moll gestimmt zu sein.
Bin nachdenklich, grüblerisch, seh oft eher die negativen Aspekte, kann mich schwer einlassen, bin einfach traurig usw.

Das wird bis zu einem gewissen Grad auch immer so bleiben, weil man halt ist, ist man ist und nicht jeder Mensch schwingt eben gleich.

Allerdings habe ich trotzdem eine ganz tolle Psychotherapie gemacht mit einer Psychologin die sehr viel Bilder und Körperarbeit macht und mit ihr die Stärken die darin liegen herausgearbeitet.
Denn darin liegt auch ganz viel Stärke und Kraft.
Seitdem verlier ich mich nicht mehr so darin, die Phasen werden kürzer und weniger ausgeprägt.

Ganz wichtig ist aber ein guter Therapeut/in
die dich versteht und nicht ändern möchte.

Zuerst gehst du zum Hausarzt, der gibt dir einen Überweisubgsschein und dann heisst es suchen :-)

Alles Gute!!!

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Ganz lieben Dank für deine Erfahrung.

Es tut gut zu hören, dass man nicht allein ist 😊

Das mit deiner Psychologin klingt ja toll 😍 Ich fühle mich darin bestärkt, nach einer passenden Therapie für mich zu suchen.

Danke 💐

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Du kannst dir direkt einen Psychologen suchen.
Den Umweg über der Hausarzt kannst du dir sparen!

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Nein, denn der Hausarzt sollte zunächst die Blutwerte checken, ob bspw. die Schilddrüse auffällig ist. Man kann aber parallel vorgehen und gleichzeitig beide Termine ausmachen. Nur muss immer auch erst ausgeschlossen werden, ob nicht ein anderes Problem ursächlich ist, abgesehen davon, dass man so die Wartezeit (mehrere Monate) auf das Erstgespräch beim Therapeuten überbrückt. Ein guter Allgemeinmediziner würde dann auch monatlich zum Gespräch einladen um zu checken, ob die Situation schlechter wird.

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In München habe ich innerhalb von 3 Wochen das 1. Gespräch beim Psychologen gehabt ohne auch nur einmal vorher beim Hausarzt gewesen zu sein :-)
Ich würde empfehlen parallel zu fahren um lange Wartezeiten zu vermeiden.

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Hi!
Es gibt auch eine Dysthymie, das ist so wie du es beschreibst. Immer irgendwie schlecht, aber nie “richtig“ depressiv. Es kann sich aber eine Depression“draufsetzen“ (double depression).
Leider ist das was die anderen geschrieben haben, nur noch so halb richtig, denn seit April gibt es ein neues Gesetz. Dies verpflichtet Patienten, vor einer Psychotherapie eine psychotherapeutisch Sprechstunde aufzusuchen. Diese führen alle Psychotherapeuten mit Kassensitz durch. Dort sprichst du mit jemandem und klärst, ob eine PT das richtige für dich ist und du bekommst einen Wisch, auf dem das vermerkt wird. Die Sprechstunde kannst du dir selber suchen, oder die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) deines Wohnortes anrufen, die haben so eine Hotline und vermitteln die Termine. Kann dann auch weitwr weg sein aber das ist nicht schlimm, weil es meistens sowieso nur der eine Termin ist für die Sprechstunde. Für die richtige Therapie solltest du dich auf möglichst viele Wartelisten setzen lassen!
Nummern findest du zb unter dptv.de oder auf der Seite der Psychotherapeutenkammer deines Bundeslandes. Oder auf Therapie.de, aber da sind auch Heilpraktiker vertreten (oft keine gute Ausbildung und wird nicht von der Kasse gezahlt).
Zum Hausarzt musst du sowieso noch mal wenn du einen Therapieplatz hast, da der dann den Konsiliarbericht ausfüllen muss (genau das was geschrieben wurde, eine Bescheinigung dass deine Probleme nicht körperlich bedingt sind). Trotzdem lohnt es sich sicher schon mal hinzugehen, vielleicht ist es ja wirklich so easy und es liegt an der Schilddrüse. Auch Eisenmangel kann solche Symptome verursachen!
Alles Gute!

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Ah, stimmt, da war ja was!

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Vielen Dank für deinen Beitrag 😊 Das hilft mir sehr weiter.

Das mit der Dysthymie ist sehr interessant. Danke für diesen Denkanstoß😊💐

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Du musst dafür nicht vorher zum Hausarzt. Du kannst jeden Facharzt auch ohne Überweisung kontaktieren. Bei vielen Psychiatrischen Praxen musst du aber damit rechnen, lange Wartezeiten für die 1. Behandlung zu erhalten. Auch macht es Sinn sich mit den Fachgebieten zu beschäftigen. Ich hab eine die ist spezialisiert auf Postpartale Depressionen und Geburtstraumata. Macht zwar prinzipiell alles im Bereich Psychiatrie, gilt aber in diesen Fällen die beste in und um München. Jeder der dort war schwört auf ihre Art. Ich war erst 2x bei ihr zur Prophylaxe. Da ich beim 1. Die postpartale Depressionen nicht therapieren ließ sondern verdrängt habe, wurde ich zu ihr überwiesen damit mir das beim 2. Nicht passiert. So wurde die 1. Geburt aufgearbeitet (dafür braucht es nicht mal viel an Sitzungen) und mein Hormon und Blutwertstatus erhoben. Denn neben traumatisierenden Ereignissen, ist der 2 große Faktor der auf die Stimmung Auswirkungen hat. Hormone und Vitaminhaushalt. Klingt banal ist aber war.

Ich galt mit 17 als massiv Selbstmordgefährdet. Ich dachte allein aufgrund des Mobbing meines AG. Was natürlich kombiniert zusammen gewirkt hatte. Aber dann hat mein internist welcher mich auch psychologisch betreut hat und dem ich heute für sein Engagement dankbar bin, festgestellt das ich eine Schilddrüsenunterfunktion hatte. Diese Stoffwechselstörung fällt sehr häufig durch grundlose kinderlosigkeit auf oder eben depressive Züge. Auch Vitamin D Mangel ist typisch für depressive schübe. Das ist ein Grund warum im November und Dezember die Selbstmordrate steigt.

Psychische Erkrankungen und Probleme haben nicht zwangsläufig einen Hintergrund in der Frühkindheit etc. Sondern Psychologie ist gesamtheitlich zu betrachten. Auch gerade bei uns Frauen wirken Östrogene, Gestagene, Progesteron, Dopamin, Endorphine, Serotonin und Oxytocin sehr auf die Stimmung. Daher auch der schlechte Ruf, wenn wir zickig sind "bestimmt unsere Tage zu haben".... ja selbst die antibabypille macht viele Frauen depressiv und fördert schübe bei Frauen die von Haus aus eine Tendenz zur Depression haben. Gerade in und nach Schwangerschaften oder in den Wechseljahre sind wir Frauen generell dafür empfänglich. Meine Oma und meine Mutter sind seit dieser Zeit emotional 0 belastbar. Vorher nie Depressionen gehabt nie geheult nix und plötzlich weich wie Schwämme.

Schaden kann ein Besuch auf keinen Fall. Psychiatrie bedeutet nicht nur gesprächstherapie und auf ner Pritsche übers Leben zu reden. Das ist nur eine von vielen Behandlungsansätzen.

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Ich danke dir von Herzen für deinen langen und hilfreichen Beitrag 😊

Zumindest weiß ich, dass es bei mir nicht an der Schilddrüse liegt, da wir das nach der Fehlgeburt direkt gecheckt hatten.

Aber du hast recht, da spielen ja so viele verschiedene Dinge mit rein.

Ich werde der Sache definitiv auf den Grund gehen. Danke 😊💐

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Du musst nicht zuerst zum Hausarzt. (Kannst du aber, wenn du ihn vertraust und Dir Tipps für die therapeutensuche erhoffst). Du kannst einfach nach Therapeuten in deiner Nähe suchen und diese kontaktieren (es wird wahrscheinlich nicht gleich klappen-Warteliste, aber vielleicht hast du auch Glück). Informiere dich vorher auch über die verschiedenen Therapieformen (Verhaltenstherapie, psychoanalyse..) und überlege, was zu Dir am besten passt. Es gibt probatorische Sitzungen, nach diesen musst du dich entscheiden, ob du mit der Therapeut/in weitermachen willst. Manchmal stimmt die Chemie nicht. Für die Genehmigung durch die Krankenkasse brauchst du dann auch etwas vom Hausarzt, der möchte dann auch den therapiegrund wissen. Alles gute! Nur Mut!

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>>>Für die Genehmigung durch die Krankenkasse brauchst du dann auch etwas vom Hausarzt, der möchte dann auch den therapiegrund wissen.<<<

Nein, den Antrag bei der Krankenkasse stellt der Psychotherapeut.

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Trotzdem braucht man vom Hausarzt den Konsiliarbericht.

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Hallo, du hast schon hilfreiche Tipps bekommen.

Einen Termin beim Psychotherapeuten zu vereinbaren, hätte sicher einige Vorteile für dich. Selbst wenn du keine Therapie beginnen solltest, können deine Beschwerden diagnostisch abgeklärt werden und du über deine Optionen aufgeklärt werden.

Um die Diskussion oben abzukürzen:
Du kannst dich direkt an den Psychotherapeuten wenden, ohne Überweisung.
Der Therapeut wird dann einen Konsiliarbericht einfordern und überweist dich dafür zurück zum Hausarzt oder Psychiater. Für einen Therapiebeginn brauchst du immer einen Konsiliarbericht, einzige Ausnahme ist eine Akuttherapie, welche maximal 12 Sitzungen umfasst. Diese wäre aber bei deinem Beschwerdebild vermutlich nicht der Weg der Wahl.

Den Therapieantrag stellt übrigens nie der Therapeut, sondern immer der Patient. Denn dieser ist der Versicherungsnehmer. Normalerweise wird der Therapeut aber immer alle Unterlagen vorbereiten und der Patient unterschreibt nur noch.

Trau dich, viel Erfolg und gute Besserung!

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Tausend Dank für deine Hilfe😊

Heute morgen dachte ich noch „oh nein, hast du wirklich letzte Nacht ins Forum geschrieben“ 😄 Aber es ist so toll, wie mir hier weiter geholfen wurde.

Vielen Dank und alles Gute💐

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Ich denke schon, dass du depressiv bist.
Du bist grundlos traurig. Vermutlich könnten dir Medikamente aus deinem Loch heraushelfen.
Ob eine Gesprächstherapie hilfreich wäre, wage ich zu bezweifeln.

Ich würde es beim Hausarzt ansprechen, damit er dich an einen Spezialisten weitergibt.

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Ob jemand einen Auslöser für seine Traurigkeit in seinen Lebensumständen sieht, spielt kaum eine Rolle für die Wirksamkeit einer Psychotherapie.

Gesprächstherapie ist außerdem nur ein mögliches Verfahren im Bereich der Psychotherapie.

Eigentlich sind diese Details jetzt nicht entscheidend, aber es wäre schade, wenn jemand sich dadurch von einer wirksamen Psychotherapie abschrecken lässt.

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Ich danke dir 😊 Ja, ich werde definitiv mit meiner Hausärztin sprechen

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Mein Mann hat Dysthemie, sehr schwer zu diagnostizieren da man eben nicht in diesem ganz tiefen Loch ist.
Tatsächlich helfen bei dieser Form der Depression nur eine Kombi aus Medis und Therapie.
Meinem Mann hat das sehr geholfen.
Weitere Infos gerne per PN

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Vielen Dank für deine Erfahrung💐
Ich werde der Sache auf jeden Fall auf den Grund gehen / auf den Grund gehen lassen 😊