Hallo,
ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Mein Mann ist jetzt seit über 2 Jahren mit seiner Bachelorarbeit beschäftigt (eigentlich hat man nur 6 Monate Zeit, er verlängert über Krankschreibungen - psychisch, ist ohne Begrenzung möglich).
Der erste Versuch ging schief (Thema zu kompliziert, bzw. er war von Ergebnissen aus einem anderen Fachbereich abhängig, die fehlerhaft waren, an denen er aber nicht arbeiten konnte, er gab dann auf und ist nun im 2. Versuch. Wenn der scheitert, war's das mit dem Abschluss). Unsere Tochter ist 9 Monate alt. Es war nicht absehbar, dass er solche Probleme haben würde. Eigentlich wäre er 2 Monate vor Geburt fertig gewesen, mit einem an sich machbaren Thema. In seinem Bereich wird viel gesucht, daher würde er an sich schnell etwas gut bezahltes finden können, aber natürlich nur mit Abschluss. Wenn ich ihn angesprochen habe, hat er lange Zeit wütend reagiert, nach dem Motto “Angriff ist die beste Verteidigung“, das konnte ich aber irgendwann nicht mehr durchgehen lassen und ich konfrontierte ihn, dieses Mal war ich sehr wütend, das war letzten Sommer, als unsere Tochter 3 Wochen alt war. Es gab dann beiderseits viele Tränen (mein Mann gestand mir psychische Probleme ein, es viel ihm sichtlich schwer mit mir zu reden). Ich konnte ihn von einer psychologischen Beratung bei der Uni überzeugen. Er war ein paar Mal dort, fand es erst gut, brach dann aber ab, weil die Psychologin wohl sehr in Richtung “Abgabe“ drängte, was an sich zwar auch irgendwo richtig ist, aber das erzeugte bei ihm zusätzlichen Druck, der ihn blockierte. Ach ich weiß nicht, es ist so viel, mir wird auch gerade schlecht, wenn ich das lese, wie lange es schon so läuft...
Er hat mir jetzt vor ein paar Wochen etwas zu lesen gegeben und ich habe ein bisschen Rechtschreibung korrigiert und Anmerkungen gemacht. So würde ich gerne weiter machen, aber seit einer Woche heißt es wieder “morgen“ kriege ich was zu lesen und es kommt nichts. Er sitzt dran, den ganzen Tag, bis nachts, ab und zu mal Pausen. 1 Mal die Woche kaum oder nichts dafür machen.
Ich bin in Elternzeit, eigentlich für 2 Jahre, aber wenn das jetzt scheitern sollte, muss ich hoffen mein AG nimmt mich zum Sommer / Herbst wieder. Nur, das muss man dann ja auch so früh wie möglich mitteilen. Zum Sommer nächstes Jahr sind wir für 2 Krippen auf der Warteliste und sollten auch was kriegen, zu 99%. Jetzt im Sommer / Herbst hätten wir nichts. Elterngeld nur noch bis Sommer, bis Mai noch Wohngeld.
Die Sache ist, von mir wünscht er sich Mitgefühl, aber allmählich.... Ich habe einfach Angst davor, dass es im Sommer heißt “schaffe ich nicht“, noch hätten wir Zeit, was zu organisieren (meine Arbeit, Betreuung, mit viel Glück!). Ich habe eine Arbeit, bei der ich in einer anderen Stadt schlafen muss, meine Tochter ist noch total von mir abhängig (nahezu voll stillen, schlafen legen nur ich....) Sie ist so eine kleine Sensible, die 2 Jahre zu Hause eigentlich bräuchte (zumindest aus jetziger Sicht). Wenn das jetzt nichts wird, muss mein Mann noch eine Ausbildung machen, ich müsste bei meiner Arbeitsstelle hauptsächlich an den Wochenenden arbeiten, da bliebe nicht mehr viel für Familienzeit über. Das ist doch scheiße, er hat das schwierige Studium fast geschafft und “nur“ diese Abschlussarbeit ist noch im Weg.
Habt ihr Denkanstöße? Erfahrungen? Irgendwas?
Ich habe es wahrscheinlich geschafft, dass er bald nochmal eine andere Beratung ausprobieren wird, da sollte bald eine Rückmeldung kommen.
Liebe Grüße und danke für's Lesen!
Abschlussarbeit Mann - Zukunft?
Oh je.
Das hört sich ja katastrophal an. Ist deinem Mann nicht bewusst, dass er damit nicht nur seine, sondern auch deine und vor allem die Zukunft eurer Tochter verbaut?
Doof gesagt - was macht er denn denn ganzen Tag? Wenn er von 8 bis 4 am Schreibtisch sitzt muss da doch was bei rum kommen?
Und weswegen ich lieber in schwarz schreibe: Vielleicht ist ja ein Ghostwriter eine Alternative bei euch. Ich habe das noch nie in Anspruch nehmen müssen und ethisch ist es sicherlich auch nicht Einwandfrei - aber wenn ihr mit 3000€ eure Familie retten könnt?
Solange dein Mann nicht komplett falsch in seinem Studiengang ist, sondern es wirklich "nur" an der BA scheitert, würde ich diese Option in Erwägung ziehen.
Danke für deine Antwort. Ihm ist das sehr bewusst. Er hat starke Konzentrationsprobleme, schafft manchmal in 5 Stunden nur ein paar Sätze. Ich habe ihm auch angeboten, dass er erst mal Notizen mit seinen Quellen macht, grob aufschreibt, was wo stehen soll, und wir zusammen formulieren, aber es kommt wieder nichts.
Ghostwriter würde er bestimmt nicht wollen, aber fragen werde ich ihn
Wann fingen die Konzentrationsprobleme an?
Nur bei Prüfungen? Dafür schon früher auch?
Schon immer, nur dass er es im Unterricht/bei Vorlesungen "umgehen"/"vertuschen" konnte?
Zeitfaktor? Wenn er früher nie Konzentrationsprobleme hatte, aber seit einigen Monaten, dann eher Arztcheck: organisch oder psychische Erkrankung. Dazu bräuchte es aber eine Diagnose für die Behandlung, mit Behandlung Hoffnung auf Besserung. Siehe meinen Beitrag von eben.
Hallo,
Das klingt wirklich nicht gut was du da schreibst. Ich könnte mir 2 Gründe vorstellen und entsprechend unterschiedliche Ratschläge ...
Einerseits könnte ich mir vorstellen, das dein Mann ganz genau weis, was daran hängt und deshalb so unter Druck steht das einfach nichts geht.
Ihr solltet vielleicht wirklich mal über Ängste und Sorgen sprechen. Macht euch bewusst, das es auch ein Leben nach dem Abschluss oder eben auch gut ohne Uni gibt. Ich denke nicht das es hilfreich ist, wenn du mehr Druck aufbaust.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen das auch ein paar Tage Abstand von der Arbeit gut helfen wieder auf Kurs zu kommen und dann voller Elan neu zu starten.
Für den unwahrscheinlichen Fall das er einfach nur keinen Bock hat aktiv zu Arbeiten, weil es ja so ganz gut läuft und wesentlich bequemer ist dahinzudümpeln und damit durchzukommen folgender Rat:
Mach dem wehrten Herren mal ordentlich Feuer unterm Hintern! Eine Bacherlorarbeit ist nun wirklich kein Hexenwerk und in Vollzeit kann er das gut in der Regelzeit schaffen! Da darfst du auch gerne wütend sein, dass er den Ernst der Lage nicht versteht.
Liebste Grüße und alles Gute sowie deinem Mann ganz viel Erfolg!
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Hallo, was studiert dein Mann denn? Bzw gibt es etwas, dass ihn am Thema emotional triggert, sodass es ihn blockiert...???
Auch eine Überlegung wäre... hat er Angst was nach dem Studium kommt? Das er dem Job nicht gewachsen wäre und sich durch eine Blockade und das ewige hinschieben der BA diese davor „drückt“... das passiert auch unterbewusst...
also zunächst sollte er den Grund für seine Blockade finden und diese überwinden.
Ich hatte bei meiner Abschlussarbeit auch zu knabbern. Erst dachte ich, das Thema würde mir locker aus der Hand gehen, aber dann merkte ich, dass ich ganz schön an meine Grenzen stoße... war ein hartes Stück Arbeit... es gibt viele Gründe, warum wir blockieren, meist liegen diese Gründe aber nicht am nicht „können“ oder nicht „wollen“, sondern da schleicht noch jemand mit, den wir nicht auf dem Schirm haben...
der Gang zu einem Therapeuten würde ich deinem Mann wirklich empfehlen, er hat doch hart für sein Studium gearbeitet, es wäre doch blöd nun mit leeren Händen dort zu stehen. Wenn es jedoch was psychisches ist, wirst du ihn allein mit Logik und gutem zureden nicht helfen können. Da gehört eine professionelle Sicht hinein...
wie hat er sein Studium denn bisher „gemeistert“? Hätte er bei Prüfungen auch immer schon Probleme oder Ängste?
Die Angst vor dem scheitern kann auch so extrem lähmen, dass quasi alle Lichter ausgehen. Da kann man vor dem Rechner sitzen, wie man lustig ist. Oft hilf es, wenn man aus dieser lähmenden Situation bewusst hinaussteigt, z.b nicht wie gewöhnlich am Schreibtisch sitzt, sondern sich einen anderen Platz wählt, wo die Blockade nicht zuhause ist... es gibt ganz gute Rituale, die Therapeuten mit ihm erarbeiten können, er muss sich nur mal darauf einlassen.
Ich kann dich aber verstehen, dass es dich so ärgert, eure familiäre Existenz steht quasi auf dem Spiel. An deiner Stelle, würde ich mir einen Plan b zurechtlegen und nicht darauf hoffen, dass sich die Situation schnell lösen lässt, damit ihr nicht am Ende vor noch mehr Problemen steht. Hättest du Möglichkeiten auf ein Jobwechsel? Kurzfristig was anderes arbeiten oder eine familienfreundlichere Umschulung, mit der du nicht am Wochenende weg wärst?
Euch alles gute
Lg
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Bitte versuch ihm klar zu machen, dass das NUR eine Bachelorarbeit ist. Das ist nichts großes!! Mehr oder weniger ein ausführlicher Aufsatz. Und selbst wenn er keine super Note dafür bekommt, hat er mit Abgabe seinen Abschluss.
Wir könnten unsere Arbeit vorab sogar unserem Prof zum drüberschauen geben. Er hat uns noch ein paar Verbesserungsvorschläge gemacht und am Ende hatte jeder einer super Note. Vielleicht ist das bei deinem Mann auch möglich?
Ansonsten les dich selbst in das Thema ein und schreib ihm ein paar Absätze. Er kann sie dann ja verbessern und ergänzen. Oft ist es ja einfach schwer, einen neuen Anfang zu finden.
Alles Gute
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Wenn sein Betreuer ihm nicht mehr antwortet, kann er vielleicht den Betreuer wechseln? Oder eventuell mal ein persönliches Gespräch mit Prof/Betreuer (ist das die gleiche Person?) in Betracht ziehen? Manchmal hilft ein ehrliches Gespräch und vielleicht kann er dann seine Ansätze und Probleme beim Thema erklären und noch Anregungen kriegen. (Mein Prof war in der Diplomarbeit immer für mich da, hat alle Probleme ernst genommen und zugehört. Aber ich weiß, dass längst nicht alle so sind.)
Hat dein Mann Kommilitonen, die ihm etwas helfen können?
Ich habe bei meinen Abschlussarbeiten auch immer 2, 3 Mitleidende gehabt, und wenn einer nicht weiter gekommen ist, haben wir uns gegenseitig geholfen.
Für eine Freundin habe ich die Arbeit in großen Teilen umgeschrieben und die ganzen Fußnoten und Literaturverzeichnis gemacht.
Bist du halbwegs im Thema und kannst unterstützen? Methodenwissen ist dabei häufig wichtiger als Fachwissen, einlesen kann man sich in vieles.
Danke. Informatik, ich hab's versucht, hatte aber keine Chance. Sonst würde ich es definitiv versuchen!
Kommilitonen hatte er schon versucht, konnten auch helfen, aber er will nicht ständig hin, der letzte Kontakt ist jetzt auch schon her und er möchte nicht immer nach Hilfe fragen (allgemein so ein Thema). Ggf. werde ich das aber auch nochmal ansprechen
Ich weiß nicht ob das möglich ist bei euch. Kann dein Mann nicht in Elternzeit gehen und studiert trotzdem weiter? Sucht euch eine Tagesmutter bis eure Kleine in die Krippe geht. Und du gehst arbeiten.
Es ist bei mir ja sehr lange her, wo ich in Elternzeit (das war früher Erziehungsurlaub). Da habe ich das immer nur für ein Jahr beantragt. Und dann erst verlängert. Gab auch mal eine Situation, wo es hieß Rationalisierung im Betrieb, hatten aber noch großes Glück. Ansonsten wäre ich dann als Alleinverdiener Vollzeit wieder eingestiegen und mein Mann wäre dann für eine Zeitlang zu Hause geblieben.
LG Hinzwife
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Wo liegt das Problem?
Will er nicht / kann er nicht / hat er Angst vor der Veränderung?
1. als ADHSler kommt mir die Beschreibung sehr bekannt vor. Früher half mir nur sehr hohe Eigenmotivation. Heute mit Diagnose UND passender !!! Begleittherapie habe ich Strategien. Einfach ist es weiterhin nicht, aber es klappt besser.
Psychische Folgen sind bei unbehandeltem ADS/ADHS häufig. Versagensangst, das Gefühl zu Versagen, Druck durch sich selbst, Druck aus dem Umfeld was wiederum zu mehr Depressionsproblemen führt.
2. Angst vor Veränderungen.
Inzwischen kenne ich einige, die nach Schule/Ausbildung/Studium Angst vor dem Neuen haben. Auch wenn der Job sicher ist, es ist ein neuer Abschnitt. Als Kindergartenkind - Grundschüler gibt es keine Wahl und Begleitung durch die Eltern.
Nach dem Studium fängt etwas neues, unbekanntes an.
Das kann manche aus der Bahn werfen.
Bei psychischen Vorerkrankungen oder ähnlichem erst Recht.
Oder kennt er das Berufsleben schon? Dann wäre es ein Übergang. Wenn er bisher studiert hat, kann ihn die neue Verantwortung: arbeiten, finanzielle Verantwortung zunächst erdrücken.
Das mag vielleicht statistisch nur auf wenige zu treffen, auf die wenigen jedoch mit umso größerer, lähmender Wucht.
3. welche psychische Ursache hat er?
Kann die Studienberatung ihm wirklich helfen?
Leistungsdruck, Schreibblockade, Ursachen studien/arbeitstechnisch bestimmt.
Tendenz ADS, Depression oder andere psychische Erkrankungen würde ich eher in erfahrene Ärzte/Therapeuten geben, die die Diagnose finden und behandeln können.
Wobei sich nicht jeder Facharzt mit jedem auskennt. Viele ADSler bekommen Antidepressiva, ohne nach der Ursache zu forschen.
4. organische Untersuchung:
war er früher auch schon so oder kamen die Probleme mit Studienende?
Wenn es neu ist
- Schlddrüse
- Mangelerscheinungen
- Diabetis
- sonstiges
5. wenn 1.-4. alles ok ist, er bisher auch ablehnt nach der Ursache zu forschen, dann würde ich mir ausrechnen, wie es auch ohne ihn geht.
Es gibt Faulpelze, die einfach keinen Bock haben
und Menschen, die zwar Erkrankungen haben, aber die Folgen an ihrem Umfeld auszulassen, selbst aber nichts unternehmen, die Folgen abzuschwächen.
Ich habe Verständnis für: wer nicht kann, es versucht hat, sich informiert hat (gerne auch mit Unterstützung) und an die Grenzen kommt. Wer Hilfe braucht, diese auch annimmt oder wenn es keine Hilfe in passender Form gibt, nicht erwarten, dass andere alles aushalten/mittragen.
Kein Verständnis habe ich für dienigen, die zwar könnten, aber nicht wollen
oder die nicht können, aber auch nicht bereit sind etwas zu tun
und abwarten, sich herausreden und andere sollen alles machen, weil sie selbst keinen Plan haben und kein Interesse daran haben, dass es sich verändert (selbst wenn es die Angst vor Veränderung ist: darüber reden und einen Plan entwickeln , wie man mit der Angst umgehen kann). Warten bis die Probleme von allein vorbei gehen, kann ich so gar nicht leiden, wenn dies auf Kosten anderer geschieht.
Wenn er nicht kann, aber bereit ist darüber zu reden, welche Möglichkeiten es gibt und diese ggf. mit Begleitung (die braucht man manchmal) anzunehmen, dann ok.
Aus Angst vor Veränderung alles abzublocken ... dann ist irgendwann das Maß voll. Das kommt bei ADS häufiger vor, als man so manches mal denkt! Irgendwann ist jedoch eine Grenze erreicht.
Danke für deine ausführliche Antwort. Kein AD(H)S, die Konzentrationsprobleme treten nur bei der BA auf. Faul ist er definitiv nicht, daran liegt es nicht. Ich hoffe jetzt auf die Beratung und bleib dran, dass er mir gibt, was er geschrieben hat
Vielen Dank ihr Lieben! Ich nehme viel aus euren Antworten mit und mache mir Gedanken drüber