Kind auf selbe Schule wie Mutter?

Hallo zusammen,
wir stehen vor einer schwierigen Situation. Kind 1 wird definitv eine Gymnasialempfehlung bekommen und ein Gymnasium besuchen.

Wir wohnen ca. 150m von einem Gymnasium entfernt, es ist ein absolutes Traumgymnasium wie es sich die deutsche Gesellschaft wohl wünscht. Sehr einfache, pflegeleichte Klassen mit intelligenten Schülern, tolle Schulorganisation, moderne Gebäude, viele finanzielle und personelle Mittel, halbtags, hoher Anspruch, viele außerschulische Angebote wie z.B. eigenes Landschulheim, AGs, Klassen mit ca. 15-20 Schülern. Sehr, sehr hohes Niveau und perfekte Bedingungen für das Lernen eines Kindes/Jugendlichen. Fordern und fördern ist hier echt mehr als gelungen. Woher ich das so genau weiß? Ich bin Lehrerin an der Schule ;-).

Das nächste Gymnasium ist in der nächsten Großstadt. Dieses Gymnasium habe ich als Kind selbst besucht und habe keine guten Erinnerungen dran (schlimmes Mobbing). Generell hat es wohl einen "Ok"-Ruf, von Kollegen wird immer wieder jedoch berichtet, dass die Schülerschaft in den letzten Jahren schon schwieriger geworden ist (hoher Migrationsanteil, vermehrt Eltern aus bildungsfernen Schichten, viele Verhaltensauffälligkeiten, schwierige Personalsituation bei gleichzeitigem Anstieg von Inklusionskindern etc.). Da wir in einer Kleinstadt/größerem Dorf wohnen, müsste Kind 1 wohl etwas über eine Stunde Bus fahren, der kommt allerdings nur stündlich und es müsste auch einmal umgestiegen werden.Von Tür zu Tür wären es also je nach Unterrichtsschluss ca. 2,5 Stunden, morgens etwa 2. Dazu ist es G9 (sehr großer Minuspunkt für mich) und hat Nachmittagsunterricht (großer Minuspunkt für mich). Also eigentlich wäre für mich klar, dass Kind 1 aufs Gymnasium direkt neben unserem Haus geht - wären da nicht meine Bedenken. Meine Mutter war selbst auf dem Gymnasium, wo mein Opa unterrichtete und meint, ich dürfe das Kind 1 auf keinen Fall antun. Mein Opa war wohl nicht sonderlich beliebt und es war ihr immer unfassbar peinlich, die Tochter von X zu sein, gerade in der Pubertät wo Eltern auch ohne Lehrersein schwierig werden ;-) Das Gymnasium hier ist zudem ein staatlich anerkanntes Gymnasium und wir müssten 200€ im Monat zahlen, bei dem anderen nichts. Ich finde, dass das eine enorme Summe über 8 Jahre hinweg ist.
Kind 1 selbst sagt, dass es gerne mit seinen Freunden auf das Gymnasium hier im Dorf gehen würde aber ich bitte nicht da erscheinen soll und mich im Lehrerzimmer verstecken. Das ist allerdings definitv nicht möglich, ich weiß nicht mal ob es möglich ist, nicht die Unterrichtsverpflichtung für die Klasse von Kind 1 zu übernehmen, weil ich durch 2 Schwangerschaften derzeit die einzige Lehrerin nächstes Schuljahr an unserer Schule mit dem Fach bin.
Wie würdet ihr entscheiden - Dorfschule oder Stadtschule? Ich tendiere derzeit trotz der hohen finanziellen Belastung und meinem Lehrerjob zu der Dorfschule - aber so wirklich sicher bin ich mir nicht. Meinem Mann sind die 200€ zu viel, will das Kind aber auch nicht in die Stadt schicken. Kind 1 hat keine wirkliche Meinung, Anmeldung ist aber Ende Oktober.

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Hallo.

Ich würde erstmal danach gehen, was das Kind denn lieber möchte.
Und... 200 Euro.... dürften als Studienrätin ja auch nicht das Mega-Problem darstellen.;-)
Zudem finde ich es äußerst praktisch, wenn die Schule nur 150 m vom Elternhaus entfernt liegt. Spart doch jede Menge Fahrtzeit, die sinnvoller genutzt werden kann.

Hat jetzt nicht unbedingt was mit deiner Frage zu tun. Aber es würde mich trotzdem mal interessieren:
Man liest ja hier häufig "Die Schule möchten wir nicht wählen, u.a. wegen dem hohen Migrationsanteil". WARUM ist das so? Gleichzeitig heißt es aber "Wir brauchen diese Leute, um unsere Jobs/Renten zu sichern". Das eine schließt das andere doch aus?!?!?#zitter

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In meinem Jahrgang auf dem Gymnasium waren 3 Kinder von Lehrern. Die Mutter der einen war ziemlich beliebt, der Vater/die Mutter der anderen beiden eher weniger. War kein Problem.
Auch meine Geschwister hatten mehrere Lehrerkinder in ihren Jahrgängen, ohne das das ein Grund für Mobbing o. Ä. gewesen wäre. Viele dieser Kinder waren sogar ziemlich beliebt, auch da, wo die Eltern als streng und blöd galten. Viele Lehrer hatten mehrere Kinder auf der Schule, haben sich also nicht noch mal umentschieden.

Soweit ich weiß, kann man als Lehrer eine Art "schwarze Liste" erstellen, wenn man aufgrund von verwandtschaftlicher Beziehung bestimmte Schüler nicht unterrichten möchte. Die Lehrerkinder von meiner Schule wurden nie von ihren Eltern unterrichtet. Eine Freundin von mir war auf der Schule, wo ihre Patentante Lehrerein war, auch sie wurde nie von ihr unterrichtet.

Die Kosten sind natürlich nicht zu unterschätzen, aber bei den Fahrzeiten würde ich das wohl in Kauf nehmen.
Ein Mitschüler von mir ist in der 10. Klasse auf eine internationale Schule gewechselt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln war er da auch 2-3h unterwegs. Nach den Herbstferien ist er zurückgewechselt, weil ihm das zu anstrengend war.
Gerade beim Nachmittagsunterricht wird es echt spät, zumal dann die große Wahrscheinlichkeit besteht, dass es durch den Berufsverkehr noch länger dauert (zumindest ging es mir so und das war eine Kleinstadt).

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1. ich würde danach gehen, was das Kind möchte

2. das mit dem Lehrerkind verstehe ich durchaus, vor allem, wenn es eine kleine Schule ist.
In eurer Situation würde ich aber eher selbst die Schule wechseln.
Nein, Spaß und doch ernst gemeint.

Bei den Außenfaktoren, die du beschreibst, fände ich es einfacher eine interne Lösung zu finden (Absprachen), als das Kind diesen Weg zu zumuten.

Alternativ würde ich eher selbst den langen Weg in Kauf nehmen, als dem Kind den Schulweg zuzumuten. (ich weiß, dass man als Lehrer nicht einfach wechseln kann UND dass du länger an der Schule bleiben wirst als dein Kind)


3. bei diesen Rahmenbedingungen würde ich als Kind nur mitmachen, wenn die Mutter-Kind-Konstellation unzumutbar ist ODER die andere Schule meine Traumschule wäre.

2 Stunden pendeln, ohne Freunde, für eine fremde Schule (deren einziger Pluspunkt ohne Mama ist), würde ich mir den Fahrtweg sicher nicht antun.


4. familieninterne Absprachen könnten z.B. sein, dass ihr euch zwar duzt, aber nur ansprecht, wenn es notwendig ist. Dein Kind ist für dich Schüler. Kein Essen nachtragen, keine Sonderbehandlung.
Verstecken muss nicht sein, grüßen kann auch stumm erfolgen oder auch mal ausfallen. Auf dem Schulgelände bist du eine Lehrkraft und nicht Mutter.

Wie es bei Vertretungen ist, weiß ich nicht. Im Unterricht wirst du dein Kind ja nicht bekommen. So viel sei ja schon mal gesichert. Für den Pausenhof/Wege gibt es Absprachen.
Auch Lehrer-Lehrer-Gespräche. Du bist in dem Moment nicht die Mama, sondern hältst dich daran, dass du Infos nur zu den regulären Zeiten holst. Wie weit kannst du deine Neugier zurückhalten?


5. wenn dein Kind größer wird, eigene Interessen entwickelt, bereit ist den langen Weg auf sich zu nehmen, dann, ja dann würde ich einen Wechsel in Erwägung ziehen.


6. zwischen unzumutbar und super gut, gibt es auch noch die Möglichkeit: okay. Man arrangiert sich. ;-)

Wenn es sich stark in eine Richtung entwickelt, die unzumutbar wird, gibt es immer noch die Möglichkeit zu wechseln.
Auch dann, wenn sich besondere Interessen entwickeln.

Freunde von mir haben z.T. das Gymnasium gewechselt, weil sie woanders andere Möglichkeiten hatten. Aber eben erst später, als sie bereit waren, den Fahrtweg auf sich zu nehmen, das Nutzen-Weg-Verhältnis Sinn ergab
und als sie selbst schlicht so weit waren, dass eine längere Fahrt mit allem was dazu gehört zumutbar wurde.



Umgekehrt könnte es euch auch passieren:
dein kind kommt auf die weiter entfernte Schule und wechselt dann frustriert und erschöpft zurück an deine Schule. Entkräftet, weil der Fahrtweg eben doch belastend sein kann.
Das wäre dann so richtig in der Pubertät.


Daher würde ich zuerst die näherliegende Wahl treffen, probieren wie es läuft.
Und wenn Kind dann sagt, ey Mama ich halt das nicht mehr aus, das geht so nicht; dass dann ein Wechsel in Betracht gezogen wird.

Da dann aber auch nicht darauf berufen, dass es ja jetzt geklappt hätte oder so, sondern offen bleiben für diese Möglichkeit.



7. wie würde sich dein Kind entscheiden, wenn du nicht da unterrichten würdest?
(natürlich kann man den Faktor nicht streichen), aber mal angenommen, es wäre "neutral"

Wenn dann alles an der Schule passt, würde ich es probieren.

Wenn dann aber auch schon Faktoren wären, wo man sagt, neee, das passt nicht weil.... und Mama im Lehrerzimmer nur noch das i-Tüpfelchen wäre, würde ich anders entscheiden.

8. eure Vergangenheit ist durchaus ernstzunehmen, kann, muss sich aber NICHT wiederholen.

Immerhin seid ihr in der Lage darüber zu sprechen.
Habt vielleicht Ideen, wie ihr vorbeugen könnt.
Ihr habt andere Voraussetzungen.


Mein Kind liebt Dinge, die ich als Kind gehasst habe und heute noch doof finde.
Nur weil es für mich nciht passt, kann es meinem Kind trotzdem gut tun.

Allerdings habe ich einfach einen anderen Blick darauf. D.h. ich lasse sie ausprobieren; bin aber einfach nur schneller/offener, wenn ich merke, dass sich meine Erfahrung wiederholt
und ebenso offen, wenn ich merke, dass es für sie genau das richtige ist (sie kann ja nichts dafür, dass es für mich grottenfalsch war). ;-)

Das bezieht sich jetzt auf deine Erfahrungen wie auf die deiner Mutter.
Für deine Mutter war es schlimm. (anzuerkennen)
Wie bist du anders als ihr Vater? Bist du so wie er? Dann verstehe ich ihre Bedenken umso mehr. Bist du anders als ihr Vater - und/oder dein Kind anders als sie, könntet ihr Chancen haben.

Vor allem, wenn ihr offen seid, die Möglichkeiten nicht verbissen seht (Wechsel möglich, aber nicht vorprogrammiert), offen redet, wenn ihr merkt, dass es nicht mehr so passt oder anders werden könnte.

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Ich würde das Gymnasium direkt neben an wählen.

Das Kind möchte da hin.
Da sind die Freunde der Nachbarschaft.
Es wird extrem viel Zeit eingespart - und ich finde, auch Kinder dürfen noch Zeit für sich neben der Schule haben.

Die 200 Euro im Monat wären für mich wirklich zweitrangig, wenn ich nicht gerade jeden Cent umdrehen muss. Das wäre mir das Wohlbefinden meines Kindes definitiv wert.


Wir hatten früher auch einen Lehrer Sohn in der Klasse. Der Lehrer durfte unsere Klasse nicht unterrichten.
Das war alles, was es darüber zu erzählen gibt.
Er war ein ganz normaler Teil der Klasse und es gab nie Probleme.

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Hallo,

also wir haben hier in unserer Kleinstadt auch ein Gymnasium und eine Realschule mit absoluten Spitzenruf - und das ohne Schulgeld! Und dadurch viele Kinder die aus den Nachbarorten und Gemeinden zu uns kommen. Es fahren Schulbusse aber die fahren auch nicht den direkten Weg, sondern über die ganzen Dörfer. Je nach Entfernung & Verkehr fährt der Bus da auch schon teilweise 1,5 Stunden. Meine Nichte ist 14, wohnt hier im Ort und geht aufs Gymnasium. Einmal pro Woche ist Mittagschule, mein Bruder ist über Mittag nicht daheim daher kommt sie im Winter gerne zu uns zum Essen (ich bin in EZ) und meistens kommen auch 1-2 Freundinnen mit. Nach Hause fahren ist über Mittag keine Option für sie und im Winter ist es dunkel wenn sie am Morgen los gehen und schon wieder dunkel, wenn sie am späten Nachmittag heimkommen.
Ihre Freundinnen stehten zwischen 6.30 Uhr und 7 schon an der Bushaltestelle - da steht meine Nichte auf damit sie kurz vor 8 in der Schule ist!

Lehrerkinder gibt es doch auf dem Dorf/Kleinstadt doch immer wieder. Und wenn sie bei ihren Freundinnen bleiben will, wäre das für mich schon entschieden. Da mute ich meinem Kind nicht so eine Pendelei jeden Tag zu!
Und meines Wissens nach darfst du deine Tochter gar nicht unterrichten - du bist da schließlich befangen!

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Das stimmt in der Theorie. Wie sieht es aber aus wenn es - wie im Falle der TE - nur einen Lehrer für dieses Fach gibt?

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Hallo,

ich schließe mich da den anderen Schreiben an, würde auch die Schule vor Ort wählen, Du schreibst ja durchweg positiv über Diese.

Abgesehen von der langen Fahrtzeit, wie sieht es denn mit den Kosten für den Bus aus? Häufig werden diese ja nur unter bestimmten Voraussetzungen, also vorgegebene Entfernung von Stadt oder Landkreis übernommen, oftmals auch mit der Vorgabe, dass es die nächstgelegene Schule sein muss. Dann doch lieber Geld für die bessere Schule zahlen.

Alles Gute bei der Entscheidungsfindung.

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Hallo Kollegin,

ich kann deine Bedenken gut verstehen. Allerdings zählst du zumeist die Nachteile auf, welche gegen deine Schule sprechen. Die Zeitersparnis ist immens und das darf man Zeiten der (teilgebundenen) Ganztagsschule auch nicht vergessen. Eine Stunde Busfahrt ist zudem auch sehr belastend. Ich erlebe das täglich bei meinen kleinen Sechsern.

Außerdem könntet ihr auf dem kurzen Dienstweg Sachen klären. Die Zeit, in der du ihr peinlich bist, geht doch schnell um. Die 2-3 Jahre wird sie wie viele Lehrerkinder auchaushalten.

Dazu sagst du, dass deine Schule sehr gut ist und angenehme Klasse hat. Mit meiner Erfahrung aus einer Problemgesamtschule kann ich dir nur sagen, dass es das Leben erheblich vereinfacht, wenn man nicht zum Schulneustart noch mit anderen Problemen konfrontiert wird.

Wie schon gesagt, sollten die 200€ nicht die ausschlaggebende Rolle spielen.

Ich würde sie bei dir anmelden, da für mich die Vorteile überwiegen.

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Ich war auf dem Gymnasium, an dem meine Mutter unterrichtet hat. Das ging. Klar, es war meine Schuld, wenn man wieder mal den ätzenden Lehrer bekam, weil meine Mutter nicht bei uns unterrichten durfte. Aber das war immer schnell vergessen.
Eins ist aber wichtig: die Lehrer deines Kindes dürfen dich nicht anders als andere Eltern behandeln. Kein „dein Kind hat wieder ne vier, wohl nicht gelernt, was?“. Das ist schrecklich. Es muss die gleichen Möglichkeiten haben wie alle anderen, dir gute und schlechte Neuigkeiten als erstes zu erzählen. Mach das deinen Kollegen auf jeden Fall klar.

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Eben. Deswegen ist es doch cool das Kind vom unbeliebten Lehrer in der Klasse zu haben. Weil man den dann ja nicht bekommt 😊 wir hätten sogar einen in der Klasse wo beide Eltern an der Schule waren und 2 Brüder ebenfalls Schüler. Da hasste einen fetten Stempel drauf.

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Ich unterrichte ebenfalls an einem sehr guten Gymnasium und zur Not, wenn mein Kind wollte, würde ich es dorthin lassen. Eine Kollegin macht es gerade so, ist kein Aufreger, wenn man die Rollen gut trennt. Also nicht die Kollegen im Lehrerzimmer ansprechen, wenn das Kind was im Unterricht nicht versteht 😂.
200 Euro finde ich auch happig, bei dem, wie du es beschreibst, bekommt man aber auch etwas dafür und da ihr ja wie du schreibst im Grunde keine adäquate Alternative habt, würde ich damit leben.
Das eigene Kind unterrichten und bewerten fände ich hingegen ganz unglücklich, da würde ich vorher das Gespräch mit der Schulleitung suchen. Wenn es gar nicht anders geht, zu Beginn des Schuljahres offen mit betroffenen Eltern und Kindern darüber reden.
Viele Grüße!