Der moderne Vater - die „bessere Mutter“?

Ein Thema, über das ich mir Gedanken mache, seit wir vor ein paar Monaten das erste Mal Eltern geworden sind. Mein Mann ist begeisterter Vater, nimmt mehrere Monate Elternzeit und arbeitet von zuhause, wir teilen uns eigentlich alles rund ums Baby bis auf das Stillen.
Ginge es nach ihm, würde er es wahrscheinlich auch noch liebend gern übernehmen und fragt schon immer, wann ich denn endlich wenigstens abpumpen möchte, damit er füttern kann.

Auch Dank der Situation konnte ich mich gut und schnell im Wochenbett erholen und habe bis jetzt das Elternsein und die Säuglingszeit nicht als hart empfunden, wie viele immer sagen. Vollkommen anders als das vorige Alltagsleben ja, aber nicht hart oder erschöpfend.

Soviel dazu, eigentlich alles top! Nun habe ich aber doch öfter mal dieses Gefühl, ihm irgendwie nachzustehen, nicht „genug“ für unser Baby zu tun, kurz: Keine gute Mutter zu sein??

Er sagt, das sei völliger Unsinn und ich würde das alles so gut meistern. Ich sehe aber, wie er den Kleinen geduldiger beruhigt als ich, wie er sofort immer aufspringt, wenn es etwas um oder fürs Baby zu tun gibt, wie er ihn einfach rund um versorgt und bespaßt - eigentlich bräuchten sie mich bis auf das Stillen gar nicht 😔

Ich weiss, das ist nicht so, aber manchmal hab ich das Gefühl, gar nicht erst in eine gewisse Routine mit dem Kleinen zu kommen, weil er immer alles gleich macht.
Ich muss richtig einfordern, ihn mal selbst ins Bett zu bringen oder zu wickeln oder spazieren zu fahren!

Ich fühle mich einfach manchmal als Mutter zu wenig präsent, obwohl ich es auch genieße, öfter für ein paar Stunden allein zu sein oder was erledigen zu können. Aber jedes Mal, wenn ich wieder die Einzige bin, die im Rückbildungskurs ohne Baby sitzt oder mir die ganzen Mamis mit Baby in der Trage entgegenkommen beim Einkaufen, fühle ich mich etwas schlecht. Ein schlechtes Gewissen, weil ich allein herumlaufe und mein wenige Monate altes Baby mit seinem Vater unterwegs ist.

Irgendwie sind bei uns die Rollen vertauscht! Der Kleine ist übrigens sehr zufrieden und ein Sonnenschein, es scheint ihm nichts zu fehlen. Aber mir fehlt dieses Gefühl, für ihn unabkömmlich zu sein!

Geht es hier jemandem ähnlich?
Und ja, mir ist bewusst, dass ich auf hohem Niveau jammere, denn viele Frauen wären wahrscheinlich froh, wenn ihr Mann sich mehr bei den Kindern einbringen würde!

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Deine Gefühle hatte mein Mann. Er liebt seinen Sohn abgöttisch. Er konnte sich zu Anfang auf Grund seiner Position im Job nicht frei nehmen und war extrem unglücklich seinen Sohn zu Anfang "nur" morgens und abends zu sehen. Wir (Sohn und Mama) wären ein eingespieltes Team und er wird abgehängt. Er hat aber auch mit mir darüber gesprochen! Wenn es dich so sehr beschäftigt rede mit deinem Partner. Nur Menschen die sprechen kann geholfen werden. Im Moment hat mein Mann nun seine Elternzeit. Der kleine ist 1 Jahr. Die beiden sind ein mega Team und ich hab die Gewissheit, mein Sohn ist in den zweitbesten Händen der Welt ;)

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Ich habe ein paarmal mit ihm darüber gesprochen und er sagt, meine Zweifel seien unbegründet. Dann aber will er trotzdem immer alles rund ums Baby machen und scheint fast stolz zu sein, dass der Kleine sich schneller bei ihm beruhigt und ihn mehr anlacht und so. Das verstehe ich nicht, so als müsste er sich oder mir oder der Welt beweisen, dass er die Nummer eins für unser Kind ist. Vielleicht bin ich auch etwas eifersüchtig, weil der Kleine ihn manchmal bevorzugt 😔

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Ist doch alles gut so. Väter dürfen und können auch diese Rolle einnehmen. Ich glaube, wir haben da so ein anderes Bild davon in unseren Köpfen. Aber warum sollen das die Väter nicht auch dürfen?!

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Ich sage ja nicht, dass mein Mann seine Rolle nicht einnehmen darf, sondern dass ich mich irgendwie abgehängt und teils überflüssig fühle. Ich finde toll, dass er so viel von seinem Papa hat! Rollenbild im Kopf, ja, da hast du wohl Recht. Ich wurde halt auch schon ein paarmal vorwurfsvoll gefragt, wo denn mein Kind sei, als ich allein unterwegs war 😔

Hab schon ein paarmal mit ihm darüber geredet und er sagt, ich mache mir grundlos Sorgen, aber will dann trotzdem immer alles selber machen mit dem Kleinen. Fast so, als sei er stolz darauf, dass der Kleine sich besser bei ihm beruhigt und so...

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So hat sich mein Mann gefühlt und stellenweise immer noch,obwohl unsere Kinder 6&4 Jahre die Zeit mit ihm genießen.
Es wird sich alles nochmal ändern, wenn einer oder beide wieder arbeiten gehen. Nimm es als Geschenk, dass du dich von der Ss erholen konntest und so viel Unterstützung hast.

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<<<Und ja, mir ist bewusst, dass ich auf hohem Niveau jammere, denn viele Frauen wären wahrscheinlich froh, wenn ihr Mann sich mehr bei den Kindern einbringen würde!<<
Doch so ein bisschen jammerst du auf hohem Niveau. Sei froh, dass du so einen Mann hast. Meiner war so ähnlich und ich empfand es als Geschenk als unsere Kinder zur Welt kamen. Bei meinem Großen hatte ich dann auch genug Zeit für mich Rückbildung (damals waren wir Mütter ohne Kinder) und Sport zu machen. Und als der Jüngste zur Welt kam weiterhin genügend Zeit für den Großen zu haben. Ich stillte meine Kinder allerdings auch nur wenige Wochen. So kam die Flasche in Einsatz und mein Mann fütterte die Kinder auch damit. Mein Mann war auch mit Kinderwagen alleine unterwegs. Und so kam ich auch schneller aus dem Wochenbett beim Großen, beim Kleinen hatte ich eh kaum Wochenbett, da ich auch schnell wieder ran musste wegen dem Großen. Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt auch Schichtgänger und hatte dadurch eh etwas mehr Zeit. In Prinzip teilten wir uns die Versorgung der Kinder.

So empfand ich die Umstellung von Vollberufstätige zur sag ich mal vorübergehende Hausfrau und Mutter als doch etwas einfacher. Manche kommen ja mit so etwas dann gar nicht so richtig zurecht, weil der Göttergatte seiner Partnerin fast alles alleinemachen lässt, weil sie ja zu Hause ist.


Ich sag mal, du hast einen Ehemann der völlig zeitgemäß ist und bei dem sich viele
eine dicke Scheibe abschneiden können.

LG und viel Glück mit deinem Prachtexemplar als Ehemann
Hinzwife

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Empfindest du so, weil es dir damit nicht so gut geht oder weil andere komisch gucken, wenn du ohne Baby unterwegs bist?
Viele werden sicher neidisch sein, weil euer Modell leider immer noch eine absolute Ausnahme ist. Dabei sollte es viel mehr Väter geben wie deinen Mann und viele würden sich das wünschen.
Es ist eure Familie und ihr gestaltet sie so, wie sie für euch passt.
Wenn es dir damit nicht gut geht, rede mit deinem Mann, ob er sich etwas zurück nehmen kann. Vielleicht wären auch feste Zeiten oder Termine gut. Krabbelgruppe mit Mama und Babyschwimmen mit Papa oder so.

Alles Gute

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Ich glaube solche Gefühle sind relativ normal. Hormone sagte meine Hebamme immer. Vom zuhören läuft es bei euch wunderbar, lass es zu und erfreue dich an deiner kleinen Familie. Ich habe 3 Kinder und die jüngste ist 19 Monate alt. Im Moment ist es so das es über den Tag manchmal wechselt. Da darf der Papa sie nicht auf den Arm nehmen oder trösten ect. Ne Stunde später drängt sie sich bei ihm auf den Arm und will mit ihm spielen und ich bin komplett abgemeldet.

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Hallo 👋

Also mein Partner ist da ganz ähnlich. Ich konnte nicht stillen und somit konnte mein Mann genau gleich die kleine versorgen wie ich. Er hatte auch nach der Geburt Elternzeit und zusätzlich noch Urlaub. Weil ich nicht stillen konnte und er auch das Fläschchen geben konnte war ich irgendwie auch ein bisschen eifersüchtig... aber jetzt seh ich eigentlich nur noch die Vorteile. Ich kann mich weiterhin um mein Pferd kümmern und einfach mal 2 Stunden in Stall fahren. Ich hasse einkaufen und mit Baby erst recht 😂 das macht er voll gern mit ihr. Ins Bett bring Ich sie meistens, weil es bisschen besser klappt, aber er kann es auch ganz gut. Er ist ein super Papa und ich bin so froh und dankbar darüber, dass er sich so einbringt und da Lust drauf hat. Es gibt so viele Mütter in Beziehungen und die sind trotzdem mehr oder weniger alleinerziehend. Wir sollten eigentlich den Boden küssen auf dem sie laufen 😂😂😂schätzen wir uns einfach glücklich, dass wir so tolle Männer und noch tollere Papas an unserer Seite haben 🥰

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Hallo,
ich kann dich schon verstehen. Das sind eben die modernen Probleme: man muss nicht mehr den Mann dazu kriegen, dass er mal das Kind nimmt. Man muss mit ihm diskutieren und eine Lösung finden, wie jeder gleich viel "vom Kind hat".
Ich könnte mir schon vorstellen, dass dein Mann seinerseits auf das Stillen etwas neidisch ist. Was bei meinem jedenfalls so - das ist ja schon eine besonders innige Situation.
Ihr müsst eine Lösung finden, mit der beide Eltern glücklich sind. Nicht ganz einfach, wenn beide (?) Zuhause sind. Dein Mann arbeitet aber von Zuhause trotz Elternzeit?

Was mir in deiner Beschreibung fehlt, ist der Haushalt. Wer macht den? Wer kocht? Mein Mann hat seine erste Elternzeit genutzt, um mich mit einer Menge leckerer Gerichte zu verwöhnen. Er hat also Haushaltsaufgaben übernommen, damit ich Zeit für das Kind hatte. Und es fühlte sich für mich nach sehr viel Wertschätzung an - obwohl ich ja theoretisch an dieser Stelle dann auch überflüssig war ;-) Aber es war eine andere Perspektive. Umgekehrt habe ich auch schnell wieder Dinge übernommen, damit er auch mit unserer Tochter kuscheln konnte.

Unsere Lösung war übrigens simpel ;-) wir haben 22 Monate später noch ein zweites Kind bekommen ;-) damit wurde unsere Große endgültig zum Papa-Kind und das neue Baby hatte ich pausenlos an mir dran. Da hatte ich ja auch schon mehr Übung mit Tragetuch und Co und sah bestimmt genauso aus, wie die Mamas, die du beobachtest. Das war zwar auch keine optimale Lösung - unsere jüngere Tochter hat lange gebraucht, um sich überhaupt von Papa ins Bett bringen zu lassen. Aber so lernt man dazu.

Ich empfehle auch, dich zu freuen, dass du dein Kind unkompliziert bei Papa lassen kannst. Das ist in dem Alter echt nicht selbstverständlich und es werden Zeiten kommen, in denen du froh darüber bist. Allerdings solltet ihr wirklich aufpassen, dass eben keiner von euch zu kurz kommt. Und das der, der weniger arbeitet, mehr Zeit mit dem Kind hat, sollte irgendwie klar sein.
Was gar nicht geht ist: "Schatz, ich bin jetzt da, gib mir ruhig das Kind, dann kannst du in Ruhe die Küche machen." Das muss heißen: "Soll ich die Küche machen, dann kannst du dich endlich mal richtig um das Kind kümmern und nicht nur nebenher."

LG!

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Danke für eure lieben Antworten! Ihr habt ja ganz Recht, ich sollte mich auf die positive Seite konzentrieren, dass mein Mann so engagiert in seiner Vaterrolle aufgeht, auch wenn es mir manchmal etwas schwierig fällt, meine Mutterrolle als genauso wichtig und gut zu sehen! Dafür kann er aber nichts, das muss ich mit mir ausmachen.

Wir haben jetzt beschlossen, dass wirklich beide was Eigenes mit dem Kleinen machen, wie mir hier vorgeschlagen wurde. Jetzt habe ich mich gerade fürs Babyschwimmen angemeldet und für einen Kurs Babymassage, da geh ich mit ihm hin, freue mich schon!

Ja, er hat Elternzeit und arbeitet ein paar Stunden am Tag von zuhause an einem eigenen Projekt.
Haushalt macht er auch noch mit, frage mich auch manchmal, woher er die Energie nimmt 🙈 Kochen, Wäsche, Einkauf und Geschirr teilen wir, putzen tu ich fast immer allein.

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Wie lange hat er denn Elternzeit? Die typischen 8 Männer-Wochen, oder ist er WIRKLICH eine Ausnahme?