Ellenbogengesellschaft?

Ich habe hier schon sehr viel gelesen. Was mir dabei immer wieder auffällt
- Gelder innerhalb der KernFamilie werden getrennt. Es gibt meist getrennte Konten und ein Haushaltskonto
- man soll nicht erwarten bzw. Sich garnicht erst wünschen dürfen, dass Familienangehörige überhaupt Auch nur ein wenig Rücksicht auf Kinder nehmen - denn schließlich hat man die ja selbst in die Welt gesetzt
- Omas, Opas, Tanten, Onkel was auch immer sollten eigentlich nie in die Kinderbetreuung miteinbeziehen werden höchstens ab und an mal freiwillig - denn schließlich hat man die Kinder ja selbst in die Welt gesetzt und alle haben ihr eigenes Leben
- ...erstmal jetzt überspitzt gesagt und es gibt hier bestimmt noch eine Milliarde andere Beispiele.

Bei uns läuft es anders:
- wir haben ein gemeinsames Konto, egal wer wieviel arbeitet und wieviel verdient
- wir helfen uns gegenseitig aus bei finanziellen Notlagen
- meine Eltern sind immer zur Stelle, wenn ich einfach mal eine Stunde Auszeit brauche, weil mir wieder alles zu viel ist mit meinen 2 Kindern
- genauso hilft mein Mann Ihnen so gut es geht, wenn mal wieder die Spülmaschine kaputt gegangen ist oder sie sich ein neues Bad machen wollen
- hier wiegt keiner gegeneinander auf man unterstützt sich und wir schaffen uns gegenseitig Freiräume anstatt sie einfordern zu müssen.
Wem geht es ähnlich?
Wer wurde in so einer „Ellenbogengesellschaft“ groß und ist damit unzufrieden?
Wer von euch denkt so: wenn jeder sich um sich kümmert, ist für alle gesorgt oder Das ist meins und das ist deins.....
Hat jemand hier überhaupt ähnliche Gedanken oder ist das für euch alle normal worüber sich die Leute hier aufregen/streiten/was auch immer

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Wir haben gute und intensive familiäre Kontakte, auch zu Onkeln, Tanten,...

Ich helfe Ihnen gerne, Sie helfen mir gerne. Aber ich bin nicht (dauerhaft) der gratis Handy- und PC-Hilfsservice oder Babysitter. Diese Dienste können gegen Bezahlung von Dienstleistern übernommen werden. Umgekehrt ist es genauso. Wir arbeiten alle viel und leben nun mal unser eigenes Leben, die Zeit ist begrenzter als das Geld.

Es ist mir völlig schleierhaft, wie man erwarten(!) kann, die Großeltern müssten sich um die Betreuung ihrer Enkel kümmern. Ab und zu auf freiwilliger Basis gerne. Wenn es für alle Beteiligten regelmäßig ok ist, passt's auch. Das ist aber ein (großes) Geschenk, keine Pflicht.

Wenn die Kacke richtig am Dämpfen ist, können wir uns aufeinander verlassen. Darüber bin ich froh. Ansonsten hab ich den Anspruch an mich selbst, mein Leben selber auf die Reihe zu kriegen und keine ungesunden Abhängigkeiten entstehen zu lassen.

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Hallo, bei uns ist es so wie bei dir kenne das garnicht anders. Finde das auch oft befremdlich was ich hier manchmal lese🙈
Bei uns gibt es kein mein und seins, wir führen ein gemeinsames Leben und alles ist unseres. Er hilft mir wenn ich z. B. Tot müde bin und kümmert sich um den kleinen, meine Mutter würde alles stehen und liegen lassen, wenn ich sie brauche und andersrum und sie sie hat wirklich viel Stress. Finanzielle hilft die Familie immer, wen was sein sollte usw.
Ja in unser heutigen Gesellschaft, denkt jeder nur noch an sich.... Ist ja dann auch an alle gedacht 😖
Lg

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Hallo,

bis auf die Konten(jeder sein Eigenes) ist es eher wie bei euch. Wir helfen uns wo es geht und nötig ist.
Allerdings hätten wir nie erwartet das die Großeltern bei der Betreuung unseres Sohnes immer parat stehen.
Sie tun es freiwillig und gern, aber natürlich nur mit vernünftigen Absprachen. Inzwischen ist unser Sohn 13 J. und muss nicht mehr ständig betüddelt werden. Dafür brauchen, in den nächsten Jahren, meine Eltern und gerade meine Schwiegermutter vermehrt Hilfe.
Da können wir dann etwas zurück geben.

Und das mit dem gemeinsamen Konto kann auch richtig schiefgehen. Beispiel einer Freundin:
Immer gemeinsames Konto, alles heititei. Tja dann hat ihr Mann sich ne Andere gesucht und mal eben das Konto abgeräumt und sich aus dem Staub gemacht....
Und nein, rechtliches Vorgehen gegen ihn war nicht erfolgreich, das Geld war weg.
Sicher ein krasses Beispiel (und auch andersherum möglich), aber das hat man mit einem eigenen Konto nicht.
Darum liebe ich meinen Mann nicht weniger, oder vertraue ihm nicht. Das hat nur etwas mit Selbstständigkeit zu tun.

LG
Tanja

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das mit deiner Freundin ist aber eher ein gutes Beispiel schlechter kontenkonfiguration. bei uns kann niemand das Konto "leerräumen" wir haben ein Limit, mehr darf man als einzelner nicht abheben. das ist aber kein Schutz vor dem evtl. mal ausartenden Ehepartner, sondern vor trickbetrügern, die karten, PINs etc. entwenden. größere Beträge müssen wir beide gemeinsam genehmigen. Selbständig sind wir mit gemeinsamen Konten trotzdem.

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hallo

bei uns ist das genau so

mich ärgert auch meine oma, weil sie freiwillig NIE meine kinder nimmt. weder damals die große, noch jetzt den kleinen.
wenn dann musss man schon fragen.
sie erzählt aber immer wie geeeerne sie den kleinen nimmt und das sie ihn oft hat .... 🙄

mein vati nimmt jede woche den kleinen und der freut sich jedes mal total.

bei kernfamilie sollte es nicht " meine und deine" geben und man sollte ein Team sein.

ich denke, das ist leider etwas abhanden gekommen.

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Bei uns herrscht auch die "wir helfen alle zusammen"-Mentalität. In der eigenen Familie (Papa, Mama, Kinder) sowieso. Aber auch in der "erweiterten" Familie (Oma, Opa, Tanten...).

Jedoch wäre es für mich ok, wenn es anderes wäre. Wenn Oma und Opa nicht ständig parat stehen würden, sondern auch ihr eigenes Leben leben wollen würden, wäre das für mich auch ok. Sie hatten ihre Zeit der Kindererziehung und nun wäre es ihnen auch gegönnt, wenn sie "keinen Nerv" mehr auf Kleinkinder hätten, sondern nun reisen würden etc.

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Hallo,
mein Mann und ich sind ein super Team in einer liebevollen Beziehung zueinander und haben trotzdem drei Konten.
Meine und seine Eltern lieben unsere Kinder sehr und trotzdem sehe ich es nicht als selbstverständlich an, dass sie auf unsere Kinder aufpassen, wenn ich es möchte oder brauche.
Wenn ich mich in Ärger und Not bringe, freue ich mich über jede Hilfe und Zuspruch, sehe es aber trotzdem als logische Konsequenz und meine Verantwortung, mich erstmal selbst aus dem Mist zu befreien, den ich verzapft habe.
Ich versuche zu sparen, um finanzielle Engpässe auffangen zu können und sehe meine Eltern nicht als mein finanzielles Polster, auch wenn ihnen das möglich wäre.

Wir lieben uns alle und haben alle miteinander ein gutes Verhältnis. Wir helfen uns und sind füreinander da.
Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Man muss nicht alles wie selbstverständlich machen und erwarten können oder plötzlich nichts Eigenes mehr haben, nur weil man eine Familie ist. Genauso wenig sollte man in meinen Augen so tun, als wäre die Familie ein Haufen fremder Personen oder Dienstleister.
Ich fühle mich mit beiden "Extremen" nicht wohl.

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Hi,
wir leben das ähnlich wie ihr.
Konsequent gedacht, ist ein Ansprüche an die Großeltern bzgl. der Enkelbetreuung zu stellen genauso „Ellenbogenmentalität“. Das ist der bequemere und kostengünstigere Weg, ergo eine recht einseitige Win-Situation. Spaß können Großeltern auch anders mit ihren Enkeln haben.
Was die Kontoführung betrifft, kann ich da auch keine „Ellbogenmentalität“ erkennen, sofern alle Beteiligten sich entsprechend einbringen.
Ich weiß nicht, ich sehe die Welt nicht so schwarz wie du - vielleicht lebe ich aber auch in einer Blase der Sozialen. In meinem Umfeld hilft man sich nach allen Seiten hin gegenseitig und nimmt Rücksicht.
Hier liest man zwar ab und an, dass es anders läuft, das ist aber doch nicht repräsentativ.

vlg tina

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Für mich haben die Beispiele wenig mit einer "Ellenbogengesellschaft" zu tun, sondern eher mit den unterschiedlichsten Facetten von Leben und Lebensentwürfen, die an unterschiedlichen Stellen aufeinander prallen und in Einklang gebracht werden müssen oder eben nicht.
Das Problem ist, aus meiner Sicht, meist eher, dass man seine eigene Erwartungshaltung bzw. seinen eigenen Lebensentwurf mit anderen abgleicht und die Unterschiede als schlecht bewertet, weil sie nicht zum eigene Entwurf passen. Man kennt aber weder die Hintergründe, warum andere etwas anders sehen oder machen, noch weiß man, ob derjenige vielleicht so viel glücklicher ist.
Ich habe zu einigen der Themen die du genannt hast eine andere Einstellung, das heißt für mich aber nicht, dass ich deine Sicht der Dinge falsch finde. Wenn sie für dich und euch so passt, dann ist doch alles prima.

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„Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.

Ich mag dieses Sprichwort und finde, dass es zutrifft.
Es trifft wahrscheinlich ziemlich genau das was du meinst.

Leider ist es heutzutage immer üblicher, dass sich jeder vermehrt nur um seinen eigenen Kram kümmert.

Aber die wenigsten werden es selbst merken oder sich eingestehen, geschweige denn hier Posten.

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Der Spruch trifft den Nagel auf den Kopf. Um Hilfe bitten wird ja schon fast negativ aufgefasst. Ich wünsche mir so oft, dass wir die Strukturen der früheren Großfamilie bzw auch gern die Großfamilie an sich wieder in unsere Gegenwart integrieren würden. Genauso wie richtige Nachbarschaften und Vereine wieder zurück ins Leben rufen. Gemeinsam statt einsam bzw Alle für einen statt Jeder gegen jeden. Das wünsche ich mir wenigstens für meine Kinder. Dann wäre es bestimmt auch für viele Menschen wieder einfacher, sich für ein Kind oder auch mehr Kinder zu entscheiden.

Ellenbogengesellschaft, ja, meines Erachtens definitiv. Ich, ich, ich, meins, meins, meins.

Nervt mich schon lange, lange...

Musste mich einfach aufregen grade. Entschuldigung.🙈🙈🙈

LG🌼

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Ich, ich, ich, meins, meins, meins ist vielleicht Zeichen einer immer egoistischeren Gesellschaft. Zur Ellenbogengesellschaft fehlt mir da der Versuch, auf Kosten und zum Schaden anderer vorwärts zu kommen.

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