Hallo,
Ich war bisher eher stille Mitleserin.
Ich weiß nicht genau, was ich hiermit bezwecke. Vielleicht brauche ich etwas Input oder Meinungen, verbale Tritte oder ähnliches.
Es geht um mein Leben.
Kurz zu mir : Mein Elternhaus war eine Katastrophe. Scheidungen, alkoholkranker Vater, "schwererziehbare" Schwester, Borderline - Mutter mit Diätenwahn, mehrere Umzüge mit insgesamt sieben verschiedenen Schulen, Vernachlässigung in der Pubertät, dann natürlich Essstörung und eine Mutter, die mich dafür vor anderen gedemütigt hat. Psychiatrie - Aufenthalt, kurzzeitige Unterbringung in einem Heim usw.
Obwohl ich anfangs immer super Zeugnisse hatte, hat mich das alles aus der Bahn geworfen und ich hatte einen Abschnitt von 2, 9.wofür ich mich wahnsinnig geschämt habe.
Meine Mutter war zwar zum Abiball von mir eingeladen, kam aber nicht.
Ich hatte mit 17 meinen ersten Freund und mit 19 zogen wir zum Studieren 500km weit weg. Ich wollte einfach weit, weit weg.
Nach nur 1,5 Jahren mit Studium und Essstörung versuchte ich mich umzubringen, zwei Wochen Geschlossene, später Tages Klinik. Ich hörte mit dem Studium auf. Danach brach ich für fünf Jahre den Kontakt zu meiner Mutter ab.
Mit 21 wurde ich schwanger und das war meine Rettung. Plötzlich gab es einen Sinn und einen Grund, normal zu essen, zu überleben usw.
Mein Freund war noch zu jung, um Vater zu sein und kümmerte sich null. Ich machte schluss, lernte einen alten Mann kennen, der mich so manipulierte und letztendlich leider auch auf sehr grausame Art vergewaltigte. Ich wurde von ihm schwanger und wollte ihm verzeihen. Aber er tat so, als hätte ich schuld an allem und sollte ihn noch dankbar sein für die Schwangerschaft. Schließlich wollte ich ja noch ein Kind. Mir ging es sehr schlecht und ich gab meinem Freund noch eine Chance. Er hielt zu mir und wir zogen weg, damit ich den anderen Mann nicht mehr sehen muss. Ich zeigte ihn auch an, aber leider ohne Erfolg, weil er wegen Alkohol nicht wusste, was er da tut.. :/
In all der Zeit war ich bei einem Therapeuten, der nach vielen Jahren eine dissociative Identitätsstörung diagnostizierte.
Ich bin mir zwar nach Wie vor nicht sicher damit.. Aber dass die Anteile in meinem Kopf ausgeprägter sind als bei anderen, das stimmt wohl. Ich dachte nur früher immer, es sei normal.. Zum Beispiel Zwang mich ein Anteil immer, fehlerfrei Klavier zu spielen, sonst wäre eins meiner Tiere gestorben usw. Den ganzen Tag wird in meinem Kopf geredet, gestritten, gedroht.
Nun... Mittlerweile bin ich fast 30,mit meinem Freund schon lang verheiratet, wir haben mittlerweile drei zauberhafte Kinder. Nach außen bin ich normal. Ich nehme außer 20mg Citalopram keinerlei Medikamente mehr usw.
Ich denke, ich bin eine ziemlich liebevolle Mutter, ich reflektiere viel, damit ich den Kindern ein gutes Leben bieten kann. Sie haben Hobbys, Freiheiten, sind viel draußen, gibt kaum Medienkonsum, sie sind intelligent, machen keine Probleme in Kindergarten und Schule und stoßen sich regelmäßig die Hörner bei mir ab 😂
Ich bin total stolz auf meine Kinder!
Wir haben auch noch einige Tiere, weil Tiere mir früher immer geholfen haben.
Und da wir keine Verwandtschaft hier haben, bin ich mehr als ausgelastet.
Mein Mann hat inzwischen seinen Doktortitel und verdient sehr viel Geld.
Nur ich habe immer noch keine Ausbildung..
Ich wurde mal als nicht arbeitsfähig eingestuft. Aber ich bin nicht mal 30 und müsste eben doch langsam was machen.
Mein Mann möchte auch unbedingt, dass ich mein Studium fertig mache. Hatte mit früher insgesamt 80 LP und bräuchte noch 100 für den Bachelor Abschluss.
Ich lese hier viel und weiß, wie wichtig es ist, finanziell unabhängig zu sein.
Aber allein der Gedanke mit dem Studium und später arbeiten.. Die ganzen Ängste, der Druck, das Versagen usw.. Ich könnte heulen :(
Ich weiß nicht, was ich hören will.. Wir haben genug Geld, sind gut abgesichert. Aber ich trage nichts dazu bei. Bin Mutter und Hausfrau. Hätte gern mal einen Gnadenhof für Tiere. Aber studieren.. Dieser Druck, den ich da spüre.. Als würde mich dieses Thema erdrücken.
Mein kleines Reich hier mit Kindern und Tieren hab ich im Griff und es gibt genug zu tun und ich bin glücklich hier. Ich hab das Gefühl, so viel geschafft zu haben, was aber kaum jemand weiß. Alle sehen nur eine Frau, die nicht mal eine Ausbildung hat :(
Danke fürs Lesen..
Vielleicht hat ja jemand Gedanken zu dem ganzen. Auch wenn es keine richtige Frage ist..
Mein Leben...
Gerade eben habe ich eine Art Doku zu dem Thema dissoziative Identitätsstörung diagnostizierte.
Da würde ich dringend zu passender therapeutischer Beratung raten. Nicht irgendein Therapeut, sondern wirklich jemand, der/die sich damit auskennt. Arbeiten, ok, wenn es dir gelingt. Sich deswegen unter Druck setzen, schwierig
Austausch suchen mit anderen, die das auch kennen, die jemanden kennen, selbst haben etc. Das ist etwas, wo "normale Alltagstipps" wenig bringen, weil es alles durcheinander bringen kann.
Schön dass es inzwischen bei Dir gut läuft, bei so einer Vergangenheit ist das auch erstmal eine Leistung.
Ich denke nicht dass die Leute Dich ansehen und denken „die ohne Ausbildung“. Ich kenne einige Mütter die nach Erziehungszeiten etwas anderes gemacht haben, da würde eine neue Ausbildung gar nicht auffallen. Und Du sagst finanziell seid ihr nicht darauf angewiesen? Dann überlege doch, was mit der Familie vereinbar ist und Spaß macht. Es könnte auch was selteneres sein wie „Hundepension“ oder so. Ich würde mir nicht meine Therapieerfolge kaputt machen.
Du musst ja nicht unbedingt studieren.
Nicht jeder ist dafür geeignet. Du erkennst selbst deinen Bezug zu Tieren. Dann mach doch was in dem Bereich.
Was bringt dir ein Studium, wenn es dich nicht glücklich macht? Will dein Mann, dass du studierst oder ist es ihm egal was du machst?
Ihr steht finanziell gut da. Damit fällt eigentlich schon enormer Druck ab und du hast Zeit dich zu orientieren.
Gerade mit deiner Vergangenheit finde ich es sehr wichtig, dass du wenigstens eine Ausbildung machst, die dir Spass macht.
Hi,
überleg dir doch, was für eine Tätigkeit für dich in Frage kommen könnte und mach eine Ausbildung. Ist viel leichter als ein Studium und eine geregelte Arbeit ist etwas sehr sinnstiftendes. Also wenn es ein Beruf ist, den du echt gerne magst.
Weder ein Studium, noch eine Ausbildung lassen sich mit 3 Kindern „mal eben“ nebenbei machen. Selbst jemand der psychisch völlig gesund ist hätte seinen schaff damit.
Psychisch angeschlagen plus Haushalt und 3 Kinder wäre es vielleicht eher sinnvoll erstmal zu testen ob man einen Minijob schafft. 2x die Woche ein paar Stunden und dann weiter sehen...
Hallo,
Erstmal möchte ich dir meinen Respekt aussprechen. Es tut richtig weh zu lesen was du durchmachen musstest. Dass du dir mit dieser grausamen Vergangenheit aber dieses Leben erkämpft hast, grenzt an ein Wunder. Dafür könntest du dir selbst ab und zu mal liebevoll auf die Schulter klopfen!
Meine Lebensgeschichte liest sich auch nicht besonders schön und ich kenne dieses "sich ein bisschen wertlos fühlen" sehr gut. Auch ich hab ein Studium abgebrochen. Und ich habe heute mit (und gerade auch wegen) den Kindern einige Baustellen, denn das Konzept 'Familie' muss man sich erarbeiten wenn man kein gutes Vorbild hatte. Und deswegen erinnere ich mich immer wieder daran, dass ich diese Schwachstellen haben darf - ich bin ein Mensch mit verwundeter Seele, viel kann man therapieren oder mit Medikamenten helfen aber wegradieren kann man es nicht.
Darum: SEI GNÄDIG MIT DIR! "dont jugde me until you've walked a mile in my shoes". Keiner hat ein Recht das was du bist oder nicht bist zu bewerten!
Wenn dir allein beim Gedanken an ein Studium die Schweißperlen auf der Stirn stehen ist es vielleicht nicht das Richtige. Such dir eine Herausforderung wo dein Herz so richtig für schlägt. Vielleicht auch erstmal was ehrenamtliches?
Träume groß, handle klein.
Du bist eine starke Frau. Menschen wie reden nicht lange herum, sie verändern die Welt im Kleinen. Ich wünsch dir alles Gute und dass du deine Berufung findest!
Haushalt, Tiere, Kinder. Du trägst sehr viel bei. Du hältst dem Mann den Rücken frei. Das ist viel Arbeit.
Wenn du trotzdem zu Ende studieren willst, kannst du ja dran denken, immer einen Schritt nach dem anderen zu machen. Du hast ja gar nix zu verlieren. Und mit dem Background studierst du ganz anders, denn du hast viel Lebenserfahrung.
Ich würde mich jetzt mal nicht so aus Studium festkrallen sondern erstmal kleinstbrötchen backen und mich in einem Minijob bewähren. Schritt für Schritt dann mehr angehen
Ich danke euch allen sehr für eure Worte!
Vom Gefühl her sehe ich es auch wie ihr und denke, dass ein Studium nicht das richtige ist. Letztens hatte ich bereits eine Klausur und das Lernen dafür, die Wochen vorher... Wie so eine dunkle Wolke über mir... Mein Mann und ich hatten auch wegen Ausbildung mal überlegt, aber beim Studium ist man flexibler, was eben gerade mit Kindern sehr wichtig ist.
Ich lese hier viel bei urbia mit und fühle mich jedes mal schlecht, wenn irgendwo geschrieben wird, wie wichtig es ist, auch allein die Kinder finanzieren zu können und finanziell unabhängig zu sein usw. Ich habe immer das Gefühl, dass das bei uns wohl nie machbar sein wird. Und jedes Mal fühle ich mich dann als Versager und so, als dürften wir eigentlich unsere Kinder nicht haben. 😔
Was im Gegensatz dazu steht, dass es doch eigentlich finanziell und familiär bei uns so gut läuft. Ist schwer zu beschreiben.
Dank eurer Antworten habe ich aber gestern den Mut gefunden und mit meinem Mann geredet über das Thema Studium. Und er hat verstanden, dass es vermutlich nur sehr kleine Schritte geben wird. Quasi ein Modul pro Semester oder so.
Wobei die Idee mit Minijob oder etwas mit Tieren zu machen, auch toll ist. Aber mein Mann findet es eben auch wichtig, dass ich eine richtige Ausbildung habe. Was ich auch verstehe. Stimmt ja auch.
Er vergisst nur manchmal, dass ich nicht ganz so bin wie er oder andere, die relativ "normal" aufwachsen konnten. Und wenn ich sehe, was ich hier jeden Tag schaffe, vergesse ich es auch manchmal und habe dann das Gefühl, dass ich mich nur anstelle, wenn ich Studium nicht schaffe, und dass das früher gar nicht so schlimm war. Gibt sehr viel schlimmere Vergangenheiten und ich stelle mich nur an.
Immer wieder viel durcheinander in mir 😒
Danke nochmal für eure Antworten!
Hallo!
Wie wäre es denn mit einem Fernstudium für dich? Das kannst du dir gut einteilen und dich erst dann zur Klausur anmelden, wenn du den Stoff wirklich sicher drauf hast.
Und wenn du arbeiten möchtest, vielleicht lieber was im Öffentlichen Dienst? Universitätsverwaltung oder so? Da ist das Stresslevel nicht ganz so hoch.
Du hast schon wahnsinnig viel erreicht, und bei deiner Geschichte kannst du wirklich stolz auf dich sein. Mach dir keinen Druck.
Hallo,
ich finde es ganz wundervoll, dass sich dein Leben aus diesen Bedingungen heraus so positiv entwickelt hat und darauf kannst du wirklich stolz sein! Nur dadurch, dass du so achtsam mit Dir umgehst und klar hinschaust, wie du mit deinen Kräften haushaltest, bist du jetzt da. Und ich bin auch der Meinung, dass du das Erreichte nicht riskieren und Dir nicht mehr Stress zumuten solltest, als du verträgst. Du bist wahrscheinlich weniger belastbar als der Durchschnittsmensch und solltest dem auch Rechnung tragen.
Aber ich verstehe auch sehr gut, dass es für dein Selbstbild langfristig wichtig sein kann, dass du einen Abschluss/Arbeit hast. Dazu kommen mir folgende Gedanken:
Hier erwähnte jemand die Möglichkeit eines Minijobs: aber würdest du ohne Ausbildung überhaupt einen Minijob finden, der für dich interessant und sinnstiftend wäre? Evtl. etwas mit Tieren?
Was für ein Studium hast du denn begonnen? Ist es wirklich das, was dich am meisten interessiert? Da ihr finanziell nicht auf dein Einkommen angewiesen seid, könntest du ja auch das studieren oder lernen, wofür du dich am meisten begeisterst, selbst wenn es als 'brotlos' gelten sollte (wobei das brotlos-Argument m.E. Quatsch ist, ich habe auch was 'brotloses‘ studiert und bin überhaupt nicht brotlos. Wenn man das liebt, was man tut, dann ist man meistens auch gut genug darin, um davon leben zu können ).
Hier wurde auch das Fernstudium erwähnt - das ist natürlich eine Typsache, aber hier hättest du je nach Uni den Vorteil, dass du mehr Freiheiten und weniger Druck hättest.
Ich wünsche dir alles Gute, pass weiterhin gut auf dich auf!
Liebe Grüße, c