Seit ich selbst ein Kind habe und sehe, bzw hirei, was meine Eltern manchmal sagen brummt es in mir hin und wieder.
Es muss bei mir viel mit Angst gearbeitet worden sein. "Wenn du dies machst, dann das..." Und dann passiert das und das ist schlimm.
Geklingelt hat es z.B. als wir über die Schulzeit sprachen und ich meinte, ich war immer brav und lieb, hab immer am Unterricht teilgenommen. Weil wer weiß was passiert, wenn was im Klassenbuch steht, und da war ich schon 18.
Das kommt ganz sicher von meinen Eltern und ich glaube, dass das in mir in verschiedenen Situationen Stress auslöst, wo eigentlich keiner ist. Auch in anderen Hintergründen.
Kann man das wieder abstellen? Kann ich was kluges lesen um dem entgegen zu wirken? Eine Mini-Therapie?
Meine "Erziehung" holt mich ein
Klar geht das. Ich z. B. habe alle meine glaubenssätze in Frage gestellt, überprüft und neu justiert. Das geht, ich mache das mit dem Internet und Meditation. Deinen Weg musst du selbst finden. Bücher sind eine gute Idee.
Hallo, Dankeschön.
Ich weiß nur leider gar nicht, wo ich ansetzen muss oder kann.
Gibt es da einen generischen Anfang?
Wohl nicht. ;)
Ich würde mir eine Liste machen, welche Situationen Stress verursachen und warum
Dann kannst du (evtl mit zeitlichen Abstand) analysieren, ob die Reaktion objektiv gerechtfertigt war. Danach kannst du überlegen, woher diese "überzogene" Reaktion stammt und dir Maßnahmen (Sätze oder Handlungen) in Zukunft helfen können.
So habe ich mein Essverhalten analysiert und konnte schon viel gegen Frust- und Trostessen unternehmen. Es gibt immer mal Rückfälle, aber es hilft mir, regelmäßig meine Aufzeichnungen erneut durchzulesen.
Ich kenne das. Ich kann mich noch an die Situation erinnern, als ich meine erste Note bekommen habe. Mein Vater war damals schwer krank und ist auch kurz darauf gestorben. Ich hatte eine 3 und habe mich darüber gefreut und ihm das freudig erzählt. Er sagte, dass eine 3 sehr schlecht ist und ich mehr lernen solle. Ich habe keine Ahnung was das in mir ausgelöst hat, aber seitdem habe ich mich ständig schlecht gefühlt, wenn ich keine 1 in der Schule hatte. Selbst bei einer 2 hatte ich oftmals Versagensgefühle. Heute erwische ich mich dabei, dass ich das selbe von meinen Kindern erwarte. Total behämmert eigentlich. Ich glaube aber, dass man sowas eher in einer Therapie aufarbeiten sollte. Aber du hast schonmal einen riesigen Schritt gemacht. Welchen? Du hast es selbst gemerkt! Das machen viele nicht.
Als ich vor fast 17 Jahren zum 1. Mal Mutter wurde, öffnete mir das nach und nach die Augen, was meine Eltern damals mit mir angestellt haben. Angst war ein vorherrschendes Gefühl. Angst vor den unkontrollierten Wutausbrüchen meiner Mutter, Angst wenn sie in der Besteckschublade kramte, Angst wenn meine Eltern mich wieder und wieder alleine ließen in der Nacht usw. Ich konnte mir im Leben nicht vorstellen, dass ich das meinem Kind antun werde.
Meine Mutter tönte rum, dass es mir nie was ausgemacht hat, als ich die Nächte alleine war--da ist mir zum ersten und leider zum letzten Mal der Kragen geplatzt und ich sagte ihr, dass ich Todesangst hatte, dass ich nie wieder eine solche Verzweiflung gespürt habe. Sie versuchte zum ersten Mal NICHT meine Erinnerungen ins Lächerliche zu ziehen. Ich hätte wahrscheinlich viel öfter aufbegehren müssen...
Ich habe auch erst sehr spät verstanden, dass meine Mutter eine kranke Frau ist und mein Vater ihr treuer Ergebener. Aber er hat inzwischen selber genug Gift in sich.
Wenn es dich arg belastet, dann versuch mit deinen Eltern zu reden.
Im Fall meiner Mutter hat mir "Vergiftete Kindheit" von Susan Forward geholfen.
" Ich hätte wahrscheinlich viel öfter aufbegehren müssen..."
Stimmt - aber auch das kannst Du ja nicht mehr ändern.
Ich habe aufbegehrt, seit ich einigermaßen klar alles eingeschätzt habe, so ab 12 ungefähr....vielleicht hat diese Widerborstigkeit mir doch viel geholfen, stark zu werden und nicht zu zerbrechen, worauf sie es angelegt hatte.
Mit 15 habe ich zum ersten Mal eisern ihre Hände festgehalten und sie niedergebrüllt, als sie wieder losschlagen wollte.....da war was los - war mir aber egal. Sie ist schon ewig tot - es berührt mich absolut nicht mehr, das schafft man.
LG
Dazu war ich leider zu schwach, harmoniebedürftig oder habe mir im Grunde meines Herzens gedacht, dass meine Mutter mich schon irgendwann lieben wird, wenn ich "richtig" genug bin? Weiß ich nicht...
Meine Mutter hat mich ab dem Moment nicht mehr geschlagen, wo ich größer war als sie. Das war sie wohl zu feige für. Da sie nur 1,55 m groß ist, war das bereits mit 11 der Fall
das kommt nicht selten vor, dass sowas hochkommt, wenn man selbst mama ist.
allerdings bin ich eher jemand, der es als passiert hinnimmt, ändern kann ich nichts und wenn ich mir darüber den kopf zerbreche, hilft es auch niemandem.
ich nehme solche momente und erkenntnisse dann eher zum anlass, daraus zu lernen und zu wissen, was ich bei meinen kindern ganz sicher besser machen kann.
auch das tut gut - diese blöden situationen und dinge aus der kindheit geben mir in vielen erziehungsfragen einen erfahrungsvorsprung bzw eine hilfe , zu wissen, wie wir es nciht machen
Na,
Arbeit mit dem inneren Kind könnte etwas für dich sein. Z.B. “Das Kind in dir muss Heimat finden“ alles Gute 🌷
Das hat meine Mutter auch. Wobei die durch Prügel auch Grund zur Angst hatte. Meine Mutter hat bei mir auch viele falsche Impulse gesetzt. Die ich mit der ersten Schwangerschaft und der Zeit danach bewusst aufgearbeitet habe. Ohne Hilfe von außen. Meine Mutter ist auch nicht stolz drauf weshalb es mir leichter fällt mich davon zu distanzieren. Wichtig ist zu wissen was die Ursache ist und sein Bewusstsein umpolen. Dinge bewusster erleben und anders reagieren bis es vom Unterbewusstsein übernommen wird und man die alte Reaktion neu programmiert hat. Willst du Dinge ändern musst du dein Verhalten ändern und auch manchmal ausprobieren ob der neue Weg einem gut tut. Es bringt ja auch nix wenn man sich mit Änderungen anschließend nicht wohler fühlt. Also mach unbewusstes bewusst und fang mit kleinen Gewohnheiten an und nicht alles auf einmal. Wenn es dich zb am meisten belastet zb beruflich in Stress zu geraten weil du glaubst immer jedem alles recht machen zu wollen. Dir im Endeffekt aber zu viel auflastest und deine Ansprüche nicht erfüllen kannst. Dann arbeite Prioritätsorientiert und hab als erstes im Blick was du wirklich erfüllen musst und was zusatzarbeit ist. Und dann auch mal zu sagen NEIN. Und standhaft bleiben. Argumente für dein Nein parat haben und bewusst spüren was die Reaktion deines Gegenübers auslöst und das was das ganze nach sich zieht. Im ersten Moment schreckt man vor diesem nein zurück. Wenn man aber schlüssig argumentiert und der gegenüber dies versteht. Wird aus Unsicherheit schnell Zufriedenheit weil man sich von Lasten befreit. Deine Grenzen musst du setzen.
Vielen Dank euch allen!
Wenn man so manchen Beitrag liest, denke ich wieder ich bin doch in einer Lindgren Geschichte groß geworden.
Dennoch gab es diese Kleinigkeiten, die mir heute zu schaffen machen.
Vielen Dank für die Vorschläge und eure Erzählungen. Ich werde mit den Situationen bewusster umgehen und versuchen zu analysieren. Es stimmt schon. Es muss umgesetzt werden. Theoretisch darüber lesen hilft im Endeffekt nicht. Zumindest nicht ohne Taten.
Ich wünsche alles Gute!!
Mir hat geholfen vieles
- zu hinterfragen
- und dann BEWUSST zu entscheiden.
Manches war gut: da gebe ich weiter
manches war Mist: das versuche ich nicht weiter zu geben
Manches war aus einer anderen Zeit: Krieg, Nachkriegszeit, die Zeit nach der Nachkriegszeit und Erinnerungen meiner Oma aus vor der Kriegszeit und Erinnerungen an ihre Oma (anderes Jahrhundert)
- hiervon : manches war gut und ist zeitlos; manches passt nicht, weil sich vieles verändert hat. Es war damals nicht schlecht, aber passt heute nicht mehr.
Und das wichtige:
Was mir schlecht getan hat, tut meinem Kind (TEILweise!) gut.
Was mir gut getan hat, kann meinem Kind schaden.
Weil wir andere Menschen sind.
Davon gibt es auch einiges.
Mein Kind ist ein anderer Lerntyp, hat andere Interessen, andere Ideen.
Also versuche ich darauf zu achten, dass ich meine Erfahrungen, was ich doof fand, nicht automatisch für sie auch als doof ansehe, sondern auch mal versuche locker zu bleiben und mir ansehen, ob sie es selbst auch doof findet oder ihr sogar gefällt.
Auch hilft mir, mir in ruhigen Momenten Gedanken zu machen, welche Linie ich nehme.
Wenn ich aus Unsicherheit mehrfach die Linie ändere, verunsichert das mein Kind (in dem Punkt sind wir uns ähnlich).
Rituale verändern sich. Ich nehme Änderungen auf, wenn die Zeit dafür bereit ist, versuche aber nicht ständig etwas zu verändern, nur weil mir wieder was in den Sinn gekommen ist.
Statt automatisiert zu handeln, versuche ich mich bewusst für etwas zu entscheiden. Auch bei der Erziehung. Was möchte ich eigentlich?
Was brauche ich? Was braucht mein Kind?
Was erfordert die Situation ?
Mit Erziehungstipps anderer gehe ich ähnlich um.
Was davon passt zu uns? Was passt so gar nicht. Was ich mir davon vorstellen kann, setze ich um. Was ich mir nicht vorstellen kann, probiere ich NICHT aus.
Mit manche diskutiere ich, weil es interessante Gespräche sind. Auch um mich selbst und denjenigen kennen zu lernen.
Mit anderen diskutiere ich nicht. Dann prüfe ich kommentarlos, was passt und was nicht.