Kleiner Bruder schwer Drogensüchtig

Hi ihr lieben.
Ich weiss nicht ob es in dieses Forum passt, aber ich denke schon, da mein Bruder ja auch meine Familie ist. Könnte länger werden.

Angefangen hat alles vor ungefähr 1.5 Jahren. Da war er 15. Da hatte es aber noch niemand direkt gemerkt, weil die Verhaltensveränderungen auf die Pubertät geschoben wurden.
Vor 1 Jahr dann hat er mir 'gebeichtet' was er alles konsumiert. Damals waren es MDMA, Kokain, Benzodiazepine und andere Schmerzmittel.

Meine Mutter konnte es sehr lange nicht wahr haben, das sein Suchtproblem sehr ernst und nicht nur eine Phase ist.
Es häuften sich aber die Anzeigen wegen Diebstahl, Drogenmissbrauch, und irgendwann fing es auch an, das bei ihr 'Dealer' mit Baseballschlägern etc vor der Haustüre standen, weil mein Bruder überall Schulden machte.
Er beklaute sie regelmässig und verkaufte all seine Wertgegenstände wie Konsolen, PC und Co.

Vor etwa einem halben Jahr war es dann soweit und er musste in eine Klinik für den Entzug und Therapie. Diese Klinik war 'offen' und basierte auf Freiwiligkeit und Kooperation.
Anfang Januar flog er aus der Klinik, weil er Urinproben gefälscht hatte.
Von da an wohnte er bei mir, weil er aufgrund von Trigger nicht mehr in sein altes Schlafzimmer wollte.
Eines Abends kam ich nach Hause und meine ganze Wohnung war in Rauch gehüllt, und mein Bruder lag bewusstlos in der Küche auf dem Boden.
Beim Arzt wurde festgestellt das er Heroin und Benzodiazepine in Blut hatte, ging nochmal 'gut' und er konnte nach dem Ereignis wieder in die selbe Klinik zurück.
Nur 1 Tag später musste er von dort aus mit dem RTW ins KH, erneute Überdosis und es gelang Methadon in die Lungen als er erbrechen musste.
Er lag 4 Tage auf der Intensivstation. Danach mussten sie ihn ruhig stellen weil er sonst geflüchtet wäre.
Von da aus wurde er direkt in eine geschlossene Klinik verbracht, wegen akuter Selbstgefährdung, Suizid und Fluchtgefahr.

Ja und da ist er nun seit heute.
Wenn ich meinen Text so durchlese kommt es mir vor wie in einem Horrordramafilm, der aber leider die blanke Realität von mir und meiner Familie ist. Wir sind auch nicht irgendwie verkorkst, ich selber erwarte mein 2tes Wunschkind mit meinem Mann, mein älterer Bruder ist Lehrer, eigentlich so eine 'normalo' Familie.

Ich weiss auch ehrlich gesagt nicht was ich von meinem Post erwarte, ich hab einfach niemanden mit dem ich darüber reden kann, weil im Umfeld soll es ja 'nicht rum gehen', vor und für meine Mama muss ich stark sein, weil sie sonst schon völlig am Ende ist.
Ich musste das jetzt aber unbedingt mal erzählen und nieder schreiben. Ich hab solche Angst, das mein Bruder das ganze nicht überleben wird. Ich hab keine Ahnung wie ich ihm helfen kann. Er stösst alle von sich weg, und am Ende muss auch ich meine eigenen Kinder schützen. Allein das lässt mich schaudern. Meine Kinder vor meinem Bruder schützen? Der selber noch ein halbes Kind ist mit seinen 17 Jährchen 😔
Es ist einfach furchtbar, so hilflos zu sein.
Hilflos und mittlerweile vorallem hoffnungslos 😔😥

Ich danke jedem der bis hier durch gehalten hat.
Und entschuldigung in Voraus falls ich nicht auf jeden Antwortekommentar wieder Antworte, jenachdem ob es viele oder wenige sind.

Liebe Grüsse Alijus

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Hallo. Es tut mir echt total leid. Ist ne krasse Geschichte. Leider wirst du nichts zu können. Er muss es selbst wollen und merken dass er Hilfe braucht. So ist das mit jedem Süchtigen. Ich kann deine Gefühle aber verstehen,auch wenn ich sowas in der Art nicht durch machen musste.
Bei meinem Bruder war es nur ne Lapalie in dem Vergleich. Er war nach der Trennung unserer Eltern bisschen abgerutscht. Hat gesoffen und ist mit ich glaub 12 Jahren einfach mit dem Auto unserer Mutter gefahren. Erst als sie weg gezogen sind,wurde es besser bei ihm. Aber dein Bruder ist ja schon paar Jahre älter. Ich weiß garnicht was ich sagen soll. Aber ja die Kinder müssen geschützt werden. Ich wünsche dir viel Kraft. Lg

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Waren Du und Deine Mutter mal bei einer Drogenberatungsstelle? Ich habe keine Ahnung, wo man ihn nach dem KrHs unterbringen könnte, aber zu mir nehmen würde ich ihn sicher nicht mehr, weder als Mutter noch als Schwester. Irgendwann ist es Schluss mit der Gutmütigkeit und Fürsorge. Am besten wäre es, er würde in der Kliniktherapie einsichtig und bekäme einen Platz in einer speziellen Wohngruppe, die es für solche Jugendliche gibt. Da muss er aber auch freiwillig hin wollen.
Vergiss das Vertuschen wollen im Umfeld, das kriegt jeder mit ob kurz oder lang. Lieber gleich offensiv damit umgehen.
Mein Sohn war spielsüchtig über Jahre, war wenigstens nicht lebensbedrohlich, aber Typen, die mich massiv bedrohten zum Geldeintreiben, musste ich auch kennenlernen.
Gottseidank sah er dann irgendwann ein, dass es so nicht weiterging und ich zahlte ihm eine Therapeutin, damals gab es nichts, keine Beratung, garnichts.
Dann ließ ich ihn zum Bund einziehen, da blieb er 2 Jahre und das Thema war zu 90% geschafft.
Ist zwar kein Vergleich mit eurem Fall, ich wollte Dir nur aufzeigen, dass ich jahrelange Kämpfe gegen eine Sucht kenne.
Alles Gute für euch - und ja - Du musst Deine eigene kleine Familie schützen, Du kannst ihn nicht retten. LG Moni

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Hallo Du

Ich kann mir nicht vorstellen wie hilflos man sich als grosse Schwester da fühlen muss. Eure Familie leidet.
Hast du niemand mit dem du darüber sprechen kannst?

"Meine Mutter konnte es sehr lange nicht wahrhaben, das sein Suchtproblem sehr ernst und nicht nur eine Phase ist."

Ist das in eurer Familie generell ein Problem, Schwierigkeiten unter den Teppich kehren, Probleme nicht wahrhaben wollen, über Gefühle nicht reden können?

Bricht dein Bruder mit seinen Problemen die Familienstruktur auf? Ist sein Verhalten ein Hilfeschrei? Drogen betäuben die Gefühle. Gefühle die nicht gelebt werden dürfen, Bedürfnisse die nicht ernst genommen werden.

Ja die Familie muss funktionieren, gegen aussen muss die schöne heile Welt scheinen und innen drin ist einiges Kaputt (Geheimnisse unausgesprochene Gefühle) und alle verdrängen es?

Ich hoffe für euch das er sich in der Klinik helfen lässt, dies gelingt aber nur wenn er sich selber helfen will. Er alleine hat es in der Hand. Es ist nun Zeit für ihn die Ursache zu bekämpfen. Die Sucht ist nur das Symptom.

Für euch als Familie wird es vielleicht auch Zeit über einiges zu sprechen. Auch du darfst traurig und schwach sein, nein du musst nicht für deine Mutter stark sein.

Ich wünsche euch viel Kraft und alles Gute für den Genesungsweg!

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Oh man, das ist echt harter Tobak.

Hast du vielleicht irgendeine Idee, warum er abgerutscht ist?

Du hast geschrieben "stark sein vor/für eure Mutter". Besteht noch Kontakt zwischen deinen Bruder und eurer Mutter?

Kannst du vielleicht mit den Therapeuten in der Klinik etwas erarbeiten oder zumindest Bereitschaft signalisieren, dass du hinter ihm stehst?

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Hallo, das tut mir sehr leid für euch!

Vielleicht gibt es bei euch in der Nähe eine Condrobs-Beratungsstelle, da hatten sie meiner Freundin, deren Bruder auch suchtkrank war (oder ist, das bleibt man ja für immer, auch wenn man clean ist) geholfen.

Ich selber war schon bei der Caritas wegen meinem Ex-Mann, das war auch ganz gut.

LG

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So hart das klingt Du kannst nichts machen, Gar nichts und solltest es auch nicht versuchen.

Kenne das aus meinem Umfeld, der Sohn meiner Freundin rutschte mit 14 in die Drogenszene ab bis hin zu Chrystal.
Er hat sie auch bestohlen und beklaut und sie hat das einzig Richtige gemacht, obwohl es ihr als Mutter das Herz gebrochen hat, sie hat ihn angezeigt. Wenn er ankam und wieder Geld wollte zu Hause, hat sie ihn nicht reingelassen und entsprechend die Polizei und den Kinderschutzbund gerufen, die ihn in Obhut nahmen. Wir alle hatten die gleiche Anweisung, wenn er auftaucht. Sie hat dann trotzdem gekämpft und ihn nach einem langen Kampf mit den Behörden zwangseinweisen lassen zum Erstentzug. Zwischendurch sass er immer wieder wegen Beschaffungskriminalität bei der Polizei. In der geschlossenen Unterbringung hat es dann Klick gemacht und er hat eine Therapie gemacht, dann im offenen Vollzug, dort ist er nur einmal abgehauen, aber ist freiwillig wieder zurück. Er hat es geschafft und sagt heute viele Jahre später, dass seine Mutter das einzig Richtige gemacht hat, nämlich ihn fallen zu lassen, er sagt, er hätte in der Sucht weiter gemacht und sie bestohlen.

Egal wie schwer es ist, Dein Bruder muss erkennen, dass er Hilfe braucht! Ihr könnt nichts machen und selbst wenn er wieder rauskommt, darf er nicht bei Dir oder Deiner Mutter wohnen. Weisst ihn ab!
Sprich mit Deiner Mama, Du musst nicht stark sein, aber ihr müsst füreinander da sein, das hilft euch.
Scheiss drauf, was andere denken. Geht zur Drogenberatung, Selbsthilfegruppen und ähnlich.

Ich wünsche Dir alles alles Gute!

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Für dich ist jetzt erstmal wichtig, zu verstehen was da bei euch passiert. Einige Dinge lesen sich leider bereits Co-abhängig. Und da musst du aussteigen.

Dein Bruder ist schwer erkrankt. Zu seiner Erkrankung gehören ein paar schwere Dinge vor denen auch ihr euch schützen müsst. Und es ist wichtig, dass du dabei auch gut für dich sorgst. Es ist nichts was du alleine tragen kannst, ohne mit kaputt zu gehen. Außerdem ist er gerade im der Klinik, er ist also erstmal versorgt.

Suche eine Beratungsstelle auf, um dich beraten zu lassen. Rufe deine beste Freundin an und weine dich aus. Suche dir eine Gruppe für Angehörige. Stelle dir Hilfe an die Seite.

Setze deine Grenzen, deinem Bruder und deiner Mutter gegenüber ganz klar. Lass ihn keinesfalls mehr bei dir einziehen. Das ist zu gefährlich für deine Kinder. Lasse sie nicht alleine bei deiner Mutter, wenn er wieder bei ihr wohnt, solange sie Co-abhängig ist. Auch zu gefährlich.

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Hallo,

Die meißtens Drogenkarrieren dauern Jahre. Du musst dich davon lösen das er in eine Einrichtung/Therapie geht und kuriert wird. Ich arbeite mit suchterkrankten Menschen und die Realität ist geprägt von Rückfällen. Es ist eher selten das jemand nach einer stationären Reha dauerhaft clean ist. Ich rate dir dringend zur Drogenberatung zu gehen, die machen auch Angehörigenberatung.
Was du für deinen Bruder machen kannst: Lass ihn nicht fallen, zumindest Emotional. Viele meiner Klienten haben Niemanden mehr. Damit meine ich nicht ihm Geld zu geben oder ihn aufzuehmen. Er ist 17, das Jugendamt ist noch zuständig. Dort könnt ihr auch ansetzen.
Ich wünsche euch für diesen langen Weg viel Kraft!

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Hallo,

auch wenn ich nicht betroffen bin, kann ich mir vorstellen, dass es eine mehr als schwierige Situation für euch ist.

Mein Rat wäre, dass deine Mutter und erstmal auf euch schaut u d eine Therapie beginnt, damit ihr nicht nich weiter in die Co-Abhängigkeit rutscht,

Dein Bruder muss zur Einsicht gelangen und die ihm gebotene Hilfe annehmen wollen, Ihr könnt leider nichts ausrichten.

Dir alles Gute.

VG