Liebe Forengemeinde,
es geht um meine Mutter.
Ich bin ihr einziges Kind und wurde von ihr schon immer sehr geliebt, wofür ich grundsätzlich auch sehr dankbar bin.
Leider ist es so, dass ich für meine Mutter gewissermaßen "das Nonplusultra" bin. Das führt dazu, dass sie mir ständig nach dem Mund redet und sich sehr an mir orientiert.
Es ist nicht möglich, mit ihr eine Diskussion zu führen, denn meine Meinung wird automatisch zu ihrer Meinung (auch, wenn sie nur eine Stunde zuvor noch das Gegenteil gesagt hat). Das hört sich im ersten Moment vielleicht nicht so tragisch an, ist auf Dauer aber sehr unbehaglich...
Hinzu kommt ständiges, überschwängliches Lob mir gegenüber, auch wenn es gar nicht angebracht ist.
Vor anderen Menschen fängt sie (auch in meinem Beisein) gerne an, in den höchsten Tönen von mir zu sprechen. Es geht dann z.B. darum, wie talentiert ich sei, wie jung ich für mein Alter noch aussehen würde, dass ich ja noch so schlank sei usw. Das ist mir wirklich äußerst unangenehm und ich lege dann auch immer ein Veto ein, wenn meine Mutter mal wieder maßlos übertreibt, aber sie tut es immer wieder.
Meist komme ich mir vor, als wäre ich ihre Mutter, weil sie sich (in jeglicher Hinsicht) einfach blind auf mich verlässt. So, als wäre sie mein Kind.
Zu ihrem Charakter kann ich noch sagen, dass sie ein sehr gutmütiger, liebevoller Mensch ist. Sie ist aber sehr naiv und wenn sie einen Menschen mag, glaubt sie ihm fast alles.
Sie kommt aus sehr schlechtem Elternhaus (Schläge, Heimaufenthalte, keine Liebe etc.) und ist, auch aufgrund der damaligen äußeren Umstände, eher ungebildet (was aber nicht heißt, dass sie dumm ist).
Sie ist äußerst harmoniebedürftig, und versucht immer alles rund zu machen. Um dies zu bewerkstelligen, verheimlicht sie manchmal auch Sachen oder bedient sich auch mal einer "Notlüge", damit alle zufrieden sind.
Kennt das jemand von euch?
Was könnte ich tun?
Vielen Dank und liebe Grüße
Meine Mutter redet mir ständig nach dem Mund.
Ach ja, sie ist Rentnerin und lebt mit ihrem Lebensgefährten ca. 3 h Fahrtweg von uns entfernt.
Ich selbst bin 39 J. alt verh., ein Kind.
Du wirst sie nicht mehr grundlegend ändern können und "verbrauchen" müssen, wie sie ist
Was wäre eigentlich, wenn Du mal beiläufig bei so einer öffentlichen Lobhudelei erklären würdest "Mama, da Du nicht mal die Hälfte weißt, was ich tatsächlich schon angestellt habe, möchte ich nicht mehr so in den Himmel gehoben werden, das hat mit der Realität wenig zu tun".
Ich kann mir vorstellen, dass sie erstmal kurz sprachlos wäre - und hoffentlich dann eine Weile bleibt.
Sag ihr ruhig "KEINE Mutter weiß alles von ihrem Kind und ich werde dir auch ganz sicher nichts darüber erzählen, aber Engel bin ich ganz sicher keiner".
Egal, ob es so war oder nicht - aber vielleicht kommt das dann an.
LG Moni
*** [vom urbia-Team editiert. Bitte bleibt höflich.] ***
An die TE, hast du mal mit deiner Mutter darüber gesprochen?
Darfst Du gerne für schwachsinnig halten.
Aber als meine Mutter dauernd in der Nachbarschaft mit meinen schulischen und beruflichen Leistungen angab, meiner erfolgreichen Musikausbildung usw. machte ich es genauso. Offenbar war da dann doch etwas der Lack ab bei mir und sie war sich nicht mehr so sicher, ob ihre Ausführungen so stimmen.
Allerdings war sie ein anderer Charakter als die Mutter der TE.
Wie heisst es so schön: Der Zweck heiligt die Mittel - und wenn das alles der TE so unangenehm ist wie es aussieht, kann man durchaus auch mal unkonventionelle Mittel anwenden. Das kann man auch locker und nett rüberbringen und nicht bösartig.
Tolle Mama!
Trotzdem kannst Du in einer ruhigen Minute ein liebevolles Gespräch mit ihr führen und ihr sagen wie unangenehm es dir ist so gelobt zu werden.
Ihr sagen was für eine tolle Mama sie ist und war und wie dankbar du bist und es nicht böse meinst.....
Ich würde es ihr klar aber freundlich vermittelt.
Ich werde es nochmal versuchen. Vielen Dank!🙂
Kenne ich! Ist hier 1:1 so. Ich, mein Mann und meine Tochter werden immer in den Himmel gelobt. Erfolgreich, gebildet, sportlich, emanzipiert, etc.
Es nervt unfassbar und ist eine sehr hohe Bürde für mich. Wir sind da auch sehr zögerlich, weil wir nicht möchten, dass unserer Tochter genauso behandelt wird von ihnen. Ich habe früher Leistungssport gemacht und war recht erfolgreich in der Schule, daher kommt das. Jetzt ist ihr erstes Enkelkind natürlich der Star und ist angeblich in allem besser als andere Kinder. Wir wollen nicht das sie so aufwächst. Zum Glück lebt meine Familie weit weg, dass wir es nicht so oft ertragen müssen.
Bei mir ist jedoch der große Unterschied, dass meine Mutter keine harmoniebedürftige und nette Person ist. Sie nutzt uns dazu, sich immer besser zu stellen ggü. anderen Leuten und sät in der Familie extra Zwietracht. Sie lügt und ist missgünstig.
Ehrlich gesagt weiß ich demnach keinen Weg es besser zu machen. Wir haben für uns beschlossen es zu ertragen und nur bei meiner Tochter sage ich manchmal so Sachen wie : mama, sie ist eine normale einjährige und kein Wunderkind. Andere Kinder können in dem Alter schon...
Erst wenn es richtig schlimm werden sollte, werden wir es eskalieren. Allerdings mit dem Wissen, dass es wohl nicht bringt. Sie ist da beratungsresistent und überhaupt nicht fähig überhaupt eine Diskussion zu führen.
Demnach Ohren zu und drüber stehen. Ich sage mir immer: meine Heimat ist nun zum Glück eine andere.
Vielen Dank für die Einblicke in dein Leben bezüglich deiner Mutter.
Ich wünsche dir alles Gute.🌸
Das klingt haargenau nach meiner Mutter, nur dass sie in der Kindheit genau anders war, mir alles verboten und mich geschlagen hat. Aber heute ist sie genau wie du es beschreibst. Und ich finde es fürchterlich. Wir wohnen allerdings auch sehr weit von einander entfernt und ich habe mich damit abgefunden.
Das kenne ich von einer Verwandten.
Ich habe dann mal ein" Donnerwetter" los gelassen
Erst in Ruhe unter 4 Augen: ja ja verstanden, nie wieder, will doch nur gutes
außerhalb wieder und wieder und wieder. Intern: ja ja verstanden will doch nur nett sein....
Donnerwetter IN einer Situation mit Außenstehenden: das WILL ICH NICHT
wenn du so weiter machst, werde ich zornig udn du bringst mich gegen dich auf!
nix mit Harmonie, noch mal und ich werde ich richtig wütend.
Scharfer Ton, kein Schreien.
Beim nächsten Mal wieder der Ansatz: ich wieder scharfer Ton! DAS macht mich wütend. Nix mit Harmonie. Noch mal und wir haben so richtig Streit.
Das hat dann gefruchtet. Harmonie war wichtiger als die Grenzen anderer. Harmoniesucht ohne denken, nur um gefallen zu wollen. Dass das gerade NICHT gefallen hat, kam erst an, als die Konsequenz war: noch mal und es gibt Streit.
Die Not die Harmoniesucht zu erfüllen trieb zu einer Verhaltensänderung. Harmonie, kein Streit wichtiger, als die Grenzen anderer.
Bei der Strategie, was ich mir wünsche, habe ich dann schon geholfen.
Ich habe auch nie erwartet, dass die Person selbst mitdenkt oder das noch lernt.
Meine Grenzen wahren, war mir wichtig.
Da diese aber ungültig waren vor lauter Gehorsam gegenüberder Harmonie, bin ich irgendwann geplatzt und habe klar gestellt, dass so das oberste Ziel, dem sie hörig folgte, so nicht erreicht werden kann.
Hallo, bei uns ist es sehr, sehr ähnlich. Auch meine Mutter hat eine eher schwere Kindheit hinter sich und in ihrer Beziehung zu meinem Vater war immer sie die, welche der Harmonie zuliebe zurückgesteckt hat. In uns Kindern, v.a. in mir (wohl als Frau) hat sie wahrscheinlich oft das Leben gesehen / sehen wollen, das ihr verwehrt geblieben ist.
Ihr Verhalten und Charakter deckt sich weitgehend mit dem beschriebenen Deiner Mutter. Mich hat das auch oft extrem genervt und wütend gemacht, gelegentlich habe ich sie dann auch extra provoziert oder das thematisiert. Aber noch dann war es ok für sie, respektive hat meine Kritik voll angenommen , sich entschuldigt aber damit fortgefahren. Ich konnte sie so einfach nicht richtig ernst nehmen und habe mich, wie du auch, in umgekehrten Rollen gefühlt.
Bis...bis meine Mama vor drei Jahren schwer an Krebs erkrankt und an einer Operation fast gestorben wäre. In dem Moment habe ich realisiert, wer sie eigentlich ist, was sie für uns getan hat und tut. Ich konnte so die umgekehrten Rollen akzeptieren. Wir wissen nicht, wieviel gemeinsame Zeit uns noch bleibt, im Moment ist die Erkrankung stabil. Aber mir ist bewusst geworden, was wir an ihr haben. Zwischenzeitlich wohnt sie bei uns um die Ecke, wir sehen uns viel und geniessen die gemeinsame Zeit. Und inzwischen schafft sie es auch, mich/uns wenigstens in meiner Gegenwart nicht über den grünen Klee zu loben.
Hallo,
Deine Antwort regt zum Nachdenken an, herzlichen Dank!🌼
Meine Mutter tut mir sehr leid, wenn ich daran denke, was ihr als Kind angetan wurde. Ich bewundere sie dafür, was aus ihr trotzdem für ein liebevoller, wertvoller Mensch geworden ist.
Es wäre so schön, wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen könnten...aber sie unterwirft sich regelrecht, auch meinem Mann gegenüber.
Ständig entschuldigt sie sich für Nichtigkeiten und fängt an, sich zu rechtfertigen, wo keine Rechtfertigung von Nöten ist.
z.B. hat sie gestern beim Frühstück (sie war bei uns zu Besuch) eine neue Packung Wurst aufgemacht, als ich kurz draußen war.
Als ich wieder rein kam, "beichtete" sie regelrecht, dass sie die Wurst aufgemacht hätte, aber dass sie extra die Packung genommen hätte, die bald abläuft.😳
Ich musste ihr mehrmals sagen, dass sie aufmachen darf, was immer sie möchte und was ihr schmeckt, nicht das, was zuerst abläuft.
(Das ist nur ein Mini-Beispiel von vielen Dingen.)
Vermutlich steckt ihre verkorkste Kindheit so in ihr fest, dass es sich nie ändern wird.
Aber wie du schon schreibst: Wirklich wichtig ist nur, dass wir uns haben und schätzen.💕
Hallo,
wenn sie 3 Stunden Fahrtzeit wegwohnt können solche Momente ja nicht allzu oft sein?
Hast du sie mal gefragt wie ihre Meinung ist? Wie sie zu etwas steht, es machen würde?
Ihr gesagt dass du sie seeeehr liebst und ihr Mutter Fürsorglichkeit total schätzt aber sie gerne ihre eigene Meinung haben darf?
Hatte sie bei dir schon die Erfahrung nicht willkommen zu sein?
Ein Fragen zu deiner Seite 😉
Hallo,
Na ja, wir telefonieren so gut wie täglich, und wenn wir uns besuchen, dann mit Übernachtungen. Erst diese Woche war sie für 5 Tage bei uns.
Da ist der Kontakt schon sehr intensiv und dieses "Problem" auch immer präsent.
Wenn ich sie frage, wie sie zu etwas steht, fragt sie erst mal, wie ich das denn sehe. Oder sie nimmt Stellung und ändert umgehend ihre Meinung, falls ich anderer Meinung bin, anstatt ihre Meinung zu begründen oder zu verteidigen.
Ich habe sie auch schon mehrfach darauf angesprochen, dass sie doch ihre eigenen Gedanken äußern darf. Sie wird dann eher ärgerlich, fast schon etwas trotzig, und behauptet, das sei doch ihre Meinung.
Vermutlich hat sie immer diese Grundangst, nicht willkommen zu sein, da sie von ihrer Mutter zeitlebens abgelehnt wurde.