Hallo ihr Lieben,
ich muss es mir jetzt einfach mal von der Seele schreiben, da ich merke, dass ich langsam aber sicher daran kaputt gehe und auch das Verhältnis zu meiner Mutter dadurch immer schlechter wird.
Wird leider ein längerer Text, da ich dazu etwas ausholen muss.
Meine Familie und ich sind allesamt in einer Großstadt aufgewachsen. Seit meinem 16. Geburtstag ca. habe ich mich dort immer unwohler gefühlt, da ich einige unschöne Erlebnisse abends oder auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln hatte. Ich war einige Jahre mit einem Mann zusammen, der ursprünglich aus einer Kleinstadt in einem anderen Bundesland kam. Dort waren wir häufiger zu Besuch, da seine Familie dort noch lebte. Ich fühlte mich in dieser Stadt immer sehr wohl.
Als meine Eltern sowie meine Oma beschlossen, ihre kleinen Häuser in der Großstadt zu verkaufen und zusammen zu ziehen, da meine Oma zunehmend Hilfe benötigte und mit dem Treppensteigen Schwierigkeiten hatte, schaffte ich es alle zu überreden, ein Mehrgenerationenhaus in der Kleinstadt, dem ursprünglichen Wohnort meine Exfreundes, zu kaufen. Es war nicht einfach, aber ich war so dumm und lies einfach nicht locker und machte es allen schmackhaft, wie toll es dort sei, was wir dort für ein tolles Leben gemeinsam in einem Haus hätten etc. Zu diesem Zeitpunkt war ich 22 Jahre alt.
Tja, wie es kommen musste, entwickelte sich alles ganz anders als geplant. Meine kleinen Geschwister (damals 15 und 8), waren erst begeistert, die 15jährige Schwester jedoch wollte NACH dem Hauskauf plötzlich auf keinen Fall mehr mit. Sie kämpfte mit enormen psychischen Problemen, war suizidgefährdet, kurze Zeit in einer Klinik. Meine Mutter war vollkommen am Ende. Meine Schwester blieb anschließend bei ihrem leiblichen Vater in der Großstadt, was meiner Mutter ebenfalls sehr zu schaffen machte. Der Hauskauf konnte jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Kurz nach dem Umzug hatte meine Oma hier einen Unfall und verstarb daraufhin leider. Es war furchtbar und vor allem für meine Mutter eine sehr harte Zeit, da im Krankenhaus diverse Fehler gemacht wurden und es eine Tortur für alle Beteiligten wurde.
Die Beziehung zwischen meinem langjährigen Freund und mir ging ebenfalls in die Brüche. Ich lernte einige Zeit später einen Mann kennen, welcher hier ein Haus besitzt. Wir waren sehr glücklich miteinander, aber er wollte keinesfalls sein Haus aufgeben und in meine Wohnung (im Mehrfamilienhaus meiner Mutter) ziehen. Ich fragte meine Mutter, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich zu ihm ziehen würde. Sie war sehr enttäuscht, wollte es mir aber nicht verbieten und mir nicht im Weg stehen. Aus meiner Verliebtheit heraus und weil ich diese Beziehung keinesfalls aufgeben wollte, zog ich also zu meinem Freund. 4 Jahre später sind wir immer noch sehr glücklich miteinander und haben eine gemeinsame Tochter (ich bin nun 27 Jahre alt).
Meine Mutter jedoch, ist einfach nicht mehr die Alte. Sie leidet an gesundheitlichen Problemen (starke Kopf- und Gliederschmerzen, das Gefühl benebelt zu sein etc.), jedoch konnten dafür bisher leider keine Ursachen festgestellt werden. Sie ist überhaupt nicht mehr fröhlich und unternimmt kaum mehr etwas. Sie hasst die Stadt und das Krankenhaus hier, sie hasst das Mehrfamilienhaus, in welchem nun zwei Wohneinheiten (ursprünglich von meiner Oma und mir) vermietet sind. Sie schwärmt immer wieder von ihrem alten kleinen Haus, in dem sie ihre Ruhe hatte. Ihr Mann und der Vater meines Bruders ist leider nicht der Typ, der sie aufbauen kann. Er steht immer hinter ihr, ist aber sehr ruhig und macht eigentlich immer, was sie sagt. Mein kleiner Bruder ist 12 Jahre alt und hat auch einige Schwierigkeiten Kontakt zu gleichaltrigen Freunden aufzubauen.
Mein Freund möchte nun gerne sein Haus für uns renovieren und umbauen. Ich bin eigentlich so glücklich, aber auf der anderen Seite fühle ich mich so schäbig und schlecht. Ich habe meiner Mutter komplett ihr Leben versaut, sie war immer ein fröhlicher Mensch und nun ist davon nichts mehr übrig. Ich habe so enorme Schuldgefühle, aber ich weiß nicht was ich machen soll. Ich habe sogar schon überlegt, meinen Freund zu verlassen, nur um wieder in ihrem Haus einziehen zu können und ihr zu zeigen, dass bei mir nicht alles rund läuft.
Ich hatte ihr sogar schonmal einen Therapie vorgeschlagen, allerdings wollte sie davon gar nichts hören. Wir hatten immer ein sehr sehr enges und gutes Verhältnis. Dieses ist zwar schon noch vorhanden, wir sehen uns sehr häufig. Allerdings steht dieses Problem immer zwischen uns. Ich glaube, sie macht mir innerlich auch enorme Vorwürfe, auch wenn sie das nie zugeben würde.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich so gerne diese dumme Entscheidung und meine Überredung rückgängig machen. Ich bereue nichts mehr in meinem Leben. Aber leider geht das ja nunmal nicht. Ich gehe wirklich mittlerweile daran kaputt. Jedes mal wenn ich glücklich bin, muss ich daran denken und dass es mir gar nicht zusteht glücklich zu sein, nachdem ich einem der wichtigsten Menschen in meinem Leben das Leben ruiniert habe.
Was soll ich nur tun?!?!?!
Sorry für den langen Text. Ich weiß auch gar nicht, was ich mir davon erhoffe. Nur ich kann irgendwie mit niemandem darüber reden und musste es mir jetzt einfach mal von der Seele schreiben...
Habe ich meiner Mutter das Leben versaut? Fühle mich so schuldig...
Hallo liebe TE,
ganz einfach: Es war die Entscheidung deiner Mutter, deinem Vorschlag zu folgen. Eigentlich hätte sie sich ausmalen können, dass eine ältere, gebrechliche Frau nicht mehr lange in ihrem Haus zu leben hat und eine junge Frau in den nächsten Jahren ein eigenes Leben aufbaut. Hat sie die anderen Kinder vorher nicht gefragt?
Gibt dir jemand anderes die Schuld an der Misere oder wie kommst du auf den Gedanken?
Nun, sie ist das Risiko eingegangen. Jetzt geht es ihr damit nicht gut, das ist bedauerlich. Lösungsvorschläge (Therapie) lehnt sie ab, also lässt sie sich auch nicht helfen. Schade.
Niemand kann dir sagen, ob es ihr nicht auch so schlecht gehen würde, wäre sie zu Hause geblieben. Ggf. gibt's da bei euch anscheinend andere Familienmitglieder, die auch psychisch angegriffen sind.
Daher würde ich jetzt nicht die alleinige Schuld im Wohnort suchen, auch wenn dies in belasteten Familien gerne getan wird, um einen Sündenbock zu finden.
Zieh dir den Schuh nicht an! Deine Mama ist alt genug, um ihre Entscheidungen zu verantworten.
Genieß dein eigenes Leben und fokussier dich auf dein Glück. Sonst bist du die nächste, die sich ins Unglück stürzt. Dadurch geht es deiner Mutter auch nicht besser!
Liebe Grüße!
Ganz so schlau war es nicht, ihr Leben nach den Wünschen einer 22jährigen auszurichten. Das ist nunmal ein Alter, indem man meist selbst noch nicht weiß wohin die Reise geht. Im Endeffekt war es bei dir ja auch so.
Was genau hindert sie denn aktuell daran wieder in diese Stadt zurückzukehren? Sie ist ja nicht gezwungen in diesem Ort bis ans Lebensende zu bleiben?!
Wieso vermietet deine Mutter nicht auch noch zusätzlich ihre Wohnung in dem Haus und sucht sich eine kleine Mietwohnung in der Stadt?
Wäre das nicht möglich?
Ich könnte mir vorstellen, dass die Mieteinnahmen eines Hauses auf dem Land für die Mietkosten einer Stadtwohnung ausreichen könnten?
Lg mcbess
Hi,
deine Mutter, und auch deine Oma, ist erwachsen und hat die Entscheidung damals selbst getroffen. Dein kleiner Bruder ist so alt wie mein großer Sohn, ich gehe davon aus, dass deine Mutter kein alter Baum ist, den man nicht so leicht verpflanzt. Sie musste einiges einstecken, das ist richtig, aber das hat ja nichts mit dem Wohnort zu tun, das hätte genauso gut in der Stadt passieren können, in der sie vorher lebte. Dass dein Bruder keinen Anschluss findet, hat wahrscheinlich auch nichts mit dem Wohnort zu tun.
Es bringt herzlich wenig, wenn du dich vom Vater deiner Tochter trennst, außer drei weiterer unglücklicher Menschen. Schuldgefühle bringen dich, und sie, auch nicht weiter. Außerdem sehe ich auch nicht so wirklich, worin deine Schuld bestehen sollte. Drei Erwachsene haben sich in eine Sache quatschen lassen, hinter der sie so wohl nicht wirklich standen. Blöd gelaufen, du hattest deinen Anteil daran, aber letztendlich warst du eine jungerwachsene Göre, der noch die erforderliche Weitsicht fehlte, und das darf man mit 22 auch sein.
Die Therapie ist sicherlich ein gute Ansatz, aber wenn deine Mutter nicht will, dann wird das wohl erstmal nichts. Hast du für dich schonmal über eine Therapie nachgedacht? Ich finde deine starken Schuldgefühle, die dir verbieten glücklich zu sein, hören sich nicht sehr gesund an.
Alles Gute!
Vlg tina
Das war natürlich Pech, aber von dir sich gar nichtmal beabsichtigt.
Verkauft das Haus und deine Mutter bekommt eine kleine Eigentumswohnung in der Großstadt?
Hallo,
Also ich finde das Wort schuld sehr mächtig. Du hast zu dem Zeitpunkt deinen Standpunkt und Überzeugungen vertreten. Deine Mutter und deine Oma waren zu dem Zeitpunkt bereits erwachsen genug um zu wissen, was sie da machen. Du hattest in dem Alter diese Weitsicht noch nicht, dass ist doch völlig normal.
Ich finde die meisten die hier bereits geschrieben haben, haben recht. Deine Mutter hätte das eine oder andere kommen sehen können und es ist nicht gesagt, dass es deiner Mutter in der Großstadt anders ergehen würde. Es hat auch keiner Vorausehen können, dass es deiner Schwester nach dem Hauskauf so ergehen würde und sie nicht mitgeht oder dass deine Oma einen Unfall haben würde. Das sind alles Faktoren, die du nicht hättest wissen können und da aber hineinspielen. Dafür bist du nicht verantwortlich und auch nicht schuld.
Wenn ich eine bananenschale fallen lasse und jemand Rutsch darauf aus und bricht sich das Genick, hab ich die Person ja auch nicht umgebracht, obwohl ich den Unfall indirekt verursacht habe. Was würde es mir bringen darüber zu debattieren, ob ich schuld bin (so wie du es gerade machst) weil ich die Schale hätte aufheben können/müssen? Wir können ja nicht immer überprüfen, was wir im Leben alles gemacht haben, was einen anderen veranlasst hat etwas zu tun, dass sich dann als nicht so toll herausgestellt hat. Da könnten wir alle auch nicht mehr ruhig schlafen, sobald wir unsere Meinung zu einem Thema kundtun und einen anderen ggf damit beeinflussen.
Du bist glücklich und das darfst du auch sein. Was würde es deiner Mutter nun bringen, wenn du auch unglücklich wärst und dein Kind gleich dazu? Was würdest du deinem Kind raten? Würdest du auch wollen, dass es unglücklich ist und sein Leben wegwirft, damit es dir besser geht? Für gewöhnlich wollen Eltern eben das nicht.
Die Lösung für deine Mutter kann nicht sein, dass du unglücklich bist, damit es ihr besser geht. Wer das braucht um sich besser zu fühlen, braucht professionelle Hilfe. Die hast du ihr vorgeschlagen und sie wollte es nicht. Viel mehr kannst du ihr nicht helfen, als ein offenes Ohr für sie zu haben. Ihr steht es ja auch zu das Haus zu verkaufen und mit dem Geld wieder ein Häuschen in ihrer alten Gegend zu kaufen. Oder in eine Wohnung. Das sind Entscheidungen, die sie selber zu treffen hat und nicht du für sie treffen musst. Sie ist erwachsen.
Hast du mal darüber mit ihr gesprochen? Weiß sie, wie du dich fühlst, was du denkst? Wäre es eine Option für dich, dass du mal das Gespräch mit ihr suchst und sie deine Gedanken vielleicht ausräumen könnte?
Ich denke nicht, dass es einzig am Ort liegt, dass deine Mutter „unglücklich“ ist. Das kann auch andere Gründe haben, die du nicht kennst.
Warum denkst du überhaupt, dass sie dich indirekt dafür verantwortlich macht (sorry, den genauen Wortlaut hab ich nicht im Kopf) sagt sie was oder behandelt sie dich anders?
Schaut, dass ihr anfangt miteinander zu sprechen und guckt mal, wo genau das Problem liegt. Du fühltest dich in der Großstadt nicht wohl, deine Schwester entwickelte psychische Probleme. Nun ist deine Mutter dort wohl nicht glücklich, dein Bruder findet nicht wirklich einen Anschluss.
Ich würde da mal professionell schauen lassen und ggf eine Therapie machen. Vielleicht kann sich da ja was lösen, dass in eurer Familienbiographie verschüttet ist.
Ich würde es versuchen, bevor ich daran kaputt gehe, wie du es beschreibst. Vor allem würde ich es nicht an meine Kinder „vererben“ wollen und damit ins reine kommen wollen.
Alles gute
Lg Lucia
Hallo, ich schließe mich meinen Vorrednern an, da gibts nichts mehr zu ergänzen. Aber als Tipp für deine Mutter: Sie soll sich auf Borreliose untersuchen lassen. Gliederschmerzen, Müdigkeit und dieser "Nebel im Kopf" deuten sehr stark darauf hin! Alles Gute für euch!
Ein guter Rat. Wenn man vorher sein Leben in der Großstadt verbracht hat denkt man vielleicht nicht an Zecken.
So traurig wie deine Mutter gerade ist, ist sie trotzdem eine erwachsene Frau, die ganz alleine und mit ihrem Mann zusammen entscheidungen trifft und treffen kann.
Habt ihr denn schon mal darüber gesprochen ob sie zurückziehen wollen? Was spricht dagegen, dass Haus zu verkaufen und wieder in die Stadt (vielleicht in eine Mietwohnung) zu ziehen?
Dich trifft keine Schuld. Deine Mutter und ihr Mann werden sich auch schon vor dem Umzug gedanken gemacht haben, was wäre wenn...!!!
Du stehst in keiner Schuld... so sehe ich das