Hallo liebe Forumsgemeinde,
heute morgen hat es bei uns mal wieder gekracht.
Der Opa meines Sohnes, 4 Jahre, hat ihn angeblafft, er sei böse, weil er nicht höre. Ich habe mein Kind in Schutz genommen und klar gemacht, dass er nicht böse ist. Daraufhin Opa: Doch, ein Kind, was nicht folgt, ist böse.
Ich war leider mal wieder wütend und traurig und mir liefen die Tränen über die Wangen.
So war es schon als ich Kind war. Auch deshalb versuche ich mein Kind mit viel Respekt und gleichwürdig zu behandeln.
Kind hatte sich unter Tränen geweigert, sich Socken anziehen zu lassen. Klar ist es kalt an den Füßen und man kann sich was weg holen, aber ich bin eben gegen festhalten und unter Protest anziehen.
Wollte gleich packen und fahren. Ist dann wieder anders gekommen. Aber ich will unter diesen Umständen nicht mehr im Haus meiner Kindheit sein.
Wie soll ich damit umgehen. Wäre es hier richtig, sich klar zu positionieren und dann Sicherheitsabstand zu halten. Denn ändern kann ich es leider nicht.
Ich freue mich auf Antworten und bin ganz gespannt.
Die Würde meines Kindes
In dem Fall wäre Kontakt reduzieren wohl eine brauchbare Möglichkeit.
Du fühlst dich in deine Kindheit zurückversetzt und für dein Kind ist dieser Umgang auch nicht positiv, wenn es selbst beschimpft wird und dann noch sieht, dass du weinen musst.
Klar positionieren, dass dir diese Erziehung nicht gutgetan hat und du sie deshalb für dein Kind auch nicht willst. Offen für Gespräche sein (auch Großeltern können lernfähig sein) aber nicht *so*.
Warum nimmst Du nicht einfach Dein Kind und gehst nach Hause ?!
Wenn ich dir jetzt schreibe, dass ich finde, dass du überreagierst, nützt dir das sicher herzlich wenig. Denn offenbar hast du in deiner Kindheit etwas erlebt, was dich sehr (negativ) geprägt hat. Das Verhalten bzw. derartige Sprüche haben dich scheinbar sehr verletzt. Das will ich dir auch nicht absprechen.
Rein objektiv gesehen, finde ich es allerdings nicht weiter dramatisch, wenn der Opa sagt, dass es böse ist, wenn man nicht folgt. Klar, klingt schwer nach alter Schule. Heute sind andere Erziehungsstile beliebter aber ich gehöre nicht zu jenen, die der älteren Generation jegliche Erziehubgskompetenz absprechen. Manche Dinge muss man nun mal tun und das auch hier und jetzt. Socken anziehen im Winter, gehört da für mich dazu, auch wenn es jetzt kein weltbewegendes Beispiel ist.
Das hat für mich nichts mit Respekt und Würde zu tun, wenn ich mein Kind einfach machen lasse. Um mal bei dem Beispiel Socken zu bleiben: Ich bin erwachsen und weiß, dass kalte Füße nicht gut sind und man im Winter Socken anzieht. Ich schütze mein Kind, indem ich es dazu "zwinge". Ich finde es viel schlimmer dem Kind gegenüber, wenn ich es machen lasse und es dadurch friert oder sich erkältet. Ok, wie gesagt Socken sind kein sinnvolles Beispiel...
Ich behandle meine Kinder mit Respekt und schütze ihre Würde INDEM ich mich gelegentlich über sie hinwegsetze.
Bei euch liegt jedoch scheinbar mehr im Argen und da solltest du überlegen, ob du das aufarbeiten solltest / willst. Vielleicht reicht ein Gespräch mit deinen Eltern oder einem Vertrauten, vielleicht auch eine Therapie. Das du bei so einer lapidaren Sache in Tränen ausbrichst, finde ich jedenfalls schon bedenklich.
Auch ein Kind merkt doch, wenn es friert?
Ich hab meine Kinder, wenn sie nicht hören wollten, immer ausprobieren lassen, ob sie wirklich ohne Socken/Jacke raus wollen. Meistens kamen sie schnell wieder rein und wollten sich doch anziehen und manchmal hatte ich mich verschätzt und es war nicht so kalt wie es aussah.
Wenn ich wirklich etwas verhindern musste, weil es gefährlich/schädlich gewesen wäre, wäre mein Kind trotzdem nicht "böse" gewesen, sondern hat einfach nicht verstanden, warum es etwas nicht durfte.
Ich frag mich halt, wie die Erziehung der TE abgelaufen ist, wenn der Opa schon wegen so Pipifax wie Socken so ein Theater macht.
Genau, so ähnlich mache ich es auch.
Die Sache mit dem "böse" fand ich eben ziemlich übertrieben.
Es hat wirklich viel mit meiner eigenen Erziehung zu tun.
Ich finde, ein Kind muss es nicht hinnehmen, sich so beschimpfen zu lassen, selbst wenn es anderer Meinung ist.
Ehrlich, man oh man. Man kann es auch übertreiben. Lieber stunden mit den Kindern diskutieren, obwohl sie nur ihr Schauspiel aufführen.
Er hat halt gesagt, dass er böse ist, ja in der Situation. Davon wird dein Kind keinen Schaden bekommen.
Das ist das riesen Problem unserer heutigen Gesellschaft. Kinder werden wie kleine Erwachsene behandelt. Das sie an gewissen Punkten einfach mal ohne Diskussionen hören müssen, scheint heute ein Unding. Und nein damit meine ich nicht, dass Kinder absolut folgsam sein müssen, entwürdigt, dumm und klein gehalten, sondern auf Stufe dessen was sie sind : Kinder, die noch erzogen werden müssen. Nichts anderes hat der Opa probiert. Mit ein paar blöden Worten, zugegeben. Sehe allerdings trotzdem keinen Grund als Mutter zu weinen und verzweifelt zu sein. Es gibt weiß Gott schlimmeres.
Aber wenn du so ein Problem mit deinem Haus der Kindheit hast, ist da vielleicht ordentlich was im Argen. Vielleicht solltest du daran arbeiten. Alles Gute
Wozu Stunden diskutieren?
Einmal raus ohne Socken und dann nochmal fragen, ob er wirklich keine will.
Wir sind ja nicht in der Antarktis, so schnell erfriert man nicht ohne Socken.
Jaja... Kinder müssen hören, bedürfnisorientierte Erziehung wird diese Generation versauen. Oh... Ironie und so.
Ich hätte mich auch geärgert.
"Wer nicht folgt ist böse" ist ätzend. Warum? Etwas Böses ist unerwünscht, insofern steht da auch ein "Wenn du nicht machst was ich will hab ich dich nicht lieb." hinter.
Wir reden hier von Socken und nicht davon, dass das Kind ohne zu gucken über die Straße rennen will. Das Kind mag nicht? Dann stellt es eben fest, dass dann die Füße kalt sind. So lernt das es etwas aus erster Quelle. Ich kann doch Socken einstecken und mir diesen Kampf sparen. (Wie oft sagt mir mein Mann es wäre kalt/warm draußen...trotzdem geh ich oft selbst raus und kontrolliere. Unser Empfinden ist da nämlich ganz unterschiedlich.)
Ich stell mir nur den Aufschrei vor wenn dann gegenüber dem Kind gesagt wird "Guck mal, das ist der böse Opa, den besuchen wir nicht mehr."
Hast du zu emotional reagiert? Vermutlich ja. Aber es ist nicht zu ändern. Der Drops ist gelutscht. Überleg dir entweder flotte Kontrasprüch oder distanzier dich etwas. Vielleicht kann man auch deine negativen Erfahrungen aufarbeiten, ohne solche wäre deine Reaktion bestimmt auch nicht so heftig ausgefallen.
Zu dem eigentlichen Thema haben ja nun einige etwas geschrieben. Ich kann dir nur nahe legen, heile dein Kind in dir. Hört sich total bekloppt an, ich weiß 😅🤷♀️ aber solange dein inneres Kind so zerbrochen ist, kannst du nicht selbstbewusst und sicher auftreten und deine Position beziehen. Setze dich also damit auseinander und versuche es abzuschließen. Es gibt da auch Bücher drüber, vielleicht hilft das ja...
Und auch wenn du deine Kindheit als schlimm empfunden hast, so musst du damit in Einklang kommen und dein Kind in dir zulassen.
Diese Antwort finde ich sehr wertvoll, möchte sie daher nochmal unterstützen. Das eigentliche Problem in der Situation waren ja eigentlich nicht Opa und Kind, sondern deine tief liegenden Erfahrungen. Man kann daran arbeiten und lernen sich in so einer Situation nicht mehr ohnmächtig zu fühlen. Mit hat es sehr geholfen.
Ich finde deine Reaktion übertrieben und vermute, dass du so reagiert hast, weil du evtl noch etwas von früher in dir trägst, wo du dich von deinen Eltern als Kind falsch behandelt fühltest.
Früher hat man schnell gesagt "da ist aber jemand böse/ein wüterich etc. " (Ich war/hatte in solchen Fällen früher immer ein "Böckchen"), ohne dass es eine Beschimpfung war oder gar die Würde angreifen sollte.
Ich sage zu meinem Kind auch manchmal scherzhaft "Du bist aber heute ein kleiner Motzerich" und meine das nicht böse. Ich bin mit solchen Bezeichnungen für "kleine Wutanfälle/rummaulen/etwas passt einem nicht" etc. aufgewachsen.
Ich hab früher sogar selber oft als ich mich beruhigt hatte gesagt "Das Böckchen ist Weg". Vlt geht es deinen Vater auch so und er kennt es eben nicht anders.
Wenn du die Bezeichnung nicht magst, dann hättest du deinem Vater doch einfach klar machen können, dass er das so sehen kann, du aber nicht möchtest, dass er das ausspricht.
Als erwachsene Frau dann weinen und am liebsten gleich fahren bzw. in Zukunft einen "Sicherheitsabstand" halten wollen, ist eine Reaktion, die ich ohne weiteren Hintergrund deiner Jugend so nicht nachvollziehen kann.
Das mit den Socken ist eine Frage der Erziehung... Du möchtest deinen Kind die Socken nicht vorschreiben, den Vater diskutiert mit ihm darüber und wieder andere würden da erst gar keine Diskussion zulassen (also sie ihm anziehen oder ihn ohne raus schicken und frieren lassen).
Es ist einfach Einstellungssache und sicher auch vom Charakter des Kindes abhängig.
Ich hatte schon als kleines Kind einen Dickkopf und hätte mir eher die Zehen abgefroren als zuzugeben, dass meine Mutter mit den Socken doch Recht hatte. Gibt sogar ein Video in dem ich mit 5,5 Jahren mit blauen Lippen und zitternd immer noch behaupte ich brauche keine Jacke! Danach musste ich mich immer ohne Diskussion dem Wetter entsprechend anziehen.
Man sollte dann aber konsequent bei seiner Linie bleiben und in der Familie an einen Strang ziehen!
Dein Vater und du habt da einfach andere Ansichten, da würde ich mich mal in Ruhe mit ihm hinsetzen und ihm erläutern, welche Dinge dir in der Erziehung wichtig sind und die er bitte beachten soll.
Ich hab auch lieber gefroren, als zuzugeben, dass meine Eltern manchmal doch recht hatten.
Deswegen lass ich den Machtkampf auch einfach weg. Kind will keine Socken, okay, dann nicht. Da entsteht gar nicht erst das Bedürfnis, mir zu beweisen, dass ich nicht recht habe.
Das kann jeder lösen wie er möchte, jeder kennt ja sein Kind und dessen mögliche Reaktionen am besten.
Für mich wäre es keine generelle Option dann immer nachzugeben, am Ende denkt mein Kind noch es kann bei allem seinen Willen durchsetzen, nur weil ich die Konfrontation umgehen will.
Dinge die mir WIRKLICH WICHTIG sind gebe ich daher einfach fest vor, teile Konsequenzen für ein Nichteinhalten mit und ziehe diese dann durch wenn sich nicht dran gehalten wird. (Nicht mit Strafen gleichzusetzen!)
Aber um wieder zum Thema der TE zu kommen: Hauptsache alle an der Erziehung Beteiligten sind sich da einig oder arbeiten zumindest nicht völlig gegensätzlich. Dazu muss man jedoch auch miteinander in Ruhe kommunizieren, welcher grundsätzliche Erziehungsstil verfolgt wird bzw. wo man Kompromisse finden kann und worauf man besteht. Dies funktioniert jedoch nicht, wenn Gefühle aufgrund von früheren Problemen die aktuelle Situation und Gesprächbereitschaft beeinflussen.
Ich erlebe einige Kinder und davon auch einige wo Eltern keine Grenzen setzen bzw es bedürfnisorientiert nennen. Die Kinder spielen mit den Eltern und die Eltern gehen darauf total ein.
Ich hab selbst eine Tochter die gerne ein Schauspiel veranstaltet. Ich bin liebevoll aber konsequent, gewisse dinge werden nicht ausdiskutiert! Und ich sage meinem Kind auch das ich nicht jedes Verhalten toll finde, ja und das sollen sie auch wissen! Ich möchte kein Kind das mit 8 noch ne Szene macht, weil es kein stop kennt. Und ja davon gibt es viele Kinder. Genauso sage ich meinen Kindern das ich sie lieb habe, jeden Tag. Aber bitte nur weil man mal sagt du bist böse, davon geht die Welt nicht unter.