'das macht man schon immer so' Thema Taufe

Hallo,

Ich hätte mal gerne eure Sichtweise zu einem persönlichen Thema. Am besten auch mit Argumenten.

Es geht darum, dass ich in etwas mehr als einem Monat mein erstes Kind erwarte und mir viele Gedanken mache. Letztes kam das Thema Patentante/Onkel auf, und dann habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich mein Kind wirklich taufen lassen möchte.

Es ist nunmal so, dass wir nicht besonders gläubig sind bzw. ich für meinen Teil schon, aber das hat nicht mehr viel mit dem Christentum zu tun. Viele Dinge, zum Beispiel die christliche Kirche lehne ich ab (ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, denn darum geht es gar nicht). Mein Mann ist der Meinung, dass das Christentum sehr jung ist und mag eher die Geschichten und Sagen vom klassischen Altertum, also griechische Mythologie. Wieso sollten wir unser Kind taufen lassen? Wenn wir beide nicht dahinter stehen.
Ich habe Mal vorsichtig bei meiner Mutter gefragt, ohne meine Zweifel konkret zu nennen. Sie war sehr entsetzt, von wegen das macht man so und hat man schon immer so gemacht?! Aber nur weil man das so macht, um das Kind danach doch nicht zum Glauben zu erziehen, finde ich wiedersprüchlich. Dann doch lieber nicht taufen und hin und wieder Geschichten der Bibel vorlesen, aber auch mal Geschichten, die man nicht so kennt bzw. gerne verheimlicht.

Wie steht ihr dazu? Habt ihr euer Kind einfach so getauft? Oder würdet ihr es komisch finden, wenn man es nicht tut?

Danke fürs lesen. Freue mich über Meinungen 😊

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Meine Kinder sind nicht getauft, sie sollen dies später selbst entscheiden. Meine Mutter war darüber entsetzt, weil es einfach üblich ist zu taufen. So zumindest in der Region, in der wir früher lebten. Da wäre man ausgegrenzt worden, zumindest von den engstirnigen Eltern anderer. Das war die Angst meiner Muttrr, weil sie so aufgewachsen ist, die Nicht-Christen sind zweite Klasse. Heute leben wir in Berlin, da ist sowieso alles multikulti. Am heutigen sogenannte christlichen Glauben ist nicht wirklich mehr der Ursprung des christlichen Glaubens vorhanden. Er hat sich mit der Zeit u.a. dem Heidentum angepasst, um sich besser vermarkten und somit verbreiten zu können oder auch selbst Geld erwirtschaften zu können. Daher z.b. auch Weihnachten im Winter oder Kirchensteuer. Man praktiziert es so, weil es eben nur üblich ist, nicht, weil man es aus freien Stücken und Überzeugung heraus macht. Allein schon sonntags in die Kirche dackeln macht man nur, weil es üblich ist, nicht weil die christlichen Werte es vorgeben. Kirchensteuer zählt man nur, weil man sein Gewissen reinwaschen will, das wenigste Geld geht da an die Wohltätigkeit. Mein Schwiegervater hat deshalb auch lieber die Kirchensteuer gestrichen und überweist das Geld komplett direkt an Hilfsorganisationen.

Meine Famile ist katholisch, die meines Mannes war evangelisch, ist aber überwiegend ausgetreten. Wir selbst sind schon längst aus der Kirche ausgetreten. Mein Mann hat jedoch eine andere Religion für sich entdeckt, das Bahaitum. Da sind alle Religionen wichtig und die Kinder dürfen sich frühstens mit der Religionsmündigkeit (15/16?) dazu bekennen, da es sonst keine freie und eigenständige Entscheidung wäre. Zudem sind alle Religionen wichtig für die Menschheitsentwicklung, jedoch oftmals veraltet. Somit ist es die Pflicht eines jeden Bahais sich mit den anderen Weltreligionen und ggf. mehr auseinanderzusetzen. Ich selbst würde mich nie fest für eine Religion entscheiden. Religionen waren sehr viel früher wichtig für eine funktionierende Gesellschaft, heute arbeiten die meisten Religionen jedoch gegen den Fortschritt. Unsere Kinder wachsen dennoch mit den Geschichten verschiedener Religionen auf. Diese hängen oft irgendwie ja zusammen und gehören unserer Meinung nach zum Allgemeinwissen. Darunter übrigens auch griechische Mythologien. Wir denken, dass sie auch nur so eine eigenständige und freie Entscheidung treffen können, wenn sie alt genug sind.

Eine Entscheidung für das eigene Kind zu treffen und nur mit der Begründung "weil es üblich ist" diese durchzuführen ist feige. Man sollte sich schon damit auseinandersetzen und fest hinter solch einer Entscheidung stehen. Bei der Argumentation mit meiner Mutter haben wir ihre christlichen Argumente schnell entkräften können, indem wir die Geschichte dahinter beleuchtet haben. Sie ist aber auch nur ein "Mitläufer-Christ", kein wahrhaft gläubiger. Sie war dadurch gekränkt, weil ihr Weltbild zusammenstürzte. Alleine schon, dass ihr Kind ihr widerspricht, war unmöglich zu akzeptieren für sie, ist ja gegen die christlichen Werte.
Patentante/-onkel sind heute auch nicht mehr das, was sie ursprünglich waren (Ersatz für Eltern, falls etwas mit diesen passiert), sie sind bedeutungslos geworden. Nur eine Bezeichnung auf dem Papier, keine echten Rechte oder Verpflichtungen. Sie sollen den christlichen Glauben dem Kind näher bringen. Meine Kinder haben dennoch Paten, wir haben dies formlos mit den beiden besprochen. Unsere Kinder sollten Bezugspersonen außerhalb der Familie haben, an die sie sich wenden können, wenn sie mal Probleme in der Familie haben oder Probleme, die sie mit uns Eltern erst mal nicht teilen wollen. Zudem sind es Freunde von uns, die selbst keine Kinder haben können, somit haben sie wenigstens so die Möglichkeit Teil im Leben von Kindern, die ihnen was bedeuten, sein zu können.

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Ich muss sagen: Ein Teil deiner Antwort verletzt mich als Christ schon ein wenig. Bei mir kommt an, dass du Christen als Heuchler o. Ä. empfindest😕🤔

Mir ist bewusst, dass viele Traditionen sich erst später entwickelt haben, zum Beispiel Kirchengebäude etc. aber das heißt nicht, dass es mit dem Kern des Christentums nichts mehr zu tun hat.
Der Ursprung vom Christentum ist der Glaube daran, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist und für uns Menschen von den Toten auferstanden ist. Das ist nicht davon betroffen, ob die Gottesdienste in Hausgemeinden oder Kirchengebäuden gefeiert werden oder ob ich in die Landeskirche oder die Freikirche oder gar nicht in die Kirche gehen. 🤷🏻‍♀️
Weihnachten lag schon immer im europäischen Winter und das ist auch biblisch so bezeugt (Lukasevangelium), die Kirchensteuern zahlen wir, weil Pfarrer, Kirchenmusiker, Jugendleiter… auch von irgendetwas leben müssen und die Kirchengebäude, die kirchlichen Veranstaltungen… sich nicht von alleine finanzieren. Sie war nie für wohltätige Zwecke bestimmt, die sind nur (durch Tafeln, Altenheime… der Kirche) ein Teil davon. Und sie wurde genau deshalb eingerichtet, damit die Kirche nicht mehr bzw. weniger auf das Geld vom Staat und damit auch von Andersgläubigen angewiesen ist. In weniger organisierter Form gab es das auch schon zu biblischen Zeiten.
Wir gehen auch sonntags nicht in die Kirche, weil man es so macht, sondern weil es uns in unserem Glauben weiterbringt. Gemeinsame Gottesdienste sind auch etwas, was ganz ursprünglich ist (Apostelgeschichte, Paulus-Briefe). Und ich finde auch, dass es etwas ist, was die christlichen Werte "vorgeben".
Und ein Pate ist auch ursprünglich nicht der "Ersatz" für verstorbene Eltern, sondern jemand, der den Glauben des Täuflings bezeugt und ihn begleitet. (Aber ja, auch das hat sich mittlerweile etwas verschoben😜)

Ich finde auch nicht alles, was die Kirche macht, gut und richtig. Mir ist klar, dass Weihnachten und Ostern immer mehr vom Kommerz bestimmt werden. Und ich weiß auch, dass fast alle Christen (mich eingeschlossen) sich immer mal wieder anders verhalten, als sie es sollten.
Aber ich finde es falsch, das moderne Christentum so pauschal abzuwerten.

Aber ich stimme mit dir überein, dass man so eine Entscheidung nicht treffen sollte, "weil das üblich ist"😊👍

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Dann sind wir uns ja doch einig ;) Ich meinte nicht pauschal alle Christen. Leider sind die Christen, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe zu 95% so ... "Weil es so üblich ist" habe ich einfach zu oft in meinen Leben gehört und das nicht nur in Bezug auf Christentum. Dafür, dass ich manches hinterfragt habe, habe ich viel Spott bekommen, auch seitens meiner Familie, die nichts hinterfragt, außer es passt ihnen nicht in ihr verqueres Weltbild (jetzt nicht aufs Christentum bezogen).
Was mich bei der Kirchensteuer am meisten stört ist, dass jeder mit Einkommen sie zahlen muss, wenn er nicht aktiv dagegen vorgeht und auch bei jedem Umzug dies neu machen muss. Das pseudo-christliche Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin, war der Meinung, dass sie durch die Kirchensteuer genug wohltätiges machen, sodass sie von jeglicher Sünde befreit sind (leider kein Scherz). Und ja, das sind die "modernen" Christen, die ich kennen gelernt habe. Das sind aber nicht pauschal alle, das ist mir bewusst! Es gibt auch aufrichtige "echte" Christen, die mit Kritik umgehen und darüber sinnvoll diskutieren können ;) Hier ging es jedoch um die "weil es üblich ist"-Christen.

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Hallo,
unsere Söhne sind getauft. Aber wir sind gläubige Christen und auch im Gemeindeleben aktiv dabei, für uns wäre es undenkbar gewesen, die Kinder nicht zu taufen.
Aber: ich finde es gut, wenn jemand sagt, dass er nichts mit der Kirche zu tun hat, am Glauben zweifelt und daher die Kinder nicht taufen lässt. Das ist wenigstens ehrlich. Ein Kind nur taufen zu lassen, weil es halt üblich ist,
aber selbst nichts mit Gott und Kirche zu tun hat und nur noch auf dem Papier dem Christentum angehört, finde ich verlogen.
Von daher würde ich euch empfehlen, dass ihr das macht, was sich für Euch richtig anfühlt und lasst Euch nicht von anderen bequatschen.
Lg
Elsa01

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Das kann ich bis ins letzte Wort so unterschreiben. Wir werden auch taufen lassen, aus Überzeugung :-)

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Eine super Antwort 👌

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Drei Kinder, alle nicht getauft, Eltern auf beiden Seiten auch entsetzt, da katholisch bis in die letzte Zelle.
Ich selbst habe auch nur standesamtlich geheiratet, alleine das war schon völlig außer der Norm.
Ich bin auch nicht gläubig, mein Ex auch nicht, außerdem sind wir beide auch schon lange vor den Kindern aus der Kirche ausgetreten.
Das wussten meine Eltern aber nicht.
Ich würde es immer wieder so machen.

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Hallo,

Unsere Kinder sind getauft, da wir auch gläubig sind.
Ich würde dieses Thema als Eltern entscheiden und dann zu eurer Entscheidung stehen und andere Personen nicht nach ihren Meinungen fragen. Man kann auch ohne Taufe jemanden aus Verwandtschaft oder Freundeskreis zum Patenonkel/-Tante machen (nach Rücksprache). Euer Kind kann sich später selbst entscheiden, ob es getauft werden möchte.

Lg Maren

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Genau das wollte ich auch schreiben. Unsere sind auch nicht getauft. Ich war nie in der Kirche und mein Mann ist ausgetreten. Wir haben trotzdem Patentanten/-onkel benannt. Als Beistand. Als Berater und als Vormund sollte uns etwas passieren.

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Unser Sohn ist nicht getauft.
Mein Mann und ich sind beide nicht gläubig zumindest glauben wir nicht an das was uns die Kirche vermittelt.
Wir sind beide aus der Kirche ausgetreten. Finde es total schwachsinnig das Kind taufen zu lassen weil man es halt so macht. Mein Kind sollte selbst wenn es alt genug ist entscheiden an was es glauben will mit oder ohne Religion.
Die Urgroßeltern waren auch entsetzt da die sehr gläubig sind. Ich selbst wurde getauft und hatte Kommunion weil man es halt auf dem Land so macht und ich fand es als Kind schon ätzend und hätte lieber den Ethik Unterricht besucht was ich dann auch ab der Berufsausbildung getan habe.

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Ich bin ja nicht "man". Ich finde diese Taufen von Menschen, die maximal sonst noch an Weihnachten in die Kirche gehen, extrem scheinheilig. Mein Mann wollte sowas auch machen 😅 Nein danke. Also alle Kinder ungetauft. Wir gehen normal nicht in die Kirche. Großeltern, Urgroßeltern etc. fanden es furchtbar. Ich finde deren Gottesdienst furchtbar. So ist das Leben. Man kann nicht alles haben 🤷‍♀️ Wenn meine Kinder irgendwann selbst an die Institution Kirche oder Islam oder Judentum etc. Glauben würde, würde ich sie wohl unterstützen, solange es keine extremistischen Züge annimmt. Aber einem wehrloses Kind einen Glauben aufzudrücken, an den ich selbst nicht glaube (und mein Mann auch nicht, er fand nur die Tradition wichtug) finde ich falsch.

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Das war bei uns auch ein riesiges thema. Ich bin ausgetreten und will sie nicht taufen lassen. Mein mann ist zwar noch dabei aber gläubig ist er auch nicht und geht nur in die kirche bei einer hochzeit oder begräbnis. Wir heirateten auch nicht kirchlich das war schon ein riesen thema bei seinen eltern denn wir kann man nur heiraten und nicht kirchlich.
Dann könnt ihr euch vorstellen wie es bei dem tjema taufe ausschaute. Im endeffekt hab ich nachgegeben mein mann will es seinen eltern zuliebe machen und ihm ist es eher egal. Sie ist jetzt 8 monate und immer noch nicht getauft 😅
Im winter wollte ich nicht dann kam corona und es muss auch alles mein mann organisieren ich mach da nichts. Tja was soll ich sagen wahrscheinlich ist sie dann in 10 jahren noch immer nicht getauft. Wenn dein mann derselben meinung ist wie du dann macht es einfach nicht und fertig ich finde es von meinem mann auch ehrlich gesagt heuchlerisch aber meine eltern sagten ich soll es ihm zuliebe zulassen.

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Wir sind zwar Christen, aber nicht sonderlich gläubig. Wir feiern Weihnachten und Ostern als Fest der Familie. Die Kinder, insbesondere die Ältere kennt auch den christlichen Teil davon. Die Jüngere ist noch etwas zu jung um es zu verstehen.
Ich denke wir leben mit unserer Einstellung mit der Masse.
Ja, es ist ein Stück weit widersprüchlich, wenn man nicht wirklich gläubig ist.

Unsere Kinder sind auch getauft, aber nicht weil man das so macht oder wegen der Gläubigkeit, sondern weil es einfach eine schöne Zusammenkunft war.
Klar hätte man es auch ohne Kirche machen können. Aber ich war einfach von meinem ehemaligen Religionslehrer, der auch Pater ist so angetan, dass ich ihn dabei haben wollte und meine Kinder von ihm das Sakrament der Taufe empfangen.
Der Mann ist ein spätberufener Seelsorger und äußerst weltoffen eingestellt. Sein Humor ist göttlich. Schon in der Schule lehrte er uns mehr mit Episoden aus dem alltäglichen Leben und wie man Wege aus Problemen finden kann,weil er vieles davon schon selbst bzw. hautnah miterlebt hat,als über das streng Katholische.

Oh Gott ich merke gerade wie weit ich ausgeschweift bin.

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Huhu!

Wir haben unsere Tochter nicht taufen lassen.
Mein Mann ist evangelisch und ich bin ebenfalls nicht getauft.

Wäre es meinem Mann ein Bedürfnis gewesen, unsere Tochter taufen zu lassen, hätte ich auch dahinter gestanden.
Aber nur "weil man es eben so macht", ist für mich in diesem Punkt kein ausreichender Grund.

Was andere Menschen darüber denken, ist mir egal.😉

Liebe Grüße