Karriere vor Kindern

Hallo,

mein Mann hat eine Stelle angenommen, mehr als 500 km von unserem jetzigen Wohnort entfernt. Er hat einen tollen Job, mit dem er zufrieden ist, findet diese Stelle aber besser.

Wir haben eine dreijährige Tochter und unser Sohn ist auf dem Weg. Momentan promoviere ich. Ich hab ein drei-Jahres-Stipendium, von dem gerade mal ein Jahr um ist. Ich benötige die verbleibende Zeit (wenn nicht sogar mehr), um die Promotion zu beenden und bin an unseren Wohnort gebunden.

Ich hatte große Zweifel, ob das der richtige Zeitpunkt für ein zweites Kind ist. Mein Mann wollte unbedingt einen nicht zu großen Altersabstand und hatte vor, einige Monate Elternzeit zu nehmen. Das kann ich nun natürlich vergessen.

Er sieht das alles ganz gelassen. Er würde uns an den Wochenenden besuchen und dann alles übernehmen (Kinder, Haushalt), so dass ich mich wenigstens an zwei Tagen vollkommen auf die Promotion konzentrieren könne. Und an den anderen fünf Tagen? Und Familienleben? Paarzeit? Außerdem glaube ich nicht, dass er die Strecke tatsächlich jedes Wochenende zurücklegen wird.

Wenn ich fertig promoviert habe, soll ich mit den Kindern nachkommen. Also in frühestens zwei Jahren, in denen wir eine Fernbeziehungen führen werden.

Ich bin gerade sehr enttäuscht und habe Angst, es nicht zu schaffen.

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Hi,

ich finde das sehr egoistisch von deinem Mann und wäre genauso enttäuscht wie du.

Geht gar nicht ! Und das würde ich ihm genau so sagen.

VG

Tattel

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Hat er das einfach alleine beschlossen?

Sorry, da wäre ich richtig wütend. Ich verstehe ihn, dass er vllt auch weiter Karriere machen möchte oder so.

Aber so wichtige Dinge, die die ganze Familie betreffen, entscheidet man doch nicht alleine!! Das ist super egoistisch. Und ne Wochenend-Promotion mit 2 Kindern wird wohl eher nix, das weißt du sicher selbst.

Ich finde, egoistischer hätte er gar nicht handeln können. Ich wäre sehr enttäuscht und verletzt. Ich wüsste nicht, ob ich damit umgehen kann, daher fällt es mir schwer, dir was zu raten.

Dass du es irgendwie schaffst, glaube ich schon. Vllt nicht so, wie du es dir jetzt vorstellst (die Promotion wird sicher länger dauern oder gar nix, dafür eröffnen sich sicher tolle neue Möglichkeiten oder so), aber es gibt immer einen Weg!

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Ja. Er hat mir erzählt, dass er sich beworben hat. Da hab ich schon Bedenken geäußert. Er meinte dann, das sei ja noch nicht verbindlich und es gebe sicher ganz viele Bewerber. Heute morgen wurde er dann angerufen und kam aus dem Zimmer, als hätte er einen Sechser im Lotto. Zusage. Er hat sofort angenommen, soll nächste Woche zwei Tage lang hospitieren und dann den Vertrag unterzeichnen. Er fand es dann noch egoistisch, dass ich ihm das nicht gönne.

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Ist er denn sonst auch so in der Partnerschaft?

Ich meine, im Prinzip kann er ja trotzdem EZ nehmen, auch wenn der neue AG sicher nicht begeistert wäre. Aber ich würde da jegliche Kritik an mir abprallen lassen, er hat da RICHTIG Bockmist gebaut!

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Hat er die Stelle angenommen ohne vorher mit dir darüber zu reden?
Was wäre wenn du eine Stelle so weit weg annehmen würdest und ihm die Kinder 5 Tage in der Woche überlässt? Mach ihm das mal klar! SEINE Karriere ist doch nicht wichtiger als DEINE!!! Was für ein Egoist.

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Ich finde das auch sehr egoistisch.

Ja, hat er. Er hat mir erzählt, dass er sich beworben hat. Da hab ich schon Bedenken geäußert. Er meinte dann, das sei ja noch nicht verbindlich und es gebe sicher ganz viele Bewerber. Heute morgen wurde er dann angerufen und kam aus dem Zimmer, als hätte er einen Sechser im Lotto. Zusage. Er hat sofort angenommen, soll nächste Woche zwei Tage lang hospitieren und dann den Vertrag unterzeichnen. Er fand es dann noch egoistisch, dass ich ihm das nicht gönne.

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Bedenken äussern wenn es ein "No-Go" für dich ist finde ich schwach. Das hättest du von Anfang an klar kommunizieren sollen.

Dennoch - ich würde ihm klar machen, dass er seine Karriere nicht auf DEINEN Schultern aufbauen kann. Frag ihn was er machen würde wenn du so einen Job annehmen würdest. Kommuniziere klar wenn das für dich nicht akzeptabel ist.

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Puh, schwierig so aus der Ferne. Klingt auch so, als ob die Entscheidung gefallen und endgültig ist, er also die alte Stelle bereits gekündigt hat und die neue angenommen?
Das fände ich, wenn es mich beträfe, nicht in Ordnung, solche Entscheidungen würden bei uns gemeinsam getroffen.
Im Prinzip geht es auch nicht nur um "Karriere vor Kindern", sondern es hört sich so an, als ob ER die Entscheidung getroffen hat, dass SEINE Karriere wichtiger ist als DEINE.
Wenn der Drops gelutscht ist, könnte man noch drüber reden:
Elternzeit könnte er trotzdem noch nehmen, entweder Teil- oder Vollzeit. Für die Zeit müsste er ja auch nicht dort vor Ort sein, und dir Last abnehmen, damit du bei der Promotion weiter kommst.
Wie schaut es mit der Betreuung vor Ort aus, also Tagesmutter, Krippe, Großeltern?

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Er hat mündlich zugesagt, soll nächste Woche zwei Tage lang hospitieren und dann den Vertrag unterzeichnen. Die alte Stelle kündigt er dann.

Er kann ja schlecht direkt zu Beginn während der Probezeit Elternzeit nehmen.

Unsere Tochter geht vormittags in eine Kita. Sie ist klein und familiär und wir sind dort sehr zufrieden. Unser zweites Kind müsste mindestens ein halbes Jahr alt sein, um aufgenommen zu werden, und ich weiß nicht, ob ich das nicht auch noch zu früh fände.

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Zu Beginn der Probezeit vielleicht nicht, aber wenn Nr. 2 dann ein halbes Jahr alt ist, wäre das ja durchaus möglich. Ob die Stelle befristet ist oder unbefristet, sollte er ja jetzt schon wissen. Ist seine derzeitige Stelle denn befristet? Das wäre ja im Grunde auch nochmal ein pro oder Contra Argument...
Aber unabhängig davon würde ich überlegen wie ich mich fühle und ihm das sehr deutlich klar machen. Anscheinend könnte er ja zu diesem Zeitpunkt noch einen Rückzieher machen, wenn ich das richtig verstanden habe.

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Hast du Kinderbetreuung unter der Woche?

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Für unsere Tochter vormittags.

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Unter den Umständen würde ich kein zusätzliches Kind wollen.
Was nützen schon 2 Tage am WE, wenn man die ganze Woche alleine den Vollstress hat?

Und ich würde mich nicht mal darauf verlassen, dass er Wort hält, wenn er schon alleine solche Entscheidungen fällt, die die gesamte Familie betreffen.

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Und jetzt? Im siebten Monat abtreiben?

Nein, ich verlasse mich nach der Aktion definitiv nicht mehr auf ihn.

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Oh sorry, ich habe nicht gewusst, dass du schwanger bist, ich dachte, ihr würdet ein zweites Kind erst planen.

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Nicht schön, gar nicht schön. Dass es unmöglich ist, so etwas im Alleingang zu planen, haben die anderen ja schon geschrieben, und dem schließe ich mich an.

Ganz unabhängig davon frage ich mich auch, ob ihm klar ist, was 500 km Entfernung bedeuten. Ich habe 500 km von meinem jetzigen Mann entfernt studiert und habe es maximal alle 2-3 Wochen zu ihm geschafft. Das waren lockere 6 Stunden Fahrt pro Weg, wenn alles gut ging. Freitag Abend war ich immer platt, sonntags vormittags kreisten meine Gedanken schon wieder um die Rückfahrt. Tasche packen, Auto checken, da war der Sonntag Mittag rum, und ich düste schon wieder ab.

Und wie macht ihr das mit dem Wohnen / Haushalt? Zwei vollständig bestückte Haushalte? Oder schleppt er dir freitags die Schmutzwäsche an und nimmt sie sonntags wieder mit?

Was ist mit dem Familienleben unter der Woche? Und wie werden die Kinder reagieren? Ich kenne Familien, in denen z.B. längere Dienstreisen des Vaters dazu führten, dass die Kinder in ein abgrundtiefes Loch fielen. Will dein Mann das?

Ich habe das Gefühl, dass er in seiner Euphorie übersehen hat, welche Folgen ein solcher Jobwechsel haben wird. Habt ihr euch darüber nie mal ausgetauscht und Gedanken gesammelt?

Ich bin gerade echt etwas entsetzt #schwitz

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Ich bin auch entsetzt.

"Und wie macht ihr das mit dem Wohnen / Haushalt? Zwei vollständig bestückte Haushalte?" Die Frage ist generell, wie das mit der Miete ist, die er dann ja doppelt zahlen müsste. Momentan geht sehr viel von unserem Gehalt für die Miete drauf und er wird auch in eine Stadt mit einem Wohnraumproblem ziehen. Vielleicht kommt noch ein Umzug in eine kleinere Wohnung in schlechterer Lage hinzu.

Er ist jetzt bei der Arbeit. Wenn er wieder kommt, müssen wir uns auf jeden Fall noch mal zusammen setzen.

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Nicht nur Miete, auch Sprit. Jede Woche 1000 km! Selbst mit einem sparsamen Auto verballert man da im Schnitt 60 Liter Sprit - rechne mal 1,25 € pro Liter, sind das 75 € die Woche = 300 € im Monat!

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Das ist in vielerlei Hinsicht mehr als bitter.

Ja, er lässt dich mit deiner Karriere hängen.
Aber zudem vergrößert ihr eure Familie aktuell, was ja auch eine aufregende Zeit ist, auf die man sich als Paar freut. Aber er zieht sich da raus.

Ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen sollte und wäre auch sehr verletzt.
Daran, dass er unter der Woche 5 Tage arbeitet, 1000km pendelt UND am Wochenende 48 Stunden Kinderdienst übernimmt, glaube ich auch nicht. Mein Mann war dann erschöpft von der Woche und brauchte Erholung zu Hause, auch ohne Kinder. Er war dann sehr zerknirscht, dass die Katze auf Abstand ging, weil er nicht mehr präsent war. Euer Sohn wird ihn als Papa ja gar nicht richtig kennenlernen. Wir als Paar blieben auch auf der Strecke.
Zudem konnte er sich um viele Dinge unter der Woche nicht kümmern, die dann auch im Wochenende erledigt wurden. Also noch weniger Zeit für uns.

Hm. Entweder geht er da sehr naiv dran, oder ihm ist es egal.
Fühle dich gedrückt!

Wie regelst du die Betreuung?

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Danke. Unsere Tochter geht vormittags in die Kita. Unseren Sohn könnte ich wahrscheinlich ab dem 6.Monat abgeben, falls ich einen Betreuungsplatz bekomme, aber ich weiß nicht, ob mir das nicht zu früh ist.

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Über so einen Alleingang wäre ich stinksauer.
Ich würde die ganze Partnerschaft in Frage stellen.
Das ist doch keine Partnerschaft auf Augenhöhe wenn er so etwas gravierendes alleine und gegen deinen Willen beschließt.

Ich würde ihm die Wahl lassen, entweder er nimmt für das 2. Kind (das er ja unbedingt wollte) ein Jahr Elternzeit und geht erst wieder zurück, wenn die Betreuung des 2. Kindes gesichert ist oder er kann gehen - braucht aber auch nicht mehr wieder kommen.

Auf so einen egoistischen Partner könnte ich verzichten.