Es bereuen Mutter geworden zu sein

Hallo,
Eine meiner Freundinnen stellt immer mehr fest, dass sie es bereut (zu früh?) Mutter geworden zu sein.
Ich würde ihr gerne helfen was sie jetzt tun kann, um wieder glücklicher zu werden.
Aber wo fängt man da an?

-Gleichgesinnte finden?
- zum Psychologen gehen?

Es gibt ja Bücher darüber aber sind da auch Lösungswege enthalten?
Muss man das einfach akzeptieren? Gibt es Wege es wieder positiver zu sehen und es letztendlich doch nicht mehr zu bereuen?

Ich selbst bin eine sehr glückliche Mama, verstehe aber ihre Gründe warum sie es bereut. Nun möchte ich ihr gerne helfen, aber ich weiß nicht wie. Die kinder sind jetzt nun mal schon da (und sie liebt sie! Trotzdem wächst ihr alles über den Kopf)

Gibt es hier vielleicht betroffene die ein bisschen erzählen können wie sie dann vorgegangen sind mit diesen Gefühlen?

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Wie alt sind denn die Kinder? Ich hab nach der Geburt meines Sohnes auch eine Phase gehabt wo ich dachte „so ein sch...ich hab mir das ganze Leben versaut..“

Auch heute noch denke ich phasenweise das ich mich nicht so super als Mutter eigne. Ich bin introvertiert, brauche zwischendurch eigentlich viel Zeit für mich und das alleine sein- unmöglich mit Familie. Auf der Arbeit blühe ich auf, wenn ich Feierabend habe und losmuss würde ich lieber länger bleiben als den Nachmittag mit den Kindern verbringen.

Ich denke ich müsste mir andere Umstände schaffen, sprich- mehr Fremdbetreuung. Ich lehne nicht die Kinder ab, die Liebe ich sehr- aber die Mutterolle strengt mich sehr an, immer parat stehen für die Bedürfnisse der Kinder. Ich bräuchte vermutlich im Alltag einfach täglich zwei, drei Stunden für mich und den Haushalt in Ruhe ohne die Kinder.

In den nächsten Jahren werde ich die Betreuung auf Vollzeit aufstocken. Ich werde mit meinem Mann einen freien Samstag aushandeln- jeder darf einmal im Monat Samstags machen was er will, ohne die Kinder. Einmal jährlich Kinderfreier Kurzurlaub.

So werde ich mich über Wasser halten. Zum Glück werden die Kinder älter und strengen mich dann weniger an. Je jünger, desto anstrengender- so empfinde ich das. Ich kann den ständigen Körperkontakt nicht gut ab, stillen war ganz schwierig. Es wird nun jedes Jahr einfacher werden, dass hilft schon sehr.

Was ziemlich nervt ist das man als Mutter glücklich zu sein hat, niemand hat Verständnis wenn man sich nicht gut in die Mutterrolle einfindet. Keiner will von einer Mutter hören“ ach Kinder, hat Vorteile und Nachteile wie alles im Leben- besser ist mein Leben aber nicht seid ich Kinder habe, sondern anstrengender..“

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Danke für deine Antwort. Die Kinder sind 3 und 4, also ein sehr anstrengendes Alter! Ich habe ihr auch vorgeschlagen sich mehr Freiraum zu schaffen über Fremdbetreuung. Da werde ich weitermachen da das wohl der richtige Ansatz zu sein scheint.

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"(und sie liebt sie! Trotzdem wächst ihr alles über den Kopf)"

Da würde ich ansetzen.

Was wächst ihr am meisten über den Kopf?
Was belastet sie am meisten?
- Sind das Bereiche, in denen du Unterstützung anbieten kannst (Zeit, Organisation usw) oder sind es Bereiche, bei denen du selbst nicht unterstützen kannst.

Bspw.
Sie braucht Zeit für sich, um wieder klar denken zu können: Ihre Kinder ab und zu nehmen. Ist es eine Phase, kann es ihr dadurch besser gehen. Prima.
Ist absehbar, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, dann weiter suchen.

Sind es bestimmte praktische Tätigkeiten wie Haushalt und co.? Wäre eine Haushaltshilfe denkbar? Wenigstens für die Gröbsten Sachen?

Ist es Perfektionismus oder alles alleine schaffen wollen? Hilfe annehmen = versagen?
Dann kommt es darauf an.
Mutter-Kind-Kur für den Anfang
Therapeutische Unterstützung, falls das Problem tiefer liegt.

Was meint sie mit "zu früh"? Da das vieles bedeuten kann, frage ich nach.
- Emotionale Reife? Überfordert, weil sie Angst hat es nicht gut genug zu machen?
Bestärken, ihr zeigen, was sie toll macht. Zweifel haben auch ältere Mütter.
- Das Gefühl was verpasst zu haben?
Mit ihr mögliche und unmögliche Theorien durchspinnen. Auch mal bewusst unrealistisch.
Was fehlt ihr? Was wünscht sie sich? Was vermisst sie?

Was davon lässt sich mit Kindern vereinbaren?
Meinem Kind habe ich beigebracht, dass es mich auch als Mensch gibt.
Natürlich habe ich vieles kindgerecht angepasst. Aber ich habe mich nicht aufgegeben.

Kinderlose Freunde fanden Treffen auf dem Spielplatz eine tolle Abwechslung.
Museum ist auch mal für 20 Minuten ok. So lange wie Kleinkind eben mitmachte. Davor Spielplatz rutschen, danach Spielplatz miteinsauen. Dazwischen etwas, das mir gut tut.
Inzwischen ist Kind in der Pubertät und verbringt gerne mehr Zeit im Museum als ich vor ihr ;-)
Sind es Interessen, die kindeswohlgefährdend nicht zusammen passen: was kann sie tun?
Babysitter? Mal ein Wochenende mit Mann? Sich mit Partner abwechseln? Eine Nacht die Kinder zu ihr, damit sie nachholen kann?

Ist es eher der Druck der Verantwortung?
Dann eher Austausch. Auch mit Psychologen. Nicht als Therapie, sondern als geschützter Raum, wo sie über ihre Ängste, Sorgen etc. offen sprechen kann. Wo sie offen und ehrlich sein kann und es Schweigepflicht gibt.

Hat sie Oasen zum Kraft schöpfen?

Was verlief mit Kind(ern) anders, als gedacht?

Was bereut sie am meisten?

Welche Perspektiven und Wünsche hat sie?
Kann sie davon etwas nachholen? Mit Kind machen?
Was wünscht sie sich?
Was würde sie sich wünschen? Mal komplett unrealistisch gedacht, wenn alles möglich wäre? - Natürlich ist das nicht alles umsetzbar. Aber es kann Aufschlüsse darüber geben, was man vermisst, was man braucht, wonach man sich sehnt.
Daraus ergeben sich wiederum Ansätze, in welche Richtung man kleines verändern kann um gefühlt vieles zu verändern.



Je nachdem, was sie braucht:
prüfe, was du davon unterstützen kannst / ehrlich nicht unterstützen kannst.

Zeit, Organisation, Begleitung, Betreuung, Adressen heraussuchen, telefonieren und ihr dann den Hörer geben, recherchieren, dich umhören, wo hin bringen.....
Unterstützung hat viele Gesichter.

Was braucht sie - was kannst du (ehrlich leisten) sollten zusammen passen.

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Danke für deine Antwort, da sind sehr viele Ansätze dabei.
„Zu früh“ meint bei ihr nicht das Alter, sondern sie ist von einer Verantwortung in die nächste. Sie hatte also nie Zeit für sich, hat nie einfach so gelebt wie sie das wollte sondern musste sich immer um andere kümmern bzw war nicht „frei“. Und diese Unbekümmertheit fehlt ihr jetzt sehr.
Ich habe ihr auch schon mehrfach vorgeschlagen sich Entlastung zu suchen für die Kinder.
Aber anhand deiner Antwort hab ich gesehen dass ich schon in die richtige Richtung gedacht habe.

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Diesen Ansatz kann ich sehr gut verstehen.
Bei mir war es von der Pflege der Eltern samt Todesfall in Alleinerziehend.

Da die Pflege Kind einfacher fiel als Pflege Eltern, war das schon Entlastung.

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Bereut sie es vielleicht „nur“, weil sie überfordert ist? Dann sollte sie sich Hilfe suchen (Familienhelfer, evtl Putzfrau, eben da, wo es hapert).

Oder wäre sie ohne Kinder glücklicher, kommt aber ganz gut zurecht? Dann sollte sie vllt mal mit Gleichgesinnten sprechen. Sie ist nicht allein und allein diese Tatsache hilft manchmal ja schon!

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Ich, als kinderlose Freundin von vielen Muttern sehe es so.... die Frauen, die sich selbst aufopfern, immer hinten anstellen, es jedem Recht machen wollen, immer den Kuchen für den Kindergarten selbst backen müssen, trotzdem noch mindestens Halbtags (eher mehr) arbeiten müssen, sich am besten noch um die eigenen Eltern/Tanten/Schwiegis kümmern... die sind irgendwann ausgebrannt. So eine Art Mutter-Burn-Out und dann kann kam das schon mal bereuen, sich für Kinder entschieden zu haben, was man aber in den seltensten Fällen wirklich laut aussprechen würde, man könnte ja dafür verurteilt werden.

Lösung sehe ich darin, dass man sich selbst und die eigenen Bedürfnisse wichtiger nimmt. Man schaut, wie kann man umorganisieren, dass es täglich Zeitinseln für einen selbst gibt. Was kann man streichen vond er ewigen To-Do-Liste? Ist es sinnvoll, wenn jedes Kind 3 Sport/Spiel/Musik Termine die Woche hat, man selbst aber noch nicht mal 30 min Pilates schafft?

Da muß ein Umdenken statt finden und ein verschieben von Prioritäten, bei der Gesellschaft, aber auch bei jeder einzelnen Frau, die es bereut, dass sie Muitter geworden ist. Inwiefern man da von außen helfen kann? Zuhören, Entlastung anbieten, wo es einem möglich ist und vorallem nicht verurteilen, sondern ermutigen, die Sachen zu machen, nach denen man sich sehnt und die man vermeintlich mit Kindern nicht (mehr) machen kann.

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das beste was du tun kannst, ist Verständnis zeigen.
Belehrungen und Aussagen wie „also bei uns läuft es super“ helfen niemanden.

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...Und das tust du wohl bereits

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Was eine heftige Unterstellung! Ich sage ihr NICHT dass es bei mir super läuft und ich ihre Lage nicht verstehen kann.
Es tut mir für sie sehr leid dass sie so unzufrieden ist, daher möchte ich ihr ja helfen!

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Es gibt Tage, da könnte ich meine Kinder inklusive Mann zum Mond schießen.
Dann weiß ich, dass es langsam wieder mal Zeit wird vom Alltag auszubrechen.
Das mach ich dann auch mit meiner Freundin.
Alle paar Wochen mal ein Tag nur ich sein, tut mir sehr gut.

Die Kinder deiner Freundin sind noch etwas jünger, da klappt es oft noch nicht so, dass sie gemeinsam und in Ruhe spielen, also muss eine andere Kurzzeitoase geschaffen werden. Was ist mit dem Vater, den Großeltern oder mit dir?
Schnapp ihr doch mal die Kinder weg und sag, dass sie jetzt mal 2 Stunden nur für sich etwas machen soll. Solche Inseln sind meiner Meinung nach total wichtig. Oft hab ich meine Kinder beim Ikea ins Smaland gesteckt und ich bin allein in aller Seelenruhe durch den Laden geschlendert.
Fazit: Die Kinder waren glücklich, ich war glücklich und ich hatte Servietten in allen Farben daheim😉

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Das Problem ist, dass ihr alles über den Kopf wächst. Da braucht sie Hilfe für den Alltag. Vielleicht kann sie eine Familienhelferin beim Jugendamt engagieren. Oder wenn nicht, dann hilf ihr, andere Lösungen für den Alltag zu finden. Wenn sie das wieder auf die Reihe kriegt, bereut sie auch das Muttersein nicht mehr