Eine Entscheidung die mir schwer fällt...

Hallo, heute in dem Familienleben Forum, da gerne anonym und es mich und meine Familie betrifft...

Es geht um meinen Sohn (12) der eine Diagnose bekommen hat ( emotionale und sozialentwickelte Störung) dazu kommt noch eine Lernbehinderung. Er ist momentan in einer Behandlung ( vollstationäre Therapie) an den Wochenenden ist er zu Hause.

Die Empfehlung der Einrichtung ist definitiv eine Wohngruppe. Sie sagen, mein Sohn wird immer Schwierigkeiten im Leben haben und müsste täglich pädagogisch unterstützt werden. Sie stellen mich vor die Wahl ob ich es mir und meiner Familie zutraue ihn nach Hause zu holen oder ihn in die pädagogische Hände abgebe 😩
Für mich klingt das so gemein und ich kann mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden weiß aber auch gleichzeitig wie unmöglich das gemeinsame Leben die letzten Jahre war und wie wir alle gelitten haben...

Ich kann es mir aber nicht eingestehen und drücke mich vor dieser Entscheidung

Die Gedanken sind so komisch zurzeit...alles dreht sich nur noch darum

Wie regiert unsere Verwandtschaft ?
Wie reagieren die Freunde ?
Bin ich eine miserable Mutter wenn ich mein Kind „quasi aufgebe“ ?
Schaffen wir es finanziell überhaupt so eine Wohngruppe zu tragen ?
Habe ich versagt ?


Wenn ich mich fürs zu Hause leben entscheide und somit gegen die Empfehlung der Psychiatrie gehe dann kommen solche Fragen wie...

Schaffe ich das alles ? Werde ich diese Kraft aufbringen? Werde ich dann den anderen zwei Kindern gerecht ? Wird es wieder Streitereien geben ? Zwischen mir und meinem Mann ? Zwischen mir und der Schule ? ( weil mein Sohn dort öfter Probleme macht )
Wie stark ist meine Mutterliebe???


Ihr seht...ich bin wie in einer Zwickmühle und dabei möchte ich NUR das Beste für mein Sohn, bloß was wäre das ???? Ich weiß es einfach nicht 😥

Jemand mit Erfahrung hier ?

Ich weiß mir kann keiner die Entscheidung nehmen und trotzdem gibts hier vielleicht ähnliche Fälle und mir kann jemand berichten ?

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Mein Bruder ist geistig und körperlich behindert, ein normales Familienleben nicht möglich.
Meine Mutter wollte ihn auch nicht in ein Heim geben obwohl klar war, dass meine Schwester und ich auf der Strecke geblieben sind und auch mein Bruder nicht adäquat von meiner Mutter betreut wurde geschweige denn gefördert.
Er war oft sehr aggressiv, und hat meine Mutter geschlagen und uns auch.
Als er dann 14 war und körperlich so stark, dass es nicht mehr ging, kam er in ein Heim für Behinderte.
Da war ich aber schon längst ausgezogen.
Meine Mutter hatte da ewig mit zu kämpfen obwohl sie wusste, dass es das Beste so war.
Von daher, was interessieren dich andere Menschen und was die denken?
Die können überhaupt nicht beurteilen was es heißt, ein Kind mit Einschränkungen zu betreuen.

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Hey!

Dein Fehler ist, dass du seinen Umzug in die Wohngruppe mit "ihn aufgeben" gleichsetzt. Du suchst ihm Unterstützung.
Ihm wird es dort besser gehen, weil er dort ein geschützteres Umfeld hat, das ihn besser händeln kann und auch wieder "unter seines gleichen".

Bist du nicht die, die neulich daran verzweifelte, ihn einweisen zu lassen?
Wenn die dortige Empfehlung lautet, ihn in die Wohngruppe zu geben, würde ich mich daran orientieren. Ihr habt es bisher nicht geschafft (was bei Förderbedarf ESE und LE auch eine Hausnummer ist), warum sollte es nun klappen? In der Psychiatrie ging es ihm gut, er wird sich sicher auch in einer Wohngruppe gut machen, da alles vom Anfang bis Ende des Tages auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist. Manche Anbieter unterhalten auch eigene Schulen- noch besser für ihn.
Für deinen Sohn wird es eine Erleichterung sein, weil er nicht mehr permanent aneckt und negatives Feedback bekommt.

Du musst ihn ja nicht direkt zu Hause rausschmeißen- schaut euch die mögliche Wohngruppe gemeinsam an, lernt die Pädagogen kennen und entscheidet dann. Dein Sohn wird wissen, was für ihn gut ist (siehe Telefonat aus der Klinik) und kann auch zu Besuch kommen.

Es wird eure Situation zu Hause entspannen- davon profitieren auch die anderen Kinder.

Außerdem ist es keine Zwangsmaßnahme- wenn es nicht passt, kommt er zurück.
Davon gehe ich aber nicht aus.

Liebe Grüße
Schoko

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und ervauch wieder "unter seines gleichen" ist. Das wird ihm Druck nehmen.

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Danke dir schokofrosch!! 🙏🏼
Ja du hast recht, ich bin das die Schwierigkeiten hatte ihn einweisen zulassen damals.
Ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen und mir vor die Augen führen dass es für alle das Beste so ist auch wenn es etwas schwer fällt

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"Wie regiert unsere Verwandtschaft ?"

Wer meckert, kann auch helfen.
Wer nicht helfen will, soll sich seine "Ratschläge" sonst wohin stecken.

"Wie reagieren die Freunde ?"

Wer meckert, kann auch helfen.
Wer nicht helfen will, soll sich seine "Ratschläge" sonst wohin stecken.
Echte Freunde nehmen euch ernst. Auf andere kannste verzichten....

"Bin ich eine miserable Mutter wenn ich mein Kind „quasi aufgebe“ ?"

Nein. Im Gegenteil! Du gibst dein Kind NICHT auf. Du gibst deinem Kind das, was es braucht.
Würdest du deinem Kind eine Brille verweigern? Nur damit keiner sieht, dass es eine braucht?
Würdest du deinem Kind die Wunschschule verweigern, wenn das sein großer Traum ist?

Eher würde ich die teure Schule streichen oder was dazu verdienen lassen, als dass ich medizinische Versorgung verweigere.

"Schaffen wir es finanziell überhaupt so eine Wohngruppe zu tragen ?"

Welche Kosten kommen auf euch zu? Mit Wohngruppe und ohne?
Ist es das wert?
Gibt es Möglichkeiten für Zuschüsse? Pflegestufe usw?

"Habe ich versagt ?"

Würdest du deinem Kind eine Brille verweigern? Nur damit keiner sieht, dass es eine braucht?



Wie schnell muss die Entscheidung getroffen werden?
Sofort? Da bin ich eigen. Entscheidungen treffe ich nur im Notfall sofort.

Bis wann? Weil....?
Ist gerade ein Platz frei und auf den nächsten müsstet ihr einige Jahre warten? Dann würde ich mich mit der Entscheidung beeilen.

Ist es erst mal ein Vorschlag auf lange Sicht, ihr müsst aber nicht sofort entscheiden?
Dann nimm dir die Zeit.

Bis dahin aber auch Begleitung und Möglichkeiten in Anspruch.
Gibt es Selbsthilfegruppen zum Austausch?
Könnt ihr die Wohngruppe mal kennen lernen?
Wie oft könnt ihr ihn besuchen?
Wie geht es den Menschen?
Könnt ihr Kontakt zu anderen Eltern aufnehmen? WIe gehen sie damit um? Welche Zweifel hatten sie am Anfang?

und wenn dir jemand aus der Familie/Freunden quer kommt: wer nur meckert, euch aber sonst alleine lässt, ist raus.
Wer euch ernst nimmt, unterstützt, auf eurem Weg begleitet, da würde ich zuhören.

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Aus Sicht einer Lehrerin, die gerade neu eine Klasse mit hochgradigem ES-Kind übernommen hat:

Du gibst ihn nicht auf. Du gibst ihm einen stabilen Rahmen, in dem er sich sicher fühlen kann, in dem er nicht mehr so viele negativen Erfahrungen macht, wi

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Wie das bei euch Zuhause ist.
Ich kenne es von meinem Schüler, der seit der 2. Klasse nur Negatives erlebt hat. Auch bei uns wird es wieder so sein. Ich ermögliche ihm alles, damit er sich wohlfühlt, aber auch alle anderen lernen können. Aber ehrlich.. ich komme jetzt schon an meine Grenzen...

Bitte hilf ihm, soweit es geht.

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Ach liebes, stell dir doch mal die Frage, wie dein Leben aussieht, wen ihr alle zuhause seit.

Es ist stressig und für alle hart.

Aufgeben tust du ihn nicht. Du gibst ihm die bestmöglichste Betreuung die er bekommen kann und gibst ihn NICHT auf.
Meine Mutter hat lange meinen Vater (schwerbehindert, Ms), alleine gepflegt. Sie ging auf dem Zahnfleisch. Jetzt hat sie Hilfe und es geht ALLEN besser.

Es ist sch*** egal, was andere darüber denken. Du wirst es eh niemals allen recht machen können.
Musst du auch nicht, da nur ihr und er zählt.

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Im Grunde weiß ich das eigentlich selbst und trotzdem hat man so ein schlechtes Gewissen 😩 so als würde man versagen als Mama...

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Oh je. Ich glaube ehrlich gesagt, du bist hier in einem Forum mit Menschen die weitgehend keine Ahnung haben, was ein 12-jähriger mit dieser Diagnose bedeutet an falsche Stelle.

Also erstmal: Du gibst ihn nicht auf, du machst das beste, was für ihn passieren kann. Gerade bei ESE kann es sehr gut sein, alle paar Stunden einen Mitarbeiterwechsel zu erfahren, neu starten zu können. Die Reibereien werden in der Pubertät nicht weniger. Ihr könnt so die Wochenenden und Ferien wirklich genießen, weil ihr den Stress mit Therapien, Förderungen etc. nicht habt. Ich bin mir sicher, dass solch eine Einrichtung eigentlich ausschließlich positiv zu sehen ist.

Du hast ganz sicher nicht versagt, dein Sohn hat eine Behinderung! Das hat nichts mit dir zu tun! Ich weiß, von außen ist das einfacher zu sagen als wenn man drin steckt. Aber ich bin mir sicher, das kann eine große Chance sein.

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Das ist sicher richtig hart und eine wahnsinnig schwere Entscheidung.

Lass dir nur gesagt sein, egal WIE du dich entscheidest: du hast nicht versagt. Du kämpfst für deinen Sohn, du willst ihm das bestmögliche Leben bieten (evtl ist das eben nicht bei euch zu Hause). Was die Verwandten sagen, ist doch eigentlich egal. Denn IHR müsst ja mit dieser Entscheidung leben, sonst keiner.

Ob du deinen Sohn so gefördert bekommst, wie es eine Wohngruppe tut, weiß ich nicht. Andererseits ist 12 halt auch noch klein und es ist dein Kind, ich verstehe, dass man es da noch nicht „abgeben“ möchte.

Besprich dich mit deiner Familie, denn Fakt ist ja, so geht es nicht weiter und es ist für keinen schön so. Ihr müsst einen Weg finden, wie ihr alle bestmöglich leben könnt. Und eine Wohngruppe ist ja sicher auch kein Gefängnis und du kannst ganz oft zu deinem Kind 😊

Informier dich doch vielleicht erstmal ganz genau, wie das dann ablaufen würde und entscheidet dann als Familie.

Alles, alles Gute euch!!

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Liebe TE,

eine Wohngruppe kann für euch eine Hilfe sein. Du weißt wie er ist. Und versagt hast du auch nicht die ganzen Jahre. Denn irgendwann kommt jedes Elternteil an die Grenze. Ja und einfach ist es auch nicht. Kuck euch mehrere Wohngruppen an. Und du gibst ja auch nicht das Sorgerecht ab. Wichtige Entscheidungen werden in der Wohngruppe mit euch getroffen auch was z.B Schule anbetrifft. Und ich denke, er kann euch ja auch ab und an am Wochenende besuchen, wenn er stabil ist.

Das wird sich bei uns die nächsten Jahre auch stellen. Wenn unser autistischer Sohn volljährig wird, müssen wir als Eltern als gesetzliche Betreuer auch entscheiden, wie unser
Kind wohnen wird. Das wird uns auch schwerfallen, aber wir sind auch schon an unseren
Grenzen. Unser Sohn ist 16 Jahre alt und im Verhalten auch nicht immer einfach.

LG Hinzwife