Als ich mich gemeinsamen mit meinem Ex für Kinder entschieden habe, war keine Rede von Scheidung, Krankheit, Arbeitslosigkeit.
Wir wussten dass Kinder Geld, Zeit und Nerven kosten, aber unsere Planungen sind überhaupt nicht aufgegangen.
Die Scheidung war sehr teuer, das Eigenheim musste weg, das Geld was wir auch für die Kinder gespart hatten, ging für den Zugewinnausgleich drauf.
Wir haben drei Kinder, wobei ich beim letzten ungeplanten schon Bedenken hatte, auch wegen der Finanzierung.
Ich hatte immer Panik was ist wenn alle mal studieren wollen, ein Auslandsjahr machen, Führerschein, erste eigene Wohnung.
Wir haben beide immer voll gearbeitet, beide ganz gut verdient.
Dann wie gesagt die Scheidung, mein Ex wurde psychisch krank, dann noch Corona, er ist jetzt arbeitslos und ich damit alleine verantwortlich für drei Kinder
Meine Älteste macht nächstes Jahr Abi, sie will nach Maastricht zum Studium, ich muss unbedingt mit ihr sprechen dass ich das nicht finanzieren kann.
Ihr Bruder macht nächstes Jahr seine mittlere Reife und hat sich eine Lehrstelle besorgt.
So dass hier das Geldthema nicht so problematisch wird.
Wäre es alles anders gelaufen wäre auch jetzt Geld da wie geplant.
Zwar keine Vollfinanzierung des Studiums möglich, aber zumindest ein netter Zuschuss.
Meine Jüngste ist noch nicht soweit, geht aber zum Gymnasium.
Ich bin seit März in Kurzarbeit die zunächst bis Ende des Jahres verlängert wurde, mein AG stockt bis dahin auf 87 Prozent auf aber ewig geht das nicht mehr.
Es stehen jede Menge Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Irgendwie komme ich mir wie ein Versager vor.
Wie geht ihr mit Erwartungen an euch selbst oder auch eurer Kinder an euch um?
Wie geht ihr mit Unwägbarkeiten um, wenn es anders läuft als
>>>sie will nach Maastricht zum Studium, ich muss unbedingt mit ihr sprechen dass ich das nicht finanzieren kann.<<<
Sie bekäme doch sicher BaFög, da ist es doch egal, an welcher Uni sie studiert, ist vielleicht sogar günstig, falls ihr grenznah wohnt.
Ich bin damit aufgewachsen, dass es immer wieder anders kommt, als man denkt.
Großeltern
Freunde von Eltern und deren Schicksale
Eltern zu Pflegen
große Verwandtschaft mit Schicksalsschlägen
Meine Eltern haben mir beigebracht: es kommt nicht nur auf die Planung an. Es kommt auch auf den eigenen Mut an neu anzufangen.
Mein Großvater fiel im Krieg. Meine Oma war von einem Tag auf den anderen Alleinerziehend und sie verloren alles. Materiell alles. Bis auf ein paar Decken. Zu Essen hatten sie erst mal nichts.
Wenn es hart auf hart kommt, denke ich daran. An den Mut. An die Kraft, die sie für ihre Kinder hernahm. An den Neuanfang.
Wenn ich plane, plane ich den worst case mit ein.
Kommt es besser, freue ich mich.
Schlimmer kann es ja nicht kommen, da es ja der einkalkulierte Worst case ist.
Geschieden bin ich nicht. Alleinerziehend schon. Das hätte ich so nie gewollt. Aber es ist allemal besser, als wenn ich ihn geheiratet hätte. Also gut entschieden.
Dass man von einem Tag zum anderen krank werden kann, weiß ich.
Rat meines Vaters: gib nur aus, was du hast. Spare so, dass du einige Monate so viel hast, dass es mehrere Nettolöhne ersetzt. Versicherungen und co. solllten zahlen. Bedenke aber, dass sie sich auch gerne mal Monate Zeit lassen oder noch was prüfen oder du noch Geld für einen Anwalt brauchst.
Diesen Rat konnte ich schon brauchen.
Spare in guten Zeiten und achte auf dich in schlechten Zeiten.
Auch ein guter Rat.
Passe deine Ansprüche an die Zeit an, die gerade ist.
Auch das hat mir schon sehr geholfen.
Wenn etwas unmöglich erscheint: prüfe, was trotzdem möglich ist. Es muss nicht immer alles sein. Schon gar nicht auf einmal. Gib nicht auf, nur weil es gerade mal schlecht läuft.
Auch das hat mir schon geholfen.
Ob ich meinem Kind mal ein Studium aus der Tasche finanzieren kann oder nicht, weiß ich nicht.
Was ich ihr mitgebe: Mut haben seine eigenen Ziele verfolgen. Mut haben und Kraft aufbringen, dafür zu kämpfen. Wenn der direkte Weg nicht funktioniert: mit Umwegen kommt man auch ans Ziel.
Nebenjob, Bafög, Ausbildung mit Aufbaustudium.
Eine WG ist auch ein Dach über dem Kopf. Noch weiß sie es nicht, aber ich weiß wie Freunde auf der Straße saßen, weil das immer noch besser war, als zu Hause verprügelt zu werden.
Die Details kennt mein Kind noch nicht. Wohl aber bringe ich ihr bei, dass man auch mit nicht perfekten zu frieden sein kann. Man muss es nicht gut finden, man es muss es nicht dauerhaft hinnehmen, man kann kämpfen für das, was einem wichtig ist. Aber man kann auch mal sagen: sch** war's, weiter geht's.
Als ich krankheitsbedingt nicht mehr in meinen Beruf zurück konnte, habe ich noch mal die Schulbank gedrückt. Anstrengend war es. Gelohnt hat es sich. Sogar so, dass ich danach besser verdient habe, als vorher. Wäre ich nicht krank geworden, wäre ich in meinem Alten Beruf geblieben und hätte weiterhin weniger verdient.
Das weiß ich zu schätzen. Daraus ziehe ich meine Kraft.
Ich darf es doof finden. Ich meckere auch mal in einer Krise. Aber ich zeige meinem Kind, dass man da auch wieder rauskommen kann. Mit Mut zur Veränderung.
Falls ich heiraten würde, spreche ich Finanzen an. Nicht nur, weil ich ein Kind habe, sondern auch, weil mir das wichtig ist. Pflege, Krankheit, Unfall, Schicksal kann immer kommen. Ob man es einplant oder nicht.
Wenn ich weiß, was ich im Fall der Fälle tun kann, dann habe ich mehr Nerven übrig um die Situation durchzustehen.
Als die Eltern zu Pflegefälle wurden, haben sie uns (fast) erwachsene Kinder miteinbezogen. Das geht, das geht nicht. Wer kann was? Wer kann was nicht?
Die Gegebenheiten können wir nicht ändern. Das, was wir daraus machen aber schon. Jeder hat Stärken und Schwächen. Nutzen wir gemeinsam die Stärken und gleichen so die Schwächen der anderen aus, profitieren alle davon.
Du bist alles andere als eine Versagerin. Das ist einfach das Leben!
Das Studium in Masstricht kann evtl schon irgendwie finanziert werden wenn es ein Stipendium, Studienkredit oder ähnliches gibt. Frühzeitig schlau machen! Ansonsten das gewünschte Fach eben doch irgendwo in der Nähe studieren und ggf ein Auslandssemester planen... einen Nebenjob braucht dein Kind vermutlich so oder so.
Es ist nicht deine Pflicht, deine Kinder bis zu Ende ihrer jeweiligen Ausbildungen zu finanzieren. Natürlich ist es ein netter Luxus wenn das geht, keine Frage. Aber es ist nicht die Regel!
Ich bin mir sehr sicher dass deine Kinder ihren Weg schon machen werden.
Über "Was wäre wenn..." solltest du dir den Kopf nun nicht zerbrechen. Es ändert ja nichts an der Situation. Nimm die Dinge die du nicht ändern kannst als solche einfach an und blicke nach vorne.
Versuche, deinen Optimismus nicht zu verlieren trotz der ganzen Umstände.
Alles Gute!
"Ich hatte immer Panik was ist wenn alle mal studieren wollen, ein Auslandsjahr machen, Führerschein, erste eigene Wohnung."
Das sind alles Dinge, die Eltern nicht finanzieren MÜSSEN, wenn sie es nicht können. Und dafür muss man sich auch nicht schlecht fühlen.
Wenn deine Tochter im Ausland studieren möchte, muss sie sich das selbst erarbeiten. Z.B. durch Nebenjobs, einen Super-Abschluss, der ein Stipendium ermöglicht usw. Dass du als geschiedene Mutter von drei Kindern nicht viel Geld übrig hast, wird ihr ja wohl klar sein.
Abgesehen davon vertrete ich die Auffassung, dass ich nicht nur für meine Kinder arbeiten gehe.
Für die jetzige Situation hilft dir das nicht mehr viel, aber vielleicht für die Zukunft.
Ich und auch mein Mann sind recht sicherheitsbedürftige Menschen. Außerdem beide aus der juristischen Ecke.
Wir haben einen Ehevertrag, in dem die Aufteilung der größeren Güter (auch zukünftiges, was vorhersehbar war) im Einvernehmen geregelt ist. Wenn man erstmal zerstritten ist, kommt selten was gescheites dabei raus. Diesen Vertrag werden wir entsprechend ergänzen, sobald Immobilieneigentum dazu kommt.
Für den Fall, der hoffentlich nicht eintritt, gibts gegenseitig Lebensversicherungen. Außerdem haben wif beide eine gute Ausbildung und damit die Basis, Geld zu verdienen.
Den Anspruch, sämtliche Kinder bis zum Ende des Studiums durchzufinanzieren, habe ich als "Arbeiterkind" nicht. Es gibt Bafög, Nebenjobs und genug berufsbegleitende Studiengänge. Außerdem soll es auch Menschen geben, die in einem Lehrberuf glücklich sind.
Natürlich sind damit nur die gröbsten finanziellen Sachen abgesichert, aber wenn es grob kommt, ist das schon mal ein Anfang.
Die anderen haben hier ja schon viel geschrieben, dem ich mich nur anschließen kann.
Ich würde besonders mit deiner großen zeitnah ein Gespräch führen und sie mal fragen, wie sich sich das vorstellt. Vielleicht hat sie sich schon Gedanken gemacht? Ansonsten direkt sagen, wie es ist. Dann hat sie jetzt auch noch Zeit ggf. einen Nebenjob anzunehmen um sich schon mal ein kleines Polster anzulegen.
Jetzt mal...
Ich hab ebenfalls zwei Geschwister. Meine Eltern haben NICHTS dazu gegeben. Als wir 14 Jahre alt waren, wurde Taschengeld gestrichen mit der Begründung: mit 14 kannst du Zeitung austragen.
Ich hab Abi, Ausbildung in einer anderen Stadt (also eigene Wohnung) gemacht und ein Studium draufgesattelt. Während der Ausbildung hab ich das Kindergeld bekommen. Mehr nicht. Es war nichts angespart, kein Bausparvertrag, nichts, keine monatlichen Überweisungen, keine Rücklagen. Nichts.
Ja. Es ist hart und ja, dann hat man zwei Nebenjobs. Aber es gibt auch Unterstützung (Bafög) oder auch ein Studienkredit.
Nicht schön, aber es geht auch ohne das Geld von Mami und Papi.
Heute: Eigenheim, drei Kinder, Auto, Job, und studienkredit abgezahlt. So what?!
Als Rheinländerin kenne ich Maastricht als den Studienort für die, die Förderung für ein Auslandsstudium abgreifen wollen, aber nicht wirklich weit weg von zuhause wollen. Kommen Stichworte wie Erasmus in den Plänen Deiner Tochter vor? Hat sie da schon diverse Studienstiftungen abgeklappert?
Ich denke nicht, dass Deine Kinder ein Anrecht auf "Vollpension" haben, sehr wohl aber, das man zusammen guckt was wie mit welchem Zutun machbar ist.