Hallo!
Ich brauche vielleicht einfach nur guten Zuspruch, eventuell ein paar tröstende Worte, einfach nur jemanden, der meine Geschichte - im besten Fall - zu Ende liest. Oder eben auch ein "nein, wage diesen Schritt ja nicht - du wirst ihn später sicherlich bereuen."
Meine Eltern waren immer fürsorglich, hatten sich gut um mich gekümmert – so dachte ich zumindest bis ich in die 4. Klasse GS ging.
Danach änderte sich alles rapide.
Meine Eltern trennten sich als ich in die 5. Klasse ging. Wieso wusste ich damals nicht. Mein Vater war zu dieser Zeit wie ausgewechselt. Er wusste nicht, was richtig und was falsch ist – trank Unmengen an Alkohol, war teilweise 12 Stunden auf Arbeit und so weiter. So war ich damals mit 11 schon auf mich alleine gestellt.
Mein Vater blieb immer länger und länger von zu Hause weg – teilweise bis zu einer Woche, ohne sich zu melden.
Meiner Mutter schien ich egal zu sein, schließlich gab sie mir die Schuld, dass die Beziehung zwischen ihr und meinem Vater in die Brüche ging. „Hättest du dich mehr für unsere Beziehung eingesetzt, wäre das alles nicht passiert.“
Unterhaltszahlungen an Papa etc. gab es nicht, denn ich könne mir ja laut meiner Mutter Essen von meinem Taschengeld kaufen.
Eines Tages verschwand Papa dann mitten in der Nacht. Seine „Ausrede“ war: „Ich habe einer ehemaligen Schulfreundin behilflich sein müssen.“
Ich ahnte, dass er eine neue Freundin hatte und kam dann mit 16 Jahren – glaube ich zumindest - dahinter. Ich schnappte mir den Bioabfall und ging hinunter zu den Mitstkübeln. Dort stand mein Vater angelehnt an ein Auto. Schließlich stieg mein Vater zu einer mir unbekannten Frau ins mir ebenfalls unbekannte Auto mit den Worten: „…dass ich eine so junge und hübsche Frau wie dich haben darf, ist echt unfassbar.“
Dass das seine „ehemalige Schulfreundin“ war, glaube ich nicht. Sie schien ca. 15 Jahre jünger zu sein, als er.
Von diesem Moment an verbrachte er angeblich bis zu 15 Stunden auf Arbeit, feierte Partys (vermutlich mit ihr), war kaum mehr zu Hause.
Nach wie vor musste ich mich (zu diesem Zeitpunkt) von meinem ersparten Taschengeld ernähren. Auch dieses Thema kommentierte mein Vater mit Äußerungen wie folgt: „Iss‘ endlich weniger, sonst endest du noch als Hängebauchschwein.“
Putzen, Müll hinunter tragen, Geschirrspüler sowie Waschmaschine ein-/ausschalten, einkaufen gehen, nebenbei noch Hausaufgaben erledigen, für Prüfungen lernen, etc. waren an der Tagesordnung.
Mit knapp 18 floh ich von zu Hause, da Papa wieder „an der Weinflasche hing“. Als ich dann am nächsten Tag wieder nach Hause ging, bog gleichzeitig mit mir die Polizei um die Ecke.
„Ihr Vater hat sich Sorgen um Sie gemacht.“ sagte der Polizist zu mir. (Wenn er sich wirklich solche Sorgen um mich gemacht hätte, hätte er mich angerufen, gefragt ob es mir gut geht, etc. – nein. Stattdessen informiert er gleich die Polizei.) Das in Klammer dachte ich mir nur. Ausgesprochen habe ich es nie.
Als er dann an diesem Tag nach Hause kam, wurde ich mit „es ist eine Schande, was aus dir geworden ist.“ empfangen. Dabei kam ihm dann „zufällig“ sein Autoschlüssel aus, der mich an der Schulter traf, wo ich anschließend blutete.
Ich flüchtete dann zu einer Nachbarin meines Vertrauens, bei dieser ich dann – dankenswerterweise – auch übernachten durfte.
Am nächsten Morgen rief mich dann meine Mama an, die wissen wollte, was denn schon wieder vorgefallen sei. Papa habe sie angerufen und sie mies beschimpft. Und auch sie verdeutlichte mir, dass „wenn ich so bekloppt reagiere wie gewohnt, sie es als Zeitverschwendung ansehe, sich mit mir zu unterhalten. Wenn jemand vor seinen eigenen Eltern flieht, dann kann man ja nicht mehr richtig denken können.“
Leider fand mein Vater zwei Tage später heraus, dass ich bei der Nachbarin XY übernachtet habe. Als sie ihm dann erzählte, was ich alles Leckeres gegessen habe, wurde er erneut ausfällig, beschimpfte die Nachbarin und als er wieder in der Wohnung war – auch mich.
„Wie könne ich es denn nur wagen, Schokolade von der Nachbarin anzunehmen?“ Schokolade sei schließlich „Gift für Zähe und Körper“ und hätte massive gesundheitliche Folgen. Außerdem würde ich eh als Hängebauchschwein enden, sollte ich zu viel davon essen. Und welche Freundin möchte schon einen „Faulpelz mit Hängebauch“?
Beim gemeinsamen Frühstück mit der besagten Nachbarin, wurde dann auch mein Gewicht (41 kg bei einer Größe von (damals) 1,71 m) diskutiert, das sie rasend werden ließ.
Auch jetzt mit fast 19 ½ Jahren, einer Größe von 1,75 m und 44 kg sieht mein Gewicht nun nicht viel besser aus.
Mittlerweile geht es mir ein klein wenig besser. Meiner Freundin werde ich meine Eltern nicht vorstellen (so viel steht fest) und meine Kinder (sofern meine Freundin und ich welche haben) werden meine Eltern nie ohne meine Aufsicht zu Gesicht bekommen.
Wäre in diesem Fall ein Kontaktabbruch zu meinen Eltern nach dieser Vorgeschichte sinnvoll?
Kontaktabbruch zu meinen Eltern (auf Zeit) sinnvoll?
Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest. Wenn du den Kontakt abbrechen möchtest, kann ich das sehr gut verstehen. Letztendlich ist es natürlich deine Entscheidung. Aber da sie dir offensichtlich nicht gut tun und dich schlecht behandelt haben, würde ich an deiner Stelle zumindest auf Distanz gehen.
Dankeschön für deine Antwort.
Mit diesem Gedanken habe ich mich auch schon angefreundet.
LG und schönes Wochenende
Unfassbar was du mitgemacht hast. Und ja ich h würde an deiner Stelle den Kontakt abbrechen und so schnell wie möglich eine Therapie beginnen. Wo lebst du im Moment?
Hallo.
Deine Geschichte hätte teilweise von mir sein können. Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter erst vor kurzem abgebrochen, weil ihr Verhalten mir und gegenüber meinen Töchtern nicht gut war und sie mir immer wieder Sachen an den Kopf geknallt hat, die mich verletzt haben. Zu meinem Vater habe ich ab und zu noch Kontakt. Wobei das Verhalten von meinem Vater auch sehr Schwierig und Verletzend sein kann, dies aber mit einer psychischen Erkrankung zusammen hängt. Daher besteht zu meinem Vater noch manchmal Kontakt. Hätten sich meine Eltern irgendwann man gebessert oder ihre Fehler eingesehen, würde ich auch noch regelmäßigen Kobrakt haben.
Ich denke auch in deinem Fall ist ein Kontaktabbruch besser. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich solche Menschen nicht bessern wollen und können. Wenn du später mal Kinder hast würde ich an deiner Stelle überlegen, ob du wirklich so eine Oma und Opa für dein Kind möchtest. Wenn du irgendwann mal eigene Kinder hast versuche es besser zu machen. Ich kann dir auch nur zu Therapie raten und auf jedenfall mit deinem Untergewicht mal den Hausarzt aufzusuchen.
Liebe Grüße und alles Gute
Danke für deine aufmunternden Worte sowie deine Erfahrung.
Bei meinem Vater lag nie eine psychische Erkrankung vor; er trank meistens, um sich von einem anstrengenden Tag zu erholen. Dass dies keine allzu gute Lösung war, war mir bereits mit 12 Jahren bewusst.
Ich möchte auf alle Fälle vermeiden, dass unsere Kinder ihre Großeltern so erleben (müssen).
Dankeschön für deinen Tipp mit der Therapie. Dir noch ein schönes Wochenende
Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter mit knapp über 20 abgebrochen und es nie bereut. Klar habe ich mir öfter gedacht, dass ich gern eine Mutter hätte, aber halt eine "normale".
Die Einsicht, dass das für mich nicht möglich ist, war schon schmerzlich und auch langwierig.
Von deiner Beschreibung her finde ich deine Eltern extrem lieblos und egoistisch. Ein Kontaktabbruch kann dir helfen, ein gutes Leben zu führen, was mit diesen Eltern sicherlich erschwert ist.
Ich würde aber versuchen, mir möglichst viel Unterstützung zu besorgen, du musst das nicht alleine bewältigen!
Ganz lieben Dank für deine Zeilen.
Ich empfinde genau das gleiche wie du. Ich wünsche mir Eltern - aber halt "normale".
Eine Therapie bzw. Unterstützung ist sicher nicht verkehrt und auch echt hilfreich.
Viele Grüße und angenehmes Wochenende
Was könntest du persönlich daraus mitnehmen den Kontakt aufrecht zu erhalten?
Du hälst unbarmherzige "Kritiker" in deinem Leben, die selbst nichts auf die Reihe kriegen (Alkoholiker...) und ihre Eltern-Ebene verlassen haben, als du in der 5. Klasse warst.
Deine Art zu leben, wird ihnen niemals passen, du wirst immer Sündenbock sein und sollst dir dann noch von so einem versoffenen, verlogenen Loch sagen lassen, du sähst mit deinem Untergewicht aus, wie ein Hängebauchschwein.
Deine Gesundheit ist diesen Menschen egal. Dein Leben ist ihnen egal.
Alles was zählt, sind sie selbst und ihr teils selbstmitleidiges, teils egomanisches Gewinsel.
Übrigens würde ich das "auf Zeit" in deinem Titel streichen.
Personen, wie deine Erzeuger sind Gift und bleiben es auch zeitlebens, wenn keine Fähigkeit zur Reflexion, Selbstkritik und Bereitschaft Fehler einzugestehen und dafür einzustehen (!) vorhanden ist.
Du bist jung. Studiere, mach eine Ausbildung. Leb dein Leben, such dir einem guten Therapeuten, wechsel die Stadt, die Telefonnummer whatever und lass den verkommenen Ballast in seinem Loch.
Eigentlich wäre schon ein Kontaktabbruch im Teenagerallter sinnvoll gewesen. Betreutes Wohnen über das Jugendamt oder so.
Warst du unauffällig in der Schule?
Eltern konnten sich nach außen hin immer als die tollen liebenden Eltern darstellen?
DENEN traut man DAS doch nicht zu..... ?
Hat deine Nachbarin dann das Jugendamt eingeschalten?
Oder haben sich deine Eltern mit ihr so geeinigt und Besserung versprochen?
So oder so, eigentlich hättest du damals schon Hilfe von außen gebraucht. Das ist aber leider selten.
Wie läuft es denn heute?
Welcher Kontakt besteht denn noch? Bist du deren Putzfee? Organisator? Sündenbock?
Dann macht Kontaktabbruch auf jeden Fall Sinn. Auch dann, wenn sie dich "nur" ignorieren, wenn du da bist.
Gestehen sie ihre Fehler ein, behandeln dich heute besser etc. Dann ist es dennoch deine Entscheidung, wie du mit dem Keil der Vergangenheit umgehst.
Therapie würde ich dir in beiden Fällen empfehlen. Besonders dann, wenn du selbst Kinder möchtest. Auch wenn du ihnen nicht das gleiche antun willst, so haben dich Muster deiner Eltern geprägt und in Stresssituationen können alte Erfahrungen heraufkommen.
Sowohl beängstigend, verunsichernd, verzweifelnd. Gefühle. Unsicherheit. (Besser machen wollen, aber keine Linie haben, wie es besser wäre. Fallen ins andere Extrem)
Oder auch in Verhaltensweisen. Im anderen extrem verhalten (einengen, zu viel/alles abnehmen, Selbstständigkeit ausbremsen - weil man es besser machen will) oder eben auch Wiederholung der Verhaltensweisen "DAS war doch nicht SOOOO schlimm - das Schlimme mache ich doch nicht". Nur dass das weniger schlimme auch schon fatal sein kann.
Daher Therapie um für dich Stabilität zu finden.
Und auch um in Krisenzeiten (Kinder bringen emotionale Situationen wieder hoch) jemanden zu haben, an den du dich wenden kannst.
Emotionale Situationen: Einschulung (wie war das bei mir früher), Streit mit Kind, das gerade nur bockt (meine Eltern haben so reagiert. Eigene Ängste; aber auch Wut auf die eigenen Eltern).
Hallo zahnweh!
Vielen Dank für deine Antwort.
Ja, eigentlich hätte mir ein viel früherer Kontaktabbruch nicht geschadet/wäre dogar sinnvoll gewesen.
In meiner 12-jährigen Schullaufbahn bin ich unauffällig gewesen, habe vor fast 17 Monaten auch mein Abi hinter noch gebracht - wenn auch nur mit einem nicht so glanzvollem Notendurchschnitt von 3,xx.
Kontakt besteht noch zu meiner Nachbarin, die ich auch manchmal noch besuche. Die Putzfee spiele ich auch hier und da noch, wenn mein Papa, eben auf Urlaub ist und die Nachbarin zufällig ebenfalls. Da diese besagte Nachbarin Hausmeister-Gefährtin ist und ihr Mann im Falle eines auftretenden Problems in einer der Wohnungen, von allen Wohnungen einen Schlüssel hat (mit Einverständnis aller Parteien), habe ich mit ihr ausgemacht, dass wenn sie auch nicht zu Hause ist, mir den Schlüssel in unseren Postkasten wirft. Die Postkästen sind außen am Hauseingang befestigt.
Manchmal darf ich dann, wenn ich in der Wohnung meiner Eltern bin (wo seit 10 Jahren ja ausschließlich mein Vater wohnt), putzen, Müll raustragen oder auch Wäsche aufhängen. Eigentlich heißt es ja immer nur, dass ich Pflanzen gießen solle.
Aber wenn ich dann vor lauter Abfall (Plastik, Papier, Bio Müll, etc.) nicht einmal mehr bei der Wohnungstür hineinkomme oder sich die saubere Wäsche in der Waschmaschine stapelt, möchte ich auch nicht, dass die Sachen in der Wohnung verschimmeln.
Kontakt zu meiner Mutter besteht seit Dezember 2016 nur mehr in äußersten Notfällen, da sie von Anfang an klarmachte (wie ich 11 war), dass sie es als Zeitverschwendung ansehe, sich mit mir zu unterhalten.
Meine Eltern haben immer wieder (auch gegenüber der Nachbarin) versprochen sich zu bessern. Familienberatungen scheiterten ohne Ende.
Das Jugendamt wurde mit 15 Jahren eingeschaltet. Dort wurde nur gesagt, dass das ein normales Verhalten meiner Eltern sei und auch Teenies in der Pubertät nicht leicht zu ertragen seien.
Eine Therapie würde mir echt gut tun.
Liebe Grüße und danke nochmal!
Diese Leute wären für mich gestorben.
Ich habe es nur nicht so "brutal" formulieren wollen.
Das sind keine Eltern! Das sind Erzeuger, mehr nicht.
Was sie dir angetan haben ist einfach nur schrecklich und unbegreiflich. Ich würde diese Personen aus meinem Leben streichen--sinnlose Energieräuber.
Bau dir dein eigenes Leben mit deiner Freundin auf und mach es besser mit deinen zukünftigen Kindern.
Hallo, liebe Tusnelda!
Vielen Dank auch für deine Antwort.
Ich habe ja immer gehofft, dass sie ihre Fehler einsehen. Aber diese Hoffnung war vergebens.
Meinen Kindern würde ich auf alle Fälle eine gewaltfreie und angenehmere Kindheit/Jugendzeit ermöglichen, notfalls - sollte es keine andere Option geben - auch mit Besuchsverbot bei meinen Eltern.
(Ich bin normalerweise nicht gerade der Befürworter von Verboten, aber bevor meine Kinder Gewalt/Demütigung erleben, werde ich wohl lieber dafür sorgen, dass sie meine Eltern nicht sehen.)
Viele Grüße
sesamnase
Solche Menschen hacken sich lieber selber den Kopf ab, als Fehler einzugestehen. Ich habe damit leider auch meine Erfahrung machen müssen und habe seit 7,5 Jahren Ruhe.
Alles Gute