Guten Morgen
meine Schwester und ich waren schon immer sehr verschieden, hatten jedoch aufgrund unserer räumlichen Nähe (wir wohnen beide im gleichen Ort) immer viel Kontakt.
Nun hatten wir einen Todesfall in unserer Familie (sehr überraschend und tragisch) und jeder in unserer Familie geht natürlich anders mit der Trauerbewältigung um und auch jeder hat eine andere Vorstellung darüber wie es weitergehen kann oder soll.
Bei meiner Schwester kommen jetzt wohl ganz viele alte "Ungerechtigkteiten" oder auch andere Befindlichkeiten hoch und wir sind völlig verkracht.
Sie wirft mir z.B. vor sie fühle sich schon immer von mir unter Druck gesetzt und in eine Ecke gedrängt. (Sie ist älter als ich, hat aber ein anderes auftreten als ich) - aber das kann doch jetzt nicht mein Problem sein, oder doch?
Jede von uns hat jedoch das Gefühl, die andere will ihre Meinung durchsetzen. Jede hat das Gefühl sie muss ständig Kompromisse eingehen.
Alles ist grad furchtbar schwer, erst gestern habe ich mich versucht mich mit ihr zu bestimmen organisatorischen Dingen abzustimmen und das war gar nicht möglich.
Ich bin eben der Meinung, jedes Geschwisterteil hat das Recht Dinge anders zu tun, anders zu trauern und darf auch im Umgang mit dem hinterbliebenen Elternteil anders sein (aktuell möchte ich meine Mutter gerne täglich besuchen und gehe auch täglich mit ihr auf den Friedhof; meine Schwester ist der Meinung meine Mutter muss auch wieder lernen bestimmte Dinge alleine zu tun) .
Meine Schwester drängt auf eine gemeinsame Lösung (was aber dann bedeutet wir machen es so wie sie möchte)?
Und ich bin völlig ratlos?
Was ist das richtige Verhalten in einer solchen Situation?
Danke Euch
Geschwisterstreit nach Todesfall
Ja, ich glaube gerne das es gerade nicht einfach ist bei euch. Natürlich hat auch deine Schwester recht das das eure Mutter lenen muss Dinge wieder alleine zu tun. Nur muss das nicht zwingend frisch nach dem Tod sein. Wenn du gerne bei ihr bist, ist das ebenso OK.
Ich denke auch wenn die Trauer leichter ist kann man sich schrittweise zurückziehen. ABer jeder muss die Meinung des anderen akzeptieren auch wenn man es selbst anders machen würde.
Ela
Danke Dir!
Genau das ist unser Problem.
Auch von mir herzliches Beileid.
Wenn deine Mutter das Bedürfnis hat täglich auf den Friedhof zu gehen und sie dich dabei haben möchte, solltest du es weiterhin machen, egal was deine Schwester für Theater macht. Es tut deiner Mutter gut und eventuell auch dir. Klar, irgendwann hört dies auf, aber jeder bewältigt Trauer anders auch die Dauer ist unterschiedlich. Je nachdem, wie der Verlust ablief, kann die Trauer zudem anders sein. Du meintest ja überraschend und tragisch, da kann die Trauer länger dauern, auch Monate. Es ist wichtig, dass es gegenseitig akzeptiert wird, wie jeder einzelne trauert. Irgendwann kommt dann ein Alltag wieder zustande, dieser könnte auch inklusive einem täglichen Friedhofbesuchs sein und das ist vollkommen in Ordnung.
Bei uns ist der Todesfall zwar ausgeblieben, aber um meine Mutter stand es mal nicht so gut. Ich habe auch kein herzliches Verhältnis zu ihr (es ist einiges passiert). Meine ältere Schwester hat sich da voll reingestürzt (Betreuung und Organisation), ich habe ihr Hilfe angeboten und zwar ihr zu liebe und nicht meiner Mutter zu liebe. Dennoch hat sie diese mehrfach abgelehnt(!) und macht mir nun immernoch Vorwürfe nach Jahren -,- Ich hab gelernt damit umzugehen, es ist mir egal geworden, es ist ihr eigenes Problem, wenn sie keine Hilfe annehmen kann. Mittlerweile hat sie eben die Quittung (überfordert mit allem, auch der eigenen Familie), daraus gelernt hat sie jedoch nichts. Hilfe will sie nicht, Einsicht gibt es nicht. Manche Menschen sind eben so. Ich habe auch den Eindruck, dass sie gerade von mir keine Hilfe (bin die jüngste von 4, die anderen können nicht helfen) annehmen will, weil es bei mir im Leben besser läuft als bei ihr, verletztes Ego mit Neid eben ... Manche Menschen sind wie verletzte Hunde, sie beißen um sich statt Nähe und Hilfe zu suchen. Es wird jede Kleinigkeit gesucht, die stören kann. Ich durfte mir sonst was für Vorwürfe anhören, für die ich nichts kann. Einfache Gegebenheiten, die ich nicht beeinflussen kann, z.b. meine bloße Existenz. "Warum ist dies und das bei dir so gut und bei mir nicht?" Wenn ich ihr dann ruhig eine Antwort geben will, zickt sie mich an, weil ich es anders als sie gemacht habe und es bei mir besser läuft, sie hört dann nur, was sie alles falsch macht, obwohl ich das nicht direkt sage, jedoch kommt es indirekt bei ihr so an. Ich habe mittlerweile keinen Kontakt mehr zu ihr und sie verhunzt sich das Leben. Dennoch wäre ich für sie da, wenn sie nach Hilfe fragen würde.
Mach weiter, wie bisher, solange es deiner Mutter damit ganz ok geht. Dass es ihr gut geht, wird die Zeit bringen. Momentan bist wohlmöglich du ihr Anker, lass deine Schwester dies nicht stören. Sie wird dir wahrscheinlich Vorwürfe machen, dass du Mamis Liebling oder sonst was bist, es ist dann eben ihr eigenes Problem der Sicht. Manche Menschen wollen auch nur negatives sehen. Du setzt deine Schwester indirekt unter Druck, weil du mehr für deine Mutter machst, als sie. Dies ist jedoch ihr Problem und nicht deins. Wenn du mit ihr sprichst, bleibe stets ruhig und lass sie reden. Manches kann dir am Allerwertesten vorbei gehen, auf anderes kannst du ruhig eingehen. Kompromisse sind vielleicht möglich, aber nicht auf Kosten eurer Mutter. Das, was deine Mutter möchte, sollte dabei im Fokus stehen, nicht das, was du oder deine Schwester für sie möchtet. Möchte deine Mutter dich täglich sehen? Möchte sie alleine sein? Sollte sie vielleicht lieber nicht alleine sein, weil sie sonst in ein Loch fällt? Ich selbst möchte z.B. erst einmal allein sein und suche mir dann, wenn ich soweit bin, Nähe. Meine beste Freundin ist anders, sie will ganz viel Nähe und Arbeit. Meine Schwiegermutter will ganz viel reden über den Verstorbenen und da höre ich dann einfach zu, das hilft auch. Jeder ist eben anders.
Hallo.
Mein herzliches Beileid, das ist wirklich hart!
Ich konnte leider nicht rauslesen, wie deine Mutter zu der ganzen Sache steht.
Wünscht sie sich explizit jeden Tag zum Friedhof zu gehen?
Fragt sie dich, ob du sie begleitest?
Was wäre wenn deine Schwester sie begleitet, möchte deine Schwester das von sich aus nicht?
Gab es von deiner Schwester Vorschläge, wie man eurer Mutter zur Selbstständigkeit ohne Partner helfen kann?
Ich glaube sie hat einfach nur Zukunftsängste, die eure Mutter betreffen.
Natürlich braucht ihr alle eure eigene Zeit zum trauern.
Damals als mein Opa gestorben ist, haben mein Vater und seine Geschwister einen Ordner angelegt mit allen wichtigen Unterlagen, damit meine Oma darauf ganz einfach zugreifen konnte. Meist herrscht bei Bürokratischen Dingen nicht so eine penible Ordnung.
Vielleicht geht es ihr darum?
Das sind alles Dinge, die man trotz Trauer vorbereiten kann, damit eure Mutter zurecht kommt, sobald sie bereit ist.
Macht aus dem "Ich hab aber Recht!" ein "Lass uns für sie zusammen arbeiten"
Hey!
In erster Linie sollte deine Mutter entscheiden, was ihr gut tut. In zweiter Linie muss es für dich ok sein, sie zu begleiten. Wenn beide zufrieden sind, ist es egal, was deine Schwester davon hält. Vielleicht fühlt sie sich ausgeschlossen?
Ich denke, eure beiden Empfindungen sind berechtigt. Wenn sich beide Parteien nicht einigen können, dann ist es schon so, dass beide permanent Kompromisse eingehen müssen.
Vielleicht kann deine Mutter einen Teil der Entscheidungen im Sinne eures - davon gehe ich aus- Vaters treffen. Dann liegt die Verantwortung nicht auf euren Schultern.
Präventiv würde ich eure Mutter darum bitten, ihren letzten Willen festzuhalten, damit darum nicht nach ihrem Ableben zwischen deiner Schwester und dir die Fetzen fliegen.
Und nein- wenn bei deiner Schwester nun alte Wunden aufgehen, ist es nicht dein Problem. Den Stiefel würde ich mir nicht anziehen.
Neulich bin ich mal über den Satz einer Psychologin gestolpert: Während der Kindheit geben Eltern ihre bestmögliches, damit es dem Kind gut geht. Bei manchen Kindern ist das mehr oder leider auch weniger. Wenn die Kinder dann erwachsen sind, ist es Aufgabe der Kinder, das beste daraus zu machen.
Ggf gehört es dann auch dazu, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen, um selbst die Verantwortung für ein gutes und glückliches Leben zu übernehmen.
Wenn deine Schwester nun Probleme mit ihrer Kindheit hat, muss sie abwägen, wie sie damit umgeht. Ggf sollte sie die Kindheit professionell aufarbeiten- aber es kann nicht sein, dass sie das an dir auslässt. Aber ja, es ist gar nicht so unüblich, dass im Todesfall der Eltern verdrängte Dinge wieder aufploppen.
Da kannst du ihr aber leider nur bedingt bei helfen.
Liebe Grüße
Schoko
Herzliches Beileid.
Was die Unterstützung des Hinterbliebenen Elternteils angeht, so würde ich die Trauernden fragen, was gut tut.
Ihr beiden müsst euch nicht verkrachen... es besteht ja die „Gefahr“, dass die trauernde selbst lieber eine ganz andere Art der Unterstützung hätte oder auch : in Ruhe gelassen zu werden... wie du schon schreibst, das ist ganz verschieden und beide meint ihr es gut.
Ich denke auch, dass ihr aktuell eure persönlichen Befindlichkeiten was den Streit angeht, hintenan stellen solltet.
Vielleicht schafft deine Schwester es ja noch, auf eine möglichst sachliche Ebene zu kommen.