Hühnersuppe macht mich wütend...

...auf meine Mutter. Wieso eigentlich?

Weil meine Mutter mir keine Mutter war. Weil sie mich zu meiner Oma abgeschoben hat, während ich für sie nur Geldquelle war. Angefangen von Kindergeld und Unterhalt, den meine Mutter anstelle meiner Oma bekam, über das Sparbuch meiner Oma für mich, dass in den Hausbau von Mutter und Stiefvater floß, bishin zum Baukindergeld. Das bekam sie, weil ich als Teenager dort wieder gelebt habe. Und damit sich die Strapaze des Mutterseins auch lohnt, durfte ich jahrelang täglich das Haus putzen. Schließlich durfte ich ja einen dreckverursachenden Hund haben (einen Rottweiler), mit dem aber meine Mutter auf den Hundeplatz gehen durfte, nicht ich. Auch sollte ich es mich nicht wagen, nach Hause zu kommen, wenn dem Hund auf dem Spaziergang mit mir etwas zustoßen solle. Ist mal passiert bei einer blutigen Besserei, ich habe mich wirklich zu Tode gefürchtet und bin nicht nach Hause, sondern direkt verzweifelt zum Tierarzt gerannt.

Was hat das alles jetzt eigentlich mit Hühnersuppe zu tun?

Nun, meine Mutter hat nie frisch gekocht. Es gab immer nur schnellen Tütenfraß. Ich habe noch heute im Ohr, wie sie sich darüber beklagte, was es doch für ein schrecklicher Aufwand sei, ein Suppenhuhn zu puhlen, deshalb gab es Maggi Frühlingssuppe mit Eierstich aus der Dose. Es sei denn, der Hund hatte Magenprobleme. Dann gab es Reis mit gepuhltem Hunden und schwarzem Tee.

Allerdings hat sie immer gern ihren Zigarrettenqualm mit mir geteilt. Im Auto, am Esstisch, aber was esse ich auch langsamer als meine Mutter. Bin ich ja selber schuld.

Irgendwann starb mein Vater. Man was hat meine Mutter sich vor anderen gebrüstet, dass sie mich in der Erbabwicklung unterstützte. Bis klar war, dass ich das Erbe nicht großzügig mit ihr teile, sondern in meine eigene Familie investiere. Da hat sie den Kontakt abgebrochen. Ist ja nichts mehr von mir zu holen...

Ich vermisse diese egoistische, lieblose Mutter nicht, die den Hund stets mehr liebte als mich. Trotzdem kommt mir das immer mal hoch.

Ich versuche mich darauf zu konzentrieren, wie stolz ich bin, dass ich heute Hühnersuppe koche, nachdem ich schon zwei Stunden draußen im Regen gearbeitet, meine Töchter selbst durch kitafreien, aber homeschoolinggefüllten Vormittag begleitet habe und sogar Zeit für ein Puzzle drin war. Ja, das ist ein wenig Arbeit, aber so schlimm nun auch wieder nicht.

Hoffentlich können meine Kinder später den Unterschied erkennen, auch, wenn ich oft streng sein muss.

In dem Sinne. Jetzt geht's mir etwas besser. Danke fürs Lesen.

Haltet euch tapfer!

1

Oh Gott das klingt wirklich nach einer sehr lieblosen Kindheit. Konntest du immer mal bei deinen Vater etwas Schönes erleben? Finde es toll, dass es dir jetzt besser geht und du deinen Kindern eine bessere Kindheit bietest. :) Alles Gute dir :)

2

Huhu,

Ich verstehe absolut was du meinst, meine Kindheit war auch mega scheisse, aber glaube mir, unsere Kinder werden nie den Unterschied verstehen... Vll aber auch garnicht schlecht denn das heißt das sie es nie kennenlernen mussten wie schlimm jemand sein eigen Fleisch und Blut behandeln kann.
Sei stolz auf dich das du es so gut hinbekommst und soviel besser machst!
Das bin ich bei mir auch, ich versuche aber gerade bei mir das Lasche zu ändern, denn leider erlaube ich zuviel, z. B bei der Mithilfe meines Sohnes, er muss jetzt wenigstens eine kleine Aufgabe am Tag machen., immerhin ist er schon 13j.
Ich musste den kompletten Haushalt machen und das weitaus früher.
Alles Gute dir /euch ❤️
PS. Ich mache niiiiie tütenfraas 😂 und ich liebe selbst gemachte frische hühnersuppe 😍😋

6

manchmal wundert man sich. viele Kinder können trotzdem verstehen was anderen so widerfahren ist.

ich hab meine nie damit genervt was bei mir früher alles falsch gelaufen ist. erst mit 14 oder so fingen sie an zu fragen "warum" ich eigentlich wenig kontakt zu meinen Eltern gehabt habe. vorher war das eben einfach so.

Nicht jedes Kind, dem es gut geht, wird ein verständnisloser egomane. Viele wissen es durchaus zu schätzen, wie gut es ihnen ging. wenn vielleicht auch erst nach der pubertären "Eltern sind scheiße" Phase...

p.S. ich koche ehct gerne, aber hühnersuppe war selten dabei ;-) hätte ich aber auch kaum jemandem ne freude mit gemacht... wenn ich echt freude verbreiten will mache ich gefühlt tausend crepes und stehe stundenlang am herd...

3

Das hilft dir nicht, aber mir ging es ähnlich...

Ich fühle mit dir und weiß, wie herausfordernd es ist, die eigene Vergangenheit zu bewältigen und zugleich den eigenen Nachwuchs reflektiert und liebevoll großzuziehen.
Wenn mein kleiner neben mir liegt und friedlich schlummert, spüre ich unendliche Liebe für ihn und kann nicht kapieren, warum unsere Mutter so herzlos war😓

"Mach dir halt ne Suppe" war Standard wenn ich aus der Schule kam. Tüte versteht sich. Mein Asthma schiebe ich auch auf die qualmerei, va im Auto 😠 wir haben das so gehasst...

Wir werden diese Lieblosigkeit nicht an die nächsten Generation weitergegeben.

Lass ab und zu die Wut raus!

Viel Kraft und Liebe weiterhin für dich und deine Familie 🤗

4

Bei uns kocht mein Mann die Hühnersuppe. Täte er das nicht,. gäb es hier auch keine selbstgemachte. Trotzdem ist man keine tolle Mutter, wenn man es macht und eine schlechte, wenn man es nicht macht. Aber ich verstehe, was du sagen willst. Aber auch ohne selbstgekochte Suppe habe ich viel Zeit für die Kinder gehabt. Und bei dir ist das, was du vor dem Kochen machst für deine Kinder wichtiger als die Suppe selbst.

5

bei mir war es (leider) nicht ganz so offensichtlich, aber ich verstehe dich gut.
ich muss mich heute noch dafür rechtfertigen meine Mutter nicht lieb zu haben obwohl ich doch "alles hatte" nach außen hin mag das stimmen... innen sah es ähnlich aus wie bei euch...

ich wünsche dir, das dass deine Kinder dir ganz viel Freude und liebe geben, die dir in deiner Jugend verwehrt waren.
hat bei mir geklappt. ich hab den kindern ganz viel gegeben, was ich mir in meiner Kindheit und Jugend gewünscht hätte (nicht materielles zeug) und siehe da, ich bekomme es von meinen heute erwachsenen kindern ungefragt zurück. und nein, es war nicht immer alles nur Sonnenschein! ich hätte die kleinen Quälgeister auch manches mal verschenken mögen - aber nur ganz kurz #herzlich

in diesem Sinne Alles Liebe!
und: weiter so! du machst das schon!

7

Hallo!
Das klingt nach einer sehr bescheidenen Kindheit.
Aber ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass man selbst daraus lernt und es dann besser macht bei den eigenen Kindern. Oftmals "übernimmt" man ja auch Muster und gibt unliebsame Sachen weiter.
Schön, dass Du offenbar gut reflektieren kannst und Deinen Kindern ein gesundes Familienleben vorlebst. Nur... Sie werden es Dir nicht danken, "weil Du es besser gemacht hast wie die Oma".

Alles Gute für Deinen weiteren Weg und noch viele Teller echte Hühnersuppe.
😉

8

Bei der Überschrift musste ich erstmal schmunzeln, bis ich den Text gelesen habe. Ich fühle mit dir!
Meine Mutter und mein Vater waren auf eine andere Art schlechte Eltern, aber den Titel haben die beiden sich ebenfalls mehr als verdient.

Und solche Momente habe ich auch. Am Herd stehen und denken, was daran so schwer ist. Ein Kind auf dem Arm haben und sich fragen, wie man so einen kleinen Wesen weh tun kann. Wie es möglich ist, seine Macht gegen jemanden ausnutzen zu können, wenn der gegenüber sich nicht mal im Ansatz wehren kann.
Letztendlich können wir es nur besser machen als unsere eigenen Mütter. Wir wissen ja, was schlimm war, was im Herzen geschmerzt hat.
Das können wir vermeiden und nicht wiederhole , damit unsere Kinder gut groß werden und eines Tages ihre eigenen Kinder erziehen können, ohne sich solche Gedanken machen zu müssen. ♥️

9

Sieh es mal so, dadurch bist du der Mensch der du heute bist.
Es ist nicht schön, aber viele Kinder wachsen in lieblosen Elternhäusern auf.
Mutterliebe ist nicht selbstverständlich, Zuwendung zu den eigenen Kindern auch nicht.
Du bist nicht verhungert und hattest ein Dach über dem Kopf, das ist doch schon mal was.
Deine Mutter scheint nicht gerne Mutter gewesen zu sein, das kommt halt vor.
Hak es ab, es ist längst Vergangen.

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Deine Kindheit klingt echt traurig :( und grade jetzt, wo ich selbst Mutter bin, kann ich sowas immer noch viel weniger verstehen 🤷‍♀️

Aber ich finde deinen Umgang toll. Sehr reflektiert. Und du kannst definitiv stolz auf dich sein. Auch oder grade weil du trotzdem Hühnersuppe kochst 😊 die ist übrigens für mich was voll positives, da mein Papa im Außendienst war und selten zu Hause. Aber wenn er zu Hause war, gab es oft Hühner- oder Rindfleischsuppe. Denn er konnte genau 4 Gerichte kochen und das waren 2 davon 😂😂 das war also immer was besonderes und mama durfte die auch so nie machen.

Verrückt, was Essen in einem auslösen kann, oder?