"Ein Mädchen muss hübsch sein"

Ich frage mal hier... hoffe es ist das richtige Forum. Es geht um eine Freundin meiner Tochter. Die beiden Mädels spielen öfter miteinander, sie sind 6 Jahre alt und spielen wirklich schön. Aber von der Freundin kommen oft so Sätze im Spiel wie "ein Mädchen muss hübsch sein" oder "die Prinzessin ist aber hässlich, die findet keinen Prinz". Einmal sagte sie zu mir als sie mitbekommen hat wie ich mich schminke "du musst dich immer so hübsch machen sonst möchte dein Mann dich nicht mehr haben" Ich habe gefragt woher sie das hat, Schulterzucken. Manchmal sagt sie, das sie das im Fernsehen gehört hat. Sie meinte auch mal, das ihre Mama das gesagt hat.

Ihre Mutter ist eigentlich eine ganz normale Frau, sehr gepflegt aber scheint nicht oberflächlich zu sein. Ich mach mir wirklich Gedanken über das Thema, es färbt schon auf meine Tochter ab. Heute sagte sie, das sie keiner lieb hat, wenn sie nicht hübsch ist. Ich hab ihr gesagt, das es nicht stimmt und jeder auf seine Art schön ist und liebenswert, dann war auch wieder gut. Ich überlege jetzt aber ob ich die Mutter von der Freundin mal ansprechen soll, mir tut halt auch das Mädchen so leid, wenn sie mit so einer Meinung aufwächst könnte das ja schlimme Folgen haben.

Wie seht ihr das? Was würdet ihr machen?

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Ich würde es ansprechen, da du schreibst, die Mutter macht keinen oberflächlichen Eindruck. Vllt. sagt sie solche Sachen manchmal unbewusst, hat vllt. schlechte Erfahrungen mit Männern bzgl. dieses Themas gemacht oder so. Aber wenn sie selbst nicht oberflächlich zu schein seint glaube ich nicht, dass sie wirklich will, dass ihre Tochter so denkt.

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Das hat eine Grundschulfreundin von mir auch gemacht.
Im Sport meinte sie, dass Mädchen ihren Körper trainieren müssen, damit sie schön für die Männer sind.
Das fand ich echt verstörend. Dazu hat sie noch Lügen erzählt um einem Angst zu machen. Ich habe mich dann abgewendet.

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Ist eigentlich ne kluge Einstellung, die sie da an ihre Tochter weitergibt, nämlich auf sich zu achten und das zu pflegen, was in unserer Gesellschaft hohen Stellenwert hat. Man wird nun mal nach seinem Äußeren beurteilt und du hast mehr Chancen, wenn du gut aussiehst, ob als Mann oder Frau. Es ist auch einfach schön, sich hübsch zu fühlen, und steigert die Lebensqualität. Also nein, du brauchst nichts sagen, die Mutter schadet dem Mädchen damit ganz bestimmt nicht.

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Nun ja, „schön“ bzw. „hübsch“ sind keine Synonyme für „gepflegt“. Seinen Kindern beizubringen auf ein gepflegtes Äußeres, gute Hygiene und eine gesunde Einstellung zum Körper durch Sport zu achten, finde ich durchaus wichtig. Aber es gibt nun mal auch Menschen, die trotz all dieser Bemühungen objektiv nicht als schön/hübsch angesehen werden. Da kann sich Getrude von nebenan noch so sehr pflegen, ihre große buckelige Nase verschwindet dadurch nicht. Das heißt aber nicht, dass sie weniger wert ist bzw. dass sie nicht auch geliebt werden darf. Ja, schöne Menschen haben es oft einfacher, aber man muss deshalb keine oberflächlichen Leute großziehen.

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#zitter

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Das ist schon etwas heftig.. Aber bevor ich mit der Mutter sprechen würde, würde ich versuchen das Mädchen selbst anzusprechen. Und zwar so das sie das, was sie evtl. nur aus einem Film nachgeplapperte, beginnt zu hinterfragen und sich selbst eine Meinung zu bilden. Damit kannst Du mit Deiner Botschaft auch Deine Tochter erreichen. Zum Beispiel wenn das Mädchen sagt: ein Mädchen muss schön sein, könntest Du antworten: Hm, was bedeutet denn schön sein für Dich? wenn sie dann zB sagt: lange blonde Haare kannst Du antworten: Echt, also ich finde kurze braune Locken viel schöner. Also mit dem Ziel das sie versteht: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Mit dem Schminken dasselbe, MakeUp ist auch Kunst das kann so vielfältig sein. Wenn Du dann merkst Du kommst nicht weiter, würde ich mir Gedanken machen um dem Umgang Deiner Tochter mit ihr. Leider hört man das immer wieder das Mädchen durch ‚Freundinnen‘ stark beeinflusst werden (positiv und negativ) was Körperwahrnehmung und Selbstbewusstsein angeht.

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Hallo.

Es scheint so, dass die Mutter nicht mit dem größten Selbstwertgefühl ausgestattet ist und leider das auch auf ihre Tochter überträgt. Sie gibt es an ihre Tochter weiter, weil es ein Glaubenssatz ist, der sie schon als Kind prägte. Diese negative Einstellung gibt sie weiter... entweder um ihr negatives Gefühl zu selbst loszuwerden oder eben weil es sich bei ihr manifestiert hat.
Und ich wage zu behaupten, dass fast jeder Mensch so ein Päckchen aus Kindheitstagen mit sich herumschleppt. Und diese können vielfältig sein.
In der Kitagruppe meiner großen Tochter gibt's Mädels, die bereits mit 4 Jahren ihre Spielkameradinnen nach ihrem Aussehen beurteilten - mag es nun bewusst sein oder nicht. Nur, dass Kinder (welche vorurteilsfrei und tolerant sind ... mehr als wir Erwachsene), eben auch kopieren. Mag die Mutter deiner Freundin als nette Frau erscheinen... innerfamiliäre Situationen sind den Außenstehenden fremd und auch unbekannt. Daher weiß niemand wie deine Freundin das von ihrer eigenen Mutter auf ihrem Lebensweg mitbekommen hat.
Zurück zu den Kitafreundinnen meiner Tochter ... Diese "sortierten" die Spielkameraden nach Kleidung und Haarpracht aus. Die Mädchen mit Kleidern durften mal mitspielen, den nächsten Tag nur die mit Zöpfen u.s.w.
Ich habe meiner Tochter gesagt, dass sie ein wertvoller Mensch ist. Sie, egal ob sie nackt im Kindergarten ist oder was sie an hat, es keine Rolle spielt... da jedes Kind im Kindergarten spielen darf. Sie sagen kann wie sich fühlt und sie für sich schauen darf, welche Spielfreunde ihr gut tun. Und wenn sie mal nach Hause kam und XY zu ihr sagte, ihr Kleid wäre nicht schön... fragte ich sie immer: Wie findest du dich? Oder deon Kleid, was du dir heute Morgen selbst ausgewählt hast? Sie antwortete immer: Ich finde es schön... und ich sagte ihr: Das ist für dich wichtig, wie du dich fühlst und siehst.

Denn meine Tochter saugt durch ihre große Empathie soetwas auf wie ein Schwamm... sie ist emotional oft Gleichaltrigen weit voraus. Auch schüchtern und zurückhaltend. Daher war es mir wichtig sie in ihrem Selbstwertgefühl und ein Gespür für sich als Person so wie sie ist zu entwickeln...
Denn ich bin auch ein Kind, welches mit wenig Selbstwertgefühl als Päckchen ausgestattet war und wollte dies bei meinen Kindern anders machen.
Und das Problem deiner Freundin darf gern bei ihr bleiben.
Ich würde ihr das auch sagen... das ich möchte, dass mein Kind und ich so akzeptiert werden wie wir sind.

LG und bleibt gesund

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Ich glaube das ist so eine Alterssache.. Meine Tochter wird 6 im April und ist extrem auf ihre Kleidung und Aussehen bedacht. Matschhosen oder dicke Jeans gehen garnicht, am liebsten würde sie sich jeden Tag schminken.. ich dagegen schminke mich so gut wie nie, bin eher sportlich gekleidet, von mir hat sie es 100% nicht. Ich glaube auch das sie einiges vom tv aufschlägt.. sie guckt ab und an mal Barbie auf Netflix.. oder auf Youtube wenn sie sich heimlich das ipad schnappt. Sie spielt auch ständig Influencer mit ihrer Kinderkamera 🙈🤣 läuft rum, filmt und erzählt dabei als wenn da jemand zuguckt. Ich lass sie machen bis zu einem gewissen Grad.. schminken darf sie sich nur selten und damit auch nicht vor die Tür, über jemand anderen lachen ist ein No Go.

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Nee, ich war 1979 auch schon so ganz ohne Barbie usw🙂 Mein Traum waren Schuhe mit Absatz, egal welche. Ich habe so Clogs bekommen, war ich stolz. Nur laufen konnte ich damit nicht. Ich habe sehr genau meine Erzieherinnen beobachtet, ich weiß bis heute welchen Schmuck sie trugen, wie geschminkt sie waren. Und es gab sicher Mädchen, die gar nicht auf sowas achteten. Meine Mutter hat Winperntusche getragen, war eher praktisch, gar nicht madamig (Landmädchen) Es hat mir Spaß gemacht, ich habe da an keine Männer oder Jungs gedacht. Bis heute schminke und kleide ich mich meinetwegen. Wenn ich eines Tages beschließe ganz anders rumzulaufen, dann ist es mir Wurscht ob es den Herren gefällt oder nicht

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🤣🤣 cool. Es gehört zum größeren einfach dazu.Ich bin 79 Baujahr. Ich kann mich gut daran erinnern das ich mich so nie ausprobieren durfte und die Familie mich ausgelacht hat wenn ich mich auf feiern zwischendurch umziehen wollte. Ich glaube darum hab ich heute auch kein Verhältnis zu schminken etc.. und darum lass ich sie auch einfach machen, sie soll sich ausprobieren. Und wenn sie alt genug ist schick ich sie zum schminkkurs damit sie es richtig anwenden kann.

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Ich würde wohl erstmal mit meiner Tochter sprechen. Nicht nur darüber, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, sondern auch darüber, dass niemand schön sein muss. Dass es total okay ist, nicht schön zu sein. Die meisten Menschen sind nunmal nicht schön - so what? Davon hängt ihr Wert als Mensch nicht ab (das gilt übrigens auch für die echten Prinzessinnen).

Und auch nicht, ob sie einen Menschen kennenlernen, der sie liebt: Der Prinz bewundert an der Prinzessin vielleicht ihren Mut, ihre Intelligenz, ihre Kreativität - oder dass ihr egal ist, was andere von ihr erwarten.

Wenn es passt, kannst du auch darüber reden, was du an deinem Mann liebst. Oder noch besser: dein Mann könnte mit ihr darüber sprechen, was er an dir liebt. Da werden sicher andere Dinge kommen als (nur) äußerliche Merkmale. Kleine Mädchen lernen von ihren Vätern, wie Männer Frauen wahrnehmen und behandeln.

Kinder, die so sehr auf den Wert von Äußerlichkeiten getrimmt werden, haben ein höheres Risiko für spätere Essstörungen und Depressionen (ist bekannt aus Langzeitstudien von ehemaligen Teilnehmerinnen von Kinderschönheitswettbewerben). Gerade bei Mädchen ist das fatal: den Selbstwert davon abhängig zu machen, ob Männer sie attraktiv finden, statt zum Maßstab zu machen, ob sie glücklich mit sich sind.
Aus dem Grund würde ich die Mutter wohl darauf ansprechen, ja. Gut möglich, dass ihr gar nicht bewusst ist, welches Frauen- und Rollenbild sich bei ihrem Kind verfestigt.

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In meiner Familie wächst ja auch gerade ein Mädel heran, meine Enkelin mit 14. Sie ist wirklich gepflegt und hat bisher eine gesunde Einstellung zu Äußerlichkeiten, geschminkt wird nichts. Da sie nicht sehr groß ist, wurde sie in der Grundschule manchmal gehänselt, so haben wir eben ihr Selbstbewusstsein gestärkt, was Äußerlichkeiten betrifft. Hat funktioniert... bisher ;-)
Rede mit Deiner Tochter, dass es Menschen gibt, die mit viel Farbe und Künstlichkeit ihre Unsicherheit übermalen, ihr aber nicht dazu gehört. Ich würde auch einer Sechsjährigen schon sagen, dass wir noch lange nicht tun, was andere machen - in keiner Beziehung - und dass das Gerede wegen des Prinzen einfach nur kindisch, unwahr und dumm ist.
Die Mutter würde ich erst ansprechen, wenn das Gerede garnicht aufhört und ihr freundlich sagen, dass ihr solche Oberflächlichkeiten und seltsamen Klischees nicht vermitteln wollt.
Wenn ich so ein Gespräch bei den Mädels mitbekäme, würde ich wohl eher spielerisch sagen, "was du gerade sagst, mag in einem Märchen so sein, aber die haben ja bekanntlich nichts mit der Wahrheit zu tun, jetzt ist mal wieder gut mit dem dummen Geschwätz" - und das freundlich, aber bestimmt. Wenn sie tatsächlich mir so einen Spruch mit dem schminken und meinem Mann reingedrückt hätte, hätte ich sie wohl ausgelacht und gesagt, das dürfe sie getrost mir überlassen. Das Kind kann offenbar nichts dafür, kann aber ruhig feststellen, dass es noch andere Meinungen als die der Mutter gibt.
Schlimm, wenn man schon kleinen Menschen solche Oberflächlichkeiten beibringt oder auch toleriert. LG Moni

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Da Mädchen oft zu ihren Vätern aufsehen, frage ich mich gerade, ob nicht er hinter diesen Aussagen steckt und nicht die Mutter.

Wie ist der denn charakterlich drauf?


vlg