Kinderlosigkeit bereuen?

Ich erinnere mich, dass mir das von Freundinnen früher öfter wie eine Drohung vorgehalten wurde, wenn ich sagte, dass ich keinen Kinderwunsch habe.
Das hat mich schon verunsichert und ich muss zugeben, dass ich mein erstes Kind hauptsächlich deswegen bekommen habe, weil es so erwartet wird, ich über 30 und in fester Partnerschaft war, mein Partner unbedingt wollte und eine Freundin gerade ein Kind bekommen hatte und ich dachte....wird schon nicht so schlimm werden.
Also ein Kinderwunsch war da bei mir nicht vorhanden, bekommen habe ich trotzdem eins.
Und zwei Jahre später durch einen Unfall noch eins.
Meine Schwester hat es anders gemacht, hat kein Kind bekommen, obwohl sie sehr gut mit Kindern kann im Gegensatz zu mir und eine tolle Tante ist.
An ihr sehe ich, dass die Prophezeiung das kinderfreie Leben zu bereuen, nicht automatisch eintritt.
Sie ist über 50 vermisst nichts, hat viel Kontakt zu meinen Kindern, ohne die Verantwortung zu tragen und wirkt nicht gerade traurig über ihre Kinderlosigkeit.
Ansonsten hat sie ein ganz normales Leben, mit Beruf, Mann, vielen Freunden etc.
Was ich mich frage ist, warum wird nicht umgekehrt gesagt, wie du willst Kinder, das wirst du sicher mal bereuen.
Nur umgekehrt wird es so formuliert.
Ich erwische mich schon mal dabei, dass ich mich zu sehr habe beeinflussen lassen und ihr Weg auch meiner hätte sein können.
Das Leben wäre ja ganz anders verlaufen, ich hätte vieles nicht erlebt aber dafür andere Erfahrungen gemacht, die ja auch ihren Reiz gehabt hätten.
Kennt ihr auch solche Sprüche gerade von Müttern?

1

Liebe Jussa,

es ist, wie es ist. Klar, oft scheint das Gras auf der anderen Seite des eigenen Gartenzauns grüner.
Ich, schon etwas älter, mit 4 erwachsenen Kindern mag mir mein Leben nicht anders denken, wozu auch. Hätte ich keine Kinder, wäre es anders - ja, vielleicht anders gut, aber ich bereue nichts. Nur ich gehe in meinen Schuhen. Ich muß mich mit nichts und niemandem nessen. Ich will auch nicht sagen, dass Elternschaft der einzig wahre Weg zum Glück ist - so einfach ist es nicht. Wer sich dagegen entscheidet darf das tun. Es gibt Menschen, die ungewollt kinderlos bleiben, das steht keinem auf der Stirn geschrieben. Niemandem steht es an, zu unrteilen.
Schau auf dich. Wie geht es dir mit deinen Kindern? Was kannst du genießen, wo braucht du vielleicht Unterstützung, was möchtest du ändern? Ich denke, so "hätte, hättte, Fahrradkette" hilft nicht. Nimm dein Leben in die Hand, deine Kinder an die Hand und mach das draus, was du machen kannst. Es gibt nichts zu bereuen, auch wenn sich jeder mal in den Schlaf heult. Jeder, glaub mir. Und dann wird es wieder Tag. Mit oder ohne Kindern.
Sehr liebe Grüße!

4

Danke für die empathische Antwort.
Meine Kinder sind auch schon groß und natürlich war nicht alles rosarot, das gibt es aber auch nirgends und auch nicht bei Müttern, die einen Kinderwunsch hatten.
Wenn ich ehrlich bin, hab ich immer auf die Belohnung gewartet, das Glücksgefühl Mutter zu sein, die Gewissheit, so und nicht anders sollte es sein, eine innere Zufriedenheit.
Ich habe dagegen oft gezweifelt und gehadert was ich wohl verpasst habe oder hätte haben können.
Natürlich völlig irrational und nicht dazu geeignet, sich besser zu fühlen.
Wahrscheinlich ist es eine Frage der Persönlichkeit, ob man das Glas als halb voll oder halb leer betrachtet.
Ich liebe meine Kinder, bin aber in der Mutterrolle nie in einen Wohlfühlmodus gekommen, konnte mich nie darauf einlassen, war immer mit den Gedanken woanders, zu wenig im hier und jetzt.
Das habe ich auch oft bedauert, aber hauptsächlich weil meine Kinder das natürlich gespürt haben, dass ich nie richtig da war.
Ich habe nie so empfunden, dass sie das Wertvollste oder Wichtigste für mich sind.
Auf vieles hab ich aus Vernunft verzichtet, weil ich keine Rabenmutter sein wollte, das schlechte Gewissen hat mich abgehalten.
Nicht aufgrund der Tatsache, dass ich lieber bei den Kindern war.
Ich wäre am liebsten jedes Wochenende feiern gegangen, oder wäre am liebsten mit meinemöfter Mann alleine verreist, was ich nur deswegen nicht getan habe, weil wir für den einmal jährlich stattfinden 10 tätigen Urlaub ohne Kinder ja schon jede Menge Unverständnis geerntet haben.
Andere Freiheiten die ich mir raus genommen habe, hab ich gar nicht erst an die große Glocke gehängt aus Angst vor Vorwürfen.
Diese kamen gerade von meiner Mutter, meiner Schwiegermutter und auch Freunden.
Naja, es gab schwere Zeiten mit den Kindern, aber die gibt es auch wenn man keine hat.

6

Deine Kinder sind jetzt groß. Du hast also Zeit gewisse Dinge nachzuholen, die du vermisst hast.
Wenn ich deinen Beitrag lese, kommt es mir vor, als wärst du mit deinem Leben fertig. Dabei ist es noch lange nicht vorbei.

Ich bin auch Mutter, aber nicht nur Mutter.
Ich habe auch Bedürfnisse, die ich mir ohne Kinder erfülle.
Ob das andere gutheißen oder nicht ist mir herzlich egal.
Nur weil man Kinder geboren hat, hängt man sein eigenes Leben damit nicht an den Nagel.
Mutter sein ist zwar schön, aber nicht die einzige Erfüllung in meinem Leben.

Nutze deine wieder gewonnene Freizeit und mach das auf was du Lust hast.
Denk nicht drüber nach was andere sagen. Sie leben nicht dein Leben, sondern du.

weitere Kommentare laden
2

Ja, ich bekam es auch häufig gesagt. Allerdings nicht von "Müttern", sondern von Männern wie auch Frauen.

Heutzutage ist gewollte Kinderlosigkeit aber meiner Meinung nach allgemein akzeptierter.

3

Mehr oder weniger.

Ich wollte immer Kinder haben und das wurde nie in Frage gestellt. Egal in welchem Alter ich das gesagt habe. Als ich dann tatsächlich schwanger war, war es anders, weil ich in den Augen meines Umfeldes zu jung war und noch nicht lange genug mit meinem Freund zusammen. Der generelle Kinderwunsch wurde akzeptiert, die Umstände meiner Schwangerschaft wiederum nicht.

Meine Schwester ist neunzehn und sagt, dass sie niemals Kinder will, auf gar keinen Fall. Das wird immer belächelt und in Frage gestellt. "Ach ja, du bist ja noch jung, du änderst deine Meinung noch."

Ich habe ein paar Freundinnen, die sich selbst die Frage stellen, ob sie ihre Kinderlosigkeit irgendwann bereuen könnten. Und als die ältere Schwester meines Partners den zweiten Heiratsantrag ablehnte, hat mein Freund zu mir gesagt, dass sie es irgendwann bereuen würde, keine Familie gegründet zu haben.

Aber ich habe noch nicht mitbekommen, dass das direkt zu einer gewollt kinderlosen Person gesagt wurde.

5

Ich kenne keine Kinderlosen, die es bereuen. Ich kenne Eltern, die bereuen zu spät/zu früh angefangen zu haben. Nur von wenigen habe ich gehört, dass sie es bereuen, Kinder zu haben.

Ich denke dass es sehr vom Typ abhängig ist.
Wenn man ein sehr mütterlicher Typ ist, der gerne versorgt, umsorgt, ect... ist es vielleicht schwieriger ohne Kinder glücklich zu werden. So eine Person wird dann evtl. Pflegerin, engagiert sich ehrenamtlich, nimmt 10Tiere auf.... um ihre Art auszuleben.
Viele andere gehen vielleicht im Kontakt mit anderen Menschen auf oder verwirklichen sich gerne selbst oder stürzen sich gerne in Projekte/Dinge/Kunst....
Da können Kinder eine Bereicherung sein, aber auch ein Hindernis.

7

Ich kenne eine 84 Jährige alte Dame. Die Ehe blieb kinderlos. Sie ist eigentlich sehr lebensfroh und gesellig. Der Mann ist schon jahrelang tot, viele Freunde sterben jetzt so langsam weg. Großartig Familie gibt es nicht. Sie sagt die meiste Zeit ihres Lebens hat es sie nicht gestört, aber jetzt so in den letzten 20 Jahren wäre es gelogen zu sagen, dass sie darüber aus heutiger Sicht nicht anders denkt, weil naja ....andere können ihre Enkel besuchen, bekommen süße Bilder und gehen auf Ausflüge mit. Sie halt nicht. Andere können mit ihren Kinder reden sofern die Beziehung gut ist. Sie nicht. Andere wissen genau, dass sie Weihnachten beim Sohn verbringen. Sie nicht. Alles geht irgendwie mit ihr zu Ende. Nichts geht darüber hinaus. Manche hoffen von ihren Kindern im Alter gepflegt zu werden. Sie weiß, dass sie sich um den Heimplatz besser rechtzeitig selber kümmert.

Ich glaube schon, dass das hart ist. Jede Entscheidung hat ihren Preis. Natürlich sollte man nicht deswegen Kinder bekommen damit man im Alter nicht ins Altenheim muss, aber ich finde schon, es ist ein tröstlicher Gedanke auch zu sehen, dass die Dinge die man gemacht hat, die einen wichtig sind, vielleicht doch ein Stück weit über einen selbst hinaus in die nächsten Generationen übergehen und da auch noch jüngere Menschen sind. Ich denke schon dass kann man vermissen, auch wenn man überwiegend sehr gut mit der Entscheidung gelebt hat.

Das sollte einem schon irgendwie klar sein.

9

Ich glaube man bereut eher die Dinge die man nicht getan hat, als die die man getan hat.
Persönlich kenne ich niemanden der es bereut Kinder bekommen zu haben.
Viele haben sich ihre Träume (Reisen, Karriere etc) auch mit Kindern, bzw als diese erwachsen waren,erfüllt.
Ich arbeite viel mit Menschen ü70 und es sind tatsächlich einige dabei, die heute bedauern keine Kinder bekommen zu haben.

Aber letztlich muss jeder die Entscheidung für sich selbst treffen. Es wird immer jemanden geben der das dann nicht verstehen kann, aber ebenso auch viele die es genau so machen.
Jeder von uns hat nur dieses eine Leben und ein Recht darauf selbst zu entscheiden wie er es füllt.

So ein bisschen 'was wäre wenn' ist im Leben immer dabei.
Wie du es beschreibst haben dich deine Kinder bisher nicht davon abgehalten, Dinge zu tun die du gern tust, bereust du es denn sie bekommen zu haben?

11

Nein, ich bereue es nicht.
Aber ich denke, dass die Aussage, dass man freiwillige Kinderlosigkeit später mal bereut, hat mich dazu verleitet, das für mich nicht weiter zu hinterfragen.
Ich habe das Gefühl, keine Entscheidung getroffen zu haben, die mir entspricht.
Ich habe zu wenig hinterfragt, was mein Weg sein könnte, was mir entspricht.
Die Antwort hätte dann, so wie ich mich heute einschätze , durchaus eine bewusste Entscheidung gegen Kinder sein können, diese Möglichkeit hab ich mir selbst genommen indem ich zu leichtfertig auf andere gehört und mich dem Druck gebeugt habe.
Das bereue ich, nicht konsequent meine Vorstellungen herauszufinden.

10

"Was ich mich frage ist, warum wird nicht umgekehrt gesagt, wie du willst Kinder, das wirst du sicher mal bereuen. "

Ja warum...
ich denke, mit Kinder bekommt das Leben einfach ein paar Facetten mehr, mit Kindern sieht man Seiten des Lebens, die man ohne nie erleben würde.
Wenn ich mal 50 bin, kann ich im Prinzip genau das gleiche Leben führen wie deine Schwester, mit dem Unterschied, dass ich eben zwei dann erwachsenen Kinder habe. Das macht das Leben schon reicher.
Und wenn man mal wirklich alt ist, wird es oft erst recht einen großen Unterschied machen, ob man nun alleine ist oder noch Kinder da sind. irgendwann kann und will man nicht mehr ständig unterwegs sein und Freunde treffen. Und die werden ja auch alt, sterben vielleicht. Ja und dann kann es schon ganz schön einsam werden.
Natürlich sind Kinder kein garant für erfüllte Tage im Alter, der Kontakt kann da auch abreißen, aber die Chancen sind schon höher, behaupte ich mal.

12

Das stimmt natürlich, Kinder können zumindest ab und zu mal anrufen, selbst wenn man weit voneinander entfernt wohnt, kann man Kontakt halten, reden , Interesse zeigen.
Meine Mutter wollte unbedingt Kinder, wir haben mittlerweile aber nur noch selten Kontakt, ich bin weit weg gezogen, Besuche sind kaum möglich, da sie nicht mehr mobil ist und sie eine kleine 1 Zimmer Wohnung hat und mich und zwei Kinder da auch nicht willkommen sind.
Es geht aber auch vom Platz her nicht.
Sie feiert , seit sie Witwe ist, mit ihrer Schwägerin und Schwester Weihnachten und Geburtstage, und hat letztes Weihnachten auch alleine verbracht, und es hat sie nicht gestört.
Meine Große möchte ins Ausland gehen, wer weiß ob sie zurück kommt.
Außerdem werde ich in ein paar Jahren in meine Wohnung auf Madeira ziehen, d.h persönliche Treffen werden nur noch selten stattfinden.
Meine Mutter möchte gar nicht viel Kontakt zu mir und meiner Schwester, sie hat ihr Leben und grenzt sich da auch ab.
Sie ist über 80 und sagt, sie hätte mit dem Alleinsein gar kein Problem, im Gegenteil, sie genügt sich selbst.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass ich gar nicht darauf angewiesen bin dass meine Kinder mir als Gesprächspartner und soziale Kontakte dienen.
Ich bin mit mir selbst auch sehr glücklich.

16

Klar, wie gesagt, Kinder sind keine Garantie für Gesellschaft im Alter.
Aber auch wenn man wenig Kontakt zu den Kindern hat, so wie deine Mutter, ist es doch etwas anderes als ganz ohne Familie.

Aber so meine ich daseigentlich gar nicht.
Mir Kindern ist das Leben einfach facettenreicher als ohne. Man macht mit Kindern Erfahrungen, die man ohne einfach nie haben kann. Andersherum ist es nicht so. Ich kann als Mensch mit Kindenr das gleiche erleben wie ein Kinderloser, nur eben nicht in der Zeit, wenn die Kinder noch nicht selbständig sind.

13

Hallo.

Das kommt natürlich auch auf das übrige soziale Umfeld an. Gibt es noch weitere Familie als Bezugspunkte oder ist man ggf alleine?

Ich arbeite im Krankenhaus und habe dieses bereuen schon oft erlebt, wenn es in Richtung Pflegebedürftigkeit bzw in Richtung sterben geht. Da sind viele Menschen ohne Kinder einfach verdammt einsam. Freunde sind tot oder ebenfalls körperlich stark eingeschränkt. Oder aber einfach nicht in der Lage oder Willens in so einer Situation Verantwortung zu übernehmen. Da gibt es Menschen die haben tatsächlich niemanden mehr. Niemanden der Kleidung bringen kann, niemanden den Mann anrufen kann usw. Natürlich sind auch Kinder keine Garantie für Kontakte ne Versorgung. Aber meiner Erfahrung nach sind die meisten Kinder in solchen Situationen tatsächlich da, es sei denn es sind wirklich gravierende Dinge vorgefallen.

Mit 50 Jahren und voll im Leben hat man genug anderes, da bereuen es die wenigsten. Da sind Freunde oder Geschwister oder der Partner meist auch noch da um in schwierigen Lebenssituation zu unterstützen.

Liebe Grüße

20

Alte, Immobilie Menschen sind in der Regel einsam, egal ob sie Kinder haben oder nicht. Wenn der Partner, die Freunde, die eigene Generation stirbt wird so ein Tag einfach sehr lang und einsam. Auch wenn die (zahlreichen) Kinder regelmäßig zu Besuch kommen, leben sie doch ihr eigenes Leben und die Alten sind den größten Teil des Tages alleine.

Meine Oma hat 7 Kinder. Jeden Tag kommt eines für 1, 2 Stunden. Und trotzdem ist sie 22 Stunden vom Tag alleine in ihrer Wohnung und fühlt sich sehr einsam.

Genauso bei anderen mir bekannten Alten: obwohl sie Kinder haben, diese auch mehr oder weniger regelmäßig kommen - einsam sind sie alle.

Ganz zu schweigen von jenen, deren Kinder weit weg wohnen oder aus anderen Gründen wenig Kontakt haben.

Davon ausgenommen sind nur jene alten Eltern, die tatsächlich im Familienverbund leben. Das wird aber immer seltener.

21

Das stimmt. Und trotzdem haben sie jemanden, den sie anrufen können. Der gelegentlich zum Kaffee vorbeikommt. Oder zumindest dann da ist wenn Not am Mann ist. Aber ich habe so viele Menschen gesehen, die haben niemanden. Niemanden der sie im Krankenhaus besucht. Niemanden mit dem man wichtige Entscheidungen besprechen kann. Niemanden den es interessiert, wenn sie sterben.

Klar kann einem das auch passieren wenn man Kinder hat. Aber in intakten Familien ist das selten. Da kommen die Kinder zumindest wenn es eng wird. Aber auch da habe ich schon gehört "Rufen sie mich erst an wenn er (Vater) tot ist. Aber bitte nicht nachts."

weiteren Kommentar laden
17

Weil es gesellschaftlich nicht akzeptiert ist sein "Wunder" Kind zu bereuen.