Hallo,
ich bin gerade total fertig und verstehe die Welt langsam nicht mehr. Mir geht es momentan echt schon mies genug, da Anfang Oktober letzten Jahres mein Mann nach jahrelanger Krankheit verstorben ist und ich immer noch in der Trauerphase stecke. Da kann ich sowas nun wirklich nicht auch noch gebrauchen….
Ich habe 3 Söhne (28, 27 und 20). Der Jüngste macht gerade eine Berufsausbildung und wohnt noch bei mir. Der Mittlere ist seit Sommer 2019 verheiratet, lebt mit seiner Frau in einem Eigenheim (bei mir im selben Ort) und wird bald Papa. Die Vorfreude auf mein erstes Enkelkind ist der Aspekt, der mich in dieser schwierigen Zeit am meisten wieder aufbaut….
Der Älteste hat vor einem Jahr sein Master-Studium abgeschlossen, dann wieder für knapp ein halbes Jahr bei mir gewohnt und ist anschließend ans andere Ende von Deutschland gezogen, weil er dort einen (sehr guten!) Job gefunden hat. Über 500 km trennen uns nun voneinander. Er ist single und wohnt alleine.
Vorab sei gesagt: mein Mann und ich sind sehr stolz auf alle 3 unserer Kinder und auf das, was sie erreicht haben. Sowohl auf den Ältesten, der als Erster aus unserer Familie studiert hat (mit super Abschluss) und nun erfolgreich ins Berufsleben einzusteigen scheint, genauso wie auf den Mittleren, der sehr erfolgreich in seinem kaufmännischen Beruf (macht gerade sogar eine Weiterbildung) arbeitet und bald Papa wird sowie auf den Jüngsten, der nach einer jahrelangen extrem schwierigen Phase endlich auch den Absprung ins Positive zu schaffen scheint.
Leider muss ich sagen, dass der Älteste schon immer etwas sehr eigen war und zu seinen beiden Brüdern einfach kein gutes Verhältnis hat. Besonders zwischen ihm und meinem mittleren Sohn passt es überhaupt nicht. Die beiden jungen Männer sind wohl einfach viel zu unterschiedlich und können nichts miteinander anfangen. Jahrelang habe ich mir als Mutter den Kopf darüber zerbrochen, ob irgendetwas in der Jugend der Beiden passiert ist, was deren Nicht-Verhältnis erklären könnte und was man tun könnte, damit es in Zukunft besser wird. Letztendlich musste ich mir aber einfach eingestehen, dass man da wohl nichts machen kann und habe es stillschweigend akzeptiert wie es ist. Zwischen manchen Menschen passt es einfach nicht; Geschwister-Status ändert daran ja nun einmal nichts. Es ist ja leider auch so, dass die Beiden mittlerweile erwachsene Menschen sind und ich sie zu nichts (mehr) zwingen kann.
Muss dazu sagen, dass vor allem der Ältere in den letzten Jahren wiederholt recht negativ aufgefallen war in dieser Hinsicht, weil er bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit heraushängen lässt, dass er seinen Bruder einfach nicht leiden kann: bei den zwangsläufigen Treffen, wo Beide mit dabei sind, redet er nicht oder kaum mit diesem, ignoriert ihn weitestgehend und wirft ihm äußerst missmutige Blicke zu. Er redet eigentlich nur das Nötigste mit dem Mittleren und auch dann ist er oftmals sehr kurz angebunden und pampig. Der Mittlere lässt sich meistens nichts anmerken und/oder überspielt solche Sachen mit (nach außen hin) locker-fröhlichem Getue. Meine Söhne sehen sich auch immer nur bei mir zu den jeweiligen Terminen wie Weihnachten. So von sich aus haben bzw. suchen die Zwei überhaupt keinen Kontakt zueinander.
Ansonsten ist der Große ein total freundlicher und absolut zuverlässiger Kerl: als ich letztes Jahr in Reha war, da hat er sich so toll um seinen schwerkranken Vater gekümmert und auf meine Wohnung aufgepasst. Auch in vielen anderen Dingen ist mein ältester Sohn oftmals mein erster Ansprechpartner. Er ist ja auch wirklich ziemlich intelligent (das bestätigen uns alle) und absolut nicht auf den Kopf gefallen. Finde es nur echt etwas schade, dass er nun (wieder) so weit weg von mir wohnt und wir uns nur noch unregelmäßig persönlich sehen, aber so ist das nun einmal….
Jetzt zu dem, was mich gerade so aus der Bahn wirft: ursprünglich wollte ich mit meinem Mann und meinem ältesten Sohn schon letztes Jahr im August eine einwöchige AIDA-Schiffsreise machen. Davor hatte ich mit meinem kranken Mann zu zweit schon mal eine zu den Fjorden nach Norwegen gemacht. Die neue wollten wir meinem Ältesten auch als Anerkennung zu seinem erfolgreich abgeschlossenen Studium schenken und ihm zeigen wie stolz wir auf ihn sind. Es war schon alles weitestgehend gebucht, aber dann kam auf einmal Corona dazwischen, so dass wir die Reise um ein Jahr nach hinten verschieben mussten. Und dann verstarb mein Mann letztes Jahr im Herbst auf einmal ganz plötzlich, was mich ziemlich aus der Bahn geworfen hatte. Jetzt hatten wir die Reise, die mein Sohn und ich ohne meinen Mann nun also leider nur noch zu zweit machen können, also auf dieses Jahr in den August gelegt und hofften, dass sie diesen Sommer endlich stattfinden kann.
Die Route sollte ursprünglich durch Nordsee (Rotterdam, Zeebrugge, Le Havre, Southampton) gehen. Allerdings ist das nun alles wegen der wieder erstarkten Corona-Situation und dieser mutierten Corona-Variante in England erschwert und man hat mir zu einer anderen Route in der Ostsee geraten. Man machte mir mehrere Angebote, über die ich auch meinen Sohn konsultierte und ihn fragte, welche er gerne nehmen wolle. Er reagierte kaum; es kam nur ein „keine Ahnung, mir egal. Gefallen mir alle irgendwie nicht so wirklich.“ Also habe ich mich letzte Woche beim Reisebüro für eine pro forma entschieden (Estland, St. Petersburg, Helsinki, Stockholm) und heute meinen Sohn darüber unterrichtet. Als er am Telefon davon hörte, wurde er richtig wütend und pampte mich an, dass ihm diese Route nicht zusage. Die Ostsee finde er blöd und das Baltikum und Russland würden ihn nicht die Bohne interessieren. Er hätte gerne die Route nach Frankreich und England gewollt. Ich sagte ihm, dass das aufgrund der derzeitigen Lage zu riskant sei und ich das unter diesen Umständen auch nicht möchte. Das Telefonat endete schließlich damit, dass er mir stinksauer an den Kopf warf, dann würde er unter diesen Umständen nicht mitfahren. Wenn die Buchung es erfordert soll ich doch mit meinem ach-so-tollen anderen Sohn oder sonst wem fahren. Ihm sei jegliche Lust vergangen. Außerdem hätte er von Anfang an keine Lust auf so eine blöde Schiffsreise gehabt. Mit diesen Worten legte er auf. Ich versuchte noch mehrfach ihn wieder anzurufen, aber er ignorierte sämtliche Versuche und schrieb mir schließlich übers Handy „Lass mich in Ruhe!!!“
So, jetzt sitze ich hier völlig fertig, könnte einfach nur heulen und bin total vor den Kopf gestoßen! Ich verstehe einfach nicht, was meinem Großen für eine Laus über die Leber gelaufen ist und warum er so miesepetrig und cholerisch reagiert. Wir wollten ihm die Reise aus Anerkennung zum Studium schenken und dann macht er sowas?! Bin total geschockt und auch mir selber ist gerade jegliche Lust auf die Reise vergangen. Weiß gar nicht, wie ich mich jetzt weiter verhalten oder meinem Sohn das nächste Mal gegenüber treten soll. Ich finde sein Verhalten total unerträglich und undankbar! Was mag nur gerade in ihm vorgehen? Ist es eventuell noch die Trauer um seinen Vater? Ist er (trotz guten Perspektiven) irgendwie unzufrieden mit seinem eigenen Leben und extrem frustriert!?
So, das musste einfach mal raus. Tut mir echt leid, dass es so lang geworden ist!
Wie würdet ihr euch in so einem Fall verhalten??
Die Reaktion meines Sohnes - ich komme damit nicht klar!
Hi,
oh man, da hast Du aber auch einiges mitgemacht...
Wenn Du keinen Mitfahrer findest, würde ich alleine fahren. Den Großen würde ich nicht mehr fragen.
Wenn Dir aber die Lust darauf verdorben wurde, versuchen so zu stornieren, das du das Geld wieder bekommst.
Das sind die Möglichkeiten.
Und Geschwister müssen sich nicht verstehen. Ich bin die eigentliche Mittlere, mein 6 Jahre älterer Bruder verunglückte vor 22 Jahren tödlich................wie oft habe ich gedacht, das wenn es meine Schwester gewesen wäre, nicht so schlimm gewesen wäre. ... für mich jedenfalls.
Sie hatte schon immer uns so "unbemerkt" geärgert, das wir dann von den Eltern Ärger bekammen, wenn wir uns dann endlich mal gewehrt haben.
Auch ist sie in den letzten Jahren, vor allen Dingen in den letzten 2 Jahren, sie so richtig in ihrer "fiesen hinterrücksen Art" "aufgeblüht". Höhepunkt war Anfang Dezember, seit dem haben wir max. per WA, meistens über die Eltern, die Fahrdienste abgeklärt. Wir reden nicht mehr miteinander.
Wenn Dein Großer doch schon immer "sich selbst genug war", jetzt noch im Lockdown einen neuen Job hat, neuer Wohnort, auch noch um den Papa trauert, sind evtl. schon Gedanken um eine Schiffsreise, viel zu viel im Moment.
Alles Alles Gute
Hallo,
es tut mir leid, dass du so enttäuscht bist.
Aber wenn es eine Anerkennung für seinen Abschluss sein soll, dann sollte es auch etwas sein, worüber er sich freut oder?
Und wenn ihn die Route so gar nicht anspricht, finde ich es legitim, dass er das sagt.
Vielleicht nervt es ihn, dass im Moment nur wenig attraktive Reiseziele gibt und ursprünglich war die Reise ja auch ganz anders geplant, also mit seinem Vater und eine andere Reiseroute.
Ich würde es jetzt mal auf sich beruhen lassen und die Reise wohl stornieren.
Hm das tut mir alles sehr leid.
Also ich könnte mir vorstellen, das er vielleicht grad um seinen Vater trauert und die ganze um planerei, die Wunde noch mal aufgerissen hat.
Du sagst dein baldiges Enkelkind hält dich etwas „über Wasser“.
Weiß er das? Redest du viel davon?
Vielleicht ist er eifersüchtig...?!
Und dazu das ganze corona Theater .... da ist ja im Moment jeder etwas „depressiv“ verstimmt.
Vielleicht kommt alles zusammen?
Ich bin auch das älteste Kind - meine Schwester nur 16 Monate jünger. Wir beide haben ein ähnliches Verhältnis zueinander, wie deine beiden Söhne. Wenn wir nicht Geschwister wären, würden wir kein Wort miteinander sprechen. Jetzt sehen wir uns zwei mal im Jahr und das reicht.
Die Reaktion von deinem ältesten kann ich verstehen- was nicht heißen soll, dass ich sie gutheiße - aber ich habe meiner Mutter auch schon ähnliche Dinge vorgeworfen. Ich gehe mal davon aus, dass beide keinen großen Altersabstand haben, oder?
"Die Vorfreude auf mein erstes Enkelkind ist der Aspekt, der mich in dieser schwierigen Zeit am meisten wieder aufbaut…."
Sagst du das auch deinem ältesten Sohn? Hat er vielleicht das Gefühl, dass er nicht genug gesehen wird? Wenn er sowieso immer in Konkurrenz zu seinem Bruder steht, wird dass die Beziehung zu ihm und dir nicht besser machen.
Dieser Ausbruch von deinem ältesten kommt nicht von ungefähr. Die beiden standen wahrscheinlich schon immer in Konkurrenz (gab es vom ältesten mal Vorwürfe, dass der mittlere dein Lieblingskind ist?) Jetzt sitzt er 500 km weit weg (ja, dass hat er sich so ausgesucht, es ist trotzdem einsam) und du als Mama und einziges Elternteil wohnst im selben Ort mit dem Mittleren, der Vater wird (und der dich damit vom Tod deines Mannes aufbaut) und dem kleinsten.
Ich würde an deiner Stelle warten. Wenn in einer Woche nichts kommt, würde ich ihm schreiben. Das du dir Sorgen machst, dass du die Reaktion von ihm sehr heftig fandst und du absolut stolz bist auf ihn und seinen Weg. Dann würde ich ihm schreiben, dass du ihn sehr lieb hast und du hofft, dass er sich bald meldet, damit ihr noch einmal über die Reise sprechen könnt. Das dir die Reise sehr am Herzen liegt und du dich freust, mit ihm wegzufahren, egal wohin.
"Sagst du das auch deinem ältesten Sohn? Hat er vielleicht das Gefühl, dass er nicht genug gesehen wird? Wenn er sowieso immer in Konkurrenz zu seinem Bruder steht, wird dass die Beziehung zu ihm und dir nicht besser machen.
Nein, selbstverständlich reibe ich das meinem älteren Sohn nicht direkt unter die Nase. Aber nichsdestotrotz kann ja jeder nach außen hin sehen, wie sehr ich mich darauf freue. Da kann ich nun mal nichts gegen machen. Ist doch ganz natürlich, wenn man Oma wird!
Und ja, sicherlich wirst du auch auch mit dem Restlichen, was du da anmerkst, (leider) Recht haben. Natürlich klingt das alles sehr logisch....
"Dieser Ausbruch von deinem ältesten kommt nicht von ungefähr. Die beiden standen wahrscheinlich schon immer in Konkurrenz (gab es vom ältesten mal Vorwürfe, dass der mittlere dein Lieblingskind ist?) Jetzt sitzt er 500 km weit weg (ja, dass hat er sich so ausgesucht, es ist trotzdem einsam) und du als Mama und einziges Elternteil wohnst im selben Ort mit dem Mittleren, der Vater wird (und der dich damit vom Tod deines Mannes aufbaut) und dem kleinsten. "
Ja, das ist in der Tat alles sehr gut möglich!
ich habe mich immer sehr darum bemüht, keinen meiner 3 Söhne zu bevorzugen und alle völlig gleich und fair zu behandeln. Aber was soll ich denn machen?
Irgendetwas in der Richtung vorgeworfen hat er mir so nie. Aber ich merke doch immer wieder, dass er sehr still wird, wenn ich mal seinen um knapp 2 Jahre jüngeren Bruder erwähne (geht ja manchmal nicht anders!) und wohl am liebsten gar nichts von diesem hören möchte.
Wie du schon ganz richtig sagst, ist der Älteste jetzt ganz weit weg und ich sehe ihn nicht mehr regelmäßig. Da bleibt mir doch fast nur noch mein Mittlerer, der hier bei mir um die Ecke wohnt. Der Jüngste wohnt zwar auch noch bei mir, aber der hat seine eigenen Probleme und redet nicht sehr viel, geht mir eher aus dem Weg.
Mein Mittlerer besucht mich hier ganz oft (kommt auch mal so vorbei) und regelt stellvertretend ganz viele Sachen für mich (Materielles, Behördenkram). Auch meine schwangere Schwiegertochter ist ein Segen für mich, wir verstehen und mögen uns total.
Dass der Große sich da irgendwie vernachlässigt fühlt erscheint mir sehr gut möglich, aber was lassen die aktuellen Umstände denn sonst zu?
Ich kann nur jede Woche telefonisch den Kontakt zum Großen zu halten, mich auf seinen nächsten persönlichen Besuch freuen und ihm immer wieder versichern, dass ich ihn liebe und er immer zu mir kommen kann, wenn ihm etwas auf der Seele brennt oder er meine Hilfe benötigen sollte!
Das alles war absolut kein Vorwurf- nur ein Erklärungsversuch. Wie gesagt, ich kann den großen zwar verstehen, aber das heißt noch lange nicht, dass sein Verhalten okay ist.
Ich würde wirklich das Gespräch mit ihm suchen. Und auf jeden Fall das mit seinem Bruder und dem Verhältnis ansprechen. Es sind alles drei deine Kinder! Nur weil er eine Konkurrenzkiste mit deinem mittleren Bruder am laufen hat, ist es unfair, dass du darunter leidest.
Also reden, fragen, zuhören. Und mit zuhören meine ich nicht unterbrechen und "ja, aber" sagen, sondern wirklich zuhören und Nachfragen stellen.
Ihr habt alle schwere Zeiten durchgemacht, insbesondere du, aber auch deine Kinder werden noch in Trauer sein, jedes auf seine Art. Könnte das einen Teil des Verhaltens deines Ältesten erklären?
Wegen der Kreuzfahrt: Was im August ist, weiss ohnehin noch keiner, deshalb hätte ich keine andere Route gewählt.
Ihr wolltet eurem Sohn die Reise als Anerkennung für seinen Studienerfolg schenken, wollte er das denn auch? Ich habe zu meinen Kindern eine gute Beziehung, aber keines hätte sich über eine Kreuzfahrt mit Mama und Papa zum Studienabschluss gefreut.
Geschwisterliebe erzwingen kann man nicht, sich bei gemeinsamen Anlässen respektvoll zu begegnen würde ich mir schon erhoffen.
Dein Ältester scheint intellektuell einiges mitzubringen, im Bereich Empathie und Sozialverhalten scheint er jedoch Defizite zu haben. Kann es sein, dass alle so von seiner Klugheit geblendet waren, dass dem Teil der Erziehung zu Themen wie Anstand, Wertschätzung, Einfühlungsvermögen zu wenig Beachtung geschenkt wurde?
Wie du dich konkret verhalten sollst: Vorerst auf Abstand gehen, vielleicht gibt es später eine Aussprachemöglichkeit.
Das ist ja alles andere als freundlich von Deinem Sohn.
Aber gleichzeitig sehe ich Risse in der Beziehung zu Dir, wenn Du einerseits sagst, dass ihr wichtige Dinge miteinander besprecht, aber Du andererseits gar nicht mitbekommst, dass er die Reise eigentlich gar nicht will. Da stimmt doch was nicht.
Zweitens: „Fahr doch mit dem ah so tollen Mittleren Sohn“ würde bei mir auch Alarmglocken schrillen lassen.
Ist er eifersüchtig auf den Mittleren?
Wird dieser bevorzugt oder mehr bzw. gleich gewürdigt, obwohl der Ältere sich mehr anstrengt?
Die Abneigung gegen den mittleren Sohn hat möglicherweise viel mit Dir zu tun.
Drittens: Warum man jetzt freiwillig auf ein Kreuzfahrtschiff will, erschließt sich mir überhaupt nicht. Mich bekäme aktuell niemand auf ein Schiff oder sonstige Sammelunterkunft aus der man nicht entkommen kann.
Ich finde die Reaktion deines Sohnes sehr anmaßend und verletzend. Du hast ihm schließlich mehrere Auswahlmöglichkeiten gegeben, es ist also nicht so, dass du das ohne ihn entschieden hast.
Hat er denn gesagt, dass er sich die Schiffsreise wünscht? Kreuzfahrten sind nunmal nicht jedermans Ding, und auch wenn es sich um ein Geschenk handelt finde ich, dass man auf die Wünsche oder Vorlieben des Beschenkten Rücksicht nehmen soll. Das ist aber keine Unterstellung sondern einfach etwas, was mir nicht so ganz klar ist.
Was ich machen würde: Scheinbar habt ihr ja beide auch Kontakt übers Handy, also würde ich ihm in den nächsten Tagen eine Nachricht schreiben. Ja ich weiß, persönlich sprechen ist immer besser, aber so hat er die Möglichkeit es in Ruhe zu lesen und drüber nachzudenken. Schreib ihm ruhig auch, dass du dich verletzt fühlst von seinem Verhalten, und dass du dir wünschen würdest, dass ihr nochmal drüber sprechen und es aus der Welt schaffen könnt.
Unabhängig von der Trauer um seinen Vater gibt es natürlich grad auch noch Corona als mögliche Ursache für seine schlechte Laune. Ich bin auch Single und die Zeit ist für mich gerade sehr sehr hart (ich weiß, für viele andere auch, aber ich finde tatsächlich, dass Singles es noch schwerer haben als Paare oder gar Familien). Wenn ich meinen Job nicht hätte wäre ich vermutlich schon schwerst depressiv. Ich weiß ja nicht, als was er arbeitet, aber ggf. ist er auch im Homeoffice, das wäre für mich jetzt grad die absolute Hölle, wenn man so gar keinen persönlichen Kontakt mehr hat zu anderen Menschen. Es ist natürlich kein Grund dafür, andere Menschen so anzufahren, aber vllt. belastet ihn tatsächlich etwas. Hat er denn gut Anschluss gefunden in seiner neuen Heimat?
Vermittle ihn im deiner Nachricht ruhig auch, dass er sich jederzeit an dich wenden kann, wenn er Sorgen hat oder reden will. Vllt. denkt er, dass dich damit zusätzlich zu deiner Trauer belasten würde.
Was das schlechte Verhältnis zwischen deinen Söhnen angeht sehe ich das etwas anders als du. Du schreibst, dass man manche Menschen ja einfach nicht mag, und das der Geschwisterstatus das ja nicht ändern würde. Doch, das finde ich schon. Natürlich streitet man auch mal mit seinen Geschwistern, häufig in der Kindheit/Teenagerzeit, aber Geschwister gehören zur Familie und seine Familie liebt man doch eigentlich. Ich bspw. bin mir ziemlich sicher, dass meine Mutter definitiv nicht zu meinem Freundeskreis gehören würde, wäre sie nicht meine Mutter. Sie hat Charaktereigenschaften, die absolut scheußlich sind. Aber sie ist meine Mutter und ich liebe sie, ich habe zwar wenig Kontakt zu ihr, aber an dem Urgefühl der Liebe zwischen Tochter und Mutter kann das nichts ändern.
Deswegen vermute ich, dass zwischen den beiden mal was vorgefallen ist. Hat der Mittlere dem Großen vllt. mal ein Mädchen ausgespannt oder so?
Klar, letztendlich kannst du nichts daran ändern, aber sprich doch mal mit deinem mittleren Sohn darüber und frage ihn, ob er weiß, was die Ursache sein könnte.
Definitiv würde ich dem Großen aber sagen, dass er sich seinem Bruder gegenüber trotzdem respektvoll verhalten soll, wenn beide bei dir zu Besuch sind. So verhält man sich einfach niemandem gegenüber und mit seinen fast 30 Jahren sollte er auch wissen, was das mit dir als Mutter macht.
Was ich dir noch gerne sagen will: Als ich deinen Text durchgelesen hatte war mir klar, dass du eine wahnsinnig starke Frau und tolle Mutter bist. Ich sage sowas normalerweise nie bei Menschen, die ich nicht kenne und nur aufgrund von ein paar Sätzen, aber bei dir bin ich mir ganz sicher, dass das so ist. Ich wünsche dir, dass du den Streit mit deinem Sohn bald aus der Welt schaffen kannst und dass du den Tod deines Mannes verarbeiten kannst, so gut das eben geht. Ich wünsche dir nur das Allerbeste!
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und deine freundlichen Worte!
Ja, das habe ich mir in der Tat auch schon des Öfteren gedacht, dass eventuell Eifersucht auf meinen mittleren Sohn hinter den Verhaltensweisen des Älteren stecken könnte. Beruflich hat er sicherlich keinen Grund dazu, aber die Sache ist halt dass ich in der Jugend der Beiden immer sehr viel hinter dem Mittleren hinterher war, weil der ganz aktiv war, Sport im Verein gemacht hat, viele Freunde hatte etc. Der Große war dagegen eher so ein Eigenbrödler und Stubenhocker (er ist auch Autist), hatte nur wenig Freunde und hatte auch leider noch niemals eine Freundin gehabt. Er ist seit 15 Jahren dauersingle. Und sein Bruder ist dagegen jetzt endlich verheiratet, hat ein hübsches Eigenheim und wird (als erster von meinen Jungs) Vater.
Es erscheint in der Tat gut möglich zu sein, dass das dem Großen an die Nieren geht. Aber, so wie ich ihn kenne, würde er das natürlich niemals freiwillig zugeben....
Wenn ich evtl. den Mittleren in irgendeiner Form damals bevorzugt behandelt haben sollte, dann habe ich das ganz sicher nicht mit Absicht gemacht!
Ich habe das Gefühl, mein ältester Sohn distanziert sich ganz bewusst von seiner gesamten Herkunftsfamilie, was ihm durch die große Distanz ja auch stark erleichert wird. Dieser Gedanke ist für mich kaum auszuhalten....
Ich habe meinen Sohn schon bald 6 Jahre nicht mehr gesehen, obwohl nicht nur ich sicher bin, dass ich ihn nie benachteiligt habe, im Gegenteil, für ihn habe ich weitaus mehr Zeit aufgewandt als für seine Schwester - und das, bis er mit 27 auszog.
Eifersuchtsprobleme, ewiger Neid und Konkurrenzdenken, dazu noch eine Schwiegertochter, die nach vollen 13 Jahren gutem Verhältnis abdrehte, als ein Kind kam - dann brach er mit seiner Herkunftsfamilie komplett.....und das keine 3 Monate nach dem Tod meines Mannes, als ich sowieso ich am Boden war. Das einigermaßen zu verdauen, brauchte Jahre,ganz schafft man es nie.
Lass ihn in Ruhe, es bringt nichts, ihm nun dauernd zuzusetzen. Sag die Reise ab oder nimm jemand anderes mit, das wird nichts.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass er sich wieder besinnt, aber wenn er sich in seiner Rolle als benachteiligtes "Kind" festgefahren hat, kannst Du Dich rechtfertigen, soviel Du willst, das kommt nicht an. Ich habe mich bei meinem Sohn sogar mehrmals dafür entschuldigt, dass einiges umständebedingt nicht so gut gelaufen ist in seiner Kindheit und redete mit ihm - nutzte offensichtlich nichts, obwohl er die Entschuldigung annahm.
LG Moni
Natürlich ist das keine Art von deinem Ältesten. Kann man die Reise nicht stornieren? Ich finde ehrlich gesagt jede Reiseroute derzeit riskant und dann war diese ja auch eigentlich mit deinem Mann gedacht, vielleicht kann dein Sohn schlecht damit umgehen, dass ihr nun ohne ihn fahren müsst ....so als wäre nix passiert, kann das aber irgendwie nicht richtig zugeben.
Vielleicht ist das Problem aber auch, dass ihr ihm etwas geschenkt habt, was für euch etwas ganz tolles ist, aber ihm tatsächlich nicht passt. Vielleicht hat ein kein Interesse an Schiffreisen. Vielleicht findet er es riskant und fühlt sich als Partnerersatz benutzt, weil er vielleicht das Gefühl bekommen hat, dass es nicht darum geht, dass er bei dieser Reise etwas mitentscheiden kann, weil es eigentlich eher deine Reise ist und er darf dazukommen.
Habt ihr ihn denn Mal gefragt, ob ihm das Geschenk gefällt? Wir haben eine sehr seltsame Tante, die immer versucht alle "zu kaufen", damit sie Dinge für sie tun, die sie gerne hätte. Eins davon ist uns Urlaube überzubügeln oder besser gesagt, sie versucht uns vorzuschreiben, wann wir Urlaub zu nehmen haben, uns einzukaufen und den ganzen Urlaub lang geht es dann nur nach ihrer Nase. Sie hat keinen Mann. Wir finden es nicht so nett, wenn sie uns ohne Vorwarnung durch die Parade eigener Planungen fährt, und erwartet dass man Mal eben drei Wochen am Stück asap frei bekommt und alles schon gebucht ist, wobei wir noch nicht Mal zugesagt geschweige denn beim Ort mitreden durften oder vielleicht eigene Buchungen haben. Meine Eltern haben einmal nicht nein gesagt um sich nicht ihrer Wut auszusetzen und sind mit ihr nach Ägypten. Sie sagten beide.....einmal und nieeee wieder. Die Vorstellungen zum Urlaubspfinden miteinander lagen viel zu weit auseinander.
Aber zurück zu dir:
Vielleicht hat er einfach keine Lust seinen ersten hart verdienten Urlaub für eine Reise aufzubrauchen, die er so nie machen wollte, in einer Situation die alles andere als reisefreundlich ist ohne jegliche Mitsprache. Vielleicht hat er ganz andere Vorstellungen von dem, was Anerkennung für sein Studium wäre, als ihr.
Natürlich ist das kein Grund dich anzupampen oder schlecht über den Bruder zu reden. Wenn er dich weiter abwimmeln bzgl. eines klärenden Gesprächs, Pläne ohne ihn. Wer nicht will, der hat schon. Und sage ihm bei nächster Gelegenheit, dass ihr die auch einfach vernünftig hätte sagen können, dass es nicht das richtige für ihn ist.