Kontaktabbruch zur Mutter und was man aus Fehlern anderer lernen kann. Achtung lang und wirr 😅

Ich muss mir was von der Seele schreiben, so zur Selbsttherapie, da man zurzeit ja nur einen Therapieplatz bekommt, wenn man eine Zwangsjacke angezogen bekommen hat... 🤷🏼‍♀️
Ich hab meine Mutter letztens komplett blockiert.
Sie hat ein Problem mit Alkohol und kennt dann keine Grenzen. Ich werde dann angegangen. Natürlich ist am nächsten Tag alles wieder vergessen, als wäre nix passiert. Es ist wieder so ausgeartet, sie hat mich nicht schlafen lassen, obwohl ich zurzeit auf dem Krater meiner Belastungsgrenze balanciere. Dann muss ich mir als Vorwurf anhören, dass ich zu müde bin, um für meine Familie da zu sein. Ich brauch aber Kraft für meinen Sohn.
Zum Glück wohnt sie etwas entfernt.
Jedenfalls habe ich irgendwann deutlich gemacht, dass ich schlafen möchte und es jetzt mal gut ist. Sie fühlte sich angegriffen und dann geht sie direkt in den Kampf- und Angriffsmodus. Ich muss dazu sagen, das geht nur über WhatsApp. Wenn sie was hat, dann schreibt sie, wenn sie über ihre Gefühle reden möchte (meist betrunken) dann schreibt sie, sie schreibt generell nur und kann nicht über ihre Gefühle reden. Und ja, das geht sowieso nur mit Unterstützung von Alkohol.
Ich bin raus seitdem ich 17 war.
Ihr Problem entwickelte sich erst später. Sie hat eine trostlose Ehe und verendet in ihrem Dorf, hat keine echten Freunde, ist neidisch auf mich und meine Schwester.

Meine Schwester ist 17 und wohnt noch da. Sie macht ihr Ding und grenzt sich total ab. Wir haben leider keine enge Bindung, wir haben 10 Jahre Altersunterschied und ich bin ausgezogen, als sie 4 war. Auch hier wurde nie versucht die Bindung von uns zu unterstützen. Ich war jugendlich und hatte andere Interessen und meine Schwester zu klein. Im Nachhinein erkenne, ich dass sie als Kleinkind versucht hat, Aufmerksamkeit von mir zu bekommen, die ich ihr aber nicht geben konnte. Ich hab da starke Schuldgefühle. Ich hoffe, dass wir das irgendwann. aufarbeiten können.

Mein Stiefvater hat auch ein Problem mit Alkohol. Er gibt das offen zu, möchte aber nix dran ändern.... ist ja schon besser geworden 🙄🤷🏼‍♀️

Meine Mutter wird 50 und ich denke sie wird alt, verbittert und alleine sterben. Auch wenn das noch hin ist, aber ich sehe das so kommen. Sie macht sich selbst alles kaputt. Sie sieht selbst kein Problem. Es ist keine Einsicht da. Wenn ich mit ihr reden will, blockt sie. Es ist ihr unangenehm. Und mir ist das zu anstrengend. Ich finde auch, dass ich in keiner Schuld stehe.
Sie hat sich nie richtig mit mir beschäftigt und ich tue mir selber als Baby, Kleinkind, Kind und Jugendliche leid. Mein Sohn tut mir leid, wenn ich dran denke, dass seine Oma nichts mit ihm anfangen kann, aber sich immer wieder darüber beklagt, ihn zu wenig zu sehen.
Ich fühle mich absolut nicht wohl, wenn wir da zu Besuch sind. Wir waren nur 1x mit unserem Sohn da und die Atmosphäre da ist so drückend und es wird nur Familie gespielt. Später bin ich natürlich schuld wenn die Bindung nicht da ist, denn ohne Kontakt kann man keine Bindung aufbauen. Da gibt es aber keine Versuche, mal was aufzubauen. Da ist der Fernseher zum Beispiel interessanter.

Es ist so traurig. Seitdem wir da waren, möchte ich eigentlich nichts mehr mit dieser Frau zu tun haben. Das vorletzte Mal als wir da waren, hatten wir meine Schwangerschaft verkündet. Mein Sohn wird 3. Sie hat sich monatelang einen Enkel gewünscht und hat ständig gefragt. Der Abend war eine Katastrophe. Es war Weihnachten. Sie hat sich so sehr gefreut, dass sie sich natürlich besaufen musste, sie hat mich bedrängt, immer wieder mein Shirt zum kuscheln hoch gehoben, mich dann wieder (aus Spaß) beleidigt, wie ich aussehe. Wir konnten nicht weg, wir haben kein eigenes Auto und wurden von ihnen vorher immer am Bahnhof abgeholt und wieder hingebracht.

Jahre lang hab ich hingehalten, mich nieder machen lassen, weil sie ja keinen hatte und ich ja die Große bin. Ich muss mir sogar anhören, dass sie alles ist was ich brauche und sie so ist, wie ich sie brauche. Sie hat eine total verzogene Sichtweise auf unsere Beziehung.

Ich habe mich auch kaufen lassen, mit Geschenken drückt sie ihre Liebe aus. Ständig werde ich gefragt, was ich haben möchte, aber so langsam fällt mir nichts mehr ein 😂
und sie lässt nicht locker. Ein „Nein, Danke“ wird nicht akzeptiert, dann bekomme ich irgendwas geschickt. Aber ich halte es nicht mehr aus, ich kann nicht mehr so tun, als wären wir Familie. Denn das waren wir nie. Ich hab es schon oft versucht, den Kontakt abzubrechen... Es muss diesmal klappen. Denn es tut mehr weh so weiter zu spielen, als es zu beenden.
Ich musste mir das mal von der Seele schreiben. Ich könnte ein ganzes Buch schreiben...
Als Kind habe ich natürlich keine Probleme gehabt, das war halt einfach so. Wir waren nie im Urlaub, nie auf dem Spielplatz, haben nie gebastelt oder gespielt, nicht gekuschelt. Wir waren jeweils vor unserem Fernseher.
Aber jetzt mit der Geburt meines Kindes, ist mir klar geworden, was mir gefehlt hat und mir jetzt noch von mir fehlt, was sie mir einfach nicht geben kann.

Es hat etwas gutes, dass alles so gekommen ist. Man kann auch aus den Fehlern anderer lernen. Ich weiß, was mein Sohn braucht und worauf es ankommt, wenn er größer ist. Ich biete ihn Wurzeln und Flügel. Oder wie sagt man das 🙂
Danke für eure Aufmerksamkeit

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Hey!

Ich kann dir auch nur raten, deine Schwester aufzufangen.

Den Rest scheinst du ja klar zu sehen.

Liebe Grüße
Schoko

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Hey,
Vielleicht solltest du mit deiner Schwester Kontakt aufnehmen und sie unterstützen nicht zu enden wie deine Mutter.
Es klingt hart, aber ich habe den Kontakt zu meiner auch abgebrochen. Das krasse ist, wann immer es wieder zum Kontakt kommt, tut sie so als hätte es die letzten 15 Jahre ohne Kontakt nicht gegeben und tut so als ob die das recht hätte mich zu erziehen....
Allein für meinen Seelenfrieden verzichte ich auf den Kontakt.
Solange sie weiter trinkt und keine Therapie macht, wird sich ihr verhalten nicht ändern. Leider.

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Liebe Annonimus,

fühl dich bitte gedrückt. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, weil in meiner Familie Alkohol auch eine Rolle spielte.

Ich bin auch mit 17 von zu Hause weg und habe mein Leben unabhängig gelebt, aber immer ein schlechtes Gewissen gehabt, meine Schwester „alleine gelassen“ und den Kontakt zur Familie weitestgehend eingestellt zu haben.

Diese Gefühle haben sich als ich Mutter geworden bin komplett gedreht, weil mir da so richtig klar wurde, dass ich diese ganze Oberflächlichkeit des Konsums und die emotionale Abhängigkeit zur Alkohol-dominierten Familiendynamik nicht an meine Tochter weitergeben möchte.

Wir besuchen meine Mutter 2-3 Mal im Jahr und mit meiner Schwester habe ich nur per über eine Familien-Chatgruppe Kontakt. In der Gruppe poste ich ab und zu Bilder von uns.

Tu das, was dir und deinem Kind gut tut. Schränke den Kontakt ein. Ich habe nur noch Kontakt zu „nüchternen“ Zeiten, oder zeitweise auch jahrelang keinen. Die Alkoholkrankheit ist fortschreitend und es wird schlimmer werden. Mein Vater ist der schwere Alkoholiker und hat mittlerweile eine Alkoholdemenz und paranoide Züge. Er wird meine Tochter nie kennenlernen, bekommt aber von meiner Schwester manchmal Bilder gezeigt. Kontakt haben wir nun seit 5 Jahren nicht mehr und mir geht es seitdem besser.

Meine Mutter hat den Alkoholkonsum nach einigen Gesprächen mit mir reduziert und daher haben wir wieder Kontakt. Wenn ich zu Besuch bin und meine Tochter da ist gibt es nur alkoholfreie Getränke.

Ich habe das Erlebte in einigen Therapie-Stunden aufgearbeitet und vor allem die verlorene Beziehung zu meiner Schwester betrauert. Wir haben einen sehr kurzen Altersabstand, aber ich war für sie immer wie eine Mutter, weil ich mich um alles gekümmert habe. Als ich auszog zog sie später zu mir, aber ich konnte sie nicht finanziell unterstützen, sodass sie wieder bei meiner Mutter einzog und dort auch heute noch mit fast 30 Jahren lebt. Sie ist co-abhängig und nimmt mir übel, dass ich die Familie „im Stich“ gelassen habe.

Alkoholikerfamilien sind toxische Konstrukte. Es ist gut, dass du das erkannt hast. Du hast die Chance ein erfülltes Leben ohne diesen Ballast zu leben.

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Ich danke dir für deine Worte. Sie sind sehr aufbauend und du kannst die Situation in Worte fassen. Das fällt mir noch schwer

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Das ist ganz normal. Ich habe viele Jahre gebraucht bis ich die Dinge so klar gesehen habe wie ich das jetzt tue. Die Wunden der eigenen Kindheit müssen erst heilen.

So lange Kontakt besteht ist das wie ein Pflaster, das man auf eine Wunde klebt und immer wieder abreißt, um zu gucken ob die Wunde darunter verheilt ist und dann stellt man fest, dass die Wunde durch das Pflaster wieder aufgerissen ist. Das macht man 10 Mal oder 20 Mal und irgendwann sagt man sich „nie wieder“ und ändert die Strategie.

Du wirst besser darin werden, deine Gefühle und Bedürfnisse zu benennen und einzufordern, aber auch dich abzugrenzen. Letzteres braucht viel Übung und ein stabiles soziales Netz, welches Alkoholikerkinder sich erst mühsam erarbeiten müssen.