Was habt ihr da ausprobiert und warum?
Wie hat euer Modell im Alltag funktioniert und was waren die Herausforderungen?
Ich habe immer Wert darauf gelegt, getrennte Wohnungen zu haben, die Kinder sind also von vornherein im Wechselmodell aufgewachsen, eine Woche bei mir eine Woche beim Vater, obwohl wir ein Paar waren.
Ab Geburt ist das so gelaufen.
Ich habe unsere Kinder 2 Wochen nach der Geburt bei mir gehabt und dann sind sie abwechselnd bei mir und dem Vater gewesen.
Außerdem hab ich auch auf der Paarebene verschiedene Sachen ausprobiert, ich hatte immer mehrere Männer in meinem Leben und finde das auch nach wie vor die für mich passende Lebensform.
Ich habe drei langjährige Beziehungen, eine davon zum Vater der Kinder, die anderen Männer sind aber auch Bezugspersonen für meine Kinder.
Diese haben auch wiederum Kinder mit anderen Frauen, die ich teilweise auch kenne.
Welche Lebensformen habt ihr probiert, was hat funktioniert und was nicht?
Alternative zur klassische Kleinfamilie, Beispiele und Erfahrungen
Der Vater unserer Kinder und ich waren nie ein Paar.
Vor der Geburt des ersten Kindes hatten wir geplant, dass ich sie ein Jahr stille und sie danach im Wechselmodell bei uns lebt. Als sie dann da war, konnten wir es uns aber nicht mehr vorstellen. Wir hätten sie einfach zu fürchterlich vermisst. Deshalb sind wir zusammen gezogen. Zwei Jahre später haben wir dann noch ein zweites Kind bekommen.
Dadurch bleiben uns viele Probleme, die ich von Freundinnen mitbekommen habe, erspart. Zu wenig Paarzeit? Einer wird von seiner Elternrolle so sehr eingenommen, dass sich der Partner vernachlässigt fühlt? Das haben wir nicht.
Außerdem haben wir vor der Schwangerschaft verschiedene Sachen besprochen, die uns in der Erziehung wichtig sind. Ich habe das Gefühl, dass viele Paare das versäumen, weil sie ja schon den Partner / die Partnerin gefunden haben und die Entscheidung, ob sie zusammen Kinder haben wollen vor allem emotional ist.
Eine Schwierigkeit ist die Partnersuche. Der Vater der Kinder hatte vor kurzem eine Beziehung, die gescheitert ist, weil seine Freundin sehr eifersüchtig auf mich war und wollte, dass er bei uns auszieht und wir keine Zeit mehr zu viert verbringen, sondern nur noch abwechselnd die Kinder sehen.
Ich bin sehr glücklich mit unserem Leben. Er hätte gerne eine Beziehung und ich bin mir sicher, dass es für ihn ohne Anhang einfacher wäre, jemanden kennenzulernen.
Hallo,
auch wenn wir eine ganz „klassische“ Familie sind, finde ich euer Modell ziemlich spannend. Also sind bei euch keine Gefühle im Spiel, sondern mehr freundschaftlich!? Wie habt ihr euch denn kennengelernt, wenn ich fragen darf? Aufgrund eines/eures Kinderwunsches?
Liebe Grüße
Wir haben zusammen gearbeitet. Irgendwann stellte sich heraus, dass wir beide einen starken Kinderwunsch haben. Ich war zu dem Zeitpunkt sehr intensiv auf Partnersuche, aber habe dann gemerkt, dass ich eigentlich ein Kind und keinen Mann möchte. Am Anfang erschien uns die Idee, zusammen ein Kind zu bekommen waghalsig und verrückt. Je mehr wir darüber gesprochen haben, desto realistischer fühlte es sich an.
Romantisch war unsere Beziehung nie. Zu Beginn waren wir Arbeitskollegen / Bekannte und sind dann im Laufe des Planungsprozesses enge Freunde geworden. Inzwischen sind wir natürlich durch die Kinder und das Zusammenleben sehr verbunden.
Ich nicht, aber eine Freundin hat 3 Kinder mit Samenspendern bekommen und der jüngste ist ein sehr guter Freund von meinem Sohn.
Ansonsten denke ich sind Patchworkaituationen inzwischen relativ normal
Ich bin bi und mir war klar, dass ich eine Beziehung nur führen kann, in der ich auch meine Neigungen ausleben kann. Inzwischen habe ich meinen Mann seit 20 Jahren, meine "Frau" seit 10 Jahren. Und wir führen auch eine offene Beziehung, dass heißt, sexuelle Erlebnisse sind nicht nur auf die Beziehungen beschränkt. Und nein, wir hüpfen auch nicht wild durch die Betten. Unser Kind ist mit der Konstellation Mann-Frau-Frau großgeworden, da meine Frau eine Tante für unser Kind ist, eine wichtige Bezugsperson.
Es gibt auch Streitereien und Diskussionen, wie in jeder Beziehung.
Ich hatte mal die Monogamie probiert und festgestellt, dass sie für mich nicht funktioniert.
Ich finde es schön, wenn das funktioniert.
So aus Interesse, wohnt deine "Frau" mit bei euch?
Nein, aber sie wohnt in der Nähe, 300 m entfernt.
Ich lebe in einer klassischen Familie. Mein Mann, 2 Kinder und ich. Könnte ich noch einmal wählen, würde ich alleine bleiben. Ich liebe meine Kinder über alles auf der Welt, aber mein Mann und ich entfernen uns immer mehr voneinander. Ohne Mann hätte ich definitiv weniger Stress.
Was hält dich bei deinem Mann?
Ist es nicht vergeudetes Glück, in einer Situation zu verharren, die dich unglücklich macht, obwohl du sie ändern könntest?
Tja, es ist schwierig für mich. Ich weiß das alles wohl… aber in der Umsetzung hapert es. Mein Mann ist an sich ein lieber Mensch, aber nur noch gestresst von der Arbeit, genervt von den Kleinkindern (auch wenn er die abgöttisch liebt, sie sind halt grad anstrengend) und er hat sich immer mehr von Freunden abgewandt, hat keine Lust auf Besuch und lässt den Besuch das auch spüren. Das alles wird mir langsam zu blöd.
Ich bin Mitte 30 und merke immer mehr, wie das Fernweh mich packt und ich lieber „frei“ wäre. Ohne Verpflichtungen, nur verantwortlich für mich. Das ist aber egoistisch und nun auch zu spät und gleichzeitig liebe ich meine Kinder, bin so froh, dass sie da sind.
Ich habe schon vor Jahren die falsche Entscheidung getroffen und nun bin ich Mitte 30, noch für 16 Jahre für 2 Kinder verantwortlich (und auch noch danach) und ich möchte meinen Ehemann irgendwie auch nicht aufgeben, da er eigentlich „anders“ ist. Ich weiß nur nicht, ob er sich je wieder ändern wird.
Was unsere Wohnsituation und unsere Partnerschaft angeht, sind wir eine ziemlich normale Familie.
Unsere Alternative zur klassischen Kleinfamilie: Wir haben 7 Kinder, Nr. 8 und 9 sind unterwegs.
Herausforderungen: Der ganz normale Alltag. Eine Großfamilie erfordert viel mehr Organisation als eine kleine Familie. Und vieles ist auf kleine Familien angelegt. Angefangen bei Eispackungen bis hin zu Familienkarten (was mich wirklich wütend macht!), Ferienwohnungen, Covid-Bestimmungen etc.
Für uns ist es aber genau richtig und ich würde es nicht anders wollen😊
Ein klassisches Wechselprinzip mit ständigem Umziehen würde ich für meine Kinder selbst im Scheidungsfall nicht wollen. Ich habe von zu vielen Menschen gehört, dass sie das als Belastung empfinden. Wir haben unser Haus (aus anderen Gründen) als Doppelhaus mit Durchbruch gebaut. Im Scheidungsfall würde jeder eine Hälfte übernehmen und die Kinder könnten durch die Zwischentür immer zwischen den Elternteilen wechseln und könnten ihre Zimmer behalten.
Oh wow... Respekt wegen der Kinder.... Ich bin mit meinen drei schon manchmal echt an den Grenzen 😅
Nur rein aus Interesse - du "hast" drei langjährige Beziehungen? Also aktuell 3? Oder du hattest?
Ich habe drei langjährige Beziehungen, eine davon zu dem Vater der Kinder, aber auch die drei Männer haben Beziehungen zu mehreren Frauen.
Hm ok. Ich möchte nicht urteilen, somit sag ich besser gar nichts 😬
Der Vater unserer Tochter ist inzwischen ein richtig guter Freund geworden. Wir funktionieren auf diese Ebene 1000x besser,als wenn wir ein Paar wären.
Seine Eltern sind für mich beinah wie meine eigenen Eltern und ich werde noch immer von seiner Verwandtschaft mit offenen Armen empfangen.
Umgedreht ist es bei meiner Familie und ihm ähnlich.
Wir haben kein bestimmtes Besuchsmodell. Sie ist 10 und ruft ihren Papa einfach an,wenn die was braucht oder ihn sehen möchte. Da sind wir ganz ungezwungen. Da er keine 5 Minuten weiter weg wohnt,ist sie immer fix bei ihm,wann immer sie möchte.
Ich möchte gar keinen Partner mehr. Ich bin mit mir tatsächlich selbst in reinen und zufrieden,wie es ist. Möchte unabhängig bleiben. Habe auch nicht das Bedürfnis nach einer Beziehung. Hatte ich noch nie. Ich bin mit meinem Ex nur zusammen gekommen, weil das irgendwie von anderen erwartet wurde. Unsere Tochter hat ihren Papa und kann immer zu ihm. Das passt also alles so,woe es ist.
Ein spannender Thread! Ich finde es sehr interessant, wie viele verschiedene Modelle hier aufgezeigt werden.
Wir haben uns vor einem Jahr bewusst für das Projekt Mehrgenerationen-Familie entschieden. Gemeinsam mit meinen Schwiegereltern, meiner Schwiegertante, einer meiner Schwägerinnen und und einem meiner Schwager mit Partnerin leben mein Mann und unsere Tochter in zwei nebeneinander liegenden Häusern.
So sind wir beide groß geworden, haben aber sehr lange überlegt, ob das für uns stimmig ist. Für mich wäre dieses Modell mit meiner Familie nicht vorstellbar gewesen, mit der Familie meines Mannes schon. Trotzdem haben wir uns aber eine Probezeit gegeben. Wir waren zum Studium lange weg und haben in der Großstadt gelebt. Hier auf dem Dorf läuft vieles doch ganz anders, daran muss man sich erst wieder gewöhnen. Wir leben einen gemeinsamen Alltag. Wir essen gemeinsam Mittag, zweimal die Woche koche ich, zweimal meine Schwiegertante, die restlichen Tage mein Schwiegervater. Mein Schwiegervater betreut derzeit unsere Tochter, wenn ich arbeite, mein Schwager übernimmt viele handwerkliche Arbeiten, mein Mann und meine Schwiegermutter machen viel bürokratisches und engagieren sich politisch, ich organisiere viel im Bereich Familienaktivitäten, Geburtstage, kleine gemeinsame Urlaube, der Gemüsegarten ist ein gemeinsames Projekt von meinem Schwiegervater und mir. Alle in der Familie verbringen gerne Zeit mit unserer Tochter, irgendwer ist immer da… Wir sind alle sehr unterschiedlich, haben in vielen Dingen völlig unterschiedliche Vorstellungen (Ernährung, wohnen, Gartengestaltung, Streitkultur), da gibts ab und an auch Konflikte. Aber wir können uns auch zurück nehmen und Kompromisse eingehen (ich habe oft das Gefühl, mir gelingt das weniger gut als den anderen, aber ich arbeite an mir ;)). Wir begegnen uns mit Respekt.
Ich bin sehr dankbar, so ein Lebensmodell leben zu können, denn es ermöglicht mir persönlich viele Freiheiten ( beruflich, ehrenamtlich, Hobby, etc.). Ich genieße es aber auch sehr, in dem System Familie eingebunden zu sein, hier werde ich gebraucht, finde aber auch Unterstützung. Meine Tochter wird nicht nur von mir und meinem Mann erzogen, sie wächst mit vielen Bezugspersonen auf, das ist schön zu sehen.
Im Studiumszeiten haben wir uns viel mit alternativen Lebens-und Familienmodellen auseinandergesetzt. Viele Bekannte oder Freunde leben in alternativen Wohnprojekten. Zu den Eltern zurück ist niemand gezogen. Viele unserer Bekannten finden unsere Lebensform etwas verstaubt und konservativ, was ich aber nicht so sehe. Wie man das gewählte Familienmodell ausgestaltet, hängt doch von den Menschen ab, die gemeinsam darin leben.
Euer Modell klingt auch sehr interessant im Gegensatz zum neumodischenWort "Kernfamilie" und was es bedeutet. Ich habe manchmal das Gefühl, viele wollen sich eher von der Familie abkapseln (und sind genervt, wenn andere Interesse zeigen) als enger zusammenzukommen. Wir spinnen solche Träume manchmal in unserem sehr engen Freundeskreis, wie schön es doch wäre, wenn wir alle gemeinsam auf einem großen Hof o. Ä. wohnen würden.
Oh ja, den Traum vom Bauernhof mit Freunden kenne ich auch :). Ich glaube, ohne die Grundeinstellung meines Mannes wäre ich nicht auf die Idee gekommen bzw. hätte es mir nicht zugetraut aus Angst zu scheitern (kann jetzt natürlich immer noch passieren, hab auch immer noch Angst davor, aber bin der Meinung, das gehört zum allgemeinen Lebensrisiko). Von ihm und seiner Familie habe ich gelernt, dass man sich 1. selbst häufiger zurücknehmen kann, als man denkt und 2. dass man etwas nicht gleich wegschmeißt, wenn es nicht 100% den Vorstellungen entspricht. Familie ist Beziehung und Beziehung ist Arbeit ;). Oft denke ich, vielen ist es diese Arbeit zu mühselig… ob das nun Familie oder Freunde betrifft