Ach Mädels,
ich bin total verunsichert. Mein Mann und ich sind beide Pastoren. Wir lieben beide unsere Arbeit und wir lieben unsere vier Kinder. Aktuell ist es so. Mein Mann arbeitet 100% und ich bin in Elternzeit mit unserem Jüngsten. Ich hab immer nur so ein bisschen nebenbei gearbeitet, denn ein Teil unserer Arbeit ist flexibel und ein anderer wichtiger Teil findet am Wochenende und späten Nachmittag, bzw. abends statt. Auch gibt es viele Termine wie Besprechungen, die nicht regelmäßig sind, sondern manchmal hat man eine am Samstagvormittag, dann wieder Montag um 10 Uhr oder Freitag um 20 Uhr. Dadurch, dass ich nur wenige Stunden gearbeitet habe, hatte ich nur ganz weniger solcher Termine und irgendwie haben wir das jedes Mal organisiert bekommen.
Nun trat jedoch mein Chef an mich heran. Er findet meine Arbeit gut und wünscht sich, dass ich nach der Elternzeit im nächsten Sommer mehr Arbeite. "Bis 100% ist alles drin." sagte er. Mein Mann kann auch voll weiterarbeiten oder auf 80% reduzieren. Dazu gab es noch von einer Schule das Angebot als Schulseelsorgerin und Religionslehrerin auf Honorarbasis zu arbeiten. Das fänd ich auch mega.
Ich bin einerseits total gerührt, dass so viele Leute in mir Potential sehen obwohl ich gefühlt seit 7 Jahren nur am Windeln wechseln und 2. Reihe-Arbeiten bin. Gleichzeitig hab ich Angst, dass wir das nicht organisiert bekommen. Großeltern sind nicht in der Nähe und bei vier Kindern ist so eine Selbstverständlichkeit wie Haushalt schon ein Halbtagsjob. Aber ich hätte auch große Freude an den neuen Aufgaben. Gleichzeitig ist unser Jüngster dann erst 1,5 Jahre alt und da frage ich mich schon ob ich ihm mit einem Ganztagsplatz bei einer Tagesmutter nicht zu viel zu mute.
Wie ist das denn bei euch? Habt ihr auch so kurios, unregelmäßige Arbeitszeiten? Schafft man vier Kinder und zwei 100%-Jobs als Eltern? Oder bleibt da womöglich noch die Beziehung auf der Strecke?
Geld ist bei uns übrigens egal. Wenn viel da ist, geb ich viel aus. Aktuell leben wir mit sehr wenig und das ist für mich auch okay.
Ich bin gespannt, was ihr so für Erfahrungen habt. Danke fürs Teilen.
Liebe Grüße
Dachskind
Arbeiten außerhalb der Kitaöffnungszeiten
Die Angebote klingen super.
Wie sieht es denn mit kirchlicher Betreuung aus? Möglichkeiten über Nachbarschaftshilfen, Senioren, die sich gerne um Kinder kümmern würden oder so. Gibt es in eurer Gemeinde Menschen, die das gerne machen würden?
Vielleicht nicht direkt mit dem Jüngsten, aber so mit den Größeren.
Solche Hilfen können ja auch im Wechsel sein. Jemand passt auf die Kinder auf, spielt mit ihnen. Dafür wird für sie miteingekauft, weil sie den Weg ohne Auto nicht mehr zu Fuß schaffen.
Au Pair wäre noch eine Idee. Dazu bräuchte es dann allerdings Platz und den Wunsch dazu, da voll dahinter zu stehen.
Freunde haben auch studierende Babysitter. Da ist dann wichtig, dass es mit den Unizeiten passt. Das wird dann mit jedem Semester neu abgesprochen.
Ich antworte mal als 4 fach Mutter. Wir arbeiten beide Vollzeit. Wir versuchen viel Haushalt outzusourcen. Ich würde mich bei euch in der Gegend erkundigen, was es da gibt. Nachbarschaftshilfe e.v., ist au pair was für euch? Leihomas? Sehr gute Krippen? Meine waren in einer kleinen privaten Krippe, die sehr gut war.
Hallo, hast du die Möglichkeit nur den Job in der Schule zu machen? Da sind die Arbeitszeiten ja sehr familienfreundlich. Habe einige Kollegen gehabt die als Pastoren nur in der Schule, nicht in der Gemeinde sind und waren (bin Lehrerin). Viele Grüße
Hi,
ein befreundeter Diakon, mit 6 Kindern, die Frau früher auch gearbeitet, hatten immer Au-Pair Mädchen.
Die Gemeinde hatte eine Partnerstadt in Südamerika, dort kamen sehr viele her, aber auch aus Russland.
Ich würde an Deiner Stelle, die gebotenen Möglichkeiten wahrnehmen, daß sind so tolle Chancen.
Gruß
Hallo!
Unsere Pfarrerin hat ein Kindermädchen für ihre drei Jungs. Sie wohnt auch richtig im Haus mit,hat dort ein Zimmer,Küche,Bad für sich,wenn sie mal einen freien Tag hat.
Ansonsten ist sie immer mit bei der Familie.
Sie hilft auch mit im Haushalt oder erledigt kleine Aufgaben,wie schnell was kochen,einkaufen,zur Post. Ist bei den Mahlzeiten dabei usw. Sind die Kids in Schule und Kita/Kiga hat sie quasi frei,passt aber auch mal auf die Kids auf,wenn sie krank sind.
Wenn ihr die Möglichkeiten habt würde ich zur Kinderfrau oder Aupair dentieren.
Hallo,
du hast ja nicht übermäßig viele Antworten bekommen
Ich bin Kirchenmusikerin, ich kenne eure Arbeitszeiten ganz gut.
Und ich habe mich gefragt: warum kann dein Mann nur auf 80% reduzieren und nicht weiter? Na klar: weil man auf 20% schon mal verzichten kann, bei 50% müsste man eine halbe Pfarrstelle besetzen. Und dafür gibt es niemanden, bzw würde es der Landeskirche insgesamt nichts nützen, wenn du diese Lücke füllst...
Für dich wäre es aber, im Sinne einer Absicherung, besser, ihr würdet halbe-halbe arbeiten
Auf 80% reduzieren ist normalerweise ein schlechtes Geschäft. Werden dann 20% seiner Gemeindemitglieder anderweitig betreut? Oder wird die Konfi-Zeit kürzer? Übernimmt ein Prädikant jeden 5.Gottesdienst? Und wer bildet den aus Hm... Da solltet ihr gut aufpassen, ob ihr wirklich etwas davon habt, außer weniger Gehalt.
Jetzt deine Seite:
Schulunterricht hat eine Menge Vorteile:
Wenn man selbst, oder ein Kind, krank ist, kann man sogar morgens spontan anrufen und sich abmelden. Man muss nicht 35 Personen einzeln absagen und keine Vertretung organisieren. Und es gibt keine Veranstaltungen in der Größenordnung eines Hl-Abend-GDs oder Gemeindefestes
Im Gegenzug muss man eben auch mal auf zwei Klassen gleichzeitig aufpassen oder eine Vetretungsstunde geben, kein Problem.
Auf der anderen Seite ist das auch wahnsinnig anstrengend. Umso mehr, wenn man Kinder im selben Alter nachmittags Zuhause hat.
Außerdem sind die Verträge in der Regel befristet und zwar sehr kurz und unregelmäßig. Das kann stressen.
Und da du ja vermutlich ins kirchliche Leben immer noch stark eingebunden bleibst, sind auch die "Stresszeiten" im Job nicht optimal verteilt: zumindest Grundschulen neigen dazu, die Zeit vor dem Weihnachts- und Osterferien sehr voll zu packen. Am letzten Schultag hängen die Lehrer dann komplett in den Seilen - in der Kirche kommen aber noch 5-7 richtig lange Tage.
Ich habe das drei Jahre lang gemacht. Parallel zu einer C-Stelle mit 11,5 Std (Kirchenchor, Kinderchor, Gottesdienste u.a.). Das war machbar, aber keine gute Kombination. Ich würde aber nicht ausschließen, den Job in der Schule noch mal zu machen, wenn meine eigenen aus der Grundschule raus sind.
Bei einer kirchlichen Stelle vermute ich, dass ihr als Pfarrer etwas mehr Einfluss auf eure Termine habt und euch besser abwechseln könnt. Z.b. erfahre ich als Kirchenmusikerin, wann das Gemeindefest stattfindet und werde zu Planungsgesprächen eingeladen. Wenn mein Mann da schon ein Konzert hat - Pech. Ihr sitzt im KV und legt dort solche Termine fest. Ergo könnt ihr viel beeinflussen, aber es muss eben insgesamt hinkommen.
Wir hatten/haben hier bisher 3 Phasen:
Phase 1 mit Baby, bzw Baby und Kleinkind:
Oma passte abends und Sonntags auf.
Klingt optimal, weil Oma auch ein kotzendes Kleinkind hütet.
Phase 1 ist uns um die Ohren geflogen, als Oma selbst ausfiel. Natürlich genau in den letzten Wochen vor Weihnachten. Wir haben zwei sehr nette Babysitter eingestellt, aber das lief gar nicht. Mal schliefen die Kinder um 22.30 noch nicht, mal wurde die Kleine nachts stündlich wach und klammerte sich an mich, mal wachte die Große um 5.00 auf und schlief nicht wieder ein.
Fazit: Babysitter sind super für den privaten Bereich. Für einen Besuch im Varieté mit meinem Mann fange ich gerne am nächsten Tag viel auf und nehme ein quengeliges Kind in Kauf. Aber nicht, wenn ich selbst viel gearbeitet habe!
Wir läuteten Phase 2 ein:
Mein Kirchenchor muss(!) sich mit einem neuen Termin abfinden, sonst kündige ich. So wechseln wir uns während der Woche komplett ab. Der Montag gehört mir, Di + Do meinem Mann, unsere freien Tage liegen versetzt.
Die Kinder sind mittlerweile im Kindergarten und ich arbeite parallel in der Schule. Sonntags kommt ein Babysitter, tagsüber kein Problem. Auch Oma kann tagsüber sonntags wieder.
Phase 3:
Die Kinder sind mittlerweile in der Schule, dadurch etwas kürzer betreut aber viiiiel selbstständiger. Ich arbeite nicht mehr in der Schule sondern nur noch 11,5 Stunden plus eine Menge Corona-bedingte Überstunden.
Gerade in der Homeschooling-Phase, aber auch generell: optimal!
(Nur mit dem Kirchenchor diskutiere ich noch immer über die Probenzeit. Nicht auszuschließen, dass sie sich noch einen neuen Chorleiter suchen. Aber ich bin in der Gemeinde mittlerweile so gut verankert, dass ich dann wohl mehr Kinderchor machen würde und keine Einbußen hätte).
Ich hätte gerne eine hauptamtliche (Teilzeit-)Stelle. Mehr Geld für unwesentlich mehr Arbeit. Musikalisch viel bessere Möglichkeiten. Aber da muss ich nehmen, was es hier in der Gegend gibt. Unendlich viele hauptamtliche Stellen gibt es eben nicht.
Bei dir denke ich:
Pfarrer sind doch Mangelware und werden es in den nächsten Jahren bleiben. Warum willst du jetzt 'schon' wieder anfangen?
Du kannst über Vertretungen eine gewisse Predigtroutine behalten, in alles andere arbeitet man sich doch wieder ein. Dass dein Chef drängelt, ist ja klar .
Oder denkst du, dass du eine Chance oder die aktuellen Kontakte verspielst?
Grundsätzlich könnte ja auch dein Mann noch/wieder pausieren und du arbeitest eine Zeitlang.
Oder ihr teilt euch eine Stelle. Oder ... am den Prozenten kann man sicher noch schrauben, aber das kommt natürlich darauf an, welche Gemeinde für welche Profile jemanden sucht.
Wenn das Finanzielle nicht entscheidend ist, plädiere ich dafür, nicht ungeduldig zu werden. Vielleicht wirklich erstmal Schule.
Oder die Landeskirche auf eine echte Gleichberechtigung festzunageln.
Alles Gute für eure Entscheidung!