Umbruch Lebenssituation - ja/nein - wie damit umgehen?

Hallo zusammen :-)

Wir (m 41, w34 und Kind 5 Jahre) sind eine glückliche kleine Familie.
Wir leben in einer Großstadt (zentral, aber nicht mittendrin), haben eine schöne Wohnung für die wir nicht so viel zahlen (wir wohnen seit ca. 10 Jahren hier). Einen Abstellraum, ein bisschen Garten, ein bisschen mehr Platz wären nett, aber ansonsten können wir uns nicht beklagen. Mit meinem Job bin ich auch zufrieden, den habe ich nach der Elternzeit erst gewechselt.
Mich treibt schon seit einigen Monaten der Wunsch nach einem zweiten Kind um, aber der Papa möchte absolut nicht mehr... nun gut, das muss ich irgendwie akzeptieren, auch wenn ich noch nicht weiss wie.
In den letzten 1-2 Monaten haben wir viel gesprochen und gemeinsam beschlossen, dass es vielleicht doch Zeit für eine neue Wohnung / Haus wäre.
Miete oder Kauf hängt vom Angebot/Preis ab. Beides wäre möglich.
Auf der einen Seite möchte ich unbedingt hier um Umkreis bleiben, auf der anderen Seite würde mich eine neue Stadt (mit Verbindung zu unserem jetzigen Wohnort) auch sehr reizen.
Ich fühle mich in unserer Wohnung schon sehr wohl, aber seit kurzem schwingt immer ein ganz komisches Gefühl mit. Als wenn mir die Wohnung irgendwie doch total fremd ist.
Ich kann das nicht beschreiben, aber vielleicht hat sich jemand mal in einer ähnlichen Situation befunden? In letzter Zeit schlafe ich schlecht ein, weil die Gedanken mich nicht zur Ruhe kommen lassen.
Unser Kind ist aktuell ein absoluter Sonnenschein; sooo liebevoll, keine Wutanfälle oder Motzereien #verliebt

Im Grunde bin ich ein ausgeglichener Mensch und auch mit wenig zufrieden.
Und trotzdem fühle ich mich so als ob alles in mir im Umbruch wäre. Mein Inneres ist total aufgewühlt und unruhig.

Ich danke euch für eure Gedanken und Erfahrungen! :-)


P.S. ich hoffe, dass ich in diesem Forum richtig bin, ansonsten bitte verschieben...

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Ich kenne das Gefühl, welches du beschreibst. Ich hatte zu dem Zeitpunkt als ich dieses Gefühlt hatte, eigentlich alles. Zwei süsse Kleine Kinder, ein Hause mit grossem Grundstück, einen tollen Vater für meine Kinder (ich schreibe das gerade bewusst so), einen "festen" Freundeskreis und einen Job der mich ausfüllte und viel in der Welt rumkommen lies. Dennoch habe ich damals in dieser Phase mein komplettes Leben auf den Kopf gestellt. Den einzigen Baustein, denn ich am Ende in meinem Leben behalten habe waren meine beiden Mäuse.

Ich habe angestossen durch diese Unruhe mit meinem Mann (heute Ex-Mann) viele lange Gespräche geführt, an dessen Ende uns klar war, dass wir Beide inzwischen in völlig anderen Welten leben. Er hat das Haus mit dem grossen Grundstück geliebt. Mir wurde klar, dass ich die Arbeit, die damit verbunden war hin und wieder gern mache. Aber nicht, wenn daraus eine Verpflichtung entsteht - was bei einem eigenen Grundstück der Fall war. Er liebt es zu Hause zu sein und ich liebe das Unterwegs sein. Unser Kinder lieben wir beide uber alles.

Das Ende der Gespräche. Wir haben uns getrennt. Ich bin vom grossen Haus in eine Wohnung gezogen. Mein Mäuse sind beim Papa geblieben, so waren sie es durch meinen Job gewöhnt. Meinen festen Freundeskreis habe ich komplett verloren. (Sie konnten es nicht verstehen, dass wir uns trennen und ich die Kinder beim Papa lasse.) Ein Jahr später habe ich den Job und das Land gewechselt. An diesem letzten Punkt hat mich für 2 Monate mein Körper geärgert. Ich hatte ihm in den letzten zwei Jahren zu viel zugemutet. Ich konnte weder schlafen noch Essen. Als das überwunden war, war die Unruhe weg, war ich wieder ausgeglichen und hatte für mich entschieden, wie mein Leben aussehen soll.

Rückblickend war die Unruhe für mich das Zeichen, dass ich nur oberflächlich glücklich war. Das aber etwas grundlegendes in meinem Leben nicht gepasst hat. Für mich war es das Lebensmodell, welches ich gewählt hatte. Ich war einfach mit meinem Mann, mit dem ich seit meinem 15. Lebensjahr zusammen war in ein Lebenmodell gewandert, welches mich nicht ausgefüllt hat, welches nicht meins war.

Heute ist mein Leben wesentlich anstrengender. Es ist wesentlich mehr gewollte Unruhe drin. Ich pendel wochenweise zwischen der Schweiz und Deutschland. Meine Kinder leben noch immer bei ihrem Papa. Wir 6 (mein Ex-Mann und seine Partnerin, meine Kinder und ich mit meinem Partner) sind ein tolles Team. Ich habe einen neuen Freundeskreis auf den ich mich verlassen kann, der mein Lebensmodell versteht.

Ich denke, dass auch bei dir wird es etwas im Leben geben, was nicht passt. Vielleicht ist es "nur" der unerfüllte Kinderwunsch. Vielleicht ist es auch etwas grundlegendes. Ich rate dir, suche dir jemanden zum Reden - dein Mann, die beste Freundin. Versuche raus zu bekommen was nicht passt und wie du es lösen kannst. Sei dabei völlig ehrlich zu dir.

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Hallo du Liebe,
zunächst mal denke ich, dass solche "Umbruchgefühle" jeder, der ehrlich zu sich selbst ist kennt. Aus meiner Sicht ist es wichtig, das nicht an anderen Menschen festzumachen. Es gibt keine "Schuldigen". Auch du machst überhaupt nichts falsch, wenn du jetzt deinem Gefühl folgst und sortierst, was du hast, was du möchtest, was dir gut tut und was nicht. Es gibt immer einen Weg, aber jede Entscheidung hat auch ihren Preis.
Ich persönlich kann aus meiner Erfahrung heraus sagen - auch Beständikeit lohnt sich. Nicht unbedingt ist Trennung der Königsweg, ich sehe das eher kritisch. Klar entscheidet jeder selbt und es kann ein Ausweg sein. Ich habe mich gefragt, was auf der Strecke bleibt. Und mich dafür entschieden, mich nicht zu trennen. Die Herausforderungen waren groß incl. Katastrophen, die ich niemandem wünsche. Letztlich kann kein Neuanfang dich zurückbeamen auf Anfang.
Mein Rat: Such dir evtl eine Gesprächstherapie. Das ist nicht "krankes", sondern tut einfach oft gut. Rede noh mal offen mit deinem Mann über deinen Kinderwunsch, ggf. mit Moderation. Vielleicht liegt da das größte Problem? Wegdeckeln hilft da nicht. Ich wünsch dir viel Kraft! Steh für dich ein, geh deinen Weg, triff eigene Entscheidungen - und dann hadere nicht damit. Ermutigende Grüße!