Schwieriger Umgang mit Nachbar

Hallo,

ich bin sehr harmoniebedürftig und konfliktscheu. Ich finde das Verhalten unseres Nachbarn sehr unangenehm, aber spreche es nicht an, weil ich Angst vor seiner Reaktion habe.

Das Problem ist, dass wir wirklich sehr eng zusammen wohnen, viel voneinander mitbekommen und uns ständig über den Weg laufen.

Er ist der Meinung, dass sich mein Freund zu wenig einbringt.
Er findet, dass wir zu jung Eltern geworden sind.
Er findet, dass unser Sohn „eine härtere Hand“ braucht und dass wir aufpassen müssen, dass „das Kind nicht bald die Eltern erzieht“.
Er kritisiert sehr oft meinen Umgang mit unserem Sohn.
Er stellt super indiskrete Fragen.

Wie kann ich besser darauf reagieren und damit umgehen? Irgendwie schaffe ich es nicht, nicht nett zu ihm zu sein, und versuche gleichzeitig, ihm aus dem Weg zu gehen.

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Ich wohne seit 1978 in einem Vierfamilienhaus, wo man auch alles vom Nachbarn mitkriegt und sich dauernd übern Weg läuft. Hätte einer in all den Jahren sich so bei mir einmischen wollen, hätte er eine kurze knappe Ansage bekommen "haben Sie nicht genug zu tun, sich um Ihren Mist zu kümmern?" - fertig aus.
Das hat nichts mit Harmoniebedürftigkeit zu tun sondern mit Abgrenzung Deiner Privatsphäre, was Du dringend tun musst. Alles andere wäre gekniffen und der macht weiter.
Indiskrete Fragen sind ja wohl das Höchste. Wehr Dich!
LG Moni

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Meine Höflichkeit würde ab dem Moment aufhören ab dem er meint, eine härtere Hand tut gut. Ich würde ihm eine klare Ansage machen,so klar das er sich nicht mehr einmischt und es direkt versteht. Vielleicht sowas wie, dass du gegen Gewalt in der Erziehung bist, es ihn nichts angeht und ihr zufrieden mit der Erziehung seit, es weiterhin so handhaben werdet. Und es dich auch nicht interessiert was er hinsichtlich Erziehung denkt, ihm anschließend noch ganz freundlich einen schönen Tag wünschen. Das du harmoniebedürftig bist und dich mit dem Nachbarn verstehen willst verstehe ich,jedoch lässt du dir so iwie auf der Nase rumtanzen bzw werden so seine tollen Ratschläge nie aufhören...

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Hmm also Tipps in Bezug auf konkrete Ansagen und Anfeindungen wie "kümmere dich um deinen eigenen Mist" sind wahrscheinlich nicht unbedingt der richtige Weg für jemanden, der den Konflikt eher scheut und friedlich zusammenleben möchte. Das ist in diesem Fall auch gar keine schlechte Strategie, finde ich, denn mit seinen Nachbarn im Clinch zu sein, kann noch viel belastender werden, als wenn man sich blöde Fragen und hirnrissige Tipps anhören muss.
Seid ihr denn mit dem befreundet oder ist das dann mehr Smalltalk am Gartenzaun? Ist der Mensch grundsätzlich kritikfähig und einigermaßen reflektiert?
Wenn nicht, dann würde ich vermutlich weiter die Strategie des aus dem Weg gehens fahren (also so richtig konsequent, und wenn man sich doch mal spricht super kurz antworten und dann weg müssen) und erst mal sehen, ob er den Wink mit dem Zaunpfahl dann versteht.
Wenn nicht, dann würde ich mir ein Herz fassen und ihm einfach nett und freundlich sagen "Karl Heinz, ich weiß, du meinst es einfach nur gut - aber ich möchte und brauche keine Hinweise im Umgang mit unserem Kind. Jeder hat seine eigenen Überzeugungen und selbst wenn wir Fehler machen, dann werden die auch zu etwas gut sein. Bitte lass uns ab jetzt nicht mehr darüber sprechen, wir sind glücklich, so wie es ist." oder so ähnlich 🤗
Das mit den indiskreten Fragen finde ich fast schwieriger. Deswegen würde ich erst die Vermeidungsstrategie fahren.
Was sagt denn dein Mann dazu?

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Danke für eure Antworten.

Auf deine gehe ich konkret ein, weil ich auch denke, dass mich eine dauerhaft schlechte Stimmung belasten würde. Eine kurze ruppige Ansage könnte unschöne Folgen haben für unser Zusammenleben.

Aus meiner Perspektive sind wir nicht befreundet. Aus seiner vielleicht schon oder es ist einfach seine Art. Er hat sich bei unserer ersten Begegnung schon so benommen, als würden wir uns ewig kennen und gefragt, ob unser Sohn geplant gewesen wäre und ob wir gar nicht verhütet hätten oder ob da was schief gelaufen sei. Und meinte dann, dass er hört, wie sehr mich unser Sohn „auf Trapp hält“ und mir direkt Erziehungstipps gegeben.

Ich finde ihn nicht reflektiert. Er selbst erzieht zwar autoritär und schimpft viel, so wie er das richtig findet, aber nicht mit dem von ihm gewünschten Ergebnis. Zum Beispiel wenn wir uns unterhalten und seine Tochter dazwischen redet, fährt er sie jedes Mal an: „Kinder sind still, wenn Erwachsene reden!“ Aber er sagt das in jedem Gespräch mehrmals zu ihr und es hat keine Wirkung.

Kritikfähig weiß ich nicht, weil ich ihn noch nie kritisiert habe.

Danke für deine Tipps.

Mein Mann sagt immer, das muss ins eine Ohr rein und ins andere rausgehen und das Leben sei zu kurz, um sich über das Geschwätz des Nachbarn Gedanken zu machen. Da ist er ziemlich gelassen. Leider schaffe ich es nicht, diese Gelassenheit zu übernehmen.

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Er hat sich bei unserer ersten Begegnung schon so benommen, als würden wir uns ewig kennen und gefragt, ob unser Sohn geplant gewesen wäre und ob wir gar nicht verhütet hätten oder ob da was schief gelaufen sei.

Also tut mir leid, aber bei dieser unverschämten Bemerkung hätte er schon in die Schranken verwiesen gehört! Bei aller Diplomatie und nachbarschaftlichen Rücksichtnahme, das war schon unverschämt genug und habe ich noch nie erlebt, in allen Häusern rundum nicht, und hier haben schon zig Familien unterschiedlichster Charaktere gelebt.
Machen Dein Partner und Du einen derart verschüchterten und hilflosen Eindruck, dass er sich das traut?
Entweder ihr wollt eure Ruhe, dann müsst ihr euch wehren, ansonsten müsst ihr es eben aushalten.....und immer mehr schlucken, denn solche Leute bessern sich nicht.
Je mehr ihr das Genick einzieht, desto mehr wird er sich rausnehmen.
Genau WEIL das Leben so kurz ist, darf man es sich nicht von so einem Zeitgenossen versauen lassen.

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Hallo,

sinnvoll wäre, dass Dein Freund und Du Euch einmal gemeinsam positioniert und dem Nachbarn zwar freundlich, jedoch sehr unmissverständlich sagt, dass Ihr Euch jegliche Einmischung in Form von Kommentaren/Bemerkungen ab sofort verbittet. Seine Meinung interessiert Euch nicht, daher soll er sie getrost für sich behalten.

Danach nur noch kurz und knapp grüßen, überfreundlich wäre ich zu so einer Person allerdings nicht. Was befürchtest Du denn? Ihr seid genauso erwachsen wie Euer Nachbar! Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, dass Du nur Deine eigene Haltung ändern kannst, nicht jedoch Dein Gegenüber. Euer Nachbar ist mit großer Wahrscheinlichkeit gelangweilt und mit seinem eigenen Leben unzufrieden. Indem er sich bei Euch ungefragt einmischt, macht er sich vermeintlich in dem Moment wichtig. Für solches Dummgeschwätz hat man aber zum Glück zwei Ohren :-p ;-)!

Neben der deutlichen Ansage ist es wichtig, dass Du nicht "an ihm vorbei schleichst", denn das hast Du nicht nötig! Ihr seid wie gesagt ebenso erwachsen, also "Kopf hoch und Rücken gerade" ;-), wenn Du dem Nachbarn begegnest.

Viele Grüße!

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Danke für deine Antwort. Ja, das stimmt. Ich glaube, ich lasse mich da schnell einschüchtern, weil er Ende Vierzig und sehr laut und dominant ist. Ich bin Anfang zwanzig und eher introvertiert.

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Aufrecht hinstellen, Rücken gerade und immer und immer wieder auf jegliche Kommentare antworten:
"Danke für den Rat, aber ich wüsste nicht was sie unsere Erziehung und Lebensgestaltung angeht. Wir erziehen so und leben unser Leben so wie WIR es für UNS richtig halten."
Sofort umdrehen und wweggehen. Schlicht ihn einfach stehen lassen. Und das jedes Mal wieder.

Solche Allerwelts-Klugscheißer brauchen kurze klare Ansagen und keine Rechtfertigungen.

VG

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Wie tief sitzt dieses Verhalten bei dir?

Wenn es sehr tief sitzt, würde ich therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
Dann steckt mehr dahinter und braucht konkretere, individuellere Tipps, da dann oft Ur-Muster der tiefsten Kindheit mitdrinstecken, bei denen du bei Änderung der Muster was bei dir auslöst, was du entweder so einfach nicht ändern kannst oder dich in andere Krisen stürzt.

Oberflächlich gibt es schon Möglichkeiten.
Dazu gehört aber auch eine große Portion wollen, nicht mehr kuschen wollen und ernst Bereitschaft was zu ändern

- vor dem Spiegel üben. Haltung, Sätze usw.
- Sätze bereit legen. Seine Themen kennst du ja. Leg dir alles sagende nichts sagende Sätze zu
Jo mei, is halt so, wenn Sie meinen, unser Ding - nicht Ihres, Stopp

Was nur kurzfristig klappt und wenn, dann nur als Anfang, bis du stabiler bist. Nicht als Dauerlösung
- fliehen
- Hallo und tschüß (direkt weiter, nicht stehen bleiben)

was ist für dich eigentlich nett.

Für manche fängt nett sein erst bei Selbstaufgabe an. Alles was nicht Selbstaufgabe ist, ist nicht nett.
Bei anderen ist nett sein, freundlich grüßen und keinen weiteren Kontakt.

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Meine Antwort wäre: "Sie sind nicht mein Vater! und sogar der darf sich nicht in mein Leben einmischen!"