Fragen, die meine persönliche Grenze überschreiten - Thema Geburt/Stillen - Wie innerhalb der Familie damit umgehen

Ich muss mal ein paar Fragen loswerden, ich weiß jetzt schon, dass viele Frauen meine Fragen nicht nachvollziehen können. Dann bitte nicht antworten oder haten.
Wir kommen aus einem anderen Kulturkreis (ehem. UdSSR) und wahrscheinlich können mein Problem auch hauptsächlich die nachvollziehen, die ähnliche Probleme haben/hatten.

Ich hatte schon mal in die Richtung eine Frage gestellt, es ging darum, dass ich es höchst unangenehm fand, von meiner Schwiegermutter samt Familie zu meinen Geburtsverletzungen befragt zu werden. Muss dazu sagen, in dieser Familie gibt es absolut keine Tabuthemen, jeder ist neugierig und fragt geradewegs heraus, ohne auf Grenzen zu achten.
Meine Familie dagegen (auch aus demselben Land) ist da viel diskreter und zurückhaltender. Und auch nicht so neugierig.
Was das Thema "stillen" angeht, hab ich leider die Erfahrung gemacht, dass beide Familien mich traktiert haben mit Fragen.
Mehrmals täglich musste ich Rede und Antwort stehen, ob ich genug Milch habe, ob der kleine satt wird, ob ich Schmerzen in den Brüsten habe usw, selbst nach dem Stuhlgang vom Baby wurde sich erkundigt. War in dem Land zur damaligen Zeit völlig normal, dass die weiblichen Verwandten der stillenden Mutter zur Seite standen, es gab kein Milchpulver, aber zur heutigen Zeit, absolut unnötig. Dafür hab ich eine Hebamme, ich brauche nicht die Hilfe von SM/Mutter, Tanten und Omas. Zumal mich das ständige fragen dermaßen unter Druck gesetzt hat. Es hat leider nicht geklappt und ich hab mich gefühlt, wie ein Stück Sch***e, weil mein Kind nach 2 Monaten die Flasche bekam. Ich wurde dafür übrigens als "faul" bezeichnet. Zu faul, um am stillen dranbleiben.
Nun hab ich noch wenige Wochen vor mir, bis das nächste Kind kommt und möchte im Vorfeld klären, dass all diese Fragen zu den aufgelisteten Themen diesesmal Tabu sind. Ich zerbreche mir jetzt schon den Kopf, wie ich bei meiner Schwiegermutter an das Thema rangehen sollte. (Meiner Mutter hab ich schon alles gesagt.)
Meine Schwiegermutter ist eh nicht so begeistert von mir, da ich nicht so viel erzähle, wie die anderen, ich bin eher ruhig und (laut ihrer Aussage) sehr zurückgezogen und auf Distanz. Ich bin eigentlich nur so, weil ihr Sohn (mein Mann) mich von Anfang an gewarnt hat, ihr zu viel zu erzählen. Nun schiebt sie die Schuld aber auf mich und sagt, dass ich ihrem Sohn verboten habe, ihr etwas zu erzählen und dass wir aus allem ein Geheimnis machen. Wenn ich ihr jetzt also noch sage, dass ich über bestimmte Themen nicht mehr reden werde, was Geburt und stillen und Stuhlgang angeht, dreht sie richtig durch. Sie kann leider sehr beleidigt und nachtragend sein. Ich möchte es ihr also nicht vor den Latz knallen sondern möglichst nett beibringen. Hab mir auch schon Argumente überlegt, die meine Meinung stützen sollen. Ich würde gerne noch von anderen wissen, wie ihr damit umgehen würdet, wie gesagt, bitte nur Antworten, die auch weiterhelfen. Wenn gar nichts hilft und meine Bitte ignoriert wird, werde ich auch irgendwann die Fragen ignorieren, ich möchte aber möglichst einen Weg gehen, der niemanden verletzt und niemanden vor den Kopf stößt.

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Ich würde vorher gar nichts dazu sagen und wenn ich dann nach Geburtsverletzungen gefragt werde einfach sagen "mir geht's gut, danke der Nachfrage" und beim stillen "Das Kind wächst und gedeiht, Erna. Das ist doch die Hauptsache. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen"
Oder "das Kind macht in die Windel, so wie jedes andere Baby auch. Der Stuhlgang liegt im normalen Bereich und ich würde mich lieber über andere Sachen unterhalten als über die Ausscheidungen eines menschens"

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War du berichtest sind ja nicht nur wohlwollende Nachfragen, sondern es wurde sich eingemischt, wahrscheinlich ungefragt Ratschläge gegeben und am Ende beurteilt ("faul" ist da echt unmöglich). Es ist also völlig nachvollziehbar, dass das unangenehm ist.

Ich vermute das Problem liegt in folgendem Satz begraben: "ich möchte aber möglichst einen Weg gehen, der niemanden verletzt und niemanden vor den Kopf stößt". Diesen Weg wird es nicht geben. Die Verwandtschaft will sich einmischen und du willst es nicht. Wenn du eine Grenze ziehst, wird es Gegenwind geben und die Verwandten werden sich vor den Kopf gestoßen fühlen. Fast ist aber okay und damit musst du dich arrangieren. Versuche dir selbst zuzugestehen, dass deine Grenze in dieser Situation wichtiger ist als das Bedürfnis der anderen.

Ob es Sinn macht, vorher darüber zu sprechen, weiß ich nicht. Die Grenzen werden eh nach der Geburt wieder getestet werden, auch wenn du vorher schon das Gespräch suchst. Ich würde mir einfach Sätze zurechtlegen, um dieses Mal bei Nachfragen vorbereitet zu sein. Sowas wie "das ist für mich momentan ein sensibles Thema und es tut mir nicht gut darüber zu reden." Und dann direkt Thema wechseln.

Wenn dein erstes Kind jetzt bereits etwas älter ist, machst du vielleicht die Erfahrung, dass das einmischen und bewerten nach dem Wochenbett nicht aufhört und dass das irgendwann auch die Kinder mitbekommen? Vielleicht hilft es dir, deine Grenzen zu verteidigen, wenn du dir klar machst, dass du damit nicht nur dich, sondern vor allem auch deine Kinder schützt. Irgendwann wird die Verwandtschaft nämlich auch bei den Entscheidungen deiner Kinder mitmischen wollen und dann ist es gut, wenn du bereits Übung im Grenzen setzen hast. Wichtig wäre da auch, deinen Partner mit im Boot zu haben, da es ja vor allem um seine Angehörigen geht.

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Ich schließe mich den Usern vor mir an.
Wenn du Sorge hast, man könnte dir vorwerfen zu wenig zu erzählen kann du ja in anderen Bereichen mehr berichten.
Grundsätzlich halte ich es aber für keine gute Idee es allen Recht machen zu wollen. Dabei bleibst du auf der Strecke. Hole dir Unterstützung von deinem Mann. Er darf auch gerne mal auf den Tisch hauen wenn SM über dich herzieht.

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Es ehrt dich, dass du das deiner SM möglichst sanft beibringen willst. Aber ich glaube, egal wie du es sagst, sie wird es nicht gut auffassen und das solltest du dir bewusst machen!

Mach es nicht zu deinem Problem, wenn SIE beleidigt ist, das ist nämlich ganz allein ihr Problem. Ich würde evtl im Vorfeld gar nichts groß ankündigen, höchstens einfach kurz erwähnen „ich werde solche Fragen in Zukunft nicht beantworten!“. Ohne Argumente, keine Rechtfertigungen.

Kommen diese Fragen, bleibst du dabei: „Erna, darüber möchte ich mit dir nicht sprechen!“ und dann Ohren auf Durchzug. Wenn sie fragt warum, sagst du „weil!“ ;)

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Hallo, denkst du, du kannst mit deiner Schwiegermutter mal ein Gespräch unter vier Augen führen? Das kann man ja nett gestalten, lade sie auf einen Kaffee ein und versuche ihr die Sachlage so zu erklären, wie du es auch uns hier geschrieben hast. Wenn sie nicht völlig in ihren Ansichten festgefahren ist, dann müsste sie das doch verstehen.
Sollte das auch nichts bringen, dann bleibt dir wirklich nur das Ignorieren solcher Fragen.

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Wenn sie so aufdringlich sind wird es nicht ganz ohne Gerumpel gehen.
Ich würde ihr nicht direkt vor den Latz knallen dass du darüber nicht reden möchtest sondern mir 1-2-3 unverbindliche Sätze bereit legen. Und die wiederholst du mantramässig. Der Grundsatz ist: selbst wenn es mal wo halt, ggü der Schwiegermutter ist immer alles gut.

Danke der Nachfrage, Waltraud…
… mir gehts gut.
…. Es klappt gut.
….. Alles wie es sein soll.
… Kinderarzt/Gyn sind zufrieden.

Wenn sie unleidig wird und bohrt kannst du weiter deflektieren. „Ja was soll ich denn dazu noch gross sagen. Kind pieselt und hat Stuhlgang wie jedes andere Kind auch…“
Und wenn’s dir gar zu doof wird beschäftigst du dich mit dem grossen Kind und läufst weg/ignorierst sie.
Also die kriegt Antworten, aber welche ohne Details und ohne Probleme.

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Hi,
ich weiß noch, als wir Mädels unsere ersten Kinder geboren hatten, dass wir uns an der ein oder anderen Stelle schon gewünscht hätten, dass uns jemand mal vorher gesagt hätte, was da auf uns zukommen kann. Das wäre tatsächlich die Aufgabe unserer Mütter gewesen, schließlich hatten die das Ganze ja schonmal durch. Es wurde schon darüber gesprochen, aber die pikanten Themen irgendwie ausgelassen (vielleicht hatten sie sie aber auch verdrängt). Von daher finde ich die Offenheit unter den Frauen in deiner Familie gar nicht so verkehrt und ich könnte mir tatsächlich vorstellen, ggf. mit meinen zukünftigen Schwiegertöchtern auch über die pikanteren Seiten der Mutterschaft zu reden. (Was ich mit meiner SchwieMu tatsächlich auch kann und tue, aber weil ich da offen bin).
Aber sie werten dabei, übertreten deine Grenzen und das ist natürlich nicht in Ordnung.
Ich glaube, aus der Nummer kommst du nicht raus, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen und zu verletzen. Das ist aber völlig in Ordnung, da es sich wohl um einen ziemlich übergriffigen und passiv-aggressiven Haufen zu handeln scheint. Du musst doch gar kein gutes Mädchen sein, dein Ruf ist doch ohnehin schon ruiniert.😉

vlg tina

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>>>Mehrmals täglich musste ich Rede und Antwort stehen,<<<

Waren die Verwandten denn ständig da? Falls ja, würde ich das als erstes abstellen, aber ganz rigoros. Du brauchst Ruhe, Ruhe, Ruhe!

>>>Hab mir auch schon Argumente überlegt, die meine Meinung stützen sollen.<<<

Du musst nicht argumentieren oder dich rechtfertigen, das würde ein Rattenschwanz ohne Ende.
Du teilst mit und fertig.
Wenn deine SM dann beleidigt ist, ist es eben so, damit muss SIE fertigwerden.

Mit deinem angedachten Schmusekurs manövrierst du dich nur in die Rolle einer Bittstellerin.
Du bist eine erwachsene Frau, die bald ihr zweites Kind zur Welt bringt, deine Verwandtschaft muss lernen, dich auf Augenhöhe zu sehen.

Wenn ich es richtig gelesen habe, steht dein Mann hinter dir, das ist super und schon die halbe Miete.

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Hallo,

Ich verstehe sehr gut, dass du argumentieren und so diplomatisch wie möglich bleiben möchtest aber in der Regel hilft bei übergriffigen Menschen dieses vorsichtige Herangehen einfach nicht. Bei Ausreden wirst du in Diskussionen verstrickt und bei Andeutungen durch die Blume wird dein Anliegen geflissentlich überhört. Es ist völlig in Ordnung und auch nicht unhöflich, seine Grenzen abzustecken. Am besten tut das dein Mann. Das würde etwa folgendermaßen lauten: "Liebe Erna, es freut mich sehr, dass du so viel Anteil an mir und dem Baby nimmst, aber ich möchte weder über die Geburt, noch über das Stillen sprechen. Bitte respektiere das."

Keine ewigen Erklärungen oder Rechtfertigungen - es ist dein Kind und nicht ihres. Dein Mann muss dir da auch den Rücken freihalten.

LG :)