Hallo!
Ich bin 39 Jahre und bin vor 21 Jahren vom Elternhaus ausgezogen.
In den letzten Jahren überkam mich bei meinen Besuchen immer so eine eigenartige Traurigkeit.
Heute wurde es mir dann klar!
Ich habe Heimweh.
Mir fehlt das Haus, die Gemütlichkeit und die Geborgenheit die es ausstrahlt.
Ich vermisse den Geruch.
Ich vermisse den Garten.
Ich vermisse die Nähe meiner Familie (ich wohne 56 km entfernt).
Ich vermisse die Gegend.
Ich hatte nach meinem Auszug eigentlich nie wieder dieses "zu Hause" Gefühl.
Die Erkenntnis kommt gerade recht ungelegen, denn ich bin vor 3 Monaten in meine neue Wohnung gezogen und in meiner Heimat findet man sowieso nur sehr schwer Wohnungen.
Kennt das jemand?
LG von der Ex
Heimweh nach früher!
Ich habe mein Heimatdorf so sehr gehasst, habe jahrelang mitten im Stadtzentrum gewohnt.
Nach 10 Jahren hab ich nun mein eigenes kleines Häuschen nur 2 Straßen von meinem Elternhaus entfernt. Ich fühle mich hier ziemlich wohl, nach so langer Zeit aber irgendwie auch wie eine Zugezogene.
Noch haben wir hier, außer zur eigenen Familie, nicht viele Kontakte aufbauen können, ich kann nur soviel sagen, ich bin zwar glücklich, wieder hier zu sein, es fühlt sich aber irgendwie anders an.
Ich kenne das Gefühl und das, obwohl meine Eltern nahezu das ganze Haus renoviert haben. Aber manche Kleinigkeiten sind noch geblieben. Die Holztreppe, das Erkerfenster. Dann habe ich auch das "Zu Hause" Gefühl und sogar einen Anflug von Wehmut nach meiner Heimat. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit dort. Aber keine schöne Jugend.
Ich weiß rational, dass ich mich dort nie wieder wohl fühlen könnte. Das Dorfleben kann wunderbar sein, aber die Ereignisse von damals würden mich dort für immer begleiten, wie ein großer dunkler Schatten. Ich spüre das schon bei meinen Besuchen. Eine Mischung aus Mitgefühl und Neugier. Hier an meinem neuen Wohnort kennt keiner diese Geschichte. Ich kann diejenige sein, die ich mittlerweile bin und werde nicht auf ein Ereignis in meinem Leben reduziert.
Ich glaube, wenn dies nicht der Fall ist, kann man sich in seinem Heimatdorf oder Ort wieder sehr wohl fühlen. Viele meiner KlassenkameradInnen ziehen jetzt mit den ersten Kindern wieder dorthin zurück und fühlen sich damit sehr wohl. Für mich wird das nie eine Option sein, auch wenn ich das Gefühl gut verstehe. Ich habe dennoch auch manchmal Heimweh, wenn ich dort bin.
Vermutlich ist es aber eher Wehmut nach der geborgenen und wundervollen Kindheit. Den Stunden draußen in den Wäldern, meinen Radtouren durchs Dorf beim Beobachten der Greifvögel, das gemeinsame Retten und auch Verlieren von Kleintieren, die Babykälber und das Traktor fahren. Die Katzenbabys und allgemein die Dorfgemeinschaft. Ich denke in meinem Fall ist es in erster Linie die Sehnsucht nach diesem Gefühl und dieser wundervollen Zeit.
Und dennoch fahre ich von dort immer "nach Hause". Hier, in meiner neuen Heimat bin ich eine erwachsene Frau und werde auch als diese wahrgenommen und behandelt. Man lästert vermutlich über meinen verlotterten Garten, fehlende Vorhänge (das ist ja nicht wohnlich) oder unseren Stellplatz, anstelle eines schönen Vorgartens. :) Und das ist für mich vollkommen okay. :D
Vielleicht ist das auch an anderen Orten in kleineren oder größeren Städten anders. Das Dorfleben kann so wundervoll und bereichernd sein, aber auch eine Bürde.
Deine Melancholie klingt eigentlich wunderschön. Für mich als außenstehenden versteht sich. Es ist toll weil es zeigt, was dir diese kleinen und großen Dinge bedeutet haben und immer bedeuten werden. Und vielleicht gibt es dir auch Hilfestellung was dir für die Zukunft wichtig ist wenn du mal irgendwo ankommst?
Ich würde es als Nostalgie bezeichnen, was mich manchmal bei diesen besuchen überkommt. Man idealisiert und im Gefühl sieht man vor allem die schönen Dinge. Rational weiß ich, dass nicht alles rosarot wäre wenn ich dort wohnen würde weil dann hätte ich dort alltag und der ist nirgends überall toll. Aber wenn man nicht dort wohnt, kann man vor allem die schönen Seiten sehen.
Hi,
bei 56 km, oder fehlen ein oder 2 Nullen? So ein Heimweh ??
Dein Elternhaus, wird jetzt vermutlich nach "alten Leuten" riechen.
Je nach Alter, ist es nur noch "Grundstück" und kein gepflegter, oder "schön wuchernden" Garten.
Die 56 km, ist man doch in keiner Stunde gefahren, was hindert dich, jede Woche, oder jede Festivität "Heim" zu fahren? Dann hast Du Deine Familie, Deine Schulfreunde und Deine Gegend.
Ja, nach früher habe ich Heimweh, nach meinen 85 Kilo, jetzt sind es jenseits von Gut und Böse.
Ja, nach meinem Bruder, der vor 23 Jahren ums Leben kam.
Nach der Firma, in der ich gelernt hatte und 23 Jahre war, bis ich und andere, rausgeekelt wurden.
Nach 3x soviel Haaren, wie vor Hashimoto.
Nicht mehr den ganzen Tag müde zu sein, wie vor Hashimoto.
Soviel Zeit, trotz Vollzeitarbeit, wie vor den Kids.
Eltern, wie sie früher einmal waren. Nicht jetzt die "alten Menschen" die nicht mehr zuhören und nichts hören, das ist eine sau schlechte Kombi.
Die Gegend, knapp 60 km rund um mein Wohnort, nervt mich nur noch an. Dank Corona, haben wir hier jeden Meter abgewandert.
Ich will, sofort mit Lottogewinn, oder in der Rente, 700 km an die Ost- oder Nordsee ziehen. Mein Haus wird verkauft, da unten wird dann was gemietet, Wohnwagen oder was weiß ich, gemacht.
Warum hast Du dich so aus Deiner Heimat entfernt, wenn es doch "so toll" ist/war? Mein Mann fährt jeden Tag 56 km auf die Arbeit. Davor ist er 60 km in die andere Richtung gefahren.
Irgendeinen Grund, muß es ja gegeben haben, daß Du dich so entfernt hast.
Gruß
Ich antworte dir mal, obwohl ich nicht die TE bin. Ich habe jahrelang nur 15km von meinem Elternhaus entfernt gewohnt und habe trotzdem manchmal so eine heftige Sehnsucht verspürt. Ich konnte allerdings auch nicht immer "nach Hause", da das Dorf nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war und ich selbst kein Auto hatte. Es ist also egal, ob 15km, 56km oder 560km.
Der Grund, weshalb ich damals weggezogen bin, war genau der, dass es halt ein Kuhdorf war und man von dort schlecht weg kam. Ich hab dann Jahre lang in der Stadt gelebt, 5 Minuten Fußweg von der Arbeit.
In meinem Elternhaus riecht es übrigens gar nicht nach alten Leuten und der Garten ist mega gepflegt. Jedes Jahr kommen neue Gemüsesorten dazu, die angepflanzt werden und mit denen die ganze Familie versorgt wird, dieses Jahr sind unzählige Beerensträucher dazugekommen und das Blumenbeet ist piccobello. Der Geschmack meiner Mutter, was Einrichtung betrifft, sehr modern und gemütlich, es ist schöner, als bei mir zu Hause.
Ich glaube, es geht hier um Gefühle, die sich nicht steuern lassen, man kann das auch nicht immer erklären oder rechtfertigen.
Die 15 km fährt man mit dem Rad, wenn man will, ansonsten hat man Ausreden.
Nach alten Leuten riecht es, weil sie nun mal alt sind. Immer frieren, nicht mehr so oft gelüftet wird, wie noch vor 2 Jahren.
Der Garten bei meinen, 1938 und 1939 geboren, ist auch noch TOP. Aber meine Mutter kann es noch. Mein Sohn geht im Sommer, jeden Tag rüber zum gießen helfen, mäht von März bis Oktober den Rasen. Meine Großeltern waren mit 70 Jahren Pflegefälle, mein Ex Kollegin hatte mit 62 Jahren einen so heftigen Schlaganfall, die wird nie mehr in ihrem Garten was machen, oder Urlaub mit ihrem Mann.
Das Wohnzimmer bei meinen Eltern ist von 1988, die Küche von 2004, Bad unten von 1979, Bad in der Mitte von 1990, Treppenhaus, Marmor von 1979. Alles gepflegt, da hätte man bis vor einem Jahr, Tag und Nacht ne Herz-OP machen können. Und dann fing es an, mit Netzhaut OP. 4 Wochen später Oberschenkelhalsbruch und neue Hüfte bei der Mutter. Der Vater konnte noch nie gut, es wird aber immer schlimmer, seit 1 Jahr ein Treppenlift. Für Termine kommt der Rollstuhl mit. Der Pflegedienst kommt Donnerstags zum Baden, und zum putzen, seit 1 Jahr. Vorher hatte ich 2,5 Monate lang geputzt, gewaschen hatte ich 7 Monate.
Wenn man zu dicht dran wohnt, ist es vermutlich anders.
Ich wohne seit gut 20 Jahren ca eine Stunde von meiner Heimat entfernt.
Alle paar Monate bin ich bei meinem Bruder, der im Elternhaus lebt. Meine Eltern sind schon lange tot und das Haus ähnelt nur mehr im weitesten Sinne dem Haus von damals. Aber trotzdem bleibt dieses Gefühl der Verbundenheit, der Erinnerungen.
Ich habe aber in meinem jetzigen Wohnort meine 2.Heimat gefunden. Es hat zwar einige Jahre gedauert, aber mittlerweile möchte ich hier nicht mehr weg.
Meine Kinder schlagen hier ihre Wurzeln, sind hier geboren. Es ist ihre Heimat.
Heimat ist für mich überall dort wo ich mich wohl fühle, wo Menschen sind die ich mag.
Ich verstehe dich. Ich vermisse mein Elternhaus auch, samt meiner 3 großen Geschwister. Es war immer wer da, immer was los. Ich mag das wuselige, die Menschen um mich rum. Deswegen ist Weihnachten, wo wir immer alle zusammen kommen für mindestens 2 Tage, das beste Zeit des Jahres für mich 😊
Ja. Ich kenne das zu gut. Meine Großeltern bewohnten mein Elternhaus zuletzt. Beide verstarben. Mein Opa vor sechs Monaten. Es hieß immer, das ich mit meiner Familie das Haus beziehen darf. Nun steht es zum Verkauf. Mein Vater vergaß mir Bescheid zu sagen, nachdem er es mir etliche Male versprochen hatte das ich wieder nach Hause kommen kann. Mein Leben gleicht gerade einem Scherbenhaufen. Ich kann nicht mit dem Gedanken leben, dieses Haus niemehr betreten zu können. Zumindest fühlt es sich im Moment so an. Es fällt mir schwer, mich ins hier und jetzt zu rufen. Meine Kinder haben hier ihr zu Hause. Auch wenn sie mein Elternhaus kennen und ebenfalls lieben gelernt haben. Diese Sehnsucht frisst mich gerade nahezu auf. Aber ich versuche zu lernen, das es nicht in meiner Macht liegt. Außer mein Leben mit meiner Familie hier fortzuführen.
Mein Mann hat mir gestern Müsli mitgebracht. Ein Weihnachtsspecial. Ich musste bei jedem Bissen weinen, da es mich zu sehr an die Weihnachtsküche meiner Oma erinnert hat. An die Küche in der ich für meine Kinder ebenfalls tolle Gerichte zubereiten wollte.
Es ist verdammt schwer und schmerzhaft. Doch ich hoffe das es bald besser wird. Ich irgendwann damit meinen Frieden finden kann.