Kontakt mit Vater abbrechen

Hallo ihr Lieben,

ich weiß gar nicht genau, was ich mir hiervon erhoffe oder erwarte.

Ich möchte den Kontakt zu meinem Vater komplett abbrechen, weil ich ein für alle Male durch mit ihm bin. Aber da er mich immer darauf getrimmt hat, dass ich unrecht habe und alles was passiert ist eh nicht stimmt, habe ich Sorge vor dem was passiert.

Um die Vergangenheit kurz zusammen zu fassen: Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 3 war und danach hat sich mein Vater quasi nicht mehr um mich gekümmert. Er hat mich zwar abgeholt, aber mich dann nur zu seinen Eltern gebracht (bei denen es mir ja auch gut ging), aber er war dann nur unterwegs und feiern und hat eigentlich nichts mit mir zu tun gehabt. Bis auf die Zeiten, wo er mal eine Frau hatte, die selbst Kinder hatte, hat er sich quasi gar nicht für mich interessiert. Dies streitet er aber alles ab heute (habe ihn mal darauf angesprochen und ihm mit 14 einen Brief geschrieben - hat ihn aber alles nicht interessiert). Er hat mich immer wieder enttäuscht und sich verhalten wie das letzte Arschloch (es sind so viele Sachen passiert, da wäre ich morgen noch dran mit schreiben) Dann hat er wo ich 13 war oder so, seine neue Frau kennengelernt, mit der ich mich sehr gut verstanden habe und die quasi der Auslöser war, wieso es wieder mehr Kontakt gab und wir die letzten Jahre auch uns regelmäßiger gesehen haben (allerdings war selbst da auch sehr viel sehr komisch, da die beiden es teilweise nicht mal geschafft haben länger als eine Stunde auf meinem Geburtstagskaffee zu bleiben, da der Hund zuhause gewartet hat 🤷🏻‍♀️). Aber auch andere Dinge sind während dieser Zeit weiterhin passiert und immer wieder habe ich trotzdem um seine Liebe gekämpft, mich weiterhin immer so gefühlt als wäre ich alles schuld und als wäre ich wertlos und schlecht.

Jedenfalls ist jetzt der Super GAU eingetroffen. Seine Frau ist vor einem Jahr an Krebs erkrankt und vor 3 Tagen verstorben. Schon während den letzten 3 Monaten hat mich mein Vater komisch behandelt wieder. Ich habe ihm andauernd meine Hilfe angeboten, aber er hat sie nie annehmen wollen. Immer hat er mir dann nur erzählt wie toll ihm alle anderen Menschen helfen etc. Ich habe einen fast 6 Monate alten Sohn und war aufgrund dessen und dem Fakt, dass ich eine Panikstörung und hypochondrische Störung von vor 10 Jahren, nachdem ich den Krebs Tod meiner Tante damals miterlebt habe und mitgegangen bin, erst vor nicht allzu langer Zeit in den Griff bekommen habe, nicht mehr im Krankenhaus, da ich genau weiß, was mit mir passieren wird und da ich nun noch einen kleinen Sohn habe, nicht nochmal zusammen brechen kann, so wie damals. Ich hatte dies meinem Vater auch dann so erklärt, als er mich einmal gefragt hatte, ob ich nicht auch mal ins Krankenhaus kommen möchte. Er hatte dann angebliches Verständnis und es war eigentlich alles okay. Bis gestern. Wo er plötzlich seine ganze Wut und Trauer und seinen ganzen Hass auf die Welt an mir ausgelassen hat und mir Dinge gesagt hat, die man niemandem sagt. Unter anderem, dass ich seine sterbende Frau zutiefst enttäuscht habe, da ich nicht mehr bei ihr war und sie während des Sterbens noch geweint hätte wegen mir (Man muss dazu sagen, dass mein Vater mit ungefähr allem komplett übertreibt und er auch gerne Sache erfindet und man nie weiß, was wirklich stimmt.). Und dass er mich die letzten 3 Monate extra immer abgewiesen hätte, weil ich mich so verhalte wie ich mich verhalte. Er wüsste ja jetzt wie ich mich mal um ihn kümmern würde oder auch um meine Mama, wenn es denen mal schlecht gehen würde. (Wo ich mich schon frage, wie er darauf kommt, dass ich mich um ihn kümmern würde, wo er sich nie um mich gekümmert hat und wie er sich mit meiner Mama vergleichen kann, für die ich alles machen würde, weil sie alles für mich gemacht hat und mich so toll allein groß gezogen hat.) Er hat so viele schlimme Dinge gesagt, dass ich diese gar nicht alle aufzählen kann. Jedenfalls ist es jetzt Aus für mich. Ich will diesen Menschen nicht mehr ertragen und er soll deinen eigenen Weg gehen, aber ohne mich. Aber ich bin so unglaublich ängstlich was ich angeht. Ich hab mich nie getraut ihm Kontra zu geben weil er immer nur meinte, dass ich eh unrecht habe etc.

Ich bin fix und fertig und total mit den Nerven am Ende deshalb.

Vielleicht kann mir Jemand Mut machen. Ich weiß es nicht.

Lieben Dank fürs Durchlesen und ich hoffe ich habe nichts wichtiges vergessen.

Liebe Grüße!

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Hallo!

Was du genau tun wirst, liegt in deiner Hand. Tu dies, was du für richtig hältst. Beim Lesen hatte ich erst ein sehr großes Mitgefühl dir gegenüber wegen deiner Beziehung zu deinem Vater in deiner Kindheit. Ich muss aber auch ehrlich gestehen, dass ich deinen Vater im Hinblick auf die letzten Monate verstehen kann. Er hat seine Frau verloren. Wenn der Partner Krebs hat, stelle ich mir die Situation wie eine Berg- und Talfahrt aus Hoffnung und Emotionen vor. Den einen Tag schöpft man Hoffnung und ist gut gelaunt, den anderen Tag ist man mies gelaunt, weil man mit voller Wucht auf dem Boden der Tatsachen aufschlägt. Und ja, dann kann auch mal die ganze Welt an den kleinsten Dingen Schuld sein. Dass dein Vater dich angemotzt hat, war nicht angebracht, aber er wird einfach fertig mit der Welt sein. Jeder macht Fehler. Lass Zeit vergehen und dann ergeben sich so manche Dinge. Wieso hast du seine Frau nicht wenigstens mal angerufen, solange es noch ging? Für ihn kommt es eben so rüber, als würde es doch nicht interessieren.

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Ich habe ja mit ihr telefoniert wo es noch ging. Auch wo sie nicht mehr wirklich sprechen konnte an ihrem Geburtstag haben wir noch angerufen und gesungen für sie.
Ich hab meinen Vater quasi jeden Tag angerufen und gefragt was ich machen kann.

Und ja das ist das Problem. Ich glaub wenn man nicht die ganze Geschichte kennt, dann hat man Mitleid für ihn. Hatte ich auch. Bis gestern. Bis er wieder alle Menschen in den Himmel gelobt hat und mich komplett fertig gemacht hat am Telefon.

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Ja das wollte ich noch schreiben, dass es schwer vorstellbar ist, wenn man die ganze Geschichte nicht kennt. Aber ich glaube, dass das den Rahmen hier sprengen würde :) Ich glaube für dein Problem ist Urbia der komplett falsche Ansprechpartner :) Also nichts gegen dich und dein Problem, aber ich denke, dass du hier keine adäquaten Antworten finden wirst.

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da hast panische Angst vor Krankenhäusen? das habe ich richitg gelesen oder? das solltest du in den Griff bekommen, was wäre wenn du mit deinem KInd in eine Notaufnahme musst,
Mit unserem 2, Kind war ich gefählt zwischen 2 und 14 alle 3 Wochen dort

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Nein ich habe nicht panische Angst vor Krankenhäusern. Ich lag mit meinem Baby selbst nach der Geburt in der Kinderklinik etc. Die Panikstörung und Hypchondrische Störung hat mit dem Krebstod meiner Tante von vor 10 Jahren zu tun.

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Hallo liebes! Fühl dich ganz doll gedrückt. Es tut mir fürchterlich leid, dass du so einen Vater hast und dass du dir immer wieder böse Sachen von ihm anhören musst. Das hat mir echt leid getan, dass du ihm sogar mit 14 noch einen Brief geschrieben hast (habe als ich ca 7-8 Jahre alt war auch meinen Vater ein Brief geschrieben weil er so oft auf Geschäftsreise war) er es aber total ignoriert hat.
Dein Vater scheint definitiv psychische Probleme zu haben und vieles an dir rauszulassen. Nimm ihm das von gestern nicht so zu Herzen, seine Frau zu verlieren ist echt sehr sehr hart und damit kommt nicht jeder zurecht. Schade aber, dass er statt zu trauern seine Aggression auslebt. Ich glaube das beste wäre tatsächlich einfach Abstand zu halten. Du musst ja nicht sagen „so ab heute habe ich kein Kontakt mehr mit dir“ sondern einfach nicht mehr melden. Ich glaube von ihm würde ja auch nicht mehr viel kommen, so wie du ihn beschrieben hast.

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Ich danke dir für deine Antwort. Es ist mein absolut großer Wunsch den Kontakt einschlafen zu lassen, weil ich endlich glücklich sein will. Und das kann ich leider nur ohne ihn, weil er mich immer wieder verletzt und schlecht behandelt. Ich hab schon immer gesagt, dass wir ohne seine Frau auch gar keinen Kontakt haben würden und sie unser Klebstoff ist, weil ich eigentlich eher mich mit ihr gut verstanden habe. Jetzt ist sie weg und mein Vater macht da weiter, wo er aufgehört hat. Demnach hält mich dort nichts mehr. Und ich kann endlich frei sein. 🙈

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Hallo,

Melde dich doch einfach nicht mehr bei ihm und sieh was passiert. Wenn es dir besser damit geht ist das doch gut.

Lg

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Bald ist noch die Beerdigung im Januar Aber Genau so werde ich es handhaben und wenn er sich meldet und mir wieder Vorwürfe macht oder Ähnliches, dann werde ich ihm sagen, dass ich nicht mit ihm sprechen möchte und das Telefonat beenden :)

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Oh Mann, du tust mir total leid. Weshalb würdest du überhaupt seinen Anruf annehmen und dich seinen Vorwürfen aussetzen? Bei diesem Menschen musst du dich null an die Telefon-Etikette halten. Blockiere ihn und scher dich nicht darum, was er denkt.

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Weißt du, was mit kurz und knapp dazu einfällt:
Hab keine Angst, deinen Vater zu verlieren - du hattest nie einen!

Er ist Gift für dich!
Kümmer dich um dich und deine Familie, sieh zu, dass es dir gutgeht.

Du wirst keine Schuld auf dich laden! Ein schmerzhaft schlechtes Gewissen darf er haben. Woher kommt diese Angst vor den Schuldgefühlen?
Weil man Vater und Mutter ehren soll!? Nö... Das ist im Übrigen ein Übersetzungsfehler: man solle den Alten was zu essen geben, damit sie nicht hungern. Im Deutschland des 21. Jahrhundert obsolet geworden.

Befreie dich!
(Ich persönlich hatte immer wieder Probleme mit meiner Mutter, die uns auch vernachlässigt hat. Kontakt-freie Phasen waren eine Wohltat!)

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Danke dafür. Deine Antwort spricht mir so sehr aus der Seele. Die Umsetzung muss ich noch hinbekommen 🙈 Ich bin ein Mensch, der es immer alles Recht machen will und ein viel zu großes Herz hat. Deshalb ist das für mich definitiv ein Lernprozess, aber ich will es durchziehen.

Ich hab das Gefühl, dass das jetzt meine Chance ist. So oft hab ich mich es nicht getraut, aber immer gewollt. Aber ich hatte immer „Angst“ vor ihm. Jetzt ist der Punkt wo ich es durchziehen will. Und ich will auch kein Mitleid haben. Denn das hatte er auch nicht mit mir 🤷🏻‍♀️

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Hui... Da fehlen mir fast die Worte, und das ist echt selten...
Für mich hört sich das nicht an, als wäre er dir je ein Vater gewesen. Es gibt zwar immer zwei Seiten einer Medaille, aber irgendwie scheint sich alles immer nur um ihn zu drehen. Du sollst quasi vollumfänglich für ihn da sein, während er das für dich nie war. Dahingegen lässt er dich aber zu gern seine Missbilligung spüren...

Ganz ehrlich? Menschen, die einem nicht gut tun, sollte man auf sehr großem Abstand zu sich selbst halten. So meine Meinung. Ein Vater hat in erster Linie für seine Tochter da zu sein, nicht andersherum.

Ich würde den Kontakt abbrechen. Ich habe Ähnliches erlebt. Nur, dass er sich nie um mich gekümmert hat und dann plötzlich angekrochen kam, als ich 25 war. Er weiß nicht mal, dass er im Mai Opa wird und wird das auch nicht erfahren. In meinem Leben ist kein Platz für ihn, denn in seinem war auch kein Platz für mich.

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Danke auch für deine Antwort. Sowas bestärkt mich wirklich sehr. Wenn die Ganze Sache mit seiner Frau jetzt nicht wäre und ich nicht ein viel zu großes Herz hätte und ich trotzdem noch Mitleid mit ihm hätte, dann würde mir das alles viel leichter fallen. Aber er hat ja auch nie Mitleid mit mir gehabt und hat ja erst gestern wieder all deine Wut an mir rausgelassen. Ich bin sein Ventil. Aber ich darf kein Mitleid haben und muss dieses Mal wirklich hart bleiben, weil es mir nur dann besser gehen wird. Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, weil er dann seinen Enkel nicht weiter kennenlernen darf? Ich möchte meinen Sohn ebenfalls vor ihm beschützen, damit er ihm nicht das gleiche antut. Alles spricht für den Kontaktabbruch und trotzdem mache ich mir fast in die Hose 🙄 Aber 28 Jahre kann man auch nicht mal eben so in seinem Gedankenmuster ändern, denke ich.

Herzlichen Glückwunsch zu deiner Schwangerschaft! Ich finds toll, dass du so stark bist 👏🏼💪🏼

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Dieses angebliche Recht der Großeltern auf das Enkelkind gibt es nicht, schon gar nicht bei lang anhaltendem zerrüttetem Verhältnis. Das ist ein „Gerücht“, das gern verbreitet wird. Da musst du wirklich kein schlechtes Gewissen haben. Und auch kein Mitleid! Gerade dein Vater sollte doch auf deine psychische Verfassung Rücksicht nehmen. Ich würde diesbezüglich aber an deiner Stelle auch Hilfe in Anspruch nehmen. Das macht dich stärker, gesünder und dafür muss man dich nicht schämen!

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Egal wie du dich entscheidest, ob Kontakt Abbruch oder nicht - du musst dich NICHT rechtfertigen.

Man liest, dass du wirklich oft verletzt warst und dir das Verhältnis anders gewünscht hättest. Letztlich scheint dein Vater DEIN Leben nicht bereichert zu haben. Er hat wenn aus Pflichtgefühl gehandelt, spürbare Liebe war da nicht.

Wenn du einen solchen Menschen aus deinem Leben streichen willst, ist das völlig ok :)

Alles Gute dir :)

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Ich danke dir für deine Worte 😊

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Er hat dich immer wieder enttäuscht, und du bist immer wieder zu ihm und hast dich angeboten. Das hat ehrlich nichts mit deinem großen Herz zu tun, sondern ist ein kranker Mechanismus, der bei Ablehnung umso stärker hervortritt.
Daran musst du gemeinsam mit deinem Therapeuten arbeiten, sonst bleibst du kaum stark.

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Bin ich ganz bei dir. Etwas, das man 28 Jahre lang gemacht hat, bekommt man nicht einfach so aus sich heraus.

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Ja, ich weiss genau, wie das ist. Alles andere als einfach.

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Hallo!

Ich denke, du hast da unfairerweise alles abbekommen, die Trauer, die Wut, wie unfair Krebs einfach ist.

Vielleicht kannst du das (nicht) Verhältnis zu deinem Vater mit einem Therapeuten aufarbeiten. Bei mir ist die Situation anders aber auch kompliziert und es hat mir dich sehr geholfen, vor allem mich abzugrenzen.

Ich finde, du hast alles richtig gemacht. Du hast für dich entschieden, was du aushältst und weißt dass dein Sohn dich braucht. Es gibt kein richtig oder falsch, dein Vater muss deine Entscheidung akzeptieren! Schau auf dich! Ganz viel Kraft und Energie!!!

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Danke dir!
Bis zu einem gewissen Punkt habe ich ganze „Beziehung“ auch schon über Jahre mit meiner Therapeutin bearbeitet und hab auch viele Dinge gelernt und umgesetzt. Dass die Ganze Sache jetzt passiert ist, ist für mich wirklich MEINE Chance ganz auszubrechen, zu mal ich dieses Szenario schon vor Wochen hervor gesagt habe 🙈
Aber ja eventuell sollte ich einfach probieren zumindest einen Termin bei meiner Therapeutin zu bekommen :)

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Du bist sicher auf einem guten Weg. Ich finde auch die Erwartungshaltung deines Vaters ziemlich heftig, anstatt dass er sich fragt, wir es dir geht! Ich glaube auch nicht, dass seine Frau geweint hat, weil du nicht gekommen bist. Wenn sie dich kennt, hat sie es verstanden und wollte dein bestes. und das beste für dich war nicht ins Spital zu gehen. Glg

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